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Die Jahre nach 1990: Nun wächst zusammen, was zusammengehört
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• Die Jahre nach 1990
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Weltbild
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Peter Ensikat: Wettlauf zwischen Hasen und Igeln
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1. Kapitel: Nun wächst zusammen, was zusammengehört . . .
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Mathias Wedel Das Leben kann so leicht sein Lothar Kusche Im großen Kebabylon Uwe Steimle Rückgabe vor Entschädigung Wolfgang Schaller Deutschland. Ein Liebesmärchen Matthias Biskupek Vertraulicher Brief Edgar Külow Der Mann im Ausschuß Ernst Röhl Stammtisch 2. Kapitel: Keinem wird es schlechter gehen Vf111f '1.ne ~.f Pt.< t::rYb~tos
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Hansjoachim Riegenring Das Ende der C st Peter Ensikat Ostspaziergang Ernst Röhl Früher war alles ganz anders John Stave Das Chamäleon bin ich Peter Ensikat Es ist nicht alles schlecht Edgar Külow Feiertag Günter Herlt Im Einkaufsparadies Uwe Steimle Euro 2002
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Inhalt
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Wolfgang Schaller Alter Mann in neuer Zeit 3. Kapitel: Als aus Pionieren >>Kids<< wurden
Ottokar Domma Wofür ich mich entschuldigen möchte Edgar Külow . Ein Leben lang im In·t11m befangen Inge Ristock Berufswünsche Ottokar Domma Auf zu neuen Höhepunkten Matthias Biskupek Das Ferienkind 4. Kapitel: Wo geht's denn hier zum Aufschwung?
Wolfgang Schaller Richard stört zum letzten Mal Jochen Petersdorf Der trojanische Antek Manfred Strahl Hut ab Angela Gentzmer Vermauert Uwe Steimle Standort Deutschland Ernst Röhl Zwischen Nacht und Morgen 5. Kapitel: Reisefrei bis Hawaii
Matthias Biskupek Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Sommer Uwe Steimle Unter Palmen träumen Lothar Kusche Ein jüngerer, aber leicht besoffener Herr Wolfgang Schaller Reisefreiheit .
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Nach den Abi jeh ick zum Studium nach Piesal
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6. Kapitel: Der Sport im Osten
Uwe Steimle Mei Golfplatz Matthias Biskupek Vertraulicher Brief Ernst Röhl Abstieg Ost Edgar Külow Der neue Trainer 7. Kapitel: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten
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Hansjoachim Riegenring Der dritte Mann Günter Herlt Auf zur Sexmesse! Manfred Strahl Wo die Liebe hinfällt Inge Ristock 70 - 50 - 70 Jochen Petersdorf Aschenputtel 8. Kapitel: Blühende Landschaften
C. U. Wiesner Frisör Kleinekorte als Kanzleramtsberater Jochen Petersdorf Die Ordensfeier Lothar Kusche Wie zaubert man Lenin weg? Matthias Biskupek Lustiges Rotkraut Peter Ensikat Hat es die DDR überhaupt gegeben?
Inhalt
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Verzeichnis aller Bände
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Register der Autoren und ihrer Texte
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Zweiter Sieger der Geschichte
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Es waren einmal sechzehn Millionen Hasen. Die wußten von nichts, waren aber so eingebildet, daß sie glaubten, mit sechzig Millionen Igeln um die Wette laufen zu können. Damit es ein Heimspiel für sie würde, wollten die dummen Hasen all die klugen Igel zu sich ins Land bitten. Doch noch ehe sie die Bitte ausgesprochen hatten, riefen die Igel munter: »Sind schon allhier!« Auf daß es ein fairer Wettkampf würde, gaben die Igel den Hasen ihre Treuhand. Sie setzten neben all ihrem Knowhow auch ein kleines Startkapital aufs Spiel. Die Hasen dagegen hatten nichts zu setzen als Haus und Hof, Stahlwerk und Blumenladen, Intendanten- und Ministerpräsidentenposten. Kaum war der Startschuß gefallen, da sah man die Hasen auch schon laufen wie die Hasen. Denn sie meinten, die Igel wären hinter ihnen. Beim Lauf selbst aber fehlte von den Igeln jede Spur. Doch wo immer ein Hase auch ins Ziel lief, stand bereits ein Igel und rief: »Bin schon allhier!« Die dummen Hasen aber, denen man vierzig Jahre lang eingeredet hatte, sie wären auf jeden Fall Sieger der Geschichte, wollten nicht glauben, daß sie fortan nur noch zweiter Sieger sein würden auf einer Rennbahn, die einmal ihnen gehört hatte. Sie hörten nicht auf zu laufen und zu laufen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann laufen sie noch heute, obwohl das Rennen für die Igel längst gelaufen ist. Peter Ensikat
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Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört
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Mathias Wedel
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Was ist der Unter-
schied zwischen Gott und einem Wessi? Gott weiß alles, der Wessi weiß alles besser.
... wenn man es mit den Westlern teilen darf. Karl, mein arbeitsloser Nachbar, ist seit Tagen wie verwandelt. Gestern stand der auf dem 'Ireppenabsatz und machte immerzu: »Summ, summ, summ.« »Tja, mein lieber, der Körper muß schwingen, und zwar aus dem Zentrum heraus«, erklärte er mir und schlug sich auf die Bier•• wanne, »sonst ist man nur ein traurig taumelndes Aon im Universum.« »Und was bist du jetzt?« fragte ich ihn. »Wenn ich schwinge, teile ich meine Lebensenergien den Abermilliarden anderen Menschen mit, und die fangen auch an zu schwingen. Wenn dann alle summ, summ, summ machen, gibt es keinen Haß und keine Kriege mehr und keinen Bundesfinanzausgleich und keine Ökosteuer. Summ, summ, summ«, machte er, und ich hatte ihn in Verdacht, daß er es mit seinen Schwingungen auf Frau Schmitt aus dem vierten Stock abgesehen hatte, mit der er immer so gern Fahrstuhl fährt. Das Arbeitsamt hat dem Karl nämlich zwar keine Arbeit, aber einen Selbsterfahrungskurs beschafft. Dort hat er gelernt, sein Ich anzunehmen, so wie es ist. Wenn seine Frau mit ihm zetert, daß er betrunken ist, sagt er jetzt immer: »Das habe ich an mir akzeptiert.« Der Kurs hat das sympathische Ziel, die Ungerechtigkeit auf Erden abzuschaffen. Natürlich nicht gleich beim ersten Seminar - aber spätestens bis zur Sommerpause soll es geschafft sein. Zu diesem Zweck fassen glühende Sozialarbeiterinnen den Karl bei den Händen, und er soll gleich mal sagen, was das für ein Gefühl ist. Wahrheitsgemäß äußerte er, daß er sich ziemlich dämlich dabei vorkomme, ein bißchen wie DFD beim Adventssingen, ein bißchen wie Kampfgruppe, wenn sie sich zur Schützenkette entfaltet. Daraufhin steht die ganze Patientengruppe auf und applaudiert dem Karl - wegen seiner Ehrlichkeit. »Laß es raus, Karl, laß es raus«, quiekt eine Sozialtussi aus Bielefeld. Karl hat keine Ahnung, was mit »es« gemeint ist und läßt vorsichtshalber erst mal gar nichts raus. Dann legen sich alle bäuchlings auf den Boden und lauschen dem Dauerrauschen der Atmosphäre. Karl kommt neben der
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Jetzt wächst zusammen , was zusammengehört
Sozialhilfeempfängerin Gudrun nieder, die nach eigenen Angaben im SED-Staat ihr Ich verloren hat - irgendwo auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche zwischen Brieselang und Nauen, die sie einstmals mit dem Traktor befuhr. Je einsilbiger die Atmosphäre rauscht, desto heftiger atmet Gudrun dem Karl ins Ohr. Hinterher behauptet .---:.~~ sie, sie hätte nach langer Zeit mal wieder was gespürt. »Ich nicht«, sagt Karl. Und so war auch das erklärt. Nach dem Mittagessen läßt die Seminarleitung die Körper der Ichsucher übereinanderrollen. Damit man lernt, mit fremder Last zu leben. Gudrun revanchiert sich und sagt zu Karl, der oben liegt, / »fettes Schwein«, und , wechselt den Partner. 1 ~.„ Und jetzt kommt der Höhepunkt, wenn man paarweise die Fußsohlen aneinanderlegt - die bloßen Sohlen von barfüßigen Füßen-, um somit die eigenen Nervenenden mit denen des Partners zu verknoten und in dessen Ich fühlen zu üben. Seit- ~ dem quält Karl die Sorge, daß er dem netten Westberliner Philosophiestudenten seinen Fußpilz aufgehalst hat. Er selber aber liest jetzt jeden Abend im Bett neben der BILDZeitung auch ein paar Seiten Nietzsche. Zum Schluß gehen alle mit einem besinnlichen »summ, summ, summ« auseinander - und wenn ihr ganz brav still seid, könnt ihr ihr Summen sogar hören. ,'ffii!i
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Lothar Kusche
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Ein Ossi·hat Schulden gemacht und schreibt seinem Westcousin: »Wenn ich nicht sofort tausend Euro .auftrei- . be, milß ich mich erschießen. Kannst du mir helfen?« ... »Tut mir leid, ich besitze keinen Re· volver.« , ':.'
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Welche Beziehung hatte Goethe zu Döner Kebab? Eine ebenso komplizierte wie auch dumme Frage, denn es ist verhältnismäßig leicht, nahezu alle Dinge, Wesen, Vorgänge mit einem Goethe-Zitat zu verbinden. Dieses lautet, falls wir die Imbißbuden allüberall im Sinne haben, folgendermaßen: »Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen, Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen; Harte Bissen gibt es zu kauen; Wir müssen erwürgen oder sie verdauen.« Elsa und ich kauften uns mal an einem Stand in Rostock-Schutow etwas, von dem wir glaubten, man könne es essen. Das ist schon lange her! Damals lag Schutow noch in der »DDR«. Doch jenes »Schaschlyk« stammte noch aus dem Lande Mecklenburg-Vorpommern, wie es von 1945 bis 1952 existiert hatte. Oder waren die Zutaten bereits auf dem Gebiet des weiland Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin gewonnen worden? Wie dem auch sei - Elsa und ich kauten wohl noch heute auf der Delikatesse herum, hätten wir nicht Rat geschöpft aus dem trostreichen russischen Sprichwort: Eßt, eßt nur, liebe Gäste, man muß es sonst ohnehin den Hunden vorwerfen. Später lebten nicht nur Elsa und ich, was die öffentliche Beköstigung betrifft, wie die armen Hunde. Der legendäre Wurstmaxe war längst zu einer Märchenfigur geworden wie Frau Rolle oder Humpelstilzchen, und wer abends nach dem Theaterbesuch die Friedrichstraße hungrig entlangschlich, fand selbstverständlich jenen Laden unter der Eisenbahnbrücke längst geschlossen, der zu einer gewissen Berühmtheit gelangt war, weil er die lauwärmsten Bockwürste Mitteleuropas anbot. Mit der Wende kam das Ende der imbißlosen Zeit. Die Futterstationen brachen aus der Erde wie die Krokusse im Vorfrühling, wenn man einmal davon absieht, daß Krokusse nicht auf dem Asphalt blühen. Ein neuer Hauch von Wirtschaft wehte durch Markt und Pfennig: die unvergleichliche Mixtur aus Tomatenketchup, historischem Toastbrot, feinstem Motorenöl, leicht angebrannter Zwiebel mit einer Prise Mostrychnin und unglaublichen Mengen von Hacke-Peter dem Großen. Bei uns in der Vorstadt ging die babylonische Wurstbudenverwirrung sukzessive, doch in atemberaubendem Tempo vor sich. Wo gestern noch ein ungeleerter Papierkorb von einem freund-
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liehen Straßenreiniger träumte, lud am nächsten Morgen schon »Gigi's GaumenGlück<< zum Schmausen ein. Und Azman Konstantinopel (mit bürgerlichem Namen Konrad Noppel, genannt Atze) begann seine sagenhafte Kotelett-Karriere in einer ausgedienten Telefonzelle (unter dem werbenden Spruchband »Das Ohr ißt mit«), bis er eines Tages in einem von der Treuhand sehr preiswert erworbenen Straßenbahnhof die inzwischen sowohl berühmte als auch berüchtigte »Schnellbißhalle Stambul« eröffnete. Nachdem der Frisör an der Ecke nicht nur Kaltwelle, sondern J€1~/ kAllf.f tcHs auch Glühwein offerierte und der Vifl :?A fA&E,u, Gemüsefritze nicht mehr nur mit tcW U A߀ 1'rt11 et'l Zitronen, sondern auch mit KarAlllS ~lf,1cl1 toffelpuffern handelte, nahm die {4EC,€SdfHiSS&J! Post den Rostbrätl-Vertrieb auf (am Schalter für Pferdzeichen). Spätestens an diesem Tage wurde es allen klar, daß auch mit unserer Straße etwas geschehen müsse. Bis dato handelte es sich um eine Sackgasse. Nun wurde sie r . ·. ~· · offiziell zur Snackgasse erklärt. Mit generellem Parkverbot, ausgenommen Fahrzeuge des Öffentliehen Verzehrs. Wrr ge~ .,.. wöhnten uns daran, außer Haus __ zu essen, und vermieteten die · Küche an eine raumdürftige Kleinbildhauerin. Über den Quadratmeter-Preis haben wir uns noch nicht geeinigt; immerhin ist das Gelaß jetzt zum Gewerberaum aufgewert worden. Wäre da eine Forderung von 98, 75 DM/m2 pro Tag übertrieben? Gestern abend noch las ich in der Zeitung: »Potsdam., Hamburger-Kette McDonald's will Brandenburger Kartoffeln zu Pommesfrites verarbeiten.« Die armen Kartoffeln, seufzte ich im Hinüberdämmem ... »Raus aus den Federn!« rief Elsa heute in aller Frühe. »die Wohnungs-Gesellschaft hat den Vorgarten an den Chips-Konzern >Evas ewige Erdäpfel
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Uwe Steimle
Wessi: »Ekelhaft, wie schon drei doppelte Korn dich verändern!« Ossi: »Aber ich habe doch gar nichts getrunken!« Wessi: »Aber ich!«
Frau Bähnert und Herr Zieschong verlassen gerade die Rheinauen in Richtung Bonner Bundestag. Sie sind ausgerüstet mit einem Fernglas, einer Schmal?lmkamera AK 8, einem Fotoapparat der Marke Pouva Start, einem Maßband und einem Notizblock. Herr Zieschong weist zum Bundestag hinüber. »Wie die sich hier eingenistet haben. Über verzsch Jahre - ohne Miete zu zahln!« - »Eingemästet.« - »Unsre Brüder und Schwestern.« - »Wer hätte das gedacht, Herr Zieschong!« - »Frau Bähnert, ich kann's noch gar ni fassen und begreifen. Zeigen Se mir doch noch ma den Grundbuchauszug.« - »Mit Vergnüchen!« Herr Zieschong schlägt das Buch auf, blättert und liest dann laut und stolz: »Eigentiimer des Grundstücks, Gemarkung Bonn 0815/4711, Katasternummer undsoweiter ist per 08.03. Herr Günter Zieschong, wohnhaft in Dresden undsoweiter ... nee, ich faß es ni.« - »Zum Frauentag, Herr Zieschong, zum Frauentag wechselt's den Besitzer. Also, alles was recht und billig is ... « - »Mir is es lieb und teuer!« - »Sag ich doch, Se ham mehr Schwein als Verstand, Herr Zie-schong.« - »Vom Tellerwäscher zum Millionär ... « - »Vom Langzeitarbeitslosen zum Großgrundbesitzer, Herr Zieschong, jetzt sind mer de neuen Reichen und Schönen. Sie, Herr Zieschong, Sie!« - »Was so'ne Eintragung aus 'n Menschen machen kann. Darf ich Sie mal persönlich was fragen?« - »Ich berate Sie gern.« »Ich hab meene Schkrupel, Frau Bähnert, vor allem innerlich. Ich meene, mer nehmen denen das doch nu einfach weg.« - »Se wer'n doch ni moralisch wer'n, Herr Zieschong!« - »Frau Bähnert, die hatten doch ooch ihre Geschichte. Die saßen dadrinnen immer an ihren Pulten, haben de Männel gekritzelt, Schiffeversenken gespielt, sind ihrem Lobby nachgegangen, ich meene, das können mer doch ni alles mit eenem Mal auslöschen. Nu, verzsch Jahre.« - »Und nu gehört's uns. Ihnen, mei Bester.« - »Aber die hatten doch ooch ihre eichene Identität.« - »Immunität, die Immunität.« - »Sag ich doch. Was is'n das?« - »Immunität is, sehen Se doch. Viele Abwehrkräfte. Damit wir die ni anstecken.« - »Derfen mer denn das?« - »Die anstekken? «- »Die von heute off morgen vor de Türe setzen?« - »Ihre Humanität kennt wohl keene Grenzen? Soviel Mitleid off eenen Haufen!« - »Nu, was wird denn nu?« - »Der Herbert, was mei Seliger war, der war doch Jäger, und der hat immer gesagt:
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Man gewährt kapitalen Böcken Schonzeit.« - »Schonzeit?« »Bis zum Umzug. Umzug vor Rückgabe!« - »Ich wollt's eechentlich noch lebend kriegen - das Grundstück.« - »Dann setzen Se 'ne Frist, Herr Zieschong. Den 3. Oktober. Tag der Einheit. Ist ooch 'n Feiertag, dann ham die Zeit zum Einpacken.« - »Und dann?« - »Na und dann - ab nach Berlin.« - »Das is dann deren Entschädigung vor Rückgabe!« - »Nu klar, so stehts im Grundbuch.« Herr Zieschong rollt das Bandmaß aus. »Frau Bähnert,
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jetzt gehts ans Vermessen - Zeit is Geld. Mir brauchen ... « »... Zirkel ... « Beide lachen auf. Frau Bähnert klopft Herrn Zieschong auf den Oberam. »... und Hammer!« Sie schaut auf die Straßendecke, sucht etwas. »Die ham hier gar keene Gullys. Das is wohl garni erschlossen, das Gebiet hier?« - »Was machen mer nu aus dieser Investruine?« - »'ne In-Ostruine, Herr Zieschong.« - »Genau, die wirtschaften mer runter - zum Altersheim.« - »Ist es doch schon. Hier muß Schwung in die Bude. Seniorentreff der Volkssolidarität. Rentnertanz! « - »Und Sie, Frau Bähnert, werden Teilhaberin mit so treuen Händen.« »Wie wär's mit 'ner Milchviehanlage?« Herr Zieschong grinst. »Alles Zieschong oder was? Und der viele Mist?« - »Alles nach Berlin!« - »Nach Ostberlin!« - »Nee, nee, jetzt hab ichs. Mer machen hier eenen riesigen Freiluftgolfplatz.« - »Genau, mit solchen Ozonlöchern. Darauf brauchsch erseht e mal eenen schönen Bohnenkaffee.«.- »Bonner Kaffee, Herr Zieschong, da gehn mer doch glei ins Cafe Kanzler!«
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Wolfgang Schaller
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(Der Mond, Musik, Polly und Mac, Dreigroschenoper)
Ossi zum Wessi: »Wir sitzen alle in · einem Boot.« Wessi zum Ossi: »Genau! Die einen müssen rudern, die andern dürfen angeln.«
Er: Siehst du den Einheitsmond über Deutschland? Sie: Ich sehe ihn, Geliebter! Fühlst du, daß er jetzt uns beiden leuchtet? Er: Ich fühle es, Geliebte. Sie: Wo er leuchtet, da will auch ich leuchten. Beide: Und wo er untergeht, da will auch ich untergehn. Sie: Ach, alle Wessis halten mich für eine Bettlertochter, Mac. Er: Ach, alle Ossis halten mich für einen Haifisch, Polly! Sie: Ich nicht, Mac. Ich bin kein Besserossi. Er: Ich hab dir auch was mitgebracht. (Gibt ihr eine Banane) Sie: Du sollst mir nicht immer so viel schenken, Mac. Er: Ich teile gern, Geliebte. Sie: Du bist so solidarisch, Geliebter. Er: Laß mich nicht nur geben. Laß mich auch vergeben, Polly, Du mußt dich deiner Vergangenheit nicht schämen! Sie: Danke, Mac. Ich verzeih dir auch, daß du vierzig Jahre in der Bundesrepublik gelebt hast! Er: Nein, nein! Das kann ich nicht so leicht verdrängen! Jahrzehnte in einer Gesellschaft der Schleimer, Arschkriecher und Heuchler. Und nie hab ich dagegen aufgemuckt! Da muß ich noch viel Trauerarbeit leisten. Sie: Aber, Mac, du warst doch nie so ein Lump wie der Globke oder so korrupt wie der Flick. Nicht alle von euch drüben waren Schweine. Er: Aber Jahrzehnte die CDU-Herrschaft geduldet, Parteiendiktatur und Machtmißbrauch - Polly, das muß ich mjr heut vorwerfen! Sie: Mac, weine nicht. Auch die SED hatte nicht immer recht. Er: Beschönige nichts, Geliebte! Ich bin nicht wie du auf die Straße gegangen. Ich hab den Kohl nicht verjagt. Sie: Gräm dich nicht, Mac. Ich hab den Kohl auch nicht verjagt. Er: Ich hab einfach auf der falschen Seite gestanden. Sie: Übertreib nicht. Im Westen war nicht alles schlecht.
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Er: Soll ich dir was gestehen? Ich hab dem Verfassungsschutz vor dreißig Jahren mal eine Auskunft erteilt. Wenn die jetzt die Akten freigeben! Sie: Aber du hast doch niemandem geschadet! Mac! Er: Wo denkst du hin, Polly! Sie: Ich vergebe dir. Er: Ich vergebe dir auch. Sie: Dann ist ja alles gut, Mac. Mach dir keine Gedanken. Er: Mach du dir bitte auch keine Gedanken, Polly. Wrr wollen doch nur Liebe voneinander. Beide: Komm. Laß uns gegenseitig das letzte Hemd ausziehen.
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Beide: Ich ging mit dem Miststück zum Standesamt, statt ihn/sie zu opfern auf dem Altar. Er: Sie dankt nicht mal, daß von mir ihr Brautkleid stammt. Sie: Der klaut mir die Myrte vom Haar. Beide: Wir steigen gemeinsam ins großdeutsche Bett und schauen uns nicht ins Gesicht. Auch wenns uns schaudert bei jedem Verkehr Wir tun unsre Ehepflicht. (Sie sinken nieder. Der Mond geht unter.)
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J_e tzt w~chst zusammen, was zusammengehört
Matthias Biskupek
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Ein Wessi kommt zu einem Thüringer Hundezüchter. Der preist seine Hunde an: »Dieser hier hat bereits drei Preise.« »Ist gut«, sagt der Wessi, »ich bezahle den niedrigsten.«
Sehr geehrte Kolonialbeamte, nun seien Sie doch nicht gleich sauer. Ich habe doch nicht Kolonialherren geschrieben. Beamte sind pflichtbewußt, unbestechlich, bürgemah. Wollen Sie das etwa nicht sein? Und Kolonial ... im ursprünglichen Wortsinne sind Kolonisatoren Urbarmacher. Gärtner in der Wildnis. Zivilisatoren. Menschen mit höherer Bildung, die Eingeborene erziehen und heranführen an Europa, Kultus, Gymnasium, Porzellangeschirr, Steuergesetze und all so was. Sie dürfen sich also stolz Kolonialbeamte nennen. Kürzlich, als Sie einen ganzen Tisch in Mucky's Destille besetzt hielten, war ich stolz auf Sie. So jung, so straff, so voller funkelnder männlicher Schlipsnadeln. Parfümumweht. Früher waren das nur russische Offiziere. Na gut, das will ich hier nicht vergleichen. Sie haben sich bei Mucky echt unters Volk gemischt. Obwohl Sie sich doch ohne weiteres Ehdel's Restaurant leisten könnten. Trotzdem haben Sie tapfer Mucky's Billigbier getrunken. Das hat mir gefallen. Auch, wie sie die beiden einheimischen Mädchen ins Gespräch gezogen haben. Richtig gezogen. Klar, es gibt ja nun mal kaum Kolonialbeamtinnen. Hier hat's wohl nur eine einzige. (Haben Sie bemerkt, wie ich Ihre grammatischen Eigenheiten schon annehme? Nicht: Es gibt. Nein: es hat, sagt der Grüßgottbeamte.) Also, Ihnen zuzuhören war ein echtes Schmankerl. (Schmankerl formuliert jetzt auch der staatsnahe Sprecher zu jedem Ereignis, gleich ob Landesvater-Besuch oder Rockkonzert.) Sie haben ein Selbstbewußtsein, das duftet heftiger als besagter sowjetischer Offiziersdiesel. Denn Ihr Selbstbewußtsein gründet sich einfach auf Wissen. Am meisten bewundere ich nämlich Ihre Schlagfertigkeit. Eines dieser beisitzenden Hiesigenmädels fragte - naiv, wie wir nun mal sind - nach irgendeinem unsrer famosen Steuergesetze. Und nach langem Hinundher, als keiner wußte, warum es diese Vorschrift seit 1871 gibt, sagte einer von Ihnen: Dös werd im Regührungsbezirk Oberpfalz aa so gniacht! Das hat mir die Augen geöffnet. So wird es mir künftig Richtschnur sein, bei allen Fährnissen dieses Lebens. Ich werde dies immerdar als Argument unterm Herzen verwahren: Dös werd im Re ·· ngsbezirk Oberpfalz aa so gniacht! Pfüati.
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Edgar Külow
' tlHH llft Jänickes waren am Sonntag aus der Frühmesse zurückgekehrt, und Tochter Josephine hielt den Zeitpunkt für günstig, ihren Eltern ein Geständnis zu machen. »Du, Papa, ihr habt es sicher schon gemerkt. Ich habe einen Mann kennengelernt. Ich denke, es ist der Mann fürs Leben.« Vater Jänicke lächelte verständnisvoll: »Mit achtzehn denkt man das immer. Als ich deine Mutter kennenlernte, habe ich das auch gedacht. Was macht er denn so?« »Er ist Landtagsabgeordneter der PDS.« ~er Jänicke guchle ~..•~ft~~~~~~~~~ . ~~~~~~~~~ fil : 0 seine Tochter dermaßen verdutzt an, als hätte er die Nachricht erhalten, Mutter Theresa hätte eine Fehlgeburt gehabt. »Land tags ab geordneter der PDS? Da wäre es mir schon lieber gewesen, du hättest einen Neger angeschleppt! « Die Mutter begann, laut zu schluchzen. »Kind, ach Gott! Einen Neger von der PDS!« »Nein, Mutter«, berichtigte der Vater, »nur PDS. Und das ist verdammt schlimm genug.« Die Mutter heulte auf. »Diese Hungerleider!« »Aber ihr habt doch immer gesagt, in der PDS, da sitzen die Wendemillionäre !« »Aber nicht auf Landesebene. Die Parteigangster sitzen in Berlin und in Bonn.« Schweigen. »Macht er das hauptamtlich oder wie oder was?« »Natürlich, Papa!« »Was heißt hier natürlich? Ich bin seit dreißig Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender vom Posaunenchor und ehrenamtlicher zweiter Geschäftsführer vom Verein Christlicher Junger Männer. Und noch im Vorstand von Fortuna 1980.« <
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»Du kannst Fußball doch nicht mit einer politischen Partei vergleichen! « - »Aber Fußball wurde schon gespielt, da ist Lenin noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt.« »Aber Papa! Die Uljanows hatten gar keinen Christbaum!« Jetzt wurde der Vater laut: »Weil sie gottlos waren! Der Bruder von Lenin wurde doch sogar zum Tode verurteilt, weil er mit der Aurora auf den Zaren geschossen hat ... « »Das war Wladimir Iljitsch, Papa.<< »Was? Du bist ja schon angesteckt, du rote Socke!« Erneut schluchzte die Mutter auf. »Heilige Maria, Mutter Gottes, du Gebenedeite unter den Weibern! Und eure Kinder? Werden die vielleicht katholisch? Nein, sie werden Gottlose. Oder noch schlimmer: Sie werden Juden, die unsern Herm Jesus ans Kreuz geschlagen haben.« Werner Jänicke stand auf. »Nun halt mal deine fromme Luft an, Mutter! - Da sitzt so einer im Landtag rum, will die Welt verbessern und stimmt gegen alles, was unsere Bring deinen Kommunisten doch mal mit christlichen Werte ausmacht. Mit den Grünen nach Hause! Ich will ihn mir mal ansehen. im Bunde. Dagegen sind doch selbst die Sozis noch Deutsche. So muß man das sehen!« »Du irrst dich, Papa. Der sitzt nicht nur rum. Der ist beispielsweise im Ausschuß für Bauwesen.« »Das ist typisch. Im Ausschuß. Ich lach mich kaputt. Ausschuß. Ausschuß. Welch ein treffendes Wort: Ausschuß.« Die Mutter versuchte, sich ins Gespräch zu bringen. »Heiliger Christophorus, Heiliger Bonifatius ... « Ihr Mann sah sie an und sagte nur langsam: »Halt die Klappe!« Da ging sie mit ihren Heiligen in die Küche und setzte Kaffeewasser auf. Der Vater nahm wieder in seinem abgewetzten Ledersessel Platz. »Sagtest du - für Bauwesen?« »Ja, für Bauwesen.« »Hm - für Bauwesen. Ja! - Wir haben doch das Grundstück unten an der Elbe. Na, wo wir kürzlich diesen Ärger hatten. Weißt du, Josephine, bring deinen Kommunisten doch mal mit nach Hause! Ich will mir den Mann mal ansehen.« Als Mutter ihn später unter vier Augen nach seinem plötzlichen Meinungsumschwung fragte, meinte Werner Jänicke lakonisch: »Mutter, wir leben in einer freiheitlichen Demokratie!« - »Ach?« »Ja, da muß man auch die Meinung des anderen, also die andere Meinung, muß man achten. Freiheit ist immer die Freiheit des anderen! Rosa von Praunheim. Oder so ähnlich. Also, Frei. heit ist immer die Freiheit des anderen. Selbst die eines Linken - für Bauwesen!« -
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Ernst Röhl
ta11t11ttise Ich hab's kommen sehn. Warum auch hätte die deutsche Geschichte ausgerechnet um unseren Stammtisch einen Bogen machen sollen. Unsere Stammkneipe heißt Mittelpunkt der Erde, und dieser Name trifft es genau, geographisch sowieso, aber philosophisch erst recht. Hier im Zentrum der verblühenden Landschaften tagt unser Stammtisch jeden Mittwoch bis nach Ausschankschluß. Bei uns hat der Zapfhahn das Laufen gelernt, und Fredi, unser Stammgastronom, könnte, wäre er nicht unersättlich, mit dem Umsatz zufrieden sein. »Geld allein«, sagt er, »macht nicht unglücklich, aber es kann nicht schaden, wenn du außerdem noch ein paar Goldbarren, Schiffsaktien, Immobilien und Nummernkonten in der Schweiz hast.« Mit anderen Worten, er gibt den gnadenlosen Mr. Moneymaker, der im Gegensatz zu uns Wendeopfem endgültig angekommen ist in der Marktwirtschaft. In Großbuchstaben hat er das Wort WELTSICHERHEIZRAT mit schwarzer Tusche auf ein Stück Pappe gemalt und über dem Stammtisch aufgehängt. Dieses schlichte Dekor verleiht dem Tagungsort die Aura diplomatischer Erhabenheit, und tatsächlich sind die Debatten der ständigen Mitglieder seitdem noch heißer geworden. Wichtigstes Thema ist und bleibt die Rente. Sie kommt in der Rangliste ganz knapp vor dem Weltfrieden. Mit der Weltlage fängt es jeden Abend an, mit der Rentenreform hört es auf. »Vor ein paar Jahren«, sagt Fritz, »hatte ich mal eine Rentenerhöhung, bei der kriegte ich elf Cent weniger ausbezahlt!« Damit, findet das Plenum, wäre er ganz gut bedient gewesen. Alfred versucht es mit dem positiven Denken. »Mir juckt die Hand«, raunt er uns zu, »ich glaub, wir kriegen bald wieder mehr Rente. « J
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Ossi zum Wessi: »Sie haben Ihr Versprechen gebrochen!« Wessi zum Ossi: »Macht nichts, Sie kriegen ein neues.«
Alle gucken sich an, als hätte sich bei Vater eine Mutter gelokkert. Ächzend steht Paule auf und klatscht sich mit der flachen Hand bühnenreif auf die linke, leicht angehobene Backe. »Und mir«, sagt er, »juckt der Arsch, ich glaub, die scheißen uns wieder an.« Paul ist manchmal schrecklich vulgär. »Für einen Intellektuellen«, sagt Wolfgang, »einen Tick zu vulgär.« Wolfgang war bis zu seiner Evaluierung und anschließenden Abwicklung Professor mit Lehnstuhl an der Bauhochschule. Dann leitete er ein paar Jahre die Imbißbude Iß was! am Busbahnhof. Wir haben gern bei ihm gekauft, mal eine Knakker, mal eine Curry gegen den kleinen Hunger zwischendurch. »Was darf's denn sein, Herr Doktor?« »Eine Bockwurscht bitte, Herr Professor!« Seit sie ihm die Bude dichtgemacht haben, ist er öfter depressiv, stundenweise aber auch wieder voller Hoffnung und der Zukunft zugewandt. Dann denkt er, von Rachegedanken erfüllt, regelmäßig an die Ostgoten, die schon vor sage und schreibe sechzehnhundert Jahren mit ihren Wessis fertig geworden sind. Für solche Stimmungsschwankungen bringt unser Stammtischkollektiv grenzenloses Verständnis auf. Wir haben alle unser Päckchen zu tragen, wir sind alle gelernte DDR-Bürger, alle! Das heißt, seit kurzem nicht mehr direkt alle ... Ich, wie gesagt, hab es kommen sehn, und wie es kommen mußte, ist es dann ja auch tatsächlich gekommen. Als Alfred anfing, von seinem neuen Nachbarn Rudi zu schwärmen, war alles bloß noch eine Frage der Zeit. »Rudi, der ist eine Stimmungskanone, der kann Witze erzählen, ihr legt euch flach!« Den neuen VW Phaeton hat er bar bezahlt, und er ist sehr, sehr zufrieden mit dem Wagen. Rudi hat Alfred sogar mal dreihundertzwanzig Meter mitfahren lassen. »Ein Auto mit allen Schikanen«, sagt Alfred, und Fredi hinterm Tresen fährt seine Ohrmuscheln aus wie Parabolantennen. Rudis Tierkreiszeichen, sagt Alfred, sei der Steinbock: ehrlich, strebsam, heimattreu. Rudi, der steht mit beiden Beinen fest auf der Erde und stammt aus Hückeswagen im Sauerland, »aber daß der aus dem Westen stammt, ehrlich, das merkt keine Sau.« Alfred ist regelrecht verknallt in Rudi. Viel hat damals nicht gefehlt, und wir hätten mal mit seiner Christa geredet. Alfred spielt sogar Skat mit Rudi. »Ihr werdet lachen«, sagt Alfred, »das geht!« Am Stammtisch zuckt alles die Achseln. Warum soll so was nicht gehen! Skat ist immer gesamtdeutsch geblieben, immer. Im Osten mußte keiner der vier Könige abdanken, trotz kader-
Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört
mäßig bedenklicher Nähe zum Feudalismus. »Theoretisch«, erklärt Willi, »hätten aus ihnen Generalsekretäre werden können oder Vorsitzende des Ministerrats und aus der Herzdame eine Volksbildungsministerin.« Rudi, hebt Alfred hervor, sei Naturfreund und finde es super, daß unsere ostdeutschen Singvögel bereitwillig die gesamtdeutschen Händymelodien nachflöten. Alfred geht auch davon aus, daß Rudi Angler ist. Anders kann er sich nicht erklären, daß Rudi neulich den Großen Mummelsee gekauft hat und für seinen kleinen Sohn den Kleinen Mummelsee. Rudi ist in der Immobilienbranche tätig. »Ein Immobilienhai!« sagt Fritz und zieht die Augenbrauen weit nach oben. »Bring ihn doch mal mit, deinen Rudi«, schlägt Fredi vor. Ihm kommt jeder Gast zupaß, und wenn er noch so reich ist. Einen Mittwoch später erscheint Rudi leibhaftig: »Reimer mein Name, großes R, kleiner Eimer.« Unverschämt braungebrannt ist er. Seine Glatze glänzt wie eine Speckschwarte. »Wer in der Jugend fleißig bürschtet«, sagt unser Willi, »hat im Alter nicht mehr viel zu kämmen.« Diesen Sparwitz nutzt Rudi als Steilvorlage: »Anständigen Menschen gehen die Haare von alleine aus, Schweine müssen gebrüht werden. « Tusch und Pluspunkt für Rudi, der sofort eine Lage schmeißt. Dann aber verhält er sich für einen Westler erfreulich ruhig und hört Wolfgang zu, der laut darüber nachdenkt, welche Musik er, wenn es eines Tages soweit ist, für sein Begräbnis bestellen soll. Er schwankt noch zwischen dem Largo von Händel und dem kleinen Trompeter. Paul gibt ihm die Linie und sagt klipp und klar, was der Stammtisch von ihm erwartet - die Kunst der Fuge nämlich. »Wegen der Bauhochschule!« Alfred nimmt Wolfgang in Schutz. Wir sollten, sagt er, nicht auf Wolfgangs Gefühlen rumtrampeln. »Gefühle«, schnaubt Fritz, »geht das hier nun auch schon los mit den Gefühlen! Jeder Wetterbericht erzählt dir was von der gefühlten Temperatur, der Urologe fragt dich nach dem gefühlten Alter ... « »Alles ist teurer geworden«, sagt Paul, »aber der Teuro ist auch bloß eine gefühlte Preissteigerung.« »Fehlt bloß noch der gefühlte Aufschwung Ost«, kräht Willi. »Wer fühlt denn den?« fragt Paul in die Runde. »Keiner«, sagt Fritz.
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»Doch, einer!« sagt Rudi. - »Wer denn?« - »Ich!« »Ja, du ... «Wolfgang achselzuckend: »Du bist ja auch aus dem Westen!« »Nun bleibt doch bloß mal cool, Kinder! Ost, West - West, Ost, so was spielt doch überhaupt keine Rolle mehr.« »Na, ich weiß ja nicht«, sagt Rudis Freund Alfred und läßt offen, was er nicht weiß. »Wie denn!« sagt Fritze leise, aber kämpferisch. »Das spielt keine Rolle mehr?! Hör mal, wir hier im Osten würden unserm Chef gerne mal in den Arsch treten, wir haben bloß keinen Chef mehr!« »Wann«, fragt Willi, »werden endlich die Westlöhne an unsre Ostlöhne angeglichen?« Rudi weiß es nicht. Fritz, einmal im Zug: »Warum werden im Osten so viele Bibliotheken dichtgemacht?!« »Weil Lesen bildet!« sagt Wolfgang. »Ach, ihr!« Rudi winkt ab. »Ihr immer mit euerm Osten!« Paul hakt nach: »Mit unserm Osten?« »Genau!« »Was ist denn an unserm Osten noch unser Osten?« Fritz kuckt von einem zum andern. »Der Große Mummelsee nicht«, sagt Willi, »und der Kleine Mummelsee auch nicht.« Alfred schlägt die Augen nieder. Verbissen schweigt der Stammtisch. »Kinder«, sagt Rudi, »nun legt doch nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage!« Rudi ist mit Abstand der Lustigste von allen. »Stimmung!« ruft er. »Herr Wirt, noch 'ne Lage! Mir ist grade was Hübsches eingefallen ... « Drei Tage danach sitzt Rudi beim Notar. Zweck des Besuchs: Redlicher En:verb des Bierlokals Mittelpunkt der Erde, komplett mit Grundstück und allen Nebengebäuden. Fredi avanciert zum Geschäftsführer. Hastig tauscht er das Pappschild WELTSICHERHEIZRAT aus gegen das Emailschild RUDI'S STAMMTISCH, grün auf weißem Grund. Der Stammtisch ist sprachlos und verbittert. Aber Rudi ist kein Unmensch. Er gewährt dem Stammtisch Bestandsschutz, »bis auf weiteres«. Und er findet auch in dieser kniffligen Situation die rechten Worte. »Deutsche, an einen Tisch!« sagt er.
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Hansjoachim Riegenring
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Ich stehe an »Charly's Happy Happen and Drinks Bar«, also an Karls Würstchenbude, und bestelle eine Currywurst. An der Bude hängt eine Tafel »Unser aktuelles Angebot: Kleine Brötchen für Kurzarbeiter!« »Ich habe noch eine Spezialität«, sagt Charly. »Moment, wo denn ... «, er langt unter die Theke, »ah, da haben wir den Salat!« Er stellt einen Salatbecher in Form eines Eimerchens vor mich hin. »Salat ä. la Treuhand - alles im Eimer!« »Ich bleibe bei der Currywurst.« »Auch keine schwarz-weiß-rote Sülze?« fragt Charly. »Ist sehr beliebt. Regelmäßiger Verzehr gibt Ihnen das Gefühl, der Allergrößte zu sein. Nein? Bitte, Ihre C st. Guten Appetit.« Ich nehme die Wurst und will sie der Bestimmung aller Currywürste zuführen, da ruft neben mir einer: »Halt!« Ich lasse erschrocken die Wurst auf den Pappteller fallen. Der Typ neben mir hebt die Arme und ruft in die Gegend: »Halt ein, o Mensch! Bedenke bei allem, was du tust - das Ende ist nahe!« Darauf zum Tresen und schaufelt Pommes in die dreht er sich wieder •• Offnung in seinem Bart. »Müssen Sie gar nicht hinhören«, flüstert mir Charly zu, »der ist in so 'ner Sekte, die leben vom ständigen Weltuntergang und dem nahen Ende.« »Wäre auch ein unpassender Moment zum Untergang - jetzt, wo alle sagen, es geht aufwärts«, sage ich und will in das nahe Ende meiner Currywurst beißen. Zwei Männer in Großraumstiefeln und mehr Taschen an den Jacken, als die Staatsbank Safes hat, stellen sich neben mich und werfen einen mitleidigen Blick auf meine Currywurst. »Bockwurst ißt der deutsche Mann«, spricht der eine, und dann singen sie »Bockwurst, Bockwurst über alles, über alles in der Welt!« Ich nehme schüchtern meine nicht mehr ganz warme Currywurst und führe sie in Richtung Mund. »Nicht so eilig, mein Freund« lächelt mich sanft der softy Jüngling rechts von mir an, »du mußt dich erst einmal sammeln, du mußt eine positive innere Einstellung zu der Wurst finden.« »Habe ich!«, sage ich ... Er lächelt nachsichtig. »Kennst du TAO, Freund?« »Eine neue Wurstsorte?« frage ich vorsichtig.
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»Im TAO ist die ganze Weisheit des I-Ging enthalten«, belehrt er mich, »TAO ist ES. Meine Güte, wie konntest du nur so lange ohne TAO leben?!« »Mit Currywurst«, sage ich. »Alles Blödsinn! Deutsche Wurst, deutschasiatische Weisheit!« Das sagt die Frau mit den ampelroten Fingernägeln und dem Lächeln einer Radarfalle, während sie ihren Joghurt auslöffelt. »Der Computer regiert die Welt, der deutsche Computer!« »Die ist Chefprogrammiererin oder so was«, erklärt mir Charly leise. »Hat ein Gemüt wie 'n Taschenrechner.« »Die ganze Welt«, erklärt uns die Datendame, »ist eine große Software. Die Natur, die Wirtschaft, ~--Technik - alles Software. Unser Haushalt«, sagt sie stolz, »total programmiert. Mein Mann- Software!« »Da sollte er mal zum Arzt gehen«, murmelt der Mann, der seine fünfte Bierbüchse leert, »es gibt da • =----Spritzen.« »Einigkeit und Recht und Bockwurst«, singen die Bockwurstesser. »Eines Tages«, sagt die Computerdame, »werden wir auf ferne Planeten fliegen ... « - »... und deutsche Bockwurst essen!« grinst ein Lederjackenmann. »Das soll aber furchtbar weit sein«, meint das Mädchen mit dem Hamburger, »ZU manchen Planeten braucht man 30 Jahre.<< »Na und?« lacht der Biertrinker. »Fast so lange habe ich gebraucht, um von Dresden nach München zu kommen!« »Was unsere Welt braucht«, strahlt der Softjüngling, »ist Liebe.« Er holt einen Packen Geschäftskarten aus der Tasche und verteilt sie an uns. »Wir treffen uns jeden Dienstag. Safer-Sex natürlich.« »Das Ende ist nahe!« ruft der Weltuntergangsmann. »Was ist das für ein Bild?« frage ich Charly und deute auf den leeren Bilderrahmen neben dem Grill. »Das ist Karl Marx, seit der Bart ab ist«, sagt er. Der Jüngling erklärt dem Mädchen den Tantra-Sex. Die Computerfrau spricht von der Rettung der sowjetischen Wirtschaft durch deutsche Computer. Die Lederjacken singen »Heute gehört uns die Bockwurst ... « Der Biertrinker deklamiert »Biertrinker aller Länder ... « Charly spendiert eine Runde Wodka »Gorbatschow« mit dem verminderten Elananteil. Die deutsche Welt ist schön. Ich möchte nur wissen, wer meine Currywurst gegessen hat.
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Keinem wird es schlechter 9ehen
Peter Ensikat
Wessi: »Warum heißt die Straße denn Clara-ZetkinStraße?« Ossi: »Na, kennen Sie die berühmte Politikerin und Alterspräsidentin des Reichstags nicht?« Wessi: »Natürlich, ich wußte nur nicht, daß sie hier wohnt.«
Von Lenin befreit sind Straßen und Plätze durch der Freiheit wilden, belebenden Blick. In Deutschland blüht Gedächtnislück'. Der alte Erich mit seiner Metze zog sich ins rauhe Moskau zurück. Von dorther sendet er, fliehend nur, ohnmächtige Schauer seniler Sprüche. Der Rest macht eine Entziehungskur und konzentriert sich aufs Wesentliche . •• Uberall regt sich dynamisches Streben Vergangenheit hat es bei uns nie gegeben. An Idealen fehlt's im Revier. Wir nehmen gebrauchte Autos dafür. Dreh dich nicht um nach Marx und nach Engels, das ganze Parteilehrjahr - verdrängels! Aus dem finsteren Einheitschor dringt pluralistisch ein Volk jetzt hervor. Jeder sonnt sich heute so gern in seinem Widerstand gegen die Herrn. Die, die einst folgsam Spalier gestanden, wurden zu wilden Stürmern und Rächern. Seit sie zu sich selber fanden, dulden sie nichts Rotes mehr an den Dächern. Aus des Zwangsjubels quetschender Enge, aus der eigenen Fahnenpracht haben sie's endlich zum Bauspam gebracht. Sieh nur, sieh, wie befreit sich die Menge durch die eigne Vergangenheit schlägt. Da fällt auch die Kollwitz um im Gedränge, und Brecht und Heine werden zersägt. Und ganz vom Freiheitsdurst besoffen, entfernen sie auch Heinrich Mann. Die Hohenzollern dürfen hoffen, denn die montiern wir wieder dran. Und kommt's mal wieder zum Getümmel, holn wir auch Stalin aus dem Himmel. Im Ernstfall seufzet groß und klein so ist der Mensch, so muß er wohl sein. •
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Ernst Röhl
ors Endlich besucht unser Olli uns mal mit seinem neuen VauWee. Mann, Olli, sag ich, du hast dich ja lange nicht blicken lassen! Da drüben in Castrop-Rauxel, sagt er, müsse er jede Menge Überstunden schieben, wegen der Wirtschaftskrise. Seine Mutter war schon ganz ungnädig und konnte sich eine kleine Gehässigkeit nicht verkneifen: Tolles Gedächtnis, mein Sohn, sagt sie, daß du überhaupt noch weißt, wo wir wohnen, also wirklich! Hängt mit dem Parkplatz zusammen, sagt Olli und grinst wie Eberhard Cohrs. »Auf //On cler der Suche nach eiGeNerkscf>aff ? ~ nem Parkplatz kam ich auch in diese • !Vee; Vo;,-, Stadt.« f/QJ4Se1jenlu'fner ,I · »Ey, voll cool, dein Junge!« ' Kannste laut sagen, ·~ • Benno. Meine Hand • für mein Produkt! Der is noch mit Kina und Babysan groß . -----------geworden, mit dem . Butzemannhaus und .• l Clown Ferdinand ... »Und Frau Puppendoktor Pille!« Mit Heinzderquermann! »Mit Kammersänger Reiner Süß!« Herricht und Preil, nicht zu vergessen. - Erna! Ernaaa! ! Was is denn nu mit dem Kaffe?! »Gleich fertig ... « Nee du, unser Olli, der hat da drüben in Castrop-Rauxel seinen Humor nich verloren. Der kuckt immer noch kein Westfernsehen! Der kuckt entweder gar nich oder konsequent EmDeEr. Unser Olli, du, der sieht durch. Der Junge kommt zurecht. Der hat sich sein neues Auto nich in Rüsselsheim bauen lassen, sondern in ... »... in Wolfsburg!« . •
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Genau, eine Daumenbreite hinter der Staatsgrenze West. Bloß weißte, Benno, ehrlich mal, der VauWee, der fährt ja, aber ein Trabant isses nich direkt. »Was willste vom VauWee mehr verlangen ... Da drühm wird ehmt ooch bloß mit Wasser jewaschen, Schorsch.« Sag ich doch. Meine Ema, die läßt sich von der Miele-Bauknecht-Propaganda auch nich verrückt machen. Die hat immer noch ihre gute, alte WeEm 611 ... »Aus Schwarzenberg.« Genau. Die läuft und läuft und läuft. »Wie der Käfer.« 11Y?~ ~'e &r~+ JJ'1 Besser. Und schneller. Weißt du, qrbed~lo~ was das Allerbeste is? In der WeEm Jeworc:(~? 611 kannst du, wenn du willst, sogar Bockwürschte heißmachen fürs ,, Wohngebietssportfest. Achtung, Ema 11be11 off!4t. c1.t1er'I~ kommt! -;f?'"''l~~s -wf:j ! »Sooo, Kaffe ist fertig, die Herrn.« »Hm, wie der wieder duftet, Ema! « »Rondo Melange aus dem Hause Röstfein. Kaffe-Mix ist immer noch nich wieder auf'm Markt, leider: Aus weniger Bohnen mehr Kaffee - eine hochveredelte Mischung aus erlesenem Röstkaffee und fein abgestimmten Surrogaten ... « »Wir haben grade über deine Waschmaschine gesprochen, Ema, aber nur Gutes, nichts als Gutes ... « »Spitzen-Maschine, Benno, da häng ich richtig dran, und da kommt nur Spee rein, bloß gut, daß es in der Kaufhalle immer noch Spee gibt, Spee gekörnt und Spee-Megaperls ... Danach is dann aber auch schon gleich Engpaß angesagt. Nee, was hatten wir früher für 'ne breite Palette: Linda neutral, Fewa, Weichspüler Wofalor, Domal - der FrotteeWeichspüler, Wasserenthärtungsmittel Gemol, Episan-Flüssigseife, in der Küche Ata, Fit und Malimo-Geschirrtuch, im Badezimmer die Handwaschpaste Perladin, Bikum-Haarfestiger und Odorex gegen Achselschweiß ... « »Und den einklappbaren Reisezahnputzbecher, Erna, mit dem kleinen Spiegel im Becherboden ... « »Genau, Benno!«
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»Den hatt' ick immer mit uff Montage, oblijatorisch.« »Hab ich dir ei'ntlich schon erzählt, Benno, daß mein Schorsch unser Bad gefliest hat? Farblich absolut spitzenmäßig ... « Natürlich blaue Fliesen, Benno. Darauf trinken wir ein'! Was darf's denn sein - Timm's Saurer, Jahrgang 88, im Kohlenkeller gereift, oder vielleicht ein Gläschen Gotano? Kumpeltod is leider nich mehr im Angebot, schade ... 'lreuhand! Mehr muß ick wohl nich sagen. »Jibt ja vieles, was es nich mehr jibt, Schorsch! Die janze schöne Bückware is über'n Jordan, der janze Bevölkerungsbedarf: Kuko-Reis, Tempolinsen, Minolpirol, Schreibmaschine Erika, Staubsauger Martina, Kittifix, Genex! Der Polyacrylnitrilfaserstoff Wolpryla- das wollige Wunder der Chemie! Suppina- die Fünfminutenterrine der zweiten Diktatur ... Und die Grilletta! « »Hand aufs Herz, Benno, der Hämbörger is doch auch weiter nischt als 'ne stinknormale Bulette, ich sage immer zu Schorsch: Wie die Grilletta, sag ich, genau wie die gute, alte Grilletta! « »Jenau, Ema. Und der Valentinstag is ooch bloß'n achter März für Arme ... « »Apropos achter März, um das Geschenkpapier tut's mir am meisten leid, das landet heutzutage komplett auf der Müllkippe. Früher hab ich das aufgeplättet, dann war es wieder wie neu gewesen.« »Is ehmt allet nich mehr, wie 't mal j ewesen war, Ema. « So isses, Benno! Heute zahlst du Soli, ob du willst oder doch, früher war Soli total freiwillig. Und wenn heute in der Wirtschaft gemogelt wird - Bilanzaufhübschung, kreative Fehlbuchung, solche Sachen - dann geht es immer bloß um die Kohle, früher is die Statistik auch geschönt worden, und das nich zu knapp, aber damals ging's wenigstens um die Ehre, um den Sieg im Wettbewerb ... »Kalender hab ich gar nich gebraucht, Benno! Wenn's Appelsinen gab, wußt' ich gleich: Aha, Festtagsversorgung, bald is Heilige Nacht, Chor der Engel erwacht ... Räucheraal, Leber, Nußschinken, wenn ich so was gekriegt hab für meinen Schorsch, war ich so was von häppi. Und heute? Heute is perverse Welt, du kriegst Erdbeer'n, wenn gar keine Erdbeerzeit is! « »So isset, Ema! Heute kriegste ehmt allet, und dadrum haste ehmt jar keene Freude mehr, daß de mal wieder wat jekriegt hast! Stimmt et, Schorsch, oder hab ick recht?« Es war nich alles schlecht gewesen, Benno. Klar, gegen den Ho-
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Ein Wessi hat eine Konzertagentur im Osten aufgemacht und geht auf · · ···· . Talentsuche. Er spricht einen 'fyp an: »Mensch, Junge, du hast eine tolle Stimme! Ich werde dich groß rausbringen!<.< »Na hören Sie mal, ich bin Frank Schöbel!« »Macht ja nichts, den Namen können wir ändern ... «
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necker durftste kein Wort sagen, aber zum Meister konntste sagen: Meister, weißt du, was du mir kannst? Du kannst mir mal, und zwar kreuzweise. Und heutzutage kannst du sagen: Kanzler, du Arbeiterverräter, du kannst mir kreuzweise, aber wehe, du kuckst den Meister schief an ... Na, was is, Benno, darf's noch'n Timm's Saurer sein? »Nee, nee, Schorsch, um Himmels willen, bloß nich, ick muß noch fah'n! Und du weeßt ja selba, wie jemein de Pullezei sein kann!« Quatsch, Benno, die sind doch alle bloß beige heutzutage, die Grünen früher, die war'n viel schärfer, die war'n so richtig hundsgemein, war'n die, ruckzuck, haben die deine Fleppen eingezogen, so schnell konntste gar nich kucken ... »Mußtense ja damals! Weilde voll warst wie'n Amtmann, Schorsch! « Einverstanden, aber der Trabi, der stand dann jahrelang in der Garage, und vom Rumstehn wird der ja nich besser ... »Besser nich, Schorsch, aber ooch nich schlechter!« Nee, schlechter auch nich. Den Trabi, den konnte überhaupt nischt erschüttern. »Die Lej ende auf Reeda, Schorsch. « Da konntste nach Herzenslust dran rumbasteln: Keilriemen wechseln, Kerzen wechseln ... »Ach ja, unser Sachsenporsche ... « Die Rennpappe mit der Kraft der zwei Kerzen. »Und diese Wahnsinnsbeschleun'jung ... « Von null auf hundert bis Sonnenuntergang! »Ehmt'n echtet Auto - der meistjeklaute Zweitakter Europas.« Allerdings. Aber was ich noch sagen wollte ... »Was denn, Schorsch?« Rin kriegste mich in den meistgeklauten Zweitakter nie wieder, Benno! »Na, mich doch erst recht nich, Schorsch! « John Stave
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»Herr Professor«, sage ich von oben herab, denn ich stehe ja auf der Leiter, »wenn Sie mir jetzt mal bitte den zweiten Store bringen könnten, dann brauchte ich nicht erst runterzusteigen. « Der Professor trabt ab. Schließlich ist er jetzt den lieben langen Tag zu Hause. Nun habe ich wieder einen Moment Zeit, meinen weiteren Tagesablauf zu ordnen. Für einen staatlich geprüften Glas- und Gebäudereiniger wie mich waren ja nach der Währungsunion harte Zeiten angebrochen. Die Gefragtheit nach uns Spezialisten in der Ex-DDR war beängstigend zusammengeschrum- Es wird Zeit, daß die alten Säcke pelt. Jetzt sehe ich hin und wieder, wenn ich unauf- aus dem Politbüro verschwinden. fällig durch die Straßen schlendere, wie ein alter Kunde seine Fenster selbst wienert. So hatte ich mir die neue Demokratie nun wirklich nicht vorgestellt. Früher konnte man mit den Leuten so reden, wie einem der Schnabel gewachsen war, rummeckem, kritisieren und so weiter. Da haben die Kunden alle immerzu genickt. Selbst die Genossen! Damals habe ich auch bei so einem Hundertfünfzigprozentigen geputzt. Ich sagte also so von der Leiter runter: »Es wird Zeit, daß die alten Säcke aus dem Politbüro verschwinden. Die sehn doch gar nicht mehr durch!« Da sagte der Hundertfünfzigprozentige nur: »Soll ich Ihnen einen Eimer frisches Wasser aus dem Badezimmer holen, Herr Bienat?« Im Repertoire - das ist, was man so drauf hat! - brauchte man gar nicht besonders flexibel zu sein: Das paßte überall: »Die Leute müßten die Wartburgs und Trabants überhaupt nicht mehr abholen. Nach fuffzehn Jahre! Sollen doch die janzen Bonzen mit fahren! In ihr Sowjetparadies!« Und dann wienerte ich wieder mit dem Lederlappen über die Überfenster, daß es nur so krachte. Wir als staatlich geprüfte Glas- und Gebäudereiniger brauchten jedenfalls kein Blatt vor den Mund zu nehmen! Wir waren eben gefragt, nicht wahr. »Das janze ND können Se doch zum Tapziem als Mackelatur verwenden!« Immer von oben runter, von der Leiter! Und der Privatkunde nickte, seufzte mit. Von unten. Und in der Küche war bereits gedeckt: Belegte Brötchen, Kaffee, Bier. Das waren noch Zeiten!
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Heute muß man sich die Kunden genau ansehen - falls man noch welche hat. Der Professor zum Beispiel, der war früher Blockpartei. Jetzt: F.D.P. Der jetzt grade die Jardine holt. Ein alter Kunde, also. Dann Siegfried und Hannelore Pfitzner, schon Rentner. Früher SED, jetzt PDS. Oder Gisela Garaus, jetzt SPD, früher weiß ich nicht. Als nächste dann Fräulein Renate Spiechalski, eine neue Kundin, aber sehr fromm. Überall Heiligenbilder, Kruzifixe und ähnliche Scherze. Ich glaube, CDU - mindestens aber Sympathisantin. Da kommt der Professor Dr. Günter Gundlach schon mit dem Store. »Hoffentlich halte ich alles richtig herum, Herr Bienat?« Ich sage: »Das kriegen wir in'n Griff, Herr Professor. Genau wie der Graf, unser allseits beliebter Bundesvorsitzender. Otto find ich gut! Der sagt, wie's ist. >Jawoll, Steuern<, sagt er. >Man muß sie aber beim Namen nennen!< Ein Mann, der ausspricht, was wir aufm Herzen haben. Steuern, na klar! Liberal und demokratisch!« Da leuchten dem alten Professor die Augen. Und er holt ein Likörchen aus dem Glasschrank. Da geh ich nachher auch noch mal mit'm Lappen rüber. Jetzt hänge ich aber erst den Store tropfnaß auf. Und dann genehmigen wir uns einen. »Sie müss'n dann aufm Boden noch mal 'n bißchen nachwischen, Herr Professor, wegen dis Parkett - na, Sie wissen ja, Prost! Und - was ich noch sagen wollte: Die drei Punkte, bei den drei Buchstaben - einfach Klasse. Kann eine andere Partei überhaupt nicht aufweisen! Drei Punkte!« Eine Stunde später bei Gisela Garaus, Lyrikerin und Sozialdemokratin, sechzig Jahre alt. Lauter Klunkern und Ketten. Die den Carlo-Schmid-Preis erhalten hat und zwar für das Gedicht: »Mauer, du aus Stein gebrochene ... « In Bad Godesberg. Ich sage von oben: »Die Gefahr kommt nicht von rechts. Die Gefahr kommt von links. Von links von der Mitte!« Sie sagt von unten: »Da stehn wir ja als Sozialdemokraten.« Ich sage: »Links davon, wo Sie stehen, da kommt die Gefahr her. Da brodelt es. In den Hinterhäusern und in der Kanalisation! Jawoll! « Sie sagt: »Das muß ich mir gleich notieren, das ist ein feines Bild!« Und ich überprüfe noch mal, ob wirklich alles blitzblank ist. Keine Schlieren und so weiter. Alles klar. Ich nehme meinen Lappen, die Dichterin steckt mir das Geld zu - alter Preis na-
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türlich! Die hat's ja nicht wieder so dicke! - und sagt, daß sie sich jetzt wieder an die Maschine setzen muß. Sie schreibt ein Buch mit dem Titel »Darf ich Helmut zu dir sagen?« - es geht um das Leben von Helmut Lohner, den österreichischen Komiker. Zwei Stunden später bei Pfitzners. Eigentlich nette Leute. »Komm rein«, sagt Siegfried. »Meine Frau bäckt gerade Plinsen, die ißte doch so gerne ... « Auf dem Korridor hängt bei denen noch Karl Marx! Ich deute so drauf und sage: »Der hat keine Schuld an dem janzen Scheiß. Seine Ideen waren fürs Volk: Gerechtigkeit, Solidarität. Aber sie haben ihn verfälscht. Die Bonzenclique. Tisch und Mittag das war der Untergang!« Die Puffer schmecken prima. Schön salzig. Dazu Muckefuck mit Zucker. Nicht aus Geiz, sondern wie 's sich gehört! »Komm rein, mein Junge«, sagt Hannelore. Und dann sagt sie jedesmal dasselbe. »An und für sich würden wir unsere Fenster alleine putzen. Ausbeutung haben wir nie ge. c i~ ' 1°2 1 ~T f fv'~ mocht. Aber die Räume sind so hoch. Siggi ist schon mal von der Leiter gekippt. Das können wir uns jetzt nicht mehr leisten.« Sie zahlen am meisten von allen - pro Quadratmeter. Wirklich nette Leute! Ich sage mit vollem Mund: »Es gibt überhaupt nur einen Mann, der die ganzen Ungerechtigkeiten in Deutschland wieder hinbiegen kann, und das ist der Gysi! Die andern Knallköppe sind doch bloß Sprücheklopfer. I like Gysi! « »Bravo, mein Junge«, sagt Siegfried, und Hannelore schneuzt in ihr Taschentuch. Ich putze dann die Fenster, trinke ein Friedrichshagener Bürgerbräu, und die bringen mich zur Tür. Hannelore sagt: »Es lebe der proletarische Internationalismus!«
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Siegfried sagt: »Wacht auf, Verdammte dieser Erde!« Ich sage: »Nieder mit den monopolimperialistischen Besatzermentalitäten! « Auf meine Annonce, im »Sonderkurier am Vormittag« erhielt ich im ganzen vier Zuschriften, eine beachtliche Zahl. Allerdings hatte ich meine dynamische Flexibilität deutlich herausgestellt: »Bohnere Sie Parkett, putze Sie Fenster mit Rahmen, nehme die Stores ab, wasche Sie sie in ihre Waschmaschine und hänge Sie auf. Klausdieter Bienat, Jekaterina-Furzewa-Straße 128, 011150 Berlin.« Auch Fräulein Renate Spiechalski, 71 Jahre jung, hatte sich gemeldet. Bei meinem Antrittsbesuch weiß ich gleich, wie es läuft: eine Jesusfigur, ein Marienbild, ein Kruzifix und so weiter. Lauter Deckehen und viele Stores. Aber sie will nur Fenster mit Rahmen. Das ganze kleine Haus von oben bis unten. Der erste Eindruck, den man macht, ist immer der beste. Bekanntlich. »Wollen wir im Wohnzimmer anfangen oder lieber oben, junger Mann?« »Ist ist mir egal«, sage ich. »Aber bevor ich beginne, möchte ich, wie ich es immer halte, ein stilles Gebet verrichten.« Ich falte die Hände, schließe die Augen, bewege die Lippen. Ich blinzele zu Fräulein Spiechalski hinüber und erkenne, daß sie mich mit Wohlgefallen betrachtet. Dann mache ich mich an die Arbeit, oben und unten. Fräulein Spiechalski hat inzwischen Butterkekse hingestellt. »Der Tee ist fertig!« ruft sie aus der Küche. Ich sage: »Ich scheuere nur noch den letzten Rahmen. AMEN!«
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Fünf Jahre deutsche Einheit haben mir wenig anhaben können. Schließlich bin ich in diesem vereinigten Deutschland weder eine Frau in meinem Alter (so um die Fünfzig), noch bin ich alleinerziehend. Ich war auch in der DDR nicht staatsnah, also so was Schlimmes wie Pförtner im Kulturministerium oder Hilfslaborant im Regierungskrankenhaus. Als Satiriker ist man in jedem System gern gesehen. Auch in dieser schönen Bundesrepublik fiele es mir schwer, nicht Satiriker zu sein. Obwohl viele Politiker mit ihrer Realsatire alles allein machen wollen, bringen sie kaum einen zum Lachen. Sie machen zwar die Witze, aber wir erzählen sie so weiter, daß darüber auch gelacht wird. Den Vorwurf der Verharmlosung kann ich uns also nicht ersparen. Aber verharmlost haben wir ja damals auch die DDR. Meine ostdeutsche Herkunft macht mir kaum noch zu schaffen. Allerdings habe ich auch keine Westverwandtschaft, die mir immer wieder erzählt, wie sie vierzig Jahre darunter gelitten hat, daß ich hier dieses Unrechtssystem mit meiner Anwesenheit gestützt habe. Ich bin ein Einheitsgewinnler, denn mir gehören achthundert Quadratmeter Hauptstadt. Gekauft habe ich das Grundstück zwar in der Diktatur, darf es aber auch in der Demokratie weiter nutzen. Irgendwie hat sich kein demokratischer Alteigentümer gefunden. Dafür bin ich aber jetzt Eigentümer eines richtigen Westautos. Nur am Kennzeichen ist noch zu sehen, allerdings nur für Berliner, daß das Fahrzeug in Ostberlin angemeldet ist. Obwohl zwischen Ost- und Westberlin keine Mauer mehr steht, steht noch vieles zwischen Ost und West. Am haltbarsten erweisen sich die gegenseitigen Vorurteile. Gegen Vorurteile kann man keine Berufung einlegen. Sie werden immer in letzter Instanz gesprochen. Seit ich den Westen kenne, schäme ich mich überhaupt nicht mehr, aus dem Osten zu kommen. Wie provinziell diese kleine DDR war, weiß ich erst jetzt, da ich erlebe, wie provinziell auch die große Bundesrepublik ist. Durch einige Urlaubsreisen habe ich inzwischen mein Weltbild erweitern können. Ich war in Schweden, Frankreich, Italien und auf Lan- . zarote. Jetzt habe ich schon wieder Sehnsucht nach der Ostsee. Persönlich enttäuscht bin ich eigentlich nur von der Westmark,
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Keinem wird es schlechter gehen
die nicht das gehalten hat, was sie damals versprach, als es die Ostmark noch gab. Damals schien die D-Mark das reine Wunderzahlungsmittel zu sein. Seit ich mit ihr aber auch Gas, Wasser, Abwasser, Brot, Kartoffeln und sogar den Solidaritätszuschlag mit mir selber bezahlen muß, ist all ihr Zauber dahin. Trotzdem muß ich zusammenfassend gestehen: Es ist nicht alles schlecht an der BRD! Edgar Külow
Ist Feiertag, ist Feiertag Der Staat, er feiert sich Der Kanzler lädt sich Leute ein Da gibt es Kaviar und Wein Und wer denkt da an mich? Ist Feiertag, ist Feiertag Der Bundestag macht blau Da fließt der Sekt ganz ohne Geld In einem schwarz-rot-goldnen Zelt Da dreht die Tagesschau. Ist Feiertag, ist Feiertag Die Frau vom Sekretär Ist neuerdings ein junger Mann Der es auch gut mit Frauen kann Er plaudert frisch daher. Ist Feiertag, ist Feiertag Auch Boris feiert sich Wie Gottschalk, Katarina Witt und manch bekannter Parasit Nicht nur gelegentlich. Ist Feiertag, ist Feiertag Der Staat, er feiert sich Er setzt die Mehrwertsteuer rauf Benzin und Miete - immer drauf Wer denkt da noch an mich?
Ke i n e m w i r d e s ~ c h 1echte r g e h.e
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Günter Herlt
'IOS Ein Fallbeispiel mit 10 Lehrsätzen Eigentlich sollte ein zwölfjähriges Überlebenstraining in der Marktwirtschaft ausreichen, um richtig einkaufen zu lernen. Pustekuchen! Tante Elvira sagt noch immer: »Ich geh jetzt zur Kaufhalle«, wenn sie zum Super-Shopping-Center will. Und sie benimmt sich dort, als fände noch immer die Verteilung der
abgezählten Massenbedarfsgüter durch Konsum und HO statt •• und nicht der Kaufrausch der Uberflußgesellschaft unter Führung von ALDI und all die anderen. Folge: Wenn Tante Elvira loszieht, hat sie fünf notwendige Dinge auf ihrem Zettel. Aber wenn sie wiederkommt, hat sie fünfzig weniger notwendige Sachen in ihrem »Hacken-Porsche«. Und wenn auf dem Kalender der 18. ist, dann ist in ihrer Haushaltskasse der 28. Kein Wunder, daß sie die ganze Neuzeit verdrießlich findet und als Wechselwähler alle Regierungen der Nachwendezeit ins Wanken bringt.
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Ossi zum Wessi: »Verzeihen Sie, Sie schulden mir noch hundert Euro!« »Schon verziehen!«
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Kein~~
wird es schlecht er gehen
Neulich sagte ich: »Schluß damit, Tante Elvira! Was sollen die Altbundis von uns denken? Du mußt endlich die zehn Gebote für die Schützengräben des Konsumterrors lernen!« Und dann habe ich mit ihr geübt: Erstens: Der Einkauf beginnt nicht mit dem Blick in den Kühlschrank, sondern mit dem Blick in die Zeitung: Wo gibt's welche Sonderangebote? Zweitens: Die Frage lautet nicht: »WO gibt's heute WAS?«, sondern: »WER verkauft zu welchem PREIS?« Drittens: Beim Betreten der Halle umgibt dich verträumte Musik, die dein Herz und dein Portemonnaie öffnen soll, darum: Watte in die Ohren, Zettel raus und durch! Viertens: Auch, wenn der Ischiasnerv aufschreit - bücken! Denn Billigware ist Bückware. In Augenhöhe steht meist die gehobene Preisklasse. Fünftens: Nie ostelbisch fragen: »Haben Sie vielleicht ... ?«, sondern westelbisch fordern: »Geben Sie mir bitte ... «Wenn nicht, nachhaken: »Bis wann haben Sie 's hier?« Sechstens: Bei teuren Einrichtungsgegenständen nicht nach dem Gebrauchswert fragen: »Wie lange hält das?« Der Prestigewert zählt: Die Nachbarn sollen staunen! Siebentens: Nie den Beutel zum Einpacken rüberreichen! Lieber Geschenkpapier mit Schleifchen verlangen. Mit der ALDITüte geht man nur zum Sozialamt! Achtens: Niemals das Geld vor der Kasse nachzählen! An der Ware rummäkeln, den Preis runterhandeln, Teilzahlung vereinbaren, notfalls unter Protest zurückgeben. Neuntens: Vorsicht bei Schnäppchen! Bei Schuhen, beispielsweise, verlagert sich der Schmerz nur vom Konto auf den Fuß. Teuer gekauft, ist billig gekauft. Zehntens: Kein falsches Mitleid, wenn du Ostprodukte siehst! Wo Osten draufsteht, steckt längst Westen drin. Außer bei Kathis Kloßmehl. Doch dann gab Tante Elvira den schweren Seufzer von sich: »Am besten, man kauft gar nichts mehr!« Ich sagte: »Richtig, Tante Elvira. Deshalb alle Kaufhäuser meiden, in den Garten fahren, Spargel anbauen, Hühner füttern und zum Tauschhandel zurückkehren! Das hast du schon mal so gut beherrscht, daß dich kein Großhandel mehr aufs Kreuz legen kann!« Mal ehrlich: Ich glaube Tante Elvira lernt es nie! Aber das macht sie so sympathisch.
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Uwe Steimle
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2002
Samstagnachmittag auf der Schwebebahn in Dresden-Loschwitz. Gerade schwebt der Waggon ein und speit Ilse Bähnert aus, die wie immer auf dieser Hängepartie den Dederonbeutel und Gummigießkanne mit sich führt. Günter Zieschong, eine rote Rose - holländische Nachzüchtung des Adenauerschen Originals - in der Hand, will die Bahn besteigen. Fast stolpert er über die Bähnerten. »Ach, de Frau Bähnert! Sie ham wohl was gut zu machen. Wo komm sie denn her?« »Von oben - Ich war doch bei mein Herbert!« »Beim Herbert?« »Nu, bei mei Seelichen. « - . Frau Bähnert faltet in Andacht die Hände. »Herr Zieschong, morgen ist doch Totensonntag, da ist doch offm Friedhof de Hölle los! Da erlaatschen se sich doch. 's ganze Jahr is dor Friedhof wie ausgestorben, aber am letzten Sonntag vorm erschten Advent fällt's 'n Leuten plötzlich ein,
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))In der DDR brauchte man dajü.r früher drei Antrags!ormulare. Damit ist Gott sei Dank Schluß. fetzt braucht man vier!<<
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Wessi beim Friseur im Osten. »Das Rasieren bei Ihnen kostet seit der Wende ja deutlich mehr.« »Kein Wunder, die Gesichter sind ja auch länger geworden.«
Keinem wird es schlechter gehen
»Wer - mir?« »Na, zum Beispiel, Sie! Sie ham doch äh Nummernkonto in der Sächsischen Schweiz.« Frau Bähnert ist entrüstet. »Ach, da ham Sie mich wohl beobachtet? Se könns wohl nich lassen. Herr Zieschong, nur eins zur Klarstellung! Ich war einmal bloß unterwegs, nu mit'm Doof Jones hinten an Barberine, und da ham mir den Dax beobachtet, wie der plötzlich abgestürzt ist ... « »Abgestürzt?« »Aber ja«, Frau Bähnert wirft sich in die Brust, »doch ich hab ihn gestützt, bevor er ins Bodenlose fiel.« »Frau Bähnert, Sie sin ja richtsch bewandert. Da zieh ich 'n Hut.« Tut es. »Ja, mei guter Herr Zieschong, der Gang zur Börse ist nichtjedermanns Sache, gerade in der Schweiz.« »Hier gehts aber um Deutschland. Ich will Ihnen mal was sagen, Frau Bähnert, das hat alles System. Der private Deutsche hat Spareinlagen in Billionenhöhe, und der Staat is hochverschuldet. Früher ham se Kriege geführt - um de Vormachtsstelle in Europa ... - um de Spareinlagen -« »... oder ne Inflation hat zur Geldentwertung geführt. Und wenn das alles nich fruchtet ... « »... wird neues Geld erfunden!? !« »Genau, Herr Zieschong, de Euro-Währung.« »Das sind ja düstere Aussichten. Was soll mor denn nu noch mit sein Geld machen?« »Jeden Tag leben, so als wär's der letzte.« »Und was schwebt Ihnen da so für heute vor?« »Ja, was schwebt? Naja, offn Friedhof war ich. Und wenn Sie mich so einladen, ä Dässl Bohnenkaffee offn Balkong Europas ... « Der Fahrer der Schwebebahn klingelt ab, gerade noch springen Frau Bähnert und Herr Zieschong in den Wagen. Herr Zieschong ächzt. »Gott sei Dank, noch geschafft!« Frau Bähnert blickt aus dem Fenster. »Deutschland is schon herrlich!« »Das is ä Paradies.« Frau Bähnert schüttelt den Kopf. »Nu-ar, immer's Paradies is ooch de Hölle!« •• Herr Zieschong nickt. »Ubrigens, Frau Bähnert, wissen Se, wenn die innere Einheit Deutschlands wiederhergestellt is?« »Nu, im Jahre 2002.« »Näe, wenn der letzte Ostdeutsche aus'm Grundbuch gelöscht ist!« •
Keinem wird es schlechter g~hen
Wolfgang Schaller
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Ein älterer Herr A sucht Hilfe bei einem jungen Polizisten B A: Guten Tag. Können Sie mir sagen, wo mein Bruder wohnt? B: Wie heißt denn Ihr Bruder? A: Das weiß ich nicht. Mit Familiennamen hieß er früher so wie ich. B: Dann heißt er doch auch heut noch so. A: Das weiß ich nicht. Die Ho-chiMinh-Straße, wo mein Bruder wohnt, heißt auch nicht mehr Hochi-Minh-Straße. B: Richtig. Die Ho-chi-Minh-Straße gibt es nicht mehr. A: Aber meinen Bruder gibt es doch noch, hoffentlieh. B: Die Ho-chi-Minh-Straße wurde umbenannt. A: Wenn mein Bruder vielleicht auch umbenannt wurde, heiß ich heut auch anders, eventuell? B: Ich zeig Ihnen den Weg zu ihm. A: Früher ging ich immer hier die Thälmannstraße entlang, rechts ab, die Leningrader Allee über den Hauptbahnhof und den Salvador-Allende-Platz ... B: Dann gehen Sie heute hier die Wtlhelmstraße entlang rechts ab, die Petersburger Allee über den Hauptbahnhof und den Münchner Platz ... A: Ist das nicht ein Umweg? B: Das ist dieselbe Strecke. Die Straßen heißen anders, weil das alles Kommunisten waren. A: Aber Haupt war kein Kommunist? B: Nein. Der Hauptbahnhof heißt noch Hauptbahnhof, und Ihr Bruder heißt auch noch so! A: Sind Sie sicher? B: Mann, wo stammen Sie denn her?!
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Ein Wessi hat sich in der Prignitz angesiedelt. Der Landbriefträger klagt ihm sein Leid. »So weit zu laufen, und heute muß ich wegen eines Briefes noch zwei Kilometer weiter gehen.« Sagt der Wessi: »Typisch Osten. Bei uns schicken wir die Briefe mit der Post.«
Keinem wird es schl7chter sehen
A: Aus der DDR. B: Aus der ehemaligen DDR. A: Ja. Wissen Sie: Mein ehemaliger Vater war in der ehemaligen DDR ehemaliger Verkäufer. B: Was verkaufte denn Ihr Vater? A: Broiler. B: Broiler gibt es nicht mehr. A: Geht das mit den Engpässen schon wieder los? B: Broiler heißen jetzt Hähnchen. A: Hähnchen gibts noch? B: Freilich gibt es Hähnchen. A: Wenn es Hähnchen gibt, warum gibt es dann keine Broiler mehr? B: Das ist doch das gleiche! A: Ich eß lieber Broiler. B: Essen Sie doch, was Sie wollen! A: Ich denke, Broiler gibts nicht mehr? B: Aber Hähnchen! A: Schmecken die ähnlich? B: Genauso wie Broiler. A: Dann kann ich doch auch Broiler essen. Wissen Sie: In meinem Kollektiv essen alle gern Broiler. B: Team. A: Nein, Broiler. B: Kollektiv heißt jetzt Team. A: Aber es bleibt ein Kollektiv? B: Ja. A: Da wird sich meine Brigade freuen. B: Ihr Team. A: Wrr hatten früher auch ein Teamtagebuch, und beim Teamausflug aßen die Frauen gern Buletten. B: Frikadellen. A: Aßen die Frikadellen gern Buletten. B: Von vom: Wo wohnt Ihr Bruder? A: Nicht mehr auf der Ho-chi-Minh-Straße. B: Die heißt jetzt Bernhardstraße. A: Mein Bruder wohnt nicht mehr auf der Ho-chi-Minh-Straße, er wohnt jetzt auf der Bemhardstraße. Aber er ist nicht umgezogen. B: Na, sehen Sie! Langsam kommen Sie ja an in der neuen Zeit, Glückwunsch! A: Danke, Genosse Volkspolizist.
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Ottokar Domma
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Meine Eltern sagten immer, wenn ich etwas angestellt habe, das andere nicht so erfreute, entschuldige dich wenigstens. Naja, manchmal tat ich es, damit sich die Eltern wieder beruhigten. Doch als die große Wende von der Deutschen Demokratischen Republik zur noch deutscheren demokratischeren Bundesrepublik eintrat, vermehrten sich die Entschuldigungssüchtigen wie Giftpilze. Es macht mir nichts aus, mich bei allen zu entschuldigen, denen ich ein Leids angetan habe. Erstens entschuldige ich mich bei meinen Eltern, weil ich bei ihrer Wahl nicht wachsam genug war. Warum mußte ich gerade in das Sperma eines Vaters geraten, welWenn ich als Pionier nicht so fröhlich gewe- ches rot war? Warum musste gerade mir sen wär und mitgesungen hätte, könnte ich das passieren. Es gab doch soviel Spermen mich heute Widerstandskämpfer nennen. im geteilten Deutschland. Ich hätte ebenso gut in einem anderen Befruchtungstropfen stecken können. Dann wäre ich heute vielleicht ein Bayer oder Niedersachse oder Schwabe oder Ostfriese. Deshalb bekenne ich mich schuldig, seit meiner Geburt zu elternnah aufgewachsen zu sein. Zweitens entschuldige ich mich bei meinen Lehrern und anderen Erziehungspersönlichkeiten, weil ich mich überreden ließ, ein Pionier zu werden. Ich war wie verrückt auf das blaue Halstuch, weil es drei Ecken hatte. Sie hießen Elternhaus, Schule und Pionierorganisation. Hätte es eine vierte Ecke gegeben, zum Beispiel Kirche, dann wäre mein Vater vielleicht Pfarrer geworden und als solcher ein ganz hoher Politiker. Warum hab ich Blödmann das nicht vorausgesehen? Vater würde heute anders dastehen und könnte sagen: Der Marx und der Lenin sind tot, aber mit den Diäten kann ich leben, und zwar besser als ein Arbeitsloser. Wenn ich als Pionier nicht so fröhlich gewesen wäre und nicht mitgesungen hätte, wie es vorgeschrieben war, dann könnte ich mich heute Widerstandskämpfer gegen die Pioniergewalt nennen. Das tat ich nicht. Deshalb bekenne ich mich schuldig, zu pioniernah aufgewach• sen zu sein. Drittens bekenne ich mich schuldig, daß ich mit den Lehrern ganz gut auskam, auch wenn sie mich oft tadelten und meine
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Durchschnittszensur versauten. Deshalb erfand ich die Losung »Lernen, lernen, lernen und nochmals lernen«. Einige rückständige Lehrer meinten zwar, diese Losung sei falsch, der Genosse Lenin hat nur dreimal lernen gesagt. Ich antwortete, wenn der Genosse Lenin unsere Klasse gekannt hätte, dann hätte er fünfmal lernen gesagt. Aber die meisten Lehrer mit Herrn Burschelmann an der Spitze standen auf meiner Seite. Auch trat ich für mehr Orden und Auszeichnungen ein. Wie stolz war der Schweine-Sigi, als ich ihn einmal für ein »Bienchen« vorschlug,weil er fünf Minuten stillsitzen konnte. Ich hatte ihn auch zum Vaterländischen Verdienstorden vorgeschlagen, kam aber nicht durch, weil ihn der Herr Direktor noch nicht hatte. Ich entschuldige mich deshalb, weil ich zu schulund ordensnah war. Viertens. Auch bei einigen Lehrern muß ich mich entschuldigen. So beim Herrn Burschelmann, weil er so brummig und gerecht ist und mich dauernd gegen rechthaberische Lehrer verteidigen mußte. Beim Fräulein Heidenröslein, weil ich sie ganz prima finde, ihr aber noch keinen Heirats... antrag machte. Jetzt ist es vielleicht schon zu spät. Bei der Frau Seidenschnur, die mich seit der 1. Klasse immer noch Jungchen nennt, und ich nicht Oma zu ihr sage, worauf sie bestimmt wartet. Bei den anderen entschuldige ich mich später, wenn sie sich ganz umgewandelt haben und von mir sagen, ich war wirklich ein braver Schüler, auch wenn ich ihnen manchmal zu nahe trat. Lehrernähe war schon immer meine starke Seite, wofür ich mich ebenfalls entschuldigen möchte. Jetzt nach der Wende denke ich darüber nach, wie ich mich noch positiver wenden kann. Mal sehen, was anliegt. Eins weiß ich: Ein kreuzbraver Schüler wird aus mir nicht. Deshalb bin ich froh, daß mein Vater kein Bayer ist.
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Edgar Külow
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Warum dauert das Abitur im Osten, ..
zwölf, im Westen ·. · . dreizehn Jahre? Weil ein Jahr Schauspielunterricht dabei ist.
Also, nu biste schon mal bei deine Großeltern und da ziehste so eine Schnute. Ach Opa, ich komme mit meinem Aufsatz nicht weiter. Thema? Was gefällt mir an Amerika am besten. Ja, also eigentlich nix. Wenn man mal davon absieht, dat gottlob der Atlantische Ozean dazwischen liegt. Aber, Lisbeth, das kannst du das Kind doch nicht diktieren. Dann laß das Kind doch mal selber sagen, was es am schönsten findet. Sag mal, Traudel! Die Neger. Was denn für Neger, Kind? Die Amerikaner. Die Amerikaner sind doch Neger. - Ich habe gestern im Fernsehen die amerikanischen Leichtathletik-Meisterschaften gesehen: nur Neger. Dann habe ich die amerikanischen Soldaten im Irak gesehen, auch ganz viele Neger. Nein Kind! Das mußt du so sehen: Die Weißen sind in den USA die Herrenrasse. Wie wir in Deutschland. Wir machen die Leitkultur. Oder könntest du dir die Merkel mit ein Kopftuch als Türkin vorstellen? Oder den Bush als Neger? Na also. Die Neger haben nicht nur eine schwarze Haut, sondern auch eine schwarze Seele. Ja, Opa, du glaubst ja auch, so wie wir in Deutschland die Kinder machen - so machen die Neger in Amerika die Fahrräder. Aber Traudel, das denkt der Opa vielleicht nicht. Kind, in Amerika gibt es nur weit weniger Schwarze als zum Beispiel Weiße. Viel weniger. Das wissen die Deutschen bloß nicht. Wrr nehmen auch besser eine andere Gruppe als Neger. Wir nehmen einfach Tiere. 0 ja! Krokodile. Nein, die kommen nachts aus ihren Sümpfen in die Straßen Miamis und fressen dort die Hunde und Katzen. Tiere sind auch nicht so günstig. Nehmen wir Flugzeuge. Nein. Keine Flugzeuge. Ich bin mal geflogen. Glaub nicht, daß du da schlafen kannst. Dauernd ist was los. Wollen Sie was essen, wollen Sie was Trinken? Rauchen einstellen! Gurte an-
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legen! Gurte ablegen! Hier spricht ihr Kapitän: Wir haben eine Höhe von 10 000 Metern erreicht. Hier spricht der Co-Pilot: Wrr fliegen über Oschatz. Hier spricht ihre Stewardeß: Sitz Nummer 7 und 9, mein Herr! Nehmen Sie die Hand von der Dame! Wir sind ein Flieger und kein Freudenhaus! Was schreibst du dann da, Traudel? Wie weit bist du denn? Nehmen Sie die Hand von der Dame! Nein! Da hat das Kind den ganzen Mist mitgeschrieben, den der Opa erzählt hat. 0 ja, Oma. Hollywood, o ja. Ja, dann diktier ihr mal Hollywood, w(lt\t\ hQbe.n wir du rennst doch dauernd im Kino, Lisd\e neu.eh ßttt\clcs(~nclet beth. erobe~t &Ahd «Ah-ler welchem --fe{" httrn ! Also, Traudel, Hollywood muß dir so vorstellen: Eine Riesenfabrik. Da gehen die Filmschauspieler morgens rein und verkleiden sich. Danach kommt der Regisseur und sagt »Aktion«, dann küssen sie sich und abends gehen sie wieder nach Hause, wo sie Sekt trinken und haben eine halbe Million Dollar verdient. Ach, Oma. Das will ich auch nicht nehmen. Ich nehme lieber Winnetou. Traudel, es gibt in Amerika keine echten Indianer mehr. Die leben in Slums und sind besoffen. Und die Büffel? Die gibt es nur noch als Steak bei McDonald's. Also, was mir am besten an Amerika gefällt, das ist Angela Merkel. Das ist nicht schlecht. Im dritten Weltkrieg stehen wir an ihrer Seite und kriegen dann auch unsere Kolonien wieder. Willi! Sag mal, spinnst du? So etwas sollte ein Sozialdemokrat nich einmal denken. Was? Wir sind Verbündete der CDU, und die sind verbündet mit den USA. Gut! Schreib, was dein sozialdemokratischer Opa dir diktiert. Es ist zwar Wahnsinn, aber wer weiß? Vielleicht kriegst du 'ne Eins drauf.
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(V = Vater, M = Mutter, S = Sohn)
V: Karl-Moritz, du bist nun 18 und wir müssen uns eine Maßnahme überlegen, wie dein zukünftiger Beruf einmal aussehen soll. Wenn ich dir für diese Maßnahme einen Rat geben dürfte ... S: Ich bin dagegen. V: (zu M, beleidigt) Da hörst du es: dein Sohn ist dagegen. WOGEGEN bist du denn? S: Gegen alles. V: Du hörst es: Er ist gegen alles. M: Junge, wir sind doch auch immer gegen alles gewesen. Und haben es trotzdem immer zu was gebracht. V: Bei den Kommunisten war ich sogar Parteisekretär, das ist Fakt! Obwohl ich immer gegen diese SED war. Da nimm dir mal ein Beispiel. M: Wie stehen wir denn da, wenn mal nichts aus dir wird! S: Macht ihr euch mal nicht meinen Kopp. Ich weiß genau, was ich will. V: Ja, was du willst, das wissen wir auch: Motorrad für 30000, Reisen, Kaugummis. Aber was du WERDEN willst ... M: Nun hack doch nicht immer auf dem Jungen rum. Kein Wunder, daß er renitent wird. Karl-Moritzchen, was willst du denn mal werden, sag's deiner Mami ... S: Korrupt. V: Wie bitte WAS?! S: Ich möchte mal korrupt werden. V: (zu M) Da hörst du es: Dein Sohn möchte mal korrupt werden. M: Dauernd diese neuen Berufe, da weiß man doch gar nicht ... Mußt du da richtig arbeiten, oder sitzt du in einem Büro? V: Hildegard, korrupt, er möchte Politiker werden! Korrupter Politiker! S: Papa, das ist eine Tautologie. Korrupter Politiker ist dasselbe wie weiße Schimmel. V: Ich möchte mal wissen, woher du deine Vorbilder nimmst ... S: Ratet mal V: (laut) Karl-Moritz, ich verbiete dir, mich so zu ...
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S: Wart ihr nicht auch korrupt? V: Natürlich waren wir korrupt, Ehrensache, aber wir hätten das nie so brutal und zynisch ausgedrückt. M: Wrr nannten das damals Ideale. V: Junge, es gibt doch auch anständige Berufe ohne Ideale. M: Steuerberater oder Dichter. Weißt du, wieviel der B. Brecht heute noch immer kassiert, obwohl die Erben schon längst tot sind? V: Hildegard, umgekehrt! Wenn mich meine Genossen im Kirchenchor fragen, was du einmal werden möchtest, kann ich doch nicht antworten: korrupt. S: Papa, du denkst altmodisch. Nutte ist auch ein ehrenhafter Beruf geworden. Und die verkaufen ihren ganzen Körper. Ein Politiker verkauft nur einen Teil davon, sein Gewissen. Wobei nicht Ich geh in die Partei mit den meisten Luschen. mal erwiesen ist, ob es überhaupt ein Da klappt's mit dem Aufstieg schneller. Gewissen gibt. Vielleicht ist das nur ein Gerücht der Kirche ... Nichts verkaufen - und viel dafür bekommen ... M: Dann wär doch Politiker ein Schnäppchen, nicht Papa ... ? V: Schnäppchen? Hast du die Süßmuth schon mal im Aldi-Regal liegen sehen? Welcher Partei stehst du denn überhaupt nahe? S: Keiner. V: Wenn du eine politische Karriere machen willst, mußt du doch einer Partei angehören! Das ist Fakt! S: Ich geh in die Partei mit den meisten Luschen. Da klappt's mit dem Aufstieg schneller. M: Welche ist denn die Partei mit den meisten Luschen, Papa? V: Der Wettstreit ist noch nicht entschieden, Hilde. S: Wahrscheinlich geh ich in die CDU. M: Aber du bist doch kein Christ, wir sind evangelisch! S: Na und? Heutzutage ist doch nicht mal mehr der Papst Christ. Der düst in die Dritte Welt, läßt die lieben Kindlein zu sich kommen, um sie zu segnen und überläßt sie dann gottgefällig dem Hungertod. Nicht ohne vorher die Kollekte zu klauen, die er dann bei Coca Cola anlegt. Nicht mal der Liebe Gott glaubt noch an sich. Und da soll ich an ihn glauben? V: Eins verlange ich, Karl-Moritz: Wenn du schon so eine schmutzige Karriere einschlägst - dann laß dich gefälligst nicht erwischen!
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Ottokar Domma
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Nach den Abi jeh ick zum Studium nach
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Schade, daß es jetzt keine richtigen Höhepunkte in unserem Schulleben mehr gibt. Wenn ich daran denke, ·wie wir früher von Höhepunkt zu Höhepunkt geschritten sind, da wußten wir, was auf uns zukommt, nämlich der nächste Höhepunkt, und wir konnten abrechnen und stolze Bilanzen ziehen. Nehmen wir als Beispiel die Timurhilfe. Wir haben alten und kranken Leuten geholfen, gingen für sie einkaufen, haben sogar Reinigungen und Spülungen bei ihnen durchgeführt und dabei auch manchmal eine Tasse oder einen Teller zerkloppt. Auch hilflosen Personen haben wir auf die Beine geholfen. Einmal haben wir sogar Geburtshilfe geleistet. Ich war gerade mit dem Schweine-Sigi unterwegs, da kam uns die brave Bärbel entgegengerannt und sagte ganz aufgeregt: »Kommt schnell, wir müssen was tun, Frau Löwenbein wimmert.« »Da haben wir die Bescherung«, sagte der Schweine-Sigi. »Ihr Alter ist auf Montage, und kein Aas ist bei ihr.« Wir gaben der Bärbel den Auftrag, schnell das Krankenhaus oder die Feuerwehr anzurufen. Die Frau Löwenbein ging ganz krumm durch das Zimmer. Ich kontrollierte mit der Uhr die Wehen und sagte öfter »schön durchatmen«, während der Schweine-Sigi vorsichtshalber schon einen großen Topf für heißes Wasser aufsetzte. Er meinte, mehr kann er vorläufig nicht tun. Aber zum Glück kam der Krankenwagen gleich, und die Frau Doktor sagte, wir sind gut. Aber kein Aas hat diese Timurtat hervorgehoben, nicht in der Schule und nicht in der Zeitung. Schade. Nur der Herr Burschelmann meinte, als er später davon erfuhr: »Eigentlich hättet ihr dafür den Vaterorden verdient!« Ich schaute den Schweine-Sigi an, aber der sagte, er war es nicht. Timurhilfe gibt es nicht mehr. Mein Freund Harald meinte, wir könnten ja eine Helmuthilfe als neuen Höhepunkt organisieren. Aber da fragen vielleicht viele, wer ist das? Ich kenne auch kein Buch, in welchem Helmut und sein Trupp beschrieben ist. Oder nehmen wir SERO, heute heißt es Riseigling oder so. Un-
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sere Klasse stand an der Spitze, besonders in der Flaschensammlung. Wrr haben eine Liste mit den größten Säufern aufgestellt und erforscht, wann und wo Hochzeiten und andere Besäufnisse stattfinden. Das hat sich gelohnt. Da konnten wir unsere Klassenkasse aufbessern. Nach jeder Sammlung schrie meine Mutter: »Wie du wieder aussiehst! Ich kann nur waschen, waschen, waschen!« Mein Vater hatte mehr Verständnis dafür. Er ist nämlich auch ein Allessammler, weil er denkt, alles kann man einmal brauchen. Deshalb findet er sich nicht mehr in seinem Keller zurecht, wo er alle Fundsachen, zum Beispiel Schrauben, Federn, kaputte Staubsauger, Lampen, II-~~ ~~~t., ~&iii;e. Kanonenöfchen und so was aufbewahrt. Auch eine verrostete e•lll i ,.,""0-rf,. ·--'"''' ~:r f'-t e"" Jauchepumpe ohne Dichtung lag ~"':"'\ 11""-t;er .->1 unter dem Gerümpel. Ich habe orie't't 1 ""t~ ~ !f ö..1t /) lf'~e,ge"'. . sie entrostet, schön rot, gelb und ,. llS"~ ~ schwarz angestrichen und auf . . ei~~ \...__.../ ""'"""' den Flohmarkt mitgenommen. „ ·--u .. Vater war einer der besten Einkäufer. Als er die Pumpe sah, rief er, die nehme ich. So kam es, daß er für 20 Mark seine alte ~ Pumpe wieder kaufte. Die neue Zeit, denke ich, braucht auch Höhepunkte. Zum Beispiel Sportfeste. Wrr könnten dann die neue Frau Minister für Jugend und Sport einladen, welche als Kind sogar radfahren konnte. Die Frau Schubert, oder wie sie heißt, könnte auf der Tribüne neben Katarina Witt und anderen Politikern stehen und winken. Ich glaube nämlich, die Frau Minister versteht was von Sport, wie unsere dicke Mia. Als die Mia einmal bei einem 1000-Meter-Lauf zugeschaut hatte, fragte sie: »Warum rennen die denn so?« Ich antwortete: »Der Erste kriegt doch einen Preis, du Doofe!« Worauf die Mia wiederum fragte: »Und warum rennen dann die anderen noch mit?« Solche Minister brauchen wir in der neuen Zeit, man sagt, sie sind kompetent. Ein anderer Höhepunkt könnte der Heilige Vatertag sein. Wir Schüler würden dann an der Straße Spalier stehen und die besoffenen Herm mit selbstgemalten Transparenten begrüßen, zum Beispiel mit Sprüchen wie: »Es lebe der Schnaps und das
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Bier, ein einig Volk sind wir!« So eine Demo wäre auch was Neues. Als Höhepunkt in der Schule könnte ich mir auch einen Tag der Sex-Bereitschaft denken. Zum Beispiel könnte man Wandzeitungen mit Sexfotos erstellen, dazu Beschreibungen mit der Frage: »Was sagt uns dieses Bild?« Da würden manche Eltern staunen, was ihre Kinder schon wissen. Man könnte für die älteren Schüler auch Lehrvorführungen mit Kondomen organisieren zum Thema, wie halte ich meinen Körper rein. Schweine-Sigi hat sich schon bereit erklärt, seine Deutsche Langohrzippe nebst Kamickelbock mitzubringen, um so zur Aufklärung über Aids beizutragen. Ein besonderer Höhepunkt könnte die Wahl von Models sein, wovon Schülerinnen der 10. Klasse schwärmen. Die Schüry müßte dann Brust-, Bauch- und Hüftumfang und andere Auswuchtungen messen. Wenn mehrere gleich schön sind, entscheidet eine Prüfung in Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie, Geschichte, Biologie, Geographie und schönem Gang. Aber das zählt, glaube ich, nicht. Models können ruhig doof sein. Sonst würde ich auf die alte Frau Seidenschnur als Topmodel tippen. Weil aber nicht alle von Geburt aus schön sein können, schlug ich vor: »Wie wär's mit einer Wahl der Widerspenstigsten an unserer Schule?« Schweine-Sigi meinte: »Wozu wählen? Da kämen doch nur du und der Herr Burschelmann in Frage.« Wo der Sigi recht hat, da hat er recht. Wer wählt schon gern Widerspenstige? In einer richtigen Demokratie braucht man nur Spenstige.
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Matthias Biskupek
Es hatte große, kluge Augen, und die jugendlichen Eltern wollten für drei Tage ins Goldene Prag. Drum hatte sich ein befreundetes Pärchen, noch im Stadium der Liebe, zur Aufsicht bereit erklärt. Dieter und Doreen bestiegen mit dem Ferienkind die Regionalbahn, die zur Zeit unserer Geschichte Personenzug hieß, und fuhren hinauf in ein grenznahes Waldgebirg. In einem dort versteckten Ort, wo der Bach von einer Furt gequert wurde, also in Furthsbach, hauste Tante Lene, die Dieter ihr Häuschen mit Garten und Wald dereinst vererben wollte. Wenn aus dem Liebespaar mal ein amtliches Paar geworden sein sollte. Im Zug begann das Ferienkind Doreen zu examinieren: Hältst du deinen Körper immer sauber und gesund? Doreen zischelte. Das Ferienkind zog aus seinem Campingbeutel, wie Kinderrucksäcke damals hießen, ein rotes Tüchlein und sprach: Ich ja! Und weil ich die Pioniergesetze achte, darf ich stolz mein rotes Halstuch tragen. Das Kind schnürte das Tuch mit einem Knoten fest um den Hals. Doreen blickte verstohlen auf die anderen Fahrgäste im Waggon. Die dösten vor sich hin. Wir achten auch unsere Lehrer und Eltern, erklärte das Kind: Das ist aber nicht überall so. Wenn wir »Alltag im Westen« und »Der Schwarze Kanal« im Fernsehen angucken, erfahren wir, wie schlimm es anderswo ist. Die Fahrgäste waren jetzt mucksmäuschenstill. Dieter vermeinte, daß ihn sein Hemd kratze. Er nahm den Campingbeutel des Ferienkindes und suchte darinnen: Hast du nicht deinen Teddy mit? Mit dem können wir spielen. Teddy Thälmann, sagte das Kind, ist unser großes Vorbild. Die Fahrgäste warfen jetzt sehr eigenartige Blicke auf Dieter und dann auf Doreen. Zum Glück erschienen in diesem Moment zwei Uniformierte, die, weil der Personenzug grenznahes Gebiet durchfuhr, ein wachsames Auge auf die Fahrgäste haben mußten. Es war doch kein Glück, daß die Uniformierten gerade jetzt erschienen, denn das Ferienkind sprach: Auf Friedenswacht für ein besseres Deutschland! Der Zug hielt soeben, zwei Stationen vor Furthsbach. Die Uniformierten begehrten die Ausweise von Dieter und Doreen zu
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sehen. Dann baten sie beide nebst dem Ferienkind auf den Bahnsteig. Ein Sachverhalt wurde geklärt. Nach mehreren Stunden hatte alles seine Richtigkeit. Tante Lene war den Organen bekannt. Tante Lene in Furthsbach war nicht bekannt, daß die Zukünftige ihres Neffen Dieter schon ein Kind hatte. Wo war nur die Moral hingeraten! Tante Lene, sagte Dieter, das ist doch nicht das Kind von Doreen, sondern von unseren Freunden. Die sind für drei Tage im Goldenen Prag. Sie halten Freundschaft mit dem tschechisch-sowjetischen Brudervolk, erklärte das Ferienkind. Tante Lene zuckte schmerzlich. Die Tschechen! hub Tante Lene an und fuhr, direkt zu Dieter gewandt, fort: Die ' f Tschechen haben deinen Onkel damals bei Nacht und Nebel rausgejagt! Nischte durfter mitnehmen, bloß weil er Deutscher war. Die deutschen Faschisten, sagte das Ferienkind, überfielen fremde Länder, aber die deutschen und sowjetischen Kommunisten haben ihnen alles wieder abgenommen, so daß wir in Frieden lernen dürfen. Tante Lene knallte etwas heftiger als beabsichtigt die eigens für den Besuch zubereiteten böhmischen Buttermilchkolatschen auf den Tisch. Das Kind verschmähte dieselben, denn was der Bauer nicht kennt, das ißt er nicht, obwohl das Ferienkind ein Arbeiter-und-Angestellten-Kind war. Die drei Tage vergingen leider nicht wie im Fluge, und als das Ferienkind beim Verabschieden zu Tante Lene sprach: Du gehörst noch nicht zu den fortschrittlichen Teilen des Volkes. Weil du privates Land hast ... war ohnehin alles zu spät. Tante Lene überschrieb noch vor ihrem Tod alle Grundstücke der, wie sie sagte, Kolchose. Weil sonst ja alles doch nur verlottern würde. Und als Dieter viele Jahre später auf Rückgabe klagte, war es nur ein Glück, daß das Ferienkind zum promovierten Juristenmenschen geworden war. So wendete sich alles zum Guten. Weil das Ferienkind nunmehr längst wußte, daß man sein Eigentum sauber und gesund halten mußte.
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Wolfgang Schaller
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Wolfgang Stumph als Klomann Richard in der Dresdner Herkuleskeule.
Ich muß noch mal stören. Ich bin jetzt Teilhaber der PissoirKette »Interclo & Co«. Da können Sie jetzt frei wählen zwischen erster und zweiter Klasse. Für die feinen Pinkel gibt es jetzt den Abort de luxe, sozusagen für die Besserverdienenden. Den hat die FDP gesponsert, der Möllemann und der Lambsdorf. Die verirrten sich aus Versehen auf mein Klo. Die haben an der Tür die Nullen gesehn, und da dachten sie, das sei ihr Gemeinschaftsbüro. Auf meinem Abort de luxe wird die Bedürfnisbefriedigung zum Erlebnis. Dank Ärkondischn und interaktiver Heiteck-Rinne. Und einem Solarium obendrüber, damit alles bißchen Sonne abkriegt wie beim FKK. Da fühlt sich jeder wie im Urlaub. Ich hab auch schon einen Animateur angestellt. Na ja, es macht ja keiner mehr was von alleine. Die Kundschaft dankt mirs dann auch, wenn sie sich in mein Gästebuch einträgt. Richtige Talente sind drunter: »Danke für den Aufenthalt, wir komm' bald wieder. Tschüß, bis bald.« Nein, wenn auch heute alle meckern - ich expandiere. Man muß sehn, wo es billiger ist. Ich laß jetzt in Polen pullern. Das ist die Klobalisierung. Weil es im eigenen Land überall stinkt. Seit der Einheit wird ja alles teurer, auch bei mir. Kaum pinkeln ein Westdeutscher und ein Ostdeutscher nebeneinander, schon müssen beide Solidaritätsabschlag zahlen. Trotzdem: gemeinsam gehts leichter. Oder, wie es mein Bundeskanzler immer so schön ausdrückt: Es kommt in der Geschichte darauf an, was hinten rauskommt. Solange wir uns in Deutschland noch einen Abort de luxe leisten können, zahl ich gern bißchen mehr Vergnügungssteuer. Freilich, unsereins muß heut auch bißchen sparen. Ich hab mir jetzt neue Brillen gekauft. Bei Fielmann. Zum 00-Tarif. Aber ich verplaudere mich. Ich verabschiede mich mit dem Gruß des kaiserlichen Ordens deutsch-liberaler Toilettenbrüder und schwestern: Machts gut!
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Jochen Petersdorf
Wenn ich früher meinen Freund Antek anrief - einen bedeutenden Chirurgen - dann stand er natürlich meistens im OP und schnippelte und nähte. In solchen Fällen sagte dann die Sekretärin oder Schwester Elle: »Der Oberarzt operiert. Er wird Sie dann anrufen! Schönen Tag noch!« Als ich vorgestern meinen Freund Antek anrief - einen unbedeutenden ,· S/... . . . ic H Vertreter für Skalpelle und steriles Nähgarn-, da sagte eine wohltemHAB' GtVAdf/, perierte Damenstimme: »Der von -, ~,?_ /'rUfScHWvl{G Ihnen gewünschte Herr ist zur Zeit W€i f €tl ~ im Außendienst. Hinterlassen Sie nach dem Piep bitte Ihre Nummer. Er wird Sie zurückrufen.« 0 • Ich hinterließ meine Nummer. • Aber ich kam ins Grübeln. Er wird mich zurückrufen? Wie soll ich das verstehen? • War ich bei ihm? Bin ich weggegangen? Grußlos vielleicht? Wo ist er denn eigentlich? • Wohin wird er mich zurückrufen? Er ist im Außendienst. Das sagt alles und nichts. Er kann hier um die Ecke in der Schliemannstraße sein. • Na schön, da könnte ich schnell mal hinspringen. Aber er könnte auch in der Nähe von Troja sein, Schliemanns alter Buddelstätte. Da soll'n sie ja noch immer buddeln. Und die alten Tonscherben sind zwar wertvoll, aber nicht die feinsten in ihrem Benehmen. Da ist schnell mal ein Finger weg oder anderes. Da muß geschnippelt und genäht werden. Logisch, daß Antek in solchen Fällen mit seinem Kram zur Stelle sein muß. Möglichst noch vor den Japanern. Bloß, was soll ich dort? •
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Ein Ossi hat einen Schweinemastbetrieb aufgemacht. Ein Unternehmensberater aus dem ,. Westen steht ihm zur Seite. Kaum ist der Betrieb eröffnet, kommt der Ossi zu ihm: »Drei Schweine sind ge-" storben.« Wessi: »Womit fütterst du sie?« »Mit Kartoffeln und Kleie.« »Nicht gut, nimm Weizen.« Am nächsten Tag kommt der Ossi wieder: »Sieben Sehweine sind ge- . storben. « »Was gibst du ihnen zu trinken?{< »Wasser.« »Nicht gut, nimm . Miich.« Nach einer Woche* »Die Hälfte meiner Schweine ist gestorben. Die Ratschläge haben ,. überhaupt nicht geholfen.« Der Wessi: »Ach, weißt du, ich habe noch viele gute Ratschläge, aber oo·du genügend .· Schweine hast?<<
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Außerdem fahre ich einen gebrauchten Mazda. Bin sehr zufrieden. Warum soll ich mich also mit den Japanern anlegen? Und das Schärfste! Wer bezahlt mir die Flugreise? Oder glaubt Antek etwa, ich komme mit meinem Fahrrad auf der Seidenstraße angestrampelt? Ich meine, es wäre noch mal 'ne sportliche Herausforderung. Aber mein Miniskus des linken Kniegelenks ist vor der Wende nach dem Westen abgehaun und trotz Vereinigung nicht wieder aufgetaucht. Ich würde ihn gern zurückrufen. Aber wo ist er? Wo soll ich anrufen? »Rufe mich an in der Not«, sagt der Herr. Ich hab trotz Ungläubigkeit viel Sympathie für und Achtung vor dem Herm. Aber ich glaube nicht, daß er meinen Miniskus im Blickfeld hat. Er hatte ja Mühe, den Weltreisen seine Stellvertreters zu folgen. •• Ubrigens, ich könnte wahrscheinlich nie Papst werden. Ich hätte ja wegen meines steifen Knies schon beim ersten Kuß Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Doch das nur nebenbei. Ich bin mir eigentlich gar nicht so sicher, ob Antek sich wirklich in der Gegend um Troja rumtreibt. Wie kam ich denn überhaupt darauf? Wegen Schliemann. Aber der ist lange tot. Den kann man außen vor lassen, würde mein Sohn sagen. Das soll soviel heißen wie, »den kannste vergessen«. Mein Bruder ist Fußballtrainer. Wenn er auf seiner Trainerbank rumhopst, schreit er des öfteren »Außen vor!« Nach dem Spiel - ob gewonnen oder verloren - werden auch die Außenstürmer mit dem Vereinsbus heimgeholt. Nicht vergessen. Seltsam, seltsam. Ich gehe jetzt wegen des Trabbels mit Antek öfter mal wieder in meine Stammkneipe. Auch gestern abend. Mitten im schönsten Stammtischgespräch ruft meine Frau an: »Ist Jochen vor Ort?« Der Wirt: »Im Bergwerk isser nich. Aber hier isser. « Sie hat mich aber nicht zurückgerufen. Nein - zurückgepfiffen! Zu Hause, in meinem Lieblingssessel, saß Antek. Er ist nicht mehr Vertreter. Die Skalpell-Bude ist pleite gegangen. Antek verkauft jetzt kleine Holzpferdchen. Trojanische .
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Manfred Strahl
»Wo leben Sie denn?« entrüstete sich Kiekhäfer auf meine bescheidene Frage, ob noch vor Feierabend mit dem Ende der Sitzung zu rechnen sei, die in wenigen Minuten beginnen sollte. Erstens, belehrte mich Kiekhäfer, kenne er seit den stürmischen Tagen der Wende keinen Feierabend mehr, und zweitens habe er das Wort Sitzung als sprachliche Altlast aus seinem Wortschatz gestrichen. Gesessen habe man früher. Heute werde alles besprochen, so daß Besprechung treffender sei. Der bevorstehenden Besprechung sah Kiekhäfer mit gespannter Erwartung entgegen. Es ging um die Zukunft des Unternehmens, in dem Kiekhäfer wacker seine Position behauptet hatte. Dank einer schicksalhaften Fügung, gab Kiekhäfer zum besten, habe kürzlich ein gewisser Monsieur Chapeau, ein französischer Geschäftsmann aus der Hutbranche, infolge der miseraben Ausschilderung das Stadtzentrum verfehlt und sei mit seinem Renault in einer Sackgasse des nebelverhangenen Industriegebiets stekkengeblieben. Und zwar genau vor der Toreinfahrt des Unternehmens, das sich heute zwar großspurig Hut- und Mützen GmbH nennt, zu dem die Einheimischen aber nach wie vor schlicht VEB Schapka, Werk I im Stammbetrieb des Kombinats Kopfbedeckungen sagten. Kopfnickend bestätigte Kiekhäfer meine Vermutung, daß sich der Franzose nach seiner Irrfahrt spontan geschäftlich für das Unternehmen zu inter_. . . . essieren begann. ·· ·· - · ·· · ·~ · · , »Wenn wir Glück haben«, sagte er, »gehören wir vielleicht schon »Wie geht es denn morgen zur Unternehmensgruppe >Societe hut couture<, einer eigentlich deinem neuen, Tochtergesellschaft der mächtigen >Hutvolee<.« Ein verständli- aufstrebenden Untercher Wunsch, zumal die Hüte und Mützen, die Kiekhäfers Firma nehmen?<< bis vor kurzem noch herstellte, kein Mensch mehr kaufen, geschweige denn aufsetzen wollte. So gesehen, erwies sich die kürzlich verfügte Produktionseinstellung als raffinierter Schachzug des Betriebsdirektors, der sich jetzt Geschäftsführer nennt, zur Gesundschrumpfung des Unternehmens. Der Materialverbrauch sank auf Anhieb dra•
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stisch, so daß praktisch ein ungeheurer Produktionsschub zu verzeichnen war. Bald darauf erfolgte der nächste Schritt in die richtige Richtung. Personalabbau. Den Produktionsarbeitern wurde sofort gekündigt. Von der alten aufgeblähten Belegschaft blieben schließlich nur der Pförtner, die Reinemachefrau, der Hausmeister sowie die komplette Geschäftsleitung übrig. Die eingesparten Personalkosten ermöglichten wenigstens eine spürbare Gehaltsaufsaufstockung für die leidgeprüften Geschäftsführer. .
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Mit dem rigorosen Personalabbau schien Kiekhäfer ein wenig übertrieben zu haben. In der Hut- und Mützen GmbH wimmelte es nämlich nur so von Leuten. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sogar pausenlos Neueinstellungen erfolgten. »Das täuscht gewaltig«, Kiekhäferwinkte ab, »die vielen Leute, die auf den Gängen herumschwirren, sind doch bloß unsere Unternehmensberater aus den Altbundesländern.« Die Vermutung, daß Kiekhäfers Firma angesichts solch qualifizierter Berater dann sicher schon lange aus den roten Zahlen heraus sei, möchte Kiekhäfer indes nicht bestätigen »Um das zu schaffen, müßte aber unbedingt noch einer eingestellt werden«, behauptete er. »Ein Berater für Unternehmensberater!«
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Wo geht's denn hier zum Aufschwung?
Angela Gentzmer
Ein Rentner-Ehepaar (Helga Hahnemann und Alfred Müller) sitzt auf einer Parkbank. Er: Weeßte, wat ick echt vermisse, Traudl? Sie: Kann mir schon denken: Paule, den alten Suffkopp. Er: Nee, unsre jute, alte Mauer. Sie: Nun mach aber'n Punkt, Hugo, dit war doch hier dit reinste Jefängnis! Haste selber jesagt! J-/ lEr: Jaa - damals. Heute könnt ick mich ärgern, daß meine janzen schönen PriAN D ·· ALLE :· · vilegien futsch sind. 1=uR .„ , .. „. . · Sie: Privilegien! Ph! Wie so'n Kuli haste • • ..••• „... . die Fernseher und Kotflügel mit Dei'm Asthma über'n Checkpoint jeschleppt. . ...eoEr: Jedenfalls war dit damals 'ne wunder. "----~ ,t1B~EOf..PNET! ! bare Aufjabe für'n cleveren Ost-Rent%~ ner, wie der letzte Dorf-Depp die ZollHeinis ehrfürchtig anzuglotzen und · ·~~ · . • dabei die umjetauschten Kohlen zwi- ·: sehen de Eier knistern zu lassen. Sie: Dit war doch furchtbar, in dit enge Labyrinth anner Grenze: Edelgard und . Hermann haben sich vor Angst jedesmal fast in die Hosen jemacht. Er: Ja - zurück, weil se da für ihr Viertel Kaffe unser jutet Meißen in ihre Aldi-Beutel verschleppt haben. Sie: Großzügig waren se aber auch. Edelgard hat nie wat inne Altkleider-Sammlung jejeben, sondern immer mir. Er: Von wegen großzügig. Hermann war doch sowat von pikiert, als ick mir dit zweites Mal mein einmalijet Begrüßungsjeld abjeholt habe, daß ick'n jefragt habe, ob er dit aus seine eigene Tasche bezahlt. Sie: Trotzdem. Manchmal haben se uns drei Wochen beköstigt, ohne wat zu verlangen. Er: Na hör mal, als Dachdecker verdient Hermann ja ooch dreimal so viel wie der Bundeskanzler. Sie: Der wird ja ooch nich' so jut'n Dach decken können wie dein Bruder.
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Es gibt ein neues Wrrtschaftswunder in Deutschland. Die Wessis wirtschaften, die Ossis wundern sich. · ..·. ,·,~7~,jj·.~ .'f!; 'Jfi' .•li!!B!iü/J/iii" · ',
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Er: Haben wir Ossi's nich' ooch jeackert wie die Verrückten? Mit der Arbeit waren wir zwar immer'n paar Monate im Rückstand ... Sie: Aber mit de Kaffepausen schon'n halbes Jahr voraus. Wat auch wunderbar war, daß wir dauernd unsere Tage hatten. »Tage des maledivischen Kulturfilms« - »Tage der Sozialistischen Hirtenflötenmusik« - oder »Tage des mittelalterlichen Bauwesens«.
Als Traudl und Hugo ein Paar: Helga Hahnemann und Alfred Müller.
Er: Weeßte noch, wie die Betriebsleiter sich um mir jerissen haben? In einem Jahr war ick uff acht Arbeitsstellen. Und ein Ja-Sager war ick ooch nie! Wenn mein Generalsekretär »nein« jesagt hat, hab ick ooch sofort »nein« jesagt. Sie: Krank konntest du werden auf Deibel komm raus, hat nich' einen Pfennig jekostet, der Spaß. Er: Jawoll, alles ist seinen Sozialistischen Gang jejangen -wie bei Oskar: Mit seinem Parteibuch hat der sich vom Pförtner bis zum Direktor hochjedient. Sie: Nu isser ja auch wieder Pförtner. Er: Als kleener Ost-Rentner biste doch bloß'n Mensch 2. Klasse. Lieber lassen se die alten Nazis und ihre Witwen bei Kranzler Torte fressen. Sie: Na ja - zum Sattwerden reichen die paar Piepen doch. Er: Aber nich' für'n Durst. Wenn ick wenigstens 'n französischer Rentner wäre, denn würde ick jetzt meinen Rotwein trinken und anschließend in'n Puff jehn. Sie: Du bist aber nun mal'n deutscher Rentner, du nimmst jetzt deine Herztropfen und jehst anschließend als Nachtportier.
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Uwe Steimle
Frau Bähnert balanciert ein kleines Tablett mit zwei Sammeltassen und der Kaffeekanne ins Zimmer. Herr Zieschong hockt vor dem Fernseher und hält Frau Bähnerts Plüschhund auf dem Schoß. Er streichelt ihn.
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Uwe Steimle und Tom Pauls als Günter Zieschong und Ilse Bähnert.
»Frau Bähnert, was sagen Sie'n eigentlich zum Standort Deutschland?« »Die fetten Jahre sind nun vorbei. Herr Zieschong - nach der letzten Rentenerhöhung krieg ich zwar jetzt weniger Geld ... aber die werden sich schon was dabei gedacht ham. « »Frau Bähnert, Sie denken wieder nur an sich, aber ich sag Ihnen eins: Geld ist ni alles im Leben!« Frau Bähnert setzt das Tablett mit Schwung ab, der Kaffee schwappt über. »Nein- ooh de Zinsen müssen stimmen ... sagt der Theo. Apropos, was sagen Sie'n zum Bündnis für Arbeit?« Herr Zieschong wird hellhörig. »Was? Gibts wieder welche?« »Die FDP-CDU hat alle Hände voll zu tun, wenn se ne abgewikkelt werden wolln.« Herr Zieschong greift in die Keksdose. >>Ach, Se meen, mir möchten uns schon ma ne neue Regierung suchen?« »Quatsch, die Regierung sucht sich e neues Volk - nu, Sie entwickeln doch keene eigene Selbstinitiative.« Herr Zieschong bekommt beinahe einen Krümel in den falschen Hals. »Frau Bähnert, ich bin seit sechs Jahren arbeitslos!«
Der Westhahn rollt ein Straußenei vor den Ost-Hühnerstall und posiert vor den Hühnern. »So, meine Damen, ich wollte Ihnen bloß mal zeigen, wie bei uns drüben gearbeitet wird.«
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>>Ich erkläre Ihnen jetzt das bundesdeutsche Steuersystem!<<
»Ebend! Hätten Se seinerzeit bei der Messe der Meister von morgen e bissel mehr geleistet, wäre ihn dor Start in de soziale Marktwirtschaft leichter gefalln. « Herr Zieschong verteidigt sich. »Ich konnte ja nie zur MMM, ich mußte doch leben und handeln nach der Slobinmethode ... Bass off, ham die gesagt: So, wie mer heute arbeiten, wer mor morgen leben ... « Frau Bähnert winkt ab. »Das sagt der Lammsdorf heute ooh. Und der lebt noch nicht nach der Slobinmethode, der macht nichemal 'n Sobotnik. « »Frau Bähnert, das wärs doch! Wir t::J c:: J 0 retten den StandDCJ ort Deutschland alle machen mit beim Subbotnik.« D »Herr Zieschong, mir sind das Volk!« »Ich gloobe, jetzt habsch's doch begriffen ... « »Hat ja oh lange genuch gedauert.« >>Genau, Frau Bähnert, Proletarier aller Länder vereinigt euch!« Frau Bähnert, den Kopf schüttelnd: »Sind ja keene mehr da. Desdawechen will sich ja der Kanzler wieder weitervereinigen. « »Schon wieder? Mit wem denn. Vielleicht mit'n Tschechen?« »Eh' - de Tschechen, de Böhmen mähren doch so. Unser Kanzler denkt - global!« »Glob isch - ? Globsch ne -« »Ü ja - was denken Sie'n, warum der chinesisch lernen dut.« »Wiedervereinigung mit China? - Das isses, Frau Bähnert! Dieses Riesenreich ... Da dauert der Ofschwung Ost ja noch 100 •• Jahre. FUR UNS! Der Standort Deutschland ist gesicher!« »Nu, und Sie hätten endlich oh wieder Arbeit.« »Was? Ich soll nach China arbeiten gehn? Nee, nee, Frau Bähnert, dort bin ich ja eener unter vielen.«
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Ernst Röhl
Die janze Arbeitslosigkeit ist Scheiße mit drei Ei. Kalle hockt den lieben, langen Tag vor der Glotze und kuckt Richterin Barbara Salesch. Er lebt von Almosengeld zwo, und seine Gedanken schweifen ungebändigt im Raum. Die Gedanken sind frei, sagt sich Kalle, früher hatten wir dis sojenannte Recht auf Arbeit jehabt, heute haben wir dis Recht auf ein' Parkplatz. Dis Recht auf Arbeit damals inne TäTäRä war voll der Reinfall, Freunde! Eines schönen Abends trudelt Kalle nichts Böses ahnend mit seinem Sachsenporsche durch die Landschaft, aber plötzlich: Tatütata, Blaulicht, und stop ! Die Volkspolizei, dein Freund und Helfer, alle Mann stocknüchtern, Kalle der einzige mit Mundgeruch. Schicksal. Nüscht zu machen. Alkohol am Lenkrad! Punktjenau zweekommanull Promille. Die rufen den Betrieb an, die rufen die Justiz an, und die Justiz, die war echt dis Allerletzte! Die Pappe futschikato, und für jedes Promill ein Jahr, insjesamt zwee Jahre, aber nich Zett, meine Herrschaften, nee, voll die Höchststrafe: zwee Jahre Arbeitsplatzbindung! Den ganzen Tag lang eine Erinnerung nach der anderen, und in der Nacht ist es nicht besser. Nachts kommen die Träume. Träume, sagt Kalle, sind Fernsehn im Schlaf. Meistens spielt der Träumer selber mit, als Herzensbrecher in Liebesfilmen und Schicksalsdramen, in Krimis als Kommissar oder Massenmörder. •• Früher hatte Kalle mit der Träumerei keinen Arger. Niemals. Er war immer der Gigant des gesunden Nachtschlafs. Doch nun kommt er in die Jahre. Wer es gut mit ihm meint, stuft seine Haarfarbe trotz vereinzelt noch vorhandener schwarzer Strähnen als friedhofsblond ein. Neulich hat er seine Zigarette z11m ersten Mal am verkehrten Ende in Brand gesetzt. Immer öfter knirschen die Gelenke. Immer öfter meldet sich die Prostata, die Achillesferse der reiferen Jugend. Dagegen, sagt Kalle, is nüscht zu machen. Alterserscheinungen! Genau wie die Trä11me. Gern würde er mal vom Bundesligisten Werder Bremen träumen oder von einer Kreuzfahrt nach Neuseeland, doch Werder Bremen hat in seinen Träumen bisher keine Rolle gespielt, und Traumschiffe sind auch noch nicht aufgekreuzt. Kalle träumt stundenlang immer bloß von der einstigen Ehemaligen.
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Es giot drei Arten, eine Firma in den Bankrott zu wirtschaften: "·~ Durch Frauen das macht am meisten Spaß. Durch Sauferei·das klappt hundertprozentig. Durch einen Westler Ms Geschäfts·„· führer - das geht am schnellsten. .
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Und leider sind es Alpträume. In keinem dieser Träume macht er eine auch nur halbwegs gute Figur. Gern würde er als Günter Simon auftreten, als Sohn seiner Klasse, oder auch als Draufgänger und positiver Held wie Manfred Krug. Doch Kalle ist immer bloß das schwankende Element, jedes Mal der Drükkeberger und Passivist. Schweißgebadet schreckt er mitten in der Nacht hoch, wälzt sich bis zum Morgengrauen in't Bette hin und her, und die Verantwortung für den bedenklichen Lauf der Welt lastet schwer auf ihm. In vierzig Jahren DDR ist er nicht ein einziges Mal schwarz mit der Straßenbahn gefahren, großes Pionierehrenwort. Trotzdem ertappt ihn in seinen furchtbaren Träumen neuerdings ein volkseigener Kontrolleur immer, immer wieder auf frischer Tat. Kalle besitzt keinen gültigen Fahrausweis. Dabei kostet die Fahrt nur zwei Groschen. Aber ist Schwarzfahren, wenn es nur lumpige zwanzig Pfennig kostet, nicht umso schlimmer? Der Kontrolleur schreibt die Quittung aus und kassiert fünf Mark Strafe. Strafverschärfend durchbohrt er Kalle mit einem finsteren Blick. Kalle schämt sich; denn seine Fahrgeldhinterziehung hat sich in einer Straßenbahn des Volkes abgespielt, folglich ist er ein Betrüger seiner selbst. »Wenn das nun alle machen würden!« Kalle spricht im Schlaf, seine Frau hat es deutlich gehört. Kalle besitzt einen Schrebergarten. Darin darf er neuerdings anbauen, was er will. Wenn er gar nichts anbaut, macht ihm auch keiner Vorschriften. Heutzutage! Vor Jahren und Jahrzehnten allerdings gehörte er, wie es Vorschrift war, dem Verband der Kleingärtner, der Siedler und der Kleintierzüchter an, und dieser Millionenverband empfand sich seinerzeit als tragende Säule der Volksernährung. Geschmeidig richtete Kalle sein Tun und Lassen an den Erwartungen des Vorstands aus. Kein einziges Mal wurde er auffällig, im Gegenteil. Weil nichts gegen ihn vorlag, verliehen sie ihm sogar die silberne Ehrennadel mit Urkunde. Vor vierzehn Tagen hat es ihn nun aber doch noch erwischt, wenn auch bloß im Traum. Zur Unzeit taucht der komplette Vorstand an der Gartenpforte auf, um seine Parzelle nach allen Regeln der Kunst unter die Lupe zu nehmen. Dumm gelaufen. Genau an diesem Morgen nämlich hat Kalle seine Erdbeer-, Möhren- und Radieschenbeete umgegraben, er hat die landwirtschaftliche Nutzfläche verringert - zugunsten einer privaten Freizeitwiese, aber zu
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Lasten der Volksernährung, mit anderen Worten: Der Vorstand schnappt ihn in flagranti bei der Rasenaussaat. Stop! Kommando zurück! Der Vorstand kennt keine Gnade. Kalle muß, im Traum, seine Pläne rückgängig machen, muß Selbstkritik üben und die Erdbeer-, Möhren- und Radieschenbeete umgehend wiederherstellen. Er fängt sich eine strenge Rüge ein und zusätzlich noch eine Verwarnung, weil dem Vorstand über drei Ecken zugetragen worden ist, daß er unter Alkoholeinfluß die eigene Kleingartensparte als »grüne Hölle« verleumdet habe. So oder so ähnlich treiben es die Geister der Vergangenheit jede Nacht mit ihm. Dabei hat er sich früher nie oder fast nie etwas zuschulden kommen lassen. Im Fernsehen hat er die wenig aufregenden Meldungen der Aktuellen Kamera klaglos über sich ergehen lassen. Er hat das Neue Deutschland ... , nun ja, abonniert. Er hat immer Soli bezahlt für die Völker der dritten Welt. Seine Kaderakte war nicht nur sauber, sondern rein. Nie hat er die Frage der Sichtwerbung dem Selbstlauf überlassen. Zum Ersten Mai und zu jedem Nationalfeiertag hat er bereitwillig geflaggt. Darum versteht er die Welt nicht mehr, als die Parteileitung sich ihn, im Traum, zur Brust nimmt. Der Parteisekretär schätzt ein, er hätte sein Häuschen aus Anlaß des Tages der Werktätigen der Land- und Forstwirtschaft weder mit einem roten Banner noch auch nur mit einem Winkelement in den Farben der DDR geschmückt. Bei einem solchen Vorwurf gibt's nur noch eins: Schleunigst Asche aufs Haupt und gnadenlose Selbstzerfleischung! Aufs schärfste distanziert sich Kalle von seinem ewiggestrigen Verhalten. So was, verspricht er, werde nie wieder vorkommen, und er bekräftigt seine Worte mit dem feierlichen Schwur: »Ab heute flaggt Kalle beijede Jelejenheit, Jenossen, janz ejal, ob Weihnachten is, Ostern oder Vatatach!« Früher war Kalle beim Rat des Kreises tätig, Abteilung Arbeitsschutz. Kein schlechter Posten soweit, selten im Büro, meistens an der frischen Luft. In der Zeit der Ernte hatte er •• bei der LPG »Goldene Ahre« oder im Volksgut »Trotz alledem« Feldkontrollen vorzunehmen und zu überprüfen, ob alle Maschinen vorschriftsgemäß im Bestzustand seien, ob die Zapfwellen der Traktoren und Mähhäcksler den hohen Ansprüchen des
Wo geht's denn hier zum
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sozialistischen Arbeitsschutzes genügten, denn im Mittelpunkt stand ja der Mensch. Speziell mit defekten Zapfwellen war nicht zu spaßen. Die gottverdammte Welle mußte bloß einen Zipfel des Arbeitskittels zu fassen kriegen, schon wickelte sie den Maschinisten zum Rollmops auf. Tödliche Unfälle kamen immer wieder vor. Bei den andern! Bei Kalle nie. Weil er seine Arbeit ordentlich machte. Und trotzdem blieb ihm in der Dienstzeit ein gewisser Spielraum. Vom Büro aus war er da draußen in der Prärie beim besten Willen nicht zu orten. Manche Kollegen sahen das weniger eng als er, betteten sich am Feldrain zu einem Nickerchen oder statteten einsamen Witwen Kurzbesuche ab. Kalle nie. Er hatte stattdessen, heute kann man's ja sagen, seine Raubfischangel im Kofferraum, den Kescher und eine Handvoll Blinker, Wobbler und Spinner. Kalle hat in der Arbeitszeit so manchen Kaventsmann gelandet, einmal sogar einen Zander, der damals sechs Kilo wog, heute beim Erzählen hat er schon mehr als zehn. Und gefangen •• ihn nachmittags gegen drei. Uber solche, sagen wir, Unregelmäßigkeiten und Erfolge zu schweigen, ist ihm damals sauer geworden, frag nicht nach Sonnenschein. Doch er hat es geschafft. Ihm ist keiner auf die Schliche gekommen, nicht mal die Stasi. Das alles liegt nun schon weit zurück, alles lange erledigt und nicht mehr wahr. Kalles Gedanken jedoch kreisen noch heute um diese Mängel und Schwächen. Was, wenn wir der sozialistischen Moral zum Durchbruch verholfen hätten?! Was, wenn wir die Arbeitszeit vollinhaltlich genutzt hätten?! Wie stünden wir heute da im internationalen Vergleich!? Gedanken wie dieser suchen ihn heim in seinen Träumen. Er versucht ihnen dadurch auszuweichen, daß er, im Traum, sich selber beim Angeln über die Schulter blickt. Er drillt einen Hecht, keschert ihn, landet ihn, der Hecht hat gerade so das Maß, zwei Pfund, zweieinhalb vielleicht, und während Kalle ihn vom Haken löst, raschelt hinter ihm verdächtig das Schilf. Er dreht sich um und steht einem sympathischen älteren Herm mit
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Brille gegenüber, mit hellem Hut, hellem Anzug, roter Krawatte und Mainelke. Ist das nicht . . . Genau, es ist Genosse Erich Honecker, der an der Basis nach dem Rechten sieht, Genosse Harun al Raschid fühlt bei den Werktätigen der Land- und Forstwirtschaft. Kalle . sich ertappt. Schuldbewußt schlägt er den Blick nieder. Er kann sich schon denken, was gleich passieren wird. Der Generalsekretär wird ihm die Ohren langziehen! Was Kalle da zwei Stunden vor Arbeitsschluß am Gewässer treibt, hat mit Arbeitsschutz und Steigerung der Arbeitsproduktivität nichts, aber auch gar nichts zu tun, und von der Arbeitsproduktivität, soviel weiß Kalle aus dem Parteilehrjahr, hängt er nun mal ab, der Sieg der sozialistischen Gesellschaftsordnung. »Lieber Genosse Kalle«, sagt Erich Honekker schüchtern, »ich möchte dich, wenn du gestattest, um einen Gefallen bitten ... « Kalle nickt. »Könntest du mir eventuell einen Räucheraal besorgen?« Erich Honecker weist nicht an, er befiehlt nicht, er bittet. Er spricht als Kumpel von Mensch zu Mensch, nicht als mittelgroßer Diktator, nicht als Generalsekretär des Politbüros des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzender des Staatsrates und des nationalen Verteidigungsrates der Deutschen Demokratischen Republik. Das gefällt Kalle. »Einen Räucheraal«, sagt er, »na, wenn's weita nüscht is!« »Und«, fügt Erich Honecker demütig hinzu, »vielleicht noch einen zweiten für den Genossen Günter Mittag?« Kalle erwacht. Mitten in der Nacht. An Schlaf ist nach einem solchen Traum nicht mehr zu denken. Nostalgie kann auch ein Fluch sein. Kommt immer öfter vor, daß die Jugendsünden sich melden zu nachtschlafender Zeit. Er berichtet seinem Doktor, was er durchmachen muß und daß er jede Nacht schon gegen vier wach ist. »Was ist denn das bloß?« >>Nichts Schlimmes«, sagt der Doktor und winkt müde ab, »typisch präsenile Bettflucht!«
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Beteiligt sind ein - ja, zur Zeit des Großen Einigkeitsliebestaumels, währenddessen diese Szene spielt, hätte ich gesagt, ein Ossi. fetzt kennen wir nur noch Deutsche: also ein Deutscher, genauer: ein Neufünfländer, Inhaber eines ALDI-Beutels, einer Ostturnhose und einer kecken Stoff-Kopfbedeckung mit Aufschrift >>Oh frische Mütze<<, und ein - ja, früher hätte ich gesagt: Wessi -, also auch ein Deutscher, genauer: ein Echtgeborner, Träger eines BOSSjoggers und eines Hannibal-ante-portas-Schnurrbartes, was immer das auch sein mag. Die Szene ist ein verträumter Campingplatz im schönen Bayern, der von ausgesuchtem Zaunmaterial begrenzt ist. Neufünfländer und Echtgeborner warten einträchtig vor einer Campingplatztoilette. An deren Tür ist ein amtliches Papier geklebt.
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Neufünfländer (beweist, daß er auch schon lesen kann und zitiert in seiner seltsamen Mundart vom Plakat): »Barragraph neun: Das Midglied des Vorbandes Deudscher Gämbingbladdsbetreiber hadd seine Gämbinggäsde drauf hinzuweisn, daß gemeinsames Iebemachdn unverheiradeder Baare in Zeld oder Wohnmobiel nich geschdadded is; gechenteiliche Vorsuche isses berechdigd, zu vorhindem. De ördliche Bollizei is jederzeid zu Kondrollen zur Einhaldung dieses Vorbods angewiesen.« Iss scha e Ding! Echtgebomer (lauscht der deutschen Beamtensprache nach, stolz, daß er dennoch verstanden hat): Gell! Neufünflander: Das habbd Ihr Euch vierzichJahre gefalln lassn? Echtgebomer (verwirrt): Wie? Neufünfländer (kopfschüttelnd): Das iss doch ne ehgladande Beschneidung der Freiheit des Individjumms. Vierzich Jahre. Schdaadsobriche Bersönlichgeidsgondrolle uffm Gämbingblad~s. Nee! Das ham die mit Euch machn genn? Echtgeoomer (äußerst verwirrt) Wos moanst? Neufünfländer (milde, erklärend) Na diese Schnüffelschdaadbraggdign. Reichn nunder bis in de einfachsdn menschlichen Beziehungen. Da vorgifded der Schdaad doch de Indimsphäre. Nee! Midd uns häddn die - das - nich machn genn. Midd uns nich!
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Echtgeborner (landestypisch, also sehr langsam begreifend): Och so. - Dös. Noja ... Dös hamm mer doch nie ernst gnommen ... urolds Dings dos. Neufünfländer (unbeeindruckt): Hier steht: Auf Grundlaache der Verordnung V/66 und VIII/70. 1966 und 1970. Da habt Ihr Euch sogar noch Verschärft1ngen dieser Unrechdsbraggsis gefallen lassen? De Bollizei schnüffeld in die briwaade Zeltindimzone? Da hädde bei uns ma eener gomm solln! Dem häddn mir aber was! Echtgeborner (betont herunterspielend): Hoat doch kaa Hahn nach gekräht. Dös hoat uns gor net ... berührt. Neufünfländer: Glaar. Wer tächlich schreiendes Unrecht schwarz auf weiß vorgesedds grichd, dem gehds Rechdsbewußtsein flöödn. Nu, ich verschdeh Euch doch. Was die midd Mänschn hier aber auch alles hamm machn gönn. Echtgeborner: I wußt goar net. I campe seit Johrren. Dös les i zum ersten Moal ... Neufünfländer: Joja. Hinderher hadd geiner was dadervon gewußt. Dor menschliche Garaggdor. Vordrängung als Lehmslüsche. Hässchn-Duck-DichSinndrohm. De gleiche Geschischde wie bein Nazis. Echtgebomer (mit gesträubtem Hannibal-ante-portas-Schnurrbart): Dös is ja wohl die Höhe! Neufünfländer (klopft auf die BOSS-Jogger-Schulter seines neuen Landsmannes): Siehsde. Jedds meinsdes auch. Mer muß Euch nur e bissel druff bringen. Freiheidswille wohnd auch in der gnechdischsdn Naduur. Aber vierzig Jahre Underdahnengeist is eben ni von heude uff morschn auszuroddn. Ihr genndjajeddse ooch de Freiheit der Berdsönlichgeid erringen. Habbd ja uns. S ging bei uns oo ni sofort. Echtgeborner (fehlen die Worte, Schnurrbart steht auf hundertachtzig Grad, was immer das auch sein mag) Neufünfländer: Nee, wie mer Euch armen Gerlen aber oo midgespield hadd. Middenn in Euroba. Mer mechds ni gloom, wemmers nie selber lesen missde. Das Doggumend der Schande, UNO-Mänschnreschde - ein Dregg galdn die hier ... Echtgeborner (in Übercampingplatzlautstärke): I loß mi doch net - I loß mi doch net - verscheißern ...
Auf dieses Stichwort hin öffn.et sich die Toilettentür. Ein sichtlich erleichterter Bürger tritt heraus. Der Himmel läßt einen blauweißen Vorhang fallen.
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>>Und wie griißt man hierzulande einen Atheisten?<< >>Überhaupt nicht!<<
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Ossi und Wessi unterhalten sich über ihren Urlaub. Der Wessi schwärmt: »Wir haben stundenlang vor dem Kamin gesessen und ins flackernde Feuer geschaut.« Ossi: »Hatten wir ~ nicht nötig, bei uns im Hotel gab's Fernsehen.~<
Frau Bähnert schaukelt in einer Hängematte zwischen zwei Palmen und schläft. Herr Zieschong fächelt ihr mit einem Palmenwedel Luft zu. Allmählich erlahmt seine Kraft. Frau Bähnert erwacht und blickt ihn böse an. Beflissen wedelt Herr Zieschong weiter. Dezent spielt Reggae-Musik. Herr Zieschong beugt sich devot zu Frau Bähnert. »Tequila?« »Batita di Coco !« Herr Zieschong reicht eine halbierte Kokosnuß, garniert mit Strohhalm und rotem Papierregenschirmchen, hinüber. »Prego! « »Grazie!« »Keine Ursache, Frau Bähnert.« »Mer hams schon richtsch gemacht, daß mer hierher gefahrn sind.« »Aber die Demse. E bissel kühler könnts ruhig sein.« Herr Zieschong setzt ein mexikanisches Bier an die Lippen. Frau Bähnert rappelt sich in der Hängematte hoch. »Wissen Se, Se sind eener von denen, denen mer's nie recht machen kann. Erseht fort wolln, weils den ganzen Sommer durch geplumpt hat, und dann ooch wieder rummosem nur wechen de 'lropen! « »Norwechen wär nich schlecht!« »Mer sind in de 'lropen nor wechen Ihnen! Komm' Se, Zieschong, wedeln Se weiter!« Herr Zieschong legt den Wedel energisch beiseite. »So, jetzt bin ich ooch mal dran.« Frau Bähnert guckt erstaunt. »Womit?« »Na, daß ich ooch mal in den Genuß komme ... Ich will ooch mal off de Matte.« »Herr Zieschong, Sie müssen erschtemal arbeiten lernen. Wie lange warn Se jetzt derheeme?« »Sechs Jahre. Langsam wirds enge!« Frau Bähnert streckt sich wieder in die Matte. »Ebend - und da sein Se froh, daß Se wenigstens die Palme als Stütze ham! So, und nu machen Se weiter.« »Frau Bähnert, alle Wedel stehen still, wenn der Zieschong es nur will.« Frau Bähnert lächelt gelassen. »Ich bitte Sie, Herr Zieschong,
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damit locken Se mich doch nicht hinter der Palme vor. Ich wünsche keinen Generalstreik.« »Frau Bähnert, Se reden ja schon wie der Kanzler!« »Ja, und der Kanzler hat es sich doch so gewünscht.« »... und der wünscht sich doch so selten mal was.« »Ja, der lebt es uns vor! Er arbeitet ooch nach der Rente weiter ... und nicht nur für sich, sondern auch für andere!« »Für Europa zum Beispiel.« »Genau, und er ist der Jugend ein Vorbild. Weil er zum Beispiel nie krank ist.« »Aber komischerweise ham de Abgeord()ND WO S IND neten im Bundestag den höchsten Kran---~t6 H67< ?kenstand der Republik. Frau Bähnert, so /4. US> J)BIJ NB()6/\J wie die heute leben, müssen mer morgen (7UN [les tÄtJ[le7ZN arbeeten! « »Wo ham Se 'n das wieder her? Aus'm &lfJT Vtc Neuen Deutschland?« P6NN NOCH? »Ja, meine Gute, Wissen ist Macht! Sagt Marx.« Frau Bähnert winkt ab. »Quatsch! Wissen ist Geld! Sagt de TELEKOM, und die hat e bissel mehr Ahnung, wie mer's macht mit der Macht.« •• »Ah, die suchen doch nur e paar Dumme, die ihr marodes Staatsunternehmen offkoofen. << »Nee, Herr Zieschong. Merken Se nischt?« Frau Bähnert flüstert. »Hier wird Volkseigentum geschaffen.« Herr Zieschong ist verblüfft. »Nu, wie in dor DDR? Da gehörte uns zum Schluß ooch alles.« »Se sind e Schwarzmaler! Mach mit, machs nach, machs besser! Und nu stehn Se nich rum wie's Arbeiterdenkmal. Wedeln Se! Dynamisch muß mer sein. Ich hab mich schon beim AidsFonds eingeschrieben - für de T-Aktie.« »Ich trink keen Tee, nur Bier, von der Aktienbrauerei.<< »Se könn' bald trinken, was Se wolln. Mit dem lila Tee verdien' mer bald soviel Geld, daß mer uns sogar 'n richtschen Urlaub leisten können. Und nu helfen Se mir aus der Matte. Die schließen hier de Tropen um sieben.« Frau Bähnert und Herr Zieschong rollen die Hängematte ein, klappen den Sonnen.schirm zusammen, greifen den Picknickkorb und verlassen den »Botanischen Garten Dresden«.
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Lothar Kusche
Wie Sie mich hier sehn, lieber Herr Tucholsky, bin ick nämlich ausn Autobus jefalln. So wat kann vorkomm, denn es war meine zweiundfuffzichste preiswerte Luxusbusausflugsfahrt dieses Jahr. Ick lasse in diese Beziehung nischt aus. Zeit hab ick massenhaft, wie Zeit am Meer sozusagen. Wenn ick so viel Arbeit hätte wie ick Zeit habe, wär ick schon janz krumm vor lauter Muskelkater, aber Arbeit hab ick derzeit keene. Da muß ick erst nochn bißchen Jeduld aufbringen, bis wir im Laufe der nächsten vierzehn Jahre - ick wäre dann fast fuffzich - die sojenannte Talsohle durchquert haben. Ich persönlich durchquere ihr, wie ich schon anjedeutet habe, in Autobusse. Es is auch bequemer als wie sich die Talsohlen ablaufen. Außerdem gibt es bei die Werbefahrten Bordklosett, und wejen den Fahrgeldern, welche ja weit unter das Niveau des staatlichen Nah- und Weitverkehrs liegen, werde ich notfalls um einen Kredit bei der nächsten Filiale der Alljemeinen Reibeisen- und Hypothenusen-Bank fürsprechen jehn. Falls die Leute dort nich jenauso anstehn wie bei die Sparkassen. Übrijens muß man auch die Fortschritte anerkennen, welche durch die moderne KontähnaTechnik verursacht werden: die Schlange vor den Jeldautomaten am Emtonplatz is wie vom Erdboben verschwunden, seitdem der Jeldautomat außer Betrieb is. Es wem ja heutzutage so ville Betriebe außer Betrieb jenommen, deß dis bei ein einzjen Automaten ja nich mehr auffällt. Heute hatte ich an eine herrliche Romantikfahrt teiljenommen. Zum Papageienpark Blasenroda im Tütenburger Wald inklusive mehrere Backfinken, Pfaue, Bauernsegler, kleine Hühner oder Perl-Sperlinge sowie einen Original-Tukan, welcher Pfeffer frißt. Konnte man aba nich sehn. Also den Tukan schon, aber nich, was er frißt, denn diese Fahrten finden beijeden Wetter statt, und es war Nebel jewesen. Die Eintrittskarte erhalten Sie von Ihrem freundlichen Werbeleiter (im Fahrpreis enthalten), der Werbeleiter war aber zum Glück nich im Fahrpreis enthalten. Den Werbeleiter kannte ick, er hat früha bei uns aufn Markt als Tomatenmesserhändler jearbeitet, also jearbeitet ist übertriehm. Einmal wollte er, daß ich ihn seine neueste
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))Gibt es hier Gurken?<< ))Natiirlich, bei McDonalds. <<
Erfindung mitfinanziere: einen Tomaten-Automaten, der sich dann aba zerschlagen hat, weil Tomaten bekanntlich verschieden groß sind und aus dis Gerät filleicht nur noch in Saftform rausjekomm wären. Na schön, damals warn wir beide etwas blau, es jibt ja auch blaue Tomaten, diese nennt man, glaub ich, Oberschienen. Nach der Besichtigung der Papageien erhielt ich ein Kaffee-Serwiehß für sechs Personen jeschenkt, das ich gleich auf die Rückfahrt in einen sojenannten urjemütlichen Heide- und WaldGasthaus gegen flüssije Nahrung umjewechselst habe. Deswejen steh ich momentan ein bißchen unter Peter Strohm. Was soll ich denn aba auch mit die janzen Kaffee-Serwiehßes? Im Verlauf von meine Fahrenszeit erlangte ich achtundzwanzich Kaffee-Serwiehßes für jeweils sechs Personen, so daß ich nunmehr hundertachtundsechzich Tassen im Schrank habe. Als Junggeselle! Wo mj.r Kaffee janich bekommt. Wolln wir beide
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'lfeffen sich drei Krokodile. Sagt das erste: »Mir geht's gar nicht gut. Ich habe vor drei Tagen einen Griechen gefressen und habe noch heute Tzatziki-Geschmack im Maul.« Darauf das zweite: »Ist doch gar nichts. Ich habe vor einer Woche einen Italiener gefressen. Mir kommt heute noch der Parmesangeschmack hoch.« Das dritte stöhnt nur und sagt: »Ich habe vor zwei Wochen einen Wessi gefressen, der war so hohl, ich kann. heute noch nicht richtig tauchen.«
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filleicht irgendwo ein schnelles Bier ... ? Ach, Sie sind Vegetarier. Dann müssen Sie aber als kleines Präsent diese Dickitaluhr von mir annehmen, bitte!! Hab davon noch mindestens dreißich Stück zu Hause, alle mit zwei Wochen Europa-Jarantie. Ein janza Schuhkartong voll Uhm, und die ticken nich mal. Jedenfalls ticken sie nich richtich. Blumenvasen hab ick ooch jede Menge abjestaubt, ehmtso Leinenbeutel, Nagefeilen, zirka hundertfuffzich Büchsen Leberwurst, wenn ick die bloß ansehe, könnt ick glatt ne ausjewachsene Leber-Zitrose kriegen, und dabei hab ick überhaupt nich die jeringste Schwäche für saure Jetränke außer Timms Sauren. Wenn ich es recht überleje, hab ick als Werbereisender alles in allem mindestens fünftausend Buskilometer zurückgelegt- dis entspricht in etwa einer zwanzichtausendmaligen Umrundung des Alexanderplatzes! Und unjefähr alle sieben Kilometer, also ick meine rein statistisch, einen kleinen Kugelschreiber jeschenkt bekommen, mein lieber Schollie! Und wo man schon jewesen is - praktisch fast überall außer Jrönland, Capri und Jibraltar, da ham se ja schon Affen jenuch. Ich war inne Holsteinische Schweiz jewesen, an der Sächsischen Ostseeküste, in Bad Rüben, auf den Rostokker Tischmarkt, in Bernau und sogar in Vehlefanz. Sie wissen nich, wo Vehlefanz liegt? Ich weiß auch nich, wo es liegt, aber ich war dajewesen, und das is doch das Wichtigste, nich wah. Da sind Sie schwer im Irrtum, wenn Sie glauben, daß ich auf einer dieser unzählijen Touren auch nur eine einzije LamaDecke jekauft hätte. Nee. Lama bringt bloß Ärja. Denken Sie mal, was damals die Chinesen mit Tibet jemacht haben. Der Dichter Harald Hauser, ein intima Bekannta von meine Wirtin, war Ende der fuffzija Jahre auch mal in Tibet jewesen; ich seh noch das Foto inne Zeitung vor mir: H. Hauser zu Besuch beim Dalai Lama - links im Bild - dabei konnte man die beiden janz jut voneinanda untascheiden. Hat Hauser nu deswejen heute keen Rheuma? Also ich weiß es nich, man müßte ihm fragen. Für mich sind Lama-Deckenjenauso übaflüssich wie Dalai-Kissen. Ich brauche auch keine halbautomatischen Kaffeelöffel und kein Radiowecker mit Petroljum-Antrieb. Der Werbeleiter, der mir eine Garnitur von zwölf zerlegbaren Schuhanziehern andreht oder einen abwaschbaren Camping-Schreibtisch mit einjebauten Kniekehlen-Vibrator - der muß erst noch jeboren werden. Ich bin nu mal ehmt kein Kind von Traurigkeit, aber keins von Dusslichkeit. So vakooft wie ick mir fühle, werde ick doch nich noch irgendwo unfreiwillich was kaufen!
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Wolfgang Schaller
Roiso roi oit (Beim Dia-Abend) Er: Wir reisen, seit wir reisen, weit. Und das nicht nur zur Reisezeit. Sie: Nun schaun Sie sich die Fotos an: Er: Auf dem da waren wir in Cannes! Sie: Wars wirklich Cannes? War das nicht Rom? Er: Da säh man doch den Stephansdom! Sie: Trotzdem wars unvergeßlich: Er: Die Zimmer warn nicht häßlich.
Ossi-: »Keine Aflc nun,;f~:"erst mal;: -;
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Und gleich, nachdem die Mauer fiel, da war Mallorca unser Ziel. Ich glaub, das war 'ne Insel. Das? Na ja, manchmal vergißt man was. Dort war doch dieser Schifferplatz. Na, dann wars Tennerifer, Schatz. Es roch dort nach Machorka. Dann wars . wohl doch Mallorca?
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Sie: Er: Sie: Ein Ossi sitzt vor dem Fernseher und flucht: »So ein Mist, so ein bodenloser Schwachsinn! Ich frag mich jeden Abend, warum ich früher immer Westfernsehen geguckt habe!«
Der nächste Urlaub, schieb ihn rein. 's muß Kreta auf Sizilien sein. Ich glaub, da haben wir gespart, denk bloß mal an die Kaffeefahrt. Wir sahn als Panorama, grell, nur unser schönes Lamafell. Ei, guck mal, die Geranien. Meingott, dann wars doch Spanien!
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Und dieses Foto - ach herrje, das ist der Titicacasee. Ach, in der deutschen Kneipe, da warn wir zu Haus in Afrika, wo selbst bei Kölsch und Jodelklang, der Negerwirt im Dirndl sang. Wir warn die Schickimicki in - wie heißts? Tatakiki!
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Die Wessis sind in vierzig Jahrn vielleicht bloß viermal weggefahrn. Wir Ossis - ich und mein Gemahl fuhm in nur vier Jahren vierzigmal. Was so gesehn aus unsrer Sicht für beßre Weltanschauung spricht. Hier warn wir in San Reme. Ach nee, das ist daheeme .
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Uwe Steimle
01' Über den Golfplatz stolpert Frau Bähnert in voller Ausrüstung, sie zieht das Wägelchen mit den Utensilien. Einen der Golfschläger trägt sie locker geschultert. Herr Zieschong kommt ebenfalls über die Wiese und hat einen sogenannten Rentnermercedes im Sc~lepp, ein Einkaufsgefährt mit aufgeschnallter Kunstledertasche aus DDR-Zeiten. Er sticht mit seinem Spazierstock soeben in ein heruntergefetztes Wahlplakat der SPD, auf dem mehr Arbeitsplätze in Aussicht gestellt werden. · ·ossi und Wessi Irgendwie ist es beiden Nachbarn unangenehm, ausgerechnet . ·böxen ~tin{ den Ver- · . hier einander zu begegnen. .·. ein.igungspokäJ.~ . · . »Ach, Herr Zieschong, Frau Bähnert beginnt etwas unsicher. , '.Der .filngrichter er- · schön Sie hier zu sehn. Was machen Se denn hier? Suchen Se . .öffnet den Kampf~ · . auch Entspannung vom Alltagsstreß ?« ~·· >,Möge der Be-ssere · · gewirillen !« . . · »Nee, ich suche ma wieder meine Daseinsberechtigung. Mich · . »Wie de,nn, .was schickt dor Biedenkopp ... « . denn«, sagt der .• • ·; »Ach, der is ooch hier. Gegen den würdsch gern mal golfen.« . Wessi empört, J>ich »Frau Bähnert, ich bin hier nicht zum Spielen ... Mein Golfplatz : da,chte, ein Ring- .· · .· · is mei Arbeitsplatz für den Frieden . . . ich routier hier in dor . · tichfer· ist . neutral.<~ ·· Hilfsaktion 55. « »Se sind Rotarier? Ach ja, hier entsteht ja der größte kollektive Freizeitpark in Europas Sachsen ... « »Rotarier aller Länder vereinigt euch ... « »So, nu dann plazieren Se mir doch mal meine Kugel ... « Herr Zieschong legt den Golfball mitten auf einen Maulwurfshügel. Frau Bähnert wedelt mit dem Schläger herum. Herr Zieschong guckt skeptisch. Frau Bähnert setzt den Schläger ab. »Ja, Golf hat ooch was mit Offschwung zu tun.« »Was, in aller Welt, suchen Sie denn hier off dem Platz, Frau Bähnert?« »Ich erwarte hier Flair und Ambiente ... « »Die kenn ich nicht. Kommen die ooch noch? Aber wie wolln Sie denn hier Mitglied wem? Das ist e Club!« »Nicht ich will. Die wolln mich ham. Schauen Se, Herr Zieschong, für mich gibt es mehrere Möglichkeiten, aktiv zu werden. Variante eins: Sehn Se hier, zinsloses Darlehen, das zur Nutzung der Golfanlage berechtigt ... « »Ach, da krieg'n Se noch Geld dafür, wenn Se hier Mitglied wem?« .
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Ilse Bähnert und Günter Zieschong im Freizeitparadies Deutschland.
»So in etwa ... ja ... passen Se off. Ich zahle zwanzigtausend Mark ein, je nachdem, wie mir zumute ist.« »Moment mal - 20000 DM - für einen Golfplatz?« »Angenommen, Herr Zieschong, nur ma angenommen ... « »Aber jetzt ma angenommen, Ihnen is nicht nach den zwanzigtausend zumute, - denn wem Se hier nie angenommen.« »In diesem Fall entscheide ich mich für Variante zwo: Konditionsübersicht für Firmen. Sehn Se, da zahl ich nur dreißigtausend Mark ein!« »Nu klar, da Se ja sowieso ke Geld ham, könn' Se ja ne Scheinfirma gründen ... und wie machen Se das mit der Bank?« »De Banken . . . die spieln doch hier ooch mit!« »Aber woher nehm' Se denn das Geld für den Jahresmitgliedsnutzungsbeitrag - in jährlicher Höhe?« »Hauptsache, ich spiel erschtemal.« Herr Zieschong schüttelt den Kopf. »Aber, Frau Bähnert, da ham Se doch gar nischt gutgemacht?« »Nee, gutgemacht habsch nischte, aber gewonnen habsch an Status.<< »Und wer finanziert Ihnen das nu ?« Frau Bähnert tippt voller Stolz auf den Aufdruck ihres Poloshirts. »Meine eigene Gesellschaft - die >United Colors of Bähnerten
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Der Sport im Osten
Matthias Biskupek
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Hochgeschätzter Beauftragter für Datenschutz! Ich darf Ihnen zunächst versichern, daß ich glücklich bin, im Geltungsbereich Ihres Datenschutzgesetzes zu wohnen. Datenlos darf ich meinem Leben zusehen. Niemand kann meine Geheimnisse über privaten Taillenumfang und familiären Rouladenverbrauch abschöpfen. Ich muß nicht mehr sagen, daß mein Gehalt viel niedriger ist, als es die Kirchensteuer erlaubt. Es ist mir sogar verboten, mit Kollegen laut über meinen Sondertarif zu plaudern. Meine Kinder dürfen zum Glück nicht mehr öffentlich ihre Zensuren verkündet bekommen. Sie können dagegen klagen, wenn vor vollem Klassenraum ausposaunt wird, daß sie beim zusammenzählen von Drei und Drei stets die Mehrwertsteuer vergäßen. Welcher Mißbrauch kann mit einem scheinbar harm- Ich darf mein ganzes Leben gelosen torlosen Unentschieden getrieben werden! schützt vor indiskreter Öffentlichkeit verbringen. Winzige Freiräume, die meine Bank, mein Personalchef, mein Finanzamt und mein Boulevardblatt noch haben, sollte man ruhig beibehalten: Von Bildblatt bis Bank wollen alle nur Bestes bringen und Farbe ins Leben. Was ich aber zu Ihrer geschätzten Anzeige bringen möchte: Noch immer werden bei Sportwettkämpfen Plazierungen öffentlich mitgeteilt. Jeder weiß dann um Sieger und Unterlegene. Grobe Persönlichkeitsverwerfungen könnten die Folge sein. Es scheint mir auch nicht im Sinne unseres Datenschutzes, wenn Fußballergebnisse per Stadionlautsprecher allen und jedem zugänglich sind. Welch Mißbrauch kann mit einem scheinbar harmlosen torlosen Unentschieden getrieben werden? Muß jeder um Tormangel wissen? Ist nicht auch die öffentliehe Bekanntgabe von Straßen und Plätzen, von Hausnummern und Wohnungen, ja sogar von ungeschützten Klamamen an Briefkästen und Türen ein eklatanter Verstoß gegen alle guten Sitten des Datenschutzes? In besseren Wohngegenden hat man das bereits erkannt, und läßt per Codenummer privates Eigen-Sein schützen. In zu vielen öffentlichen (!) Gaststätten sprechen sich Stamm,
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Insassen schamlos leichtsinnig mit Vornamen an, ohne zu bedenken, wie mit solchen Informationen Schindluder getrieben werden kann. Über das freizügige Herumzeigen von nackten Gesichtern, ungeschützt in aller Öffentlichkeit, macht sich wohl auch niemand Gedanken. Bisweilen sind es weit schlimmere Körperteile, die unverhüllt in eine, wenngleich meist eingeschränkte, Allgemeinheit gebracht werden. Die leichtsinnigen Offenbarer bedenken nicht, daß dies als Verführung zur Datenweitergabe gewertet werden könnte. Geschätzter Datenschutzbeauftragter, wenn Sie die Landeswirklichkeit ·aufmerksam observieren, müssen Sie spüren, wie unsere schöne neue Welt ihrer Datenschutzhülle beraubt wird. Wehren Sie den Anfängen! Ich bin gern bereit, Ihnen weitere Infos über alle Arten von Datenschindluderei zukommen zu lassen. Vielleicht beauftragen Sie zur gesetzl. Verbindungsaufnahme einen Ihrer Datenführungsbeamten? Mit stets aufmerksamen Grüßen IhrHHG (Helfender Hinweis Geber)
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Der Sport im Osten
Ernst Röhl
Im Berliner Operncafe findet ein Wohltätigkeitsball statt. Franz Bekkenbauer zückt einen Scheck und setzt mit großer Geste eine Zahl mit drei Nullen ein. Alles jubelt und beklatscht ihn. Erst nach dem Ende des Festes sieht einer der Mitarbeiter des Wohltätigkeitskomitees, daß die Unterschrift fehlt. Er eilt zu Beckenbauer. »Entschuldigen Sie, aber Sie haben vergesen, Ihren Namen auf den Scheck zu setzen.« »Ach ja«, sagt Bekkenbauer, »wozu die Sache publik machen. Ich bin ein bescheidener Mensch und möchte als Wohltäter anonym bleiben.«
Fußball in Deutschland, sagt Knösel, ist auch nicht mehr, was es mal gewesen ist. Jahrzehntelang, sagt er, funktionierten Länderspiele nach einem einfachen, aber erfolgreichen Prinzip: Ein Schiedsrichter, ein Ball, zweiundzwanzig Spieler, und jedesmal gewinnt Deutschland. Das, sagt er, war einmal. Auch ich komme allmählich ins Grübeln. Täusche ich mich, oder liefen vor Jahren tatsächlich elf Freunde auf und hauten zur Freude der Landsleute daheim an den Bildschirmen das Runde ins Eckige? Heutzutage laufen elf smarte, hochbezahlte Firmenvertreter auf, die vor allem darauf achten, daß ihnen der Gegner mittels Blutgrätsche nicht den Meniskus zerfetzt. Da sie in erster Linie Medienstars, Werbeträger und Humankapital ihrer weltberühmten, börsennotierten Klubs sind, ließe schon ein simpler Muskelfaserriß ihren Marktwert ins Bodenlose stürzen. Aber dann! Wenn es in der Bundesliga um die Fernsehrechte geht oder um die Champions-Liga, sagt Knösel, dann hilft kein Zittern vor dem Frost, dann müssen sie die Knochen hinhalten, ganz egal, ob sie wollen oder doch, speziell dafür werden sie ja so fürstlich bezahlt. Merkwürdigerweise hält sich immer noch das Gerücht, Fußball wäre ein gesunder, fröhlicher Volkssport auf grünem Rasen. Das kann Knösel nun wirklich nicht erkennen, ich übrigens auch nicht. Andererseits gibt es Leute, die behaupten, Fußball wäre ein Kampf auf Leben und Tod. Das trifft es ebensowenig. Orthopäden wissen: In Wrrklichkeit ist es viel, viel schlimmer. Das Schlimmste aber ist und bleibt: All das Blut, das verströmt, die Knochen, die splittern, die Tränen, die geweint werden, all diese Opfer sind für die Katz. Weil schon lange vor dem ersten Spiel der Saison der Deutsche Fußballmeister feststeht, ganz so als wäre der Meistertitel erblich wie in der Monarchie die Königswürde. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, daß nur Vereine aus dem Süden, Westen und Nordwesten um den Meistertitel spielen; Ostvereine dagegen, sofern vorhanden, genießen das Vorrecht, mit vollen Hosen gegen den Abstieg zu kämpfen. Genau das ist die große Schweinerei! Sagt Knösel. In der Bundesliga, sagt er, funktioniert Fußball seit Jahrzehnten folgendermaßen: Ein Ball, zweiundzwanzig Spieler, ein befreundeter Schiedsrichter, und jedesmal gewinnt Bayern München. Schnel-
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· Ein Ossi bewirof ~· sich bei »Wetten .- daß .. rt<'·.mit dent Wette, einen Wessi . innerhalb von fünf !.;.:Minuten mit eiliem Teelöffel k.o. schlat gen zu können. , "- »Und wenn das nicht klappt?« wird ~~er gen:(!pt. »~a~ ·. nehme',1ch die Fauste.« . "·
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ler als der Ball, schneller sogar als Schumis Rennauto, rollt in München der Euro. Die Millionärsdichte ist im Ruhrgebiet, in München oder Stuttgart entschieden größer als in der Lausitz oder an der mecklenburgischen Ostseeküste. Auch ist in München das Wetter besser. Darum wundert Knösel sich schon lange nicht mehr darüber, daß jeder ehrgeizige, halbwegs geldgierige junge Fußballer aus Anklam oder Ottendorf-Okrilla im Westen anheuert und sich dann auch gleich das Babbeln und Schwäbeln angewöhnt. Der ganze Betrieb erinnert stark an die
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Rußland und Deutschland spielen Fußball, 0:3, Deutschland gewinnt. Ein alter Mann sagt: »Los! Los! Wrr haben doch 1945 gewonnen!« In der Nähe sitzt ein Georgier und sagt: »Opa! Damals hatten die Russen einen anderen Trainer.«
Der Sport im Osten
Völkerwanderung; denn in der weiten Welt gibt es Spieler genug, die in den Ostvereinen die Lücken füllen, so gut es geht. In Rostock helfen die Schweden aus, in Cottbus die Kameraden aus dem Ostblock. Solche Gastarbeitervereine, höhnt Knösel, werden für die Liga gebraucht, wenn auch bloß als Kanonenfutter für das unersättliche Abstiegsgespenst. So wie bisher, sagt Knösel, darf es aber auf gar keinen Fall weitergehn. Darum hat er sich was ausgedacht. Um der sozialen Gerechtigkeit auf dem Rasen zum Durchbruch zu verhelfen. Es muß doch endlich mal wieder rappeln an der Tabellenspitze! Darum erwartet er, daß der Deutsche Fußball-Bund minderbemittelten Vereinen in Ost und West demnächst einen sozialverträglichen Startvorteil gewährt, der die Spiele für den Zuschauer entschieden spannender machen könnte. Bemessungsgrundlage für dieses Handicap, sagt Knösel, sei der Marktwert, genauer gesagt die Summe der Marktwerte aller Spieler eines Vereins. Wenn, sagt er, nur mal angenommen, der FC Bayern einen Spielergesamtmarktwert von 200 Millionen Euro ausweist, der FC Hansa dagegen nur einen Spielergesamtmarktwert von 20 Millionen, was einer Wrrtschaftskraft von genau einem Zehntel entspräche, dann müßte nach Adam Riese das Punktspiel des FC Hansa gegen den FC Bayern, sagt er, wohl oder übel in der ersten Minute mit dem Anfangsergebnis von genau 10:0 für Rostock beginnen. Wegen der Chancengleichheit, sagt Knösel, und die Fairneß triumphiert. Diesen Vorschlag hat er auf seiner nostalgischen Erika-Reiseschreibmaschine getippt, nach dem Adler-Suchsystem, mit dem Zeigefinger über der Tastatur kreisend und von Zeit zu Zeit überraschend zustoßend. Er hat seinen Vorschlag bewußt langsam und nach den Regeln der PISA-Studie geschrieben, damit auch das schlichte, bayerische Gemüt kapiert, worum es geht. Direkt an den Franz hat Knösel seine Post adressiert, an den Franz Beckenbauer, natürlich per Einschreiben, damit sein Vorschlag ja nicht verloren geht. Und weil der Kaiser einen guten Draht zu den Medien hat, weil er mit den Herausgebern und Chefredakteuren in Kitzbühel säuft und golft, ist tatsächlich was rausgekommen bei dieser erstaunlichen Aktion. Auch Knösel ist inzwischen Medienstar und als Promi fast so berühmt wie der Kaiser selbst. Knösels Foto prangt in allen Zeitungen. Er gastiert im Aktuellen Sportstudio und bei Maischberger. Er gibt Interviews am laufenden Band. Denn die deutsche Presse hat ihn mit überwältigender Mehrheit einstimmig gewählt, und zwar zum Tor des Jahres.
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Edgar Külow
"'' HO~O 1raiHOt Der neue Trainer hatte die ersten beiden Punktspiele verloren, und viele wären ihn gerne wieder losgeworden. Er wollte Disziplin einführen: kein Bier in der Umkleidekabine, Pünktlichkeit beim Training, keine gelben Karten, Einsatz bis zur Selbstauflösung usw. Er wußte nicht, daß diese Truppe auch gewinnen, aber primär Spaß an der Sache haben wollte. Und diese Haltung galt es auszutreiben. »Dieses ganze Gequatsche, der heutige Gegner sei unser Angstgegner, ist doch lächerlich. Wir haben keinen Angstgegner, der >Gützlümirkugalaturkubahcesport< heißt. Wir haben nur einen Angstgegner, und der heißt >FC Barcelona<, und gegen den brauchen wir nie zu spielen. Wir spielen heute ohne Spitzen. Dafür 5 Mann offensives Mittelfeld, 2 Mann defensives Mittelfeld, einen Manndecker, 2 Verteidiger und einen Tormann, der gleichzeitig Libero spielt.« Seine Rechnung ging auf, in der Halbzeit stand es 4:4. »So«, sagte der Trainer, »so, wir haben vier Dinger gemacht. Jetzt gehen wir anders raus. Wir spielen wieder ohne Spitze, aber auch ohne offen- Nach dem dritten Kasten Bier wußte keiner sives Mittelfeld. Dafür aber 8 Mann de- mehr, wie das Spiel ausgegangen war. fensives Mittelfeld, 2 Verteidiger und ein Tormann. Ich erwarte aber mehr Einsatz. Wer nach dem Schlußpfiff nicht vom Platz getragen werden muß, hat sich nicht verausgabt. Wer kein Blut am Trikot vorzeigen kann, hat den Gegner geschont. Wer noch lächeln kann, soll in einen Karnevalsverein gehen. Kennet! Natürlich kannst du den Ball nicht mehr treffen - aber doch den Tormann. Schobi! Natürlich kann man nach 88 Minuten völlig platt sein. Und dann muß man ausgewechselt werden. Klar! Aber Himmelherrgottnochmal, dann nimmt man doch den Gegenspieler mit vom Platz. Schulle hat noch keine Gelbe, da sind die Türken wirklich Angstgegner. Ratte! Man kann nicht immer den Ball treffen. Auch mal den Gegner. Aber doch nicht unbedingt zwischen die Beine! So! Der Gegner ist unser Feind. Raus! Und ran!« Nach 90 Minuten stand es noch immer 4:4. Und da gibt der
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Was sagt im Osten ein arbeitsloser Philosoph zu einem Philosophen, der noch Arbeit hat? · , »Eine C st bitte, Herr Professor.«
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Schiri, das schwarze Schwein, Elfmeter für die türkischen Wasserpfeifen. Beim Duschen hatten die Einheimischen 4:5 verloren. Nach dem ersten Kasten Bier stand es wieder 4:4. Nach dem zweiten Kasten Bier hatte Blau-Weiß sogar 4:3 gewonnen. Nach dem dritten Kasten wußte keiner mehr, wie das Spiel ausgegangen war. Nur Willi sagte auf dem Nachhauseweg zu seiner Frau: »Das war heute das erste Mal, daß ich in einem Spiel sieben Tore gemacht habe!«
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Was Sie schon immer über Sex wissen wollten
Hansjoachim Riegenring
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Wessi zum Ossi: »Ihre Gattin sagte gestern, daß meine Frau eine dumme Gans ist.« »Tja«, sagt Ossi, »diese Frauen, eine wie die andere.«
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»Ich dachte«, sagte mein Freund Eduard, »weil sich unsere Skatrunde aufgelöst hat ... Ich habe geschrieben, daß auch ich mich am Leben freue und schon immer zu dritt spiele, und da haben sie mich eingeladen. Was gibt's da zu grinsen?« - »Erzähl nur weiter.« - »Sehr nette Leute«, schwärmte Eduard, »und eine irre Wohnung. Mitten im Zimmer eine Riesencouch, und stell dir vor, ringsum an den Wänden und sogar an der Decke - überall große Spiegel! Das kam mir etwas verdächtig vor.« »Wieso?« tat ich ahnungslos. - »Na, da kann man doch seinen Mitspielern in die Karten gucken!« - »Ah, so. Natürlich.« - »Was grinst du bloß dauernd? Ich sagte, von mir aus könnten wir gleich anfangen, und da sagte die Frau so richtig bewundernd: >Sie gehen aber ran, lieber Freund.< Und der Mann fragte, ob ich etwas Kaviar möchte, sie hätten auch Selleriesalat da.« »Das typische Skatessen«, sagte ich. - »Und dann fragte mich die Frau, was ich vom Vorspiel halte. Na, viel, sagte ich, richtig Reizen ist eine Kunst. Da sagte der Mann: >Ist er nicht reizend<, und die Frau flötete: >Reizen Sie, lieber Eduard, reizen Sie<, und band mir den Schlips ab. Ich kam mir richtig nackt vor. « Er dachte einen Moment vor und sagte: »Aber die beiden hatten auch nicht besonders viel an. Es war sehr warm im Zimmer.« - »Hoffentlich hast du nicht überreizt, weil überheizt war.« - »Nee, ich sagte, ich komme am liebsten gleich zur Sache. Hosen runter, und Karten auf dem Tisch!« Eduard lachte herzlich über seinen Skatspruch. »Und?« fragte ich, »habt ihr die Hosen, ich meine, die Karten ... ?« »Nee, sie zog mich auf die Couch und flüsterte: >Mögen, Sie es französisch, Paul?<, und ich sagte: Nee, lieber Sächsisch, weil ich doch gern sächsisches Blatt spiele. Und da rief er: >Endlich mal was Neues! Sächsisch hatten wir noch nicht<.« - »Gab's denn was zu trinken, Eduard?« - »Jede Menge. Sekt und Wein und einen ganz teuren Kognak oder was in ganz kleinen Flaschen, das hieß Spanische Fliege. Warum hustest du?« - »Mir ist eine Fliege in den Hals gekommen«, entschuldigte ich mich. »Habt ihr nun angefangen ... zu spielen?« - »Erst zog mir die Frau das Hemd aus. Ich erklärte, daß ich die Namen der sächsischen Karten so mag. Eichel-Bube, zum Beispiel, das klingt doch. Da rief sie begeistert: >Eichel-Bube! Das ist doch mal was anderes als Darling oder mon amour
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ich, ist natürlich ein Grand mit Vieren. >Das müßten wir auch mal probieren<, rief der Mann begeistert. Was grinst du schon wieder?« - »Anscheinend waren das keine erfahrenen Skatspieler«, meinte ich. »Aber nun ging's los, ja?« - »Erst goß mir der Mann ein Glas Sekt ein und tat was aus einer Flasche dazu, da stand Liebestropfen drauf, war wohl so was Ähnliches wie Liebfrauenmilch, und die Frau sagte zu ihm: >Nicht so viel, du weißt, der vorige hat fast 'n Herzinfarkt gekriegt<.« - »Und dann habt ihr gespielt.« - »Ich sagte noch: Handspiel finde ich nicht so reizvoll, und sie sagte: >Es kommt auf die Hand an, lieber Eduard<.« Er klopfte mir auf den Rücken. »Wieso verschluckst du dich denn dauernd?« - »Mir ist nur die Luft weggeblieben bei deiner Erzählung. Nun ging's aber los, ja?« - »Ich sagte, egal, ob Grand oder Null ouvert, Hauptsache, man wird gut bedient.« Ich setzte mich wieder auf den Sessel, von dem es mich eben runter- "~ geworfen hatte. »Das fanden sie bestimmt gut.« »Die Frau sagte zu ihrem Mann: >Zeig doch Eduard mal die Bilder von unserem letzten Spielabend.< Bei den Fotos wußte ich nicht genau, wo oben und unten ist. Ich würde sagen, es war ein warmer Abend, und die drei suchten die runtergefallenen Karten. Ich erwähnte, nur so zur Unterhaltung, daß ich auch gern Dame spiele. Was meinst du, da rastete der Mann fast aus und fragte: >Mit Strapsen?< Der war ganz weg!« - »Bin ich auch gleich«, sagte ich und wischte mir die Tränen ab. »Aber nun ging's los, ja?« - »So richtig immer noch nicht«, sagte Eduard, »jetzt fingen beide an, an mir rumzuknöpfen, und die Frau zog das Oberteil ihres Hausanzuges aus, oh!« Er hielt mit einem erinnerungsvollen Blick inne. »... und dann fragte sie mich, ob ich schon mal einen voriges Jahr im Dreier gemacht habe. Habe ich, sagte ich stolz, •• Lotto. Der Mann träufelte mir irgendein 01 in seine Hand und begann, mir den Rücken zu massieren.« - »JYpisch Skatvorbereitung«, sagte ich.» ... und die Frau, also, die zog sich ganz aus und hauchte in mein Ohr: >Und heute kannst du einen Haupttreffer machen, mon Eduardo<, und da war mir alles klar.« »Tatsächlich?« fragte ich, nachdem ich mich in ein Kissen ausgelacht hatte. »Ja«, sagte Eduard ernst. »Die konnten gar nicht Skat spielen, die hatten nicht mal.Karten.« Und deshalb empfehle ich, bei Geselligkeitsanzeigen möglichst präzise Angaben zu machen.
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>>Freiheit!<<
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Was Sie schon immer über Sex wissen wollten •
Günter Herlt
Herr Schulze liest aus dem Duisburger Tageblatt vor: »Arbeitslose Ostler nehmen wieder ab.« »Wird ja auch Zeit«, sagt seine Frau, »ist doch kein Zustand mit diesen ganzen vollgefres. sen Ossis.« II
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Mein Nachbar, Kalle Krawutke, war Sonntag nicht zu bremsen. Er klingelte schon früh um acht an meiner Tür und fragte, ob ich mitginge zur Sex-Messe. Zugegeben, es lag mehr an der Stunde als am Thema, daß ich zu Hause blieb. Doch als Kalle abends nach Hause kam, machte er mir klar, daß dies ein schlimmer Fehler gewesen war. »Mensch, Junge, wärst du bloß mitgekommen! Ich weiß jetzt, daß wir ein Leben lang alles falsch gemacht haben.« »Moment mal«, warf ich ein. »Du hast eine glückliche Frau und zwei erwachsene Kinder. Das schafft man doch nur, wenn man einige Grundbegriffe und Griffe beherrscht?« »Vergiß es«, stöhnte Kalle. »Das war doch alles biedere Handarbeit. Inzwischen hat aber eine technische Revolution stattgefunden. Und während wir Idioten alles Geld in die vollautomatische Küche gesteckt haben, weil es heißt: >Bauknecht weiß, was Frauen wünschen<, da zeigt sich nun, daß Bauknecht gar nichts weiß von den geheimen Träumen der Frauen. Die kennt nur Frau Beate.« »Wer ist Beate?« wollte ich wissen. »Da haben wir's!« brüllte Kalle und knallte einen Uhse-Katalog auf den Tisch, von dessen Titelseite eine üppige Blondine rief: »Nimm mich hin!« »Guck da mal rein«, sagte Kalle, »dann verbrennst du hinterher euer Schlafzimmer.« »Ich werde mich hüten«, sagte ich. »Über Verhütung erfährst du da auch eine Menge«, meinte Kalle. Dann griff er in die Seiten und klärte mich auf: »Beim Bett geht es schon los. Die viereckige Doppelliege mit Roßhaar ist out. Entweder du kaufst ein rotes routierendes Rondell mit Spiegel im Baldachin oder das schwarzledeme Wasserbett mit Rütteleffekt und eingebauten Video-Monitor im Kopfteil, damit du die Vorturner der Meisterklasse beobachten kannst.« »Solche Spielwiese paßt doch überhaupt nicht in mein Schlafzimmer«, wollte ich Kalle bremsen. Aber der war nicht mehr zu bremsen. »Wieso? Euren Kleiderschrank samt Inhalt kannst du in den Sperrmüllcontainer werfen. Baumwollene Nachthemden zieht
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten
kein Mensch mehr an. Die haben da Mini-Slips für unsere Weiber gezeigt, die passen in die Puderdose.« Ich sagte kühl: »Meine Frau hat keine Puderdose.« »Das ist ja ihr Fehler«, sagte Kalle. »Auch Flatterhemden aus Seide sind out. Für ganz schräge Nächte nimmt man ... wo war das? ... ach, hier: Der Tangaslip aus Ziegenleder, hautaktiv ... mit Peitsche - nur 69 Mark 90.« »Schä.m dich!« sagte ich. »Elfriede war mal im DFD. Das kann ich ihr nicht antun. Aber vielleicht spielt deine Rita mit? Bloß, was machst du, wenn sie zur Peitsche greift und einen Nachschlag verlangt? Dann bist du schon am ersten Abend hingerichtet!« »Bin ich nicht«, triumphierte Kalle. »Jetzt gibt es nämlich eine Unmenge Stellvertreter. Da ... Seite 53 bis 59 ... Der da läuft auf Batterie und hat drei Gänge. Der daneben hat sogar ein Netzteil und ist stoßfester als die Kolben beim Porsche! Alles im Dauerbetrieb getestet.« »Von der alten Oma, die das Vorwort geschrieben hat?« »Was heißt Oma? Das ist die Beate. Die war mal Fliegerin und ist für den Führer in den Himmel aufgestiegen.« »Ach, deshalb hat der sich dann erschossen?« ,, »Ich merke schon«, stöhnte Kalle verärgert, »du bist eben nicht mehr lernfähig. Dabei haben sie dort statistische Umfragen ausgewertet, wonach die Frauen immer anspruchsvoller werden.« Ich sagte: »Dann paß bloß auf, daß deine Rita das Heft nicht in die Finger bekommt.« »Kein Grund zur Sorge«, meinte Kalle. »Die Umfragen bestätigen, daß die ostdeutschen Frauen glücklicher im Bett sind als ihre westelbischen Schwestern.« »Ist doch logisch«, versuchte ich Kalle aufzuklären, »weil sie ohne Ersatzteilkoffer und Technologie-Examen ins Bett steigen •• können. Unsere Uberzeugungs- und Zeugungskraft war nie von der Stromzufuhr abhängig. Denn das mußt du dir merken, Kalle: Wer im Trabant zum Orgasmus kam, der besucht eine Sex-Messe nicht als Käufer - höchstens als Gutachter!« l
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Was Sie schon immer über Sex wissen wollten
Manfred Strahl
Was sagt der Wessi nach dem Sex? · . »Na, wie war ich?!~< Und was sagt der Ossi nach dem Sex? »Nu, war doch nicht alles schlecht, oder?«
Was Trude wohl macht? Gott nee, anderthalb Jahre sind seit unsrer Scheidung vergangen. Kinder, wie die Zeit vergeht. Und was inzwischen alles passiert ist. Na ja, materiell wird sich Trude nichts ausstehen. Wahrlich nicht! Ihr Grundstück ist ja jetzt Gold wert. Mindestens einige Hunderttausend. Ohne Bungalow. Tja, fein raus ist sie, die Trude. Ob sie schon wieder einen Neuen hat? Eigentlich hing sie ja sehr an mir. Aber weiß man's? Womöglich hat sich schon so ein schleimiger Westler an sie herangepirscht. Die denken doch nur an das eine! Trude ist denen piepegal. Die lullen sie nur ein mit ihrem feinen Getue, um an das Grundstück ranzukommen. Wahrscheinlich würde man sogar eine Million dafür kriegen. Ohne Bungalow! Hoffentlich hat sich Trude das Bett frei gehalten. Ob ich sie mal, anrufe? Meine gute, alte Trude. Achtundzwanzig Jahre lang waren wir verheiratet. Das vergißt man nicht so schnell. Zumal wir uns immer ganz gut verstanden haben. Na schön, in den letzten Jahren hat es öfter mal gekriselt. Aber es gab zwischendurch auch immer mal wieder schöne, Tage. Vor allem nachts. Komisch, eigentlich hatte ich von Anfang an das dumme Gefühl, daß das mit der Scheidung ein bißchen voreilig war. Jetzt haben wir den Salat. Trude ist schutzlos den Haien ausgeliefert, die nur auf ihr Grundstück scharf sind. Bei der Lage könnte es bald doppelt soviel wert sein. Ich werd noch verrückt. Das wären dann ja zwei Millionen. Ohne Bungalow. Ich hätte damals nicht auf die Genossen hören sollen. Pardon, hab ich Genossen gesagt? Die mit ihrer verlogenen Moral! »Entweder Frau oder Freundin, aber schaff endlich klare Verhältnisse! «haben sie mjr ständig in den Ohren gelegen. Obwohl Trude noch gar nichts wußte von Roswitha. Die reinste Nötigung war das. Bei reiflicher Überlegung wäre ich sicher schon damals dahintergestiegen, daß Roswitha nicht das Wahre ist. Viel zu jung für mich. Außerdem kommt Roswitha ganz gut allein zurecht. Auch wenn sie jetzt arbeitslos ist. Aber Trude braucht mich! Allein schon, weil ihr das Grundstück sonst über den Kopf wächst. Wenn in Tegel der Quadratmeter über vierhundert Mark kostet, sind zwei Millionen sogar 'n bißchen knapp gerechnet. Zweieinhalb Millionen ist das Gelände garantiert wert. Garantiert!
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Was Sie schon immer über Sex. wissen wollten
Ohne Bungalow. Ich hätte mich eben nicht scheiden lassen sollen. Moment, was heißt scheiden lassen? Ich wurde geschieden. Hart und brutal! Unter dem Druck der Partei! Die Scheidungsrichterin, diese Zicke, hat uns keine Chance gegeben. Reine Willkür war das! Die Richterin hatte vermutlich ihr Scheidungssoll nicht erfüllt. Wir sind geopfert worden, damit die DDR wenigstens in der Scheidungsquote mit der Weltspitze mithalten konnte. Und nun steht meine Trude da, mutterseelenallein mit ihrem Grundstück, das in einigen Jahren, vielleicht schon drei Millionen wert ist. Ohne Bungalow. Unsere Ehe haben sie kaputtgemacht, einen Keil haben sie zwischen uns getrieben. Wenn ich an die Verhandlung zurückdenke, stehen mir heute noch die Haare zu Berge: Trude ist poliJCHEISStisch nicht mit mir mitgewachsen, hat es geheiW!EDER1 ßen. Bloß weil ihr rausgerutscht ist, sie hätte VEßEINIQl/Nu . kein Verständnis dafür gehabt, daß ich fast täglich wegen irgendwelcher Parteiveranstaltungen zu spät oder gar nicht nach Hause gekommen sei. Für das Gericht war unsere Scheidung von vornherein beschlossene, Sache. Wahrscheinlich, ich muß schnell mal meinen Anwalt konsultieren, ist unsere Scheidung nicht rechtens. Deshalb wäre es verantwortungslos von mir, Trude jetzt im Stich zu lassen. Ich bin schließlich der Ehegatte und von daher verpflichtet, über das gemeinschaftliche Vermögen zu wachen. Allein schon, damit unser Grundstück nicht vergammelt, das in zehn Jahren gut und gerne seine dreineinhalb, vier Millionen bringen kann. Ohne Bungalow. Apropos Bungalow! Achtundzwanzig Jahre habe ich an dem Schmuckstück gearbeitet, Wochenende für Wochenende, zuletzt sogar noch das Bad gefliest. Soll das alles umsonst gewesen sein? Unerträglich die Vorstellung, daß dort plötzlich ein Wessi residiert. Nein, kommt gar nicht in Frage. Ich muß mich mit Trude aussprechen. Wir werden noch mal ganz von vorne anfangen: Wrr gehören einfach zusammen. Das fühlt man doch. Und wenn wir morgen zusammen essen gehen, werde ich ihr das auch endlich sagen, in netter Form. Na ja, Trude werd ich schon rumkriegen! Nur Roswitha macht mir Sorgen. Wie.ich das Luder kenne, wird sie auf Abfindung bestehen, wenn ich mich von ihr scheiden lasse.
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Inge Ristock
10-60-10 Dieser komische Sozialismus hat es den Frauen wirklich zu einfach gemacht. Wenn du dich beweisen wolltest, haste einfach gut gearbeitet oder deinen Doktor gemacht. Aber heute ... ? Jung mußte sein und schlank mußte sein. Sonst bleibste uff'm Abfalltisch der Wegwerfgesellschaft liegen. Und ab 35 kannste dich gleich selber entsorgen. Studiert? Nützt dir heute gar nischt. 70 - 50 - 70 mußte sein. Wissen Sie, wer das ist? Kät Mos oder Kate Mos, wie wir Ossis sagen. Nun schätzen Sie mal meine Maße. Aber leise. Wenn ich mich im Spiegel so angucke - ich bin doch eine einzige Problemzone.
Bei Lafayette wollt ich wenigstens mal was anprobieren, sagt die Verkäuferin: Aber, gnä Frau, welche modebewußte Dame trägt denn heute noch Brust? Meine Kosmetikerin sagt: Wann lassen Sie sich endlich mal das Fett von den Hüften saugen? Im Sozialismus mußten Sie doch auch immer auf Linie achten. Freiheit heißt doch nicht ausufern! Meine Kinder sagen: Mutter, vergleich dich doch mal mit den andern Müttern. Du arbeitest nicht. Hast doch den ganzen Tag Zeit zu hungern. Mein Mann sagt: Schätzchen, ich werde nach dem beurteilt, was ich trage: Hemd, Schlips, Frau. Wenn du schon nicht vermeiden kannst, älter zu werden, dann bleib wenigstens bei Konfektionsgröße 38. Nimm dir ein Beispiel an den
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Frauen der Dritten Welt. Die hungern ihr Leben lang. Du schaffst es nicht mal einen Tag. Die Blicke seiner Freunde sagen: Der hat ja immer noch das dickliche Modell aus der Vorwendezeit. Kann der sich nicht mal was Neues leisten? Ich hab's doch versucht mit HTK: HUNGERN-TURNEN-KOTZEN. Meine Natur will einfach nicht. Wenn ich nischt esse, krieg ich schlechte Laune. Wenn ich schlechte Laune hab, wird der Alte sauer. Wenn der Alte sauer ist, krieg ich Frust. Wenn ich Frust hab, wird der Alte noch saurer, und nun krieg ich auch noch Depressionen. Also schieb ich mir 'n halbes Salatt
men, und schon hab ich zu schlechter Laune, Frust und Depressionen auch noch ein schlechtes Gewissen und schieb den Finger hinterher, damit das halbe Salatblatt wieder rauskommt, denn wer möchte schon ein halbes Salatblatt mehr auf der Hüfte haben. Um ein bißchen was vom Leben zu haben, schleich ich in die nächste Konditorei, um wenigstens den Duft der Köstlichkeiten einzuatmen - und schon hab ich wieder 400 Gramm zugenommen. Und immer in der Taille, immer in der Taille, nie hinterm Ohrläppchen, wo es keiner sieht! - Und an allem ist nur meine Mama Schuld. Die hat mir alle diese dicken Gene vererbt. Dicke Mamas sollte man einfach in Zukunft sterilisieren und die Kate Mos dafür dreißigmillionenfach klonen. Das geht doch jetzt alles. Dann wären alle Frauenprobleme gelöst. Wissen Sie, was ich mache? Ich geh jetzt ins Cafe Möhring und gründe eine Frauenliga »150 - 150 - 150«!!!
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Jochen Petersdorf
Es war einmal ein reicher Mann, der hatte eine Frau, die war krank und starb daran. Das kleine Töchterlein weinte gar bitterlich, denn es hatte seine Mama sehr lieb gehabt. Der Mann weinte weniger bitterlich, denn er hatte seine Frau vor sehr langer Zeit mal lieb gehabt. Dennoch ließ er ein prächtiges Begräbnis ausrichten, aber er sprach mehrmals leise zu sich ·selbst: »Scheidung wäre billiger gewesen, und das Kind hätte man der Mutter zugeschlagen. Jetzt bin ich angeschmiert.« Dann sprach er weiter: »Laß die ' Toten ruhn! « und nahm sich eine Lebendige. Die hatte eine bewegte :5011~~at6fft:1bfßtf ...., Vergangenheit und zwei erwachsene Töchter. Die Töchter waren zwar von stattlicher Körperhöhe, aber richtige Giftzwerge. Sie schikanierten ihre Stiefschwester, wo sie nur konnten. Während sie selbst, die Töchter, stundenlang bunte Illustrierte lasen, mußte die Stiefschwester stundenlang Erbsen lesen. Aus der Asche. Deshalb nannte die böse Stiefmutter das Mädchen auch Aschenputtel, und die Töchter wieherten einfältig vor Vergnügen. Denn sie merkten nicht, daß sie auch nur Asche lasen. Aschenputtel trug ihr Schicksal mit Geduld, denn es hatte mal einen Parteiredner sagen hören: Gäbe es keine unteren Schichten, wäre niemand motiviert, sich nach oben zu arbeiten. Außerdem hatte das brave Mädchen beim Erbsenlesen fleißige Helfer. Es waren als Tauben kostümierte Studenten der Musikhochschule »Richard Tauber«. Sie verlangten keinen Lohn für ihre Hilfe. Ihnen genügten die schlechten Erbsen, denn damit beschossen sie mittels Kata-
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Was Sie schon immer über Sex wissen wollten
pult in Freireuth bestimmte Festspielgäste und Regisseure. Eines Tages gab der König ein großes Fest. Er lud dazu durch Postwurfsendung alle Schönen des Landes ein. Grund: Der Prinz und designierte Thronfolger brauchte eine attraktive Gemahlin, die er bei Auslandsbesuchen ohne Hemmungen vorzeigen konnte. Aschenputtels Stiefmutter und ihre Giftzwerge warfen sich natürlich sofort in die teuersten Fummel und rasten zum Ball. Vorher warfen sie dem armen Mädchen noch einen Sack Erbsen in die Asche und riefen höhnisch: »Mach dir 'n gemütlichen Abend!« Da kamen die Tauberiche und sprachen: »Sei nicht doof. Draußen am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum. Aus dem kannst du die schärfsten Modell-Kleider schütteln!« Aschenputtel flitzte hin, klopfte dreimal auf Holz und rief: »Bäumchen rüttel dich und schüttel dich, wirf Ohdkotür-Zeug über mich!« Da gab es einen leisen Knall, und Aschenputtel trug vom Kopfe bis zu den Füßen die prächtigste Abendrobe der Welt und war schön wie der junge Morgen. Kein Wunder, daß der Prinz beim Ball sofort ein Auge und sich selbst auf die Schöne warf, denn er hielt sie für das TopModel Laura Binnenschiffer. Das war natürlich ein Irrtum, denn die echte Laura drehte gerade einen Werbe-Spot für Laufsteg-Schuhe Marke »Molto Beene«. Aschenputtel hielt den Prinzen für den weltberühmten Opernstar Tassilo Flamingo, denn er sang pausenlos: »Reich mir die Hand, mein Leben, komm auf mein Schloß mit mir!« Das ließ sich die Schöne nicht zweimal sagen. Aber sie stolperte über eine Unebenheit der Protokollstrecke und verlor eines ihrer zierlichen Schühchen. Dadurch kam eine schwarze Socke zum Vorschein, und Aschenputtel rannte vor Scham davon. Der Prinz wetzte mit dem liegengebliebenen Schühchen hinterher und suchte unter all den Balldamen den passenden Fuß. Die Giftzwergtöchter aber riefen sofort los: »Come here ! Come together! « Doch ihre Füße hatten das Format von Flurschadentretern. Da hackte sich die eine den großen Zeh und die andere ihre
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»Papa, i hob mi verliebt!(< ·· »Jo, mei Sohn, in wen denn?« »I mogs net sage!« »}o, sag schon. :In die Maria?« »Naaa ... « »Jo mei, in die .· Zensi vielleicht?« »Naaa ... « »Etwa gar in die Resi; die olle Hur? « »Naaa, Papa, in ·den Uwe ... « »In den Uwe? Jo. spinnst denn du ... Der ist doch ein Ossi.«
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Ferse ab. Beide hatten sich geschnitten, denn der Prinz gab großzügig Fersengeld und verduftete. Er irrte tagelang durchs Land, klapperte alle Nobelherbergen und Szene-Kneipen ab - aber nirgends fand er die angebetete Schöne. Da wandte er sich an die Detektiv-GmbH »MFS«, das hieß: »Mir finden se. « Aber die Jungs brauchten gar nicht zu suchen. Sie kramten nur in ihrer Erinnerung und sagten: »Aschenputtel, mittelgroß, parteilos, unauffällig religiös, ehemals Straße des Roten Oktober, jetzt Lila-Pause-Promenade, Jungfrau.«
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Der Prinz staunte, engagierte die Herren für seine Wach- und Schloßgesellschaft und galoppierte zum Aschenputtel. Er herzte und küßte sie, machte sie zur Frau und dann zu seiner Gemahlin. Die böse Stiefmutter und ihre Giftzwergtöchter aber brachte er beim Fernsehen in der Serie »Protzki« unter. So waren sie bald landesweit in Verschiß, und kein Hund nahm ein Stück Brot von ihnen. So hart waren damals die Strafen - und wenn sie nicht gestorben wären, gäb's die Sendung heute noch.
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Blühende Landschaften
C. U. Wiesner
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Nehmse Platz, Herr Jeheimrat! Was gibsn Neues aufm Bau? Wieder Nachtschichtjehabt? Also ick hab jestem bis nach Mittemacht jeackert wien Kümmeltürke - neien, nich hier im Salong, drüben im Blauen Affen. Dis erstemal seit Juli 90, seit ick statt die Rübendollar, ich meine dis wertlose deutsche demokratische Russenjeld, wieder harte Kröten verdiene, hab ich mir endlich wieder zur Anteilnahme an dis deutscheste aller Spiele, dem Schkat, entschlossen. Nehmse mal den Kopp 'n bißken runter. Mein Laden läuft zwar immer noch in die roten Zahlen, und gejen meine Steuererklärung is der berühmte Schweizer Roman »Der arme Mann zu Trockenbrot« die reinste RoggenvöllerSchtohri. Aber man hat doch trotzdem Jrund zur Freude: Der Lichterbaum hat ehmt ville heller jebrannt, wo man nu die Jewißheit hatte, deß der jroße Kanzler aus Oggasmusheim über alle seine lieben Deutschen wachen tut wie Wotan, Jesus und der Jeist vom ollen Bismarck zusammen in ein Stück. Ick wünschte mir bloß, sag ick also jestem ahmt im Blauen Affen, deß ick ihm endlich mal 'n paar Ratschläge jeben könnte. Der Mann is mir einfach zu gutgläubig in seine Außenpulletick. Keen Wunder, sagt mein Jehülfe, den hat doch sone linke Bazille wie der Jenscher jahrelang femjesteuert. Moment mal, sagt Robert Köppen, der wo früher bei die Bezirksleitung vonne Partei war. Jetz isser Jeschäftsführer bei die Fortuna JeEmBeHa, die wie ein Felix - oder hieß der komische Vogel Pelikan? - aus den Aschkasten von die Altlasten aufjestiegen is. Spielen wir nu Sehleberramsch, oder reden wir über die dreckige Pullettick? Jott, weeßte, meint Albert Wutke, dis kommt doch zumündestens bei dir aufs selbe raus. Wenn nu Robert wenigstens noch ne Spur von Katarakter hätte, denn hätte er seine Karten hingeknallt und wär jegangen. Aber früher, wie er noch in Amt und Würden und den einen Ahmt stockbesoffen war, hat er uns mal anvertraut, daß Pulletick sowieso nischt mit Moral zu tun hat. Nee, in den Punkte waren wir uns jestem einig. Helmut is jar nich so verkehrt, er hat bloß die falschen Berater. Wenn die
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Blühende Landschaften
Welt jesunden soll, denn dürfse ehmt nich nur europäisch, denn musse deutsch werden. Also um Jottes willen nich wieder son Scheiß wie bei Adolfen. Der Mann hatte wie alle Österreicher Minderwertigkeitskomplexe wejen sein murkliges Heimatland. Und weil er sich partuh nich auf sein Alpenteil setzen wollte, hat er sich diesen Schwachsinn mit Jroßdeutschland ausdenken lassen. Dabei war Kaiser Wtllem, wo er mächtig jehaßt hat, schon mal ville weiter! Warum gib's denn auf die janze Welt die scheußlichen Konflikte? Bloß wejen die verdammte Unabhän-
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gigkeit! Wenn Muttern und ick uns dauernd unabhängig erklärt hätten, denn wäre aus unsere diamantene Hochzeit vor vierzehn Tage bestimmt nischtjeworden. Nehmse bleistiftsweise die Neger. Ick bin gejenjede Ausländerfeindlichkeit, aber fragen se mal ein ehrlichen Bewohner vons ehemalige Deutschsüdwest, wo sein Urjroßvater am glücklichsten war? Jinnau! Unter Kaiser Willem und sein Jeneral Lettow-Vorbeck. Und aus diesen kühlen }runde bin ick gejen all son Mist wie Kriech, Blockade und Entwicklungshilfe. Wenn ick Kanzler Kohl raten könnte, so würd ick sagen, nu hat die Scheißeinheit schon soville jekostet, da soll er sich man ruhig noch ein neues Müsterium leisten, nehmich ein Kolonialmüsterium. Und wenn dis bei die hochwickelten Natzjonen erst funktioniert, denn herrscht endlich mal Ordnung und Sicherheit inne dritte und meinswejen sojar inne vierte Welt, und kann man ooch endlich mal wieder in Ruhe sein Schkat spielen, nich bloß in Berlin-Prenzlauer Berg, sondern auch in Windhuck oder auf dis Bismarckarchepipel. Macht sechsachtzig.
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Jochen Petersdorf
Blühende Land schaften
Schröder selbst war nicht erschienen, 's gab traurige, aber auch frohe Mienen. Man hat sich auch nicht sehr beklagt, daß Scharping hatte abgesagt.
Ich komme - abgehetzt ein wenig von Biedenkopf, dem Sachsenkönig. Denn der gab auf dem Königstein heut eine Feier, groß und fein.
Doch Kohl war da, aber anonym, er war geschminkt als Norbert Blüm. Mit einem Wort, viel Menschen gab's und viel Gedränge, Der Anlaß war 'ne Preisverleihung. ich ging durch Säle, Stuben, Gänge. Es gab kein'n »Oscar« und dergleichen, In einem Saal sang Emmerlich: kein'n »Golden Globe« und andern Plunder. »Mein Ostgeld war ganz jämmerlich!« Nein! Man verlieh das »Blaue Wunder«. Im andern Saal, ich war ganz platt, Das ist ein Orden, eckig, rund, da fand ein Damenboxkampf statt. er zeigt auf blauem Untergrund Christiansen steckte gerad im Ring ein' Tiefschlag ein von Kock am Brink. ein schöngemaltes goldnes Herze durchbohrt von einer Wunderkerze. Ich ging zu Leuten und fragte sie: »Sagen'se mal, um welchen Titel kämpfen die?« Das ist natürlich ein Symbol und 'ne Idee von Helmut Kohl, Da sprach die Frederic als Kenner: sowohl für'n Osten wie für'n Westen, »Es geht um nischt, Doch hier im Osten will man's testen. es geht um Männer.« Den Orden gibt's, das ist der Kracher, nicht für Verdienste großer Macher, nicht für getane, große Taten, den gibt's ich kann es euch verraten im voraus, also prophylaktisch, für alle, denen's heute praktisch noch ziemlich gut geht und die eben ihr blaues Wunder noch erleben. Das heißt: Ein jeder kann, wie fein, mal Ordensträger sein. Haut rein! Doch heut gibt's ihn noch nicht in Massen: Man muß noch Massen prägen lassen. Drum zahln wir, so was ist ja teuer, ab nächste Woche Ordenssteuer.
Und Kati Witt - ohne Verdruß gab Super-Illu Interviews. Dabei enthüllte sie den Knüller, im nächsten Playboy Jutta Müller. Da sprach Hella von Sinnen leis: »Ich ging, wenn ich so aussäh, auch aufs Eis!« Sie wurde getröstet, klarer Fall; der Seelentröster hieß Karl Dall.
Das alles muß gefeiert sein. Und das war auf'm Königstein. Ich war Beobachter beim Feste und sah sehr viele Ehrengäste.
Ich schlurfte auf dem Burghof weiter die Menge wurde langsam heiter. Es gab zu trinken und zu spachteln, viel Gold am Hals von alten Schachteln.
Dann drang erneut Gesang ans Ohr. Es sang ein Arbeitslosenchor. »Völker höret die Signale.« Im Hintergrund die Glücksspirale.
Blühende Landschaften
Am Burgwall gab es Wildschweinbraten,
der war ein wenig hart geraten fast allen fielen Zähne aus. Ein Zahnarzt spendete Applaus, verteilte gleich Visitenkarten und sprach: »Wer gleich kommt, muß nicht warten.« Dann strömte alles Volk zusamm' es gab einen Bühnenshowprogramm. Die Kastelruther, Klostertaler, die Flippers und die Zillertaler, dazu Karl Moik als Stimmungsmacher und Tony Marshall, der Uraltkracher ... Die Oststars hockten auf den Bäumen und taten still von damals träumen.
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Ich las meine Akte, und mußte erfahren, was ich noch nicht wußte und was bis dato mir ganz fremd war, daß ich ein doppelter Agent war. Jawohl, ich hab als Bierspion gezecht, unter dem Namen Schluck und Specht. Es soll auch kein Geheimnis bleiben. Ich werde Memoiren schreiben. Doch nein, ich laß es lieber sein, es fällt ja schon so vielen ein. So mancher ist heut als Erzähler fast stolz auf Dummheit oder Fehler. Was schlecht hier war, wir baden's aus. Die schuld sind, machen Geld daraus!
Doch Lutz Jahoda traf noch ein mit neuem Baby, ziemlich klein. Er legt's an die Brust und sang als Knüller »Ich bin ein stiller Stiller ... « Danach sang noch Stefanie Hertel Trompete spielte Florian Oertel. Doch auf der Festung Königstein, da muß ja auch 'ne Talkshow sein, und dazu kam auf 'n Sprung geschwind Angela Merkel, das Pfarrerskind. Der Wmd zersauste keck ihr Haar, was optisch fast erotisch war. Dann sprach sie ernst zur ernsten Lage, sah auch nach vom auf femere Tage Und rief am Ende froh und munter: »Die CDU geht niemals unter!« Selbst Stoiber sprach zu ihr gerührt: »Oh, Sie haben sehr gut agitiert!« Da sprach Angela nur: »Ach Gott, das lernt man in der FDJot.« So war es auf dem Königstein. Ich dachte schon, das wird's wohl sein. Da kam Frau Birthler, hoch zu Pferde als Pythia der Gauck-Behörde.
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Lothar Kusche
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Dippelchen, der Bezirksverwalter, klopfte mit dem biegsamen Uri-Geller-Blechlöffel an seine henkellose Henkeltasse, daß der Kaffeesatz darin zu stauben anfing, und verkündete aus lautem Halse: »Wir müssen Lenin wegkriegen. Weiß einer von Ihnen, wie?« Schnalling, Vertreter des Bezirksverwalters, zuständig als kalorienarmer Fachmann für Kultusfragen, ambulanten Handel, Kirchensteuer-Verzinsung sowie für die interimistische Beheizung von Straßenbahn-Anhängern (Straßenbahn-Anhängewagen, nicht: Straßenbahn-Fans), betrachtete meditativ Blechlöffel und Henkeltasse. Beide zählten zu den Altlasten des Wandlitz-Beelitzer Regimes. Genau wie Lenin. »Von wo müssen wir Lenin wegkriegen?« fragte Schnalling. »Von den Straßenschildern zum Beispiel«, sagte sein Chef. Schnalljng zog seinen Kultus-Kopf ein wenig ein wie eine Schildkröte den ihren, wenn Gefahr droht. Er erinnerte sich flüchtig an seiner Jugend Maienblüte, in der er beim Laienspielzirkel »Theodor von Tane« in Brechts »Gewehre der Frau Carrar« nicht, wie ursprünglich vom Spielleiter Feigler vorgesehen, das eine Gewehr, sondern die Frau Carrar gespielt hatte. Gras von gestern, über das hoffentlich der Schnee des Vergessens gewachsen war. Dennoch konnte Schnalling die folgende Bemerkung nicht unausgesprochen in sich hineinschlucken. »Ich erinnere mich an ein Gedicht, in dem beschrieben wird, wie man versucht, eine Inschrift unlesbar zu machen. Die Inschrift heißt, also hieß, und ich zitiere jetzt völlig wert frei: Hoch Lenin!« »Hört! Hört!« rief Wahlsekretär Lollebille, der eben aufgewacht war. »Hört, hört, Lenin! Dafür ist Konwitschny nicht in Leipzig auf die Barrikade gegangen, möchte ich meinen.« Man belehrte ihn darüber, daß es sich in Leipzig überhaupt nicht um die Barrikade und fast gar nicht um Lenin gehandelt habe; und daß man Konwitschny möglichst nicht mit Masur verwechseln solle, worauf Lollebille wieder einschlief, um seinen Traum von defekten Wahl-Computern weiterzuspinnen. Jemand fragte: »Was soll uns denn dieses Gedicht?« »Lassen Sie mich bitte ausreden. Man versucht nun, also man versuchte es damals, und natürlich nur in diesem Gedicht, die von mir erwähnte Inschrift, die ich aus gewissen Gründen nicht nochmals im Wortlaut zitieren will, auszulöschen mit Kalk,
Blühende Landschaften
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Farbe, Messern und so weiter. Aber die Inschrift blieb sichtbar: in Kalk, in Farbe und ausgekratzt an der Wand. Das Gedicht ist von Brecht.« Zwischenrufe: »Brecht!? Nieder mit Galilei! Brecht ist abgeschafft! Es lebe der Papst - zickezacke, zickezacke, hei-hei-hei! « Herr Dippelchen bat um Ruhe. »Wrr brauchen dringend einen neuen Namen für die Lenin-Allee. Dabei kann uns auch der Papst nicht helfen.« »Hört! Hört!« rief Sekretär Lollebille, der überraschenderweise wieder aufgewacht war. »Der Papst also! Der Papst!« Lollebille hatte gerade geträumt, er sei der Abschaffung des§ 218 zum Opfer gefallen - eine schreckliche Vorstellung, die ihn dermaßen erschöpfte, daß er sofort wieder einschlief. »Na, wir wollten doch die Lenin-Allee«, sagte der in Gründung befindliche Beigeordnete Liesenhubel, »nach alter Tradition wieder Landsberger Allee nennen.« »Die alte Tradition ist im diplomatischen Eimer«, belehrte ihn der Bezirksverwalter, »seit der Kanzler der europäischen Einheit die Oder-Neiße-Grenze äh ... also dahingehend interpretiert hat, daß sie ebent ... güldet! Und Landsberg liegt hinter dieser Grenze an der Warta und heißt demzufolge ... ich hab's hier aufgeschrieben: GORZOW WIELKOPOLSKI. Wie klingt denn das: Gorzow Wielkopolskier Allee!? Und in der Straßenbahn! >Nächste Haltestelle: Gorzow Wielkopolskier Allee, Ecke Dimitroffstraße< !« Endgültig neu zum Leben erwacht ließ sich der müde Wahlsekretär mit seinem bekannten »Hört, hört!« vernehmen. »Dimitroff! Warum nicht gleich Iwan Rebroff? Oder Mischa Kalaschnikoff! Tempelhoff! Alles russische Marschälle!« Nach zwei Stunden waren sich die Deputierten darüber klar, daß neue Straßenschilder angeschafft werden müßten, koste es den Steuerzahler, was es wolle. Liesenhubel meinte, man könne das Problem durch Einfügung eines Bindestrichs zwischen »Landsberger« und »Allee« lösen. Dann sei die Straße eben nach dem berühmten alten Landsberger benannt. Wer aber war der berühmte alte Landsberger?
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»Der Begründer«, vermutete der Jungunternehmer Brutus Hombacke, »von Altlandsberg.« Hombacke wurde niedergestimmt. Landsberg am Lech wurde noch zur Diskussion gestellt: »Eine bekannte Stadt, in deren Festung ein Schriftsteller sein später so auflagenstarkes Werk >Mein Kampf< zu schreiben begann: A. Hitler.« Aber so dumm waren die Abgeordneten nun auch wieder nicht. Herr Kollege Spaltgerber, der über unerhört viele Lexika verfügt, brachte den Kunsthistoriker und Direktor Jüdischer Museen Franz Landsberger (1883-1964) aufs Tapet, aber der war der Bezirksverwaltung zu kostspielig. »Dann müßten wir unter den großen Schildern noch lauter kleine Schilder anbringen lassen, auf denen erklärt wird, wer Franz Landsberger war, und Emaille ist so teuer.« Nach einer längeren Pause seufzte eine im Hintergrund: »Zaubern müßte man können. Simsalabim, und Lenin wäre verschwunden. Der berühmte Alois Kassner konnte einen Elefanten auf offener Bühn verschwinden lassen!« »Erstens ist Kassner tot, und zweitens läßt sich ein Elefant viel leichter wegzaubern als Lenin.« Der Mann aus dem Hintergrund trat nach vom. Es war Willi Wongenrath, wegen sener aktiven Mitgliedschaft im VeterinärChor »Dr. Alf Lassie« auch »der sägende Sänger« genannt. »Kassners Schau«, sagte er, »wird in Fachkreisen als Großillusion bezeichnet. In unserem Fall würde ich auf meine Verantwortung eine solche ausprobieren. Dabei könnte auch die Schwierigkeit mit dem Denkmal beseitigt werden. Äußerste Diskretion ist geboten! Ich kann lediglich den Herrn Bezirksverwalter ins Vertrauen ziehen.« Da beriet er sich des längeren und breiten unter vier Ohren mit Dippelchen. Und eines schönen Tages ... Am erwähnten Denkmal war nicht etwa Lenin gegen den alten Fritzen ausgetauscht worden. Nichts dergleichen. Wer hätte das bezahlen sollen? Das einzig Neue an dem gigantischen Monument war ein Blechschild am Fuße des Sockels: »Zur Erinnerung an den großen Katzenfreund W. I. Uljanow. Sein dankbarer Deutscher Tierschutzverbunde. V., Untersparte Berlin-Friedrichshain.« Und auch die Straßenschilder waren versehen mit dem Namen des Mannes, der uns allen zumindest durch ein Foto als Behüter der schnurrenden Vierbeiner im Gedächtnis ist!
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Blühende Landschaften
Matthias Biskupek
Weil ich ein mittelalter Mensch bin, ist es schon länger als ein Vierteljahrhundert her. Jene Zeit, als ich inbrünstig das Lied vom Kleinen Trompeter sang. »Von all unsern Kameraden, war keiner so lieb und so gut«, hieß es da. Und dann kam jenes vertrackte Textstück: »Ein lustiges Rotkraut ist im Blut.« So sang ich, denn das war mir verständlich. Das lustige Rotkraut, damit war ja wohl der rothaarige kleine Trompeter gemeint. Den hatten die Bösen erschossen, so daß nun das lustige Rotkraut in seinem Blute lag. Ich sah das im Geiste vor mir. Farbig. So seltsam bildlich verstehen Kinder Liedtexte. Viel später begriff ich, daß ich eine Blasphemie gesungen hatte. Antifaschisten waren weder Rotkräuter noch Rote Socken. Es mußte natürlich »ein lustiges Rotgardistenblut« heißen. Damals hatte ich endlich gesagt bekommen, was Rotgardisten waren: Kämpfer gegen Böse. Und erst sehr viel später hörte ich, . ··c_ ·" daß wiederum ein Viertel Jahrhundert zuvor das Lied mit einem noch ande„ ren Text gesungen wurde. »Ein lustiges Hakenkreuzlerblut«, hieß es da vom kleinen Trompeter. Und nun bin ich nicht mehr weit weg vom halben Jahrhundert, das demnächst ein ganz neues Jahrtausend sein soll, und bekomme ständig gesagt, was ich früher alles falsch verstanden hätte. Mein Vater kann gar nicht gesagt haben, daß er nie wieder ein Gewehr anfasse, denn in der DDR sollen wir ständig von Kriegsspielzeug umlagert gewesen sein. Und obwohl ich noch deutlich mein Lesebuch vor Augen habe, in dem Ben aus New York und Natascha aus Moskau und Janek aus Warschau und Mari aus Finnland miteinander tanzten, wird mir heute gesagt, daß mein Blick von Anfang an verengt gewesen sei: auf das Weiße im Auge des Klassenfeindes. Damals und heute, falsch und richtig sind Wörter für die Kreuz#
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Weise: Damals richtig, heute falsch, falsches Damals, richtiges Heute, damals und heute wars richtig falsch und ganz falsch richtig. Treu war gut und Hand war warm, und Treuhand ist ein scharfes Schwert und Schild der Partei hat immer Rechtsstaat für Kümmeltürken war lustig aber nicht rassistisch, weil es gar keine Kümmeltürken gab, dafür Russenkasemen, die heute so heißen, wie sie damals nicht heißen sollten, denn wir kannten genau nur IMI und IMIDIN, und nur sehr fern OMO und ORBIT ohne Zucker.
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Blühende Landschaften
Peter Ensikat
Die neue deutsche Gretchenfrage lautet: Glaubst du, daß es eine DDRje gegeben hat? Der Streit um die einzig richtige Antwort droht, das deutsche Volk wieder einmal in wenigstens zwei feindliche Lager zu spalten. Auf der einen Seite stehen die, die dabei waren, sich aber nicht mehr so genau erinnern können, auf der anderen Seite die, die zwar nicht dabei waren, aber alles um so genauer wissen. Beide Lager reden zwar noch miteinander, selbstverständlich aber ohne einander zuzuhören. Es ist ein deutscher Dialog, und der besteht nun mal aus Rede und Gegenrede. Von Zuhören kann dabei gar keine Rede sein. Selbstverständlich ist auch ein ganz neuer Historikerstreit ausgebrochen. Während die einen die Frage, ob es die DDR je gegeben habe, ganz kategorisch beantworten mit einem kompromißlosen: »Ja, vielleicht«, beziehungsweise »Möglich ist alles«, sagen die anderen nicht weniger entschieden: »Nein, wahrscheinlich nicht«, beziehungsweise »Woher soll man das wissen?« Einig sind sich allerdings alle deutschen Historiker in der Ablehnung der Goldhagen-These: Deutschland als Ganzes sei der ehemaligen DDR, wenn es sie denn gegeben haben sollte, gar nicht so unähnlich, wie es das gern sein möchte. In unsere durch und durch deutsche Geschichte lassen wir uns von Ausländern nicht hineinreden. Schlimm genug, daß wir ihre Gegenwart ertragen müssen. Deutsche Geschichtsschreibung ist Spurenbeseitigung, oder wie es der in Deutschland führende Historiker Helmut Kohl formuliert haben soll: Historiker haben die deutsche Geschichte bisher immer nur interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie zu verändern! · Er selbst jedenfalls kann sich nicht erinnern, einem Politiker namens Honecker die Hand, geschweige denn einen Staatsempfang gegeben zu haben. In dieser Frage wenigstens herrscht noch die Solidarität der Demokraten. Auch die Opposition kann sich an Ostkontakte nicht mehr erinnern. Der eine oder andere Politiker aus Bonn hält es allenfalls für möglich, von der Stasi in eine Falle gelockt beziehungsweise als Geisel nach Schloß Hubertusstock entführt worden zu sein. Der ein-
Wessi zum Ossi: »Können Sie mir einen Gefallen tun?«
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zige bundesdeutsche Politiker, der weiterhin von sich behauptet, genau gewußt zu haben, mit wem und worüber er da in Ostberlin und Moskau geredet hat, ist bezeichnenderweise der Brandt-Komplize Egon Bahr. Dieses Eingeständnis veranlaßte die Bildzeitung zu der Schlagzeile: War die ganze DDR nur eine böswillige Erfindung Egon Bahrs? Überhaupt löste die neue deutsche Existenzfrage ein lebhaftes Presseecho aus. »Spiegel« und »Focus« stellten versehentlich die übereinstimmende Grundsatzfrage: Haben Stolpe und Gysi W16t. ·. · ihre Stasiakten von Kujau schreiben lassen, . "''"' um sie dann dem Stern verkaufen zu können? Der Stern dementierte das und kündigte im Gegenzug die Veröffentlichung der Honecker-Tagebücher an. Die Frankfurter Allgemeine stellte die brisante Frage: War Kujau nicht eigentlich Mielke und umgekehrt? Die Süddeutsche Zeitung äußerte inzwischen den durch sie selbst begründeten Verdacht, daß Gregor Gysi seinerzeit Manfred Stolpe die DDR-Verdienstmedaille verliehen habe. Die Hamburger Zeit hingegen hat ebenso zuverlässige Informationen darüber, daß sich Stolpe und Gysi gegenseitig diese Verdienstmedaille zugesteckt hätten, und zwar bei einem konspirativen Treffen auf der Bühne des Deutschen Theaters. Die ganze Wahrheit aber erfuhr man wieder mal nur in der Superillu. Ihren Reportern gelang es, eine Ostberliner HobbyProstituierte ausfindig zu machen, die unter Eid und Alkohol ausgesagt hat, zur fraglichen Zeit mit Gysi und Stolpe in einem Bett gelegen zu haben. Und da sei es - auch das könne sie beeiden - zu keinerlei Auszeichnung gekommen. Wie hierzu aus dem Büro des Brandenburgischen Ministerpräsidenten zu erfahren war, gibt es in Stolpes Tagebuchaufzeichnungen keinen Hinweis auf eine mit Gysi verbrachte Nacht. . Gauck versprach, so lange in seinen Akten suchen zu lassen,
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Blühende Landschaften
bis man Stolpe und Gysi diesen Intimkontakt schwarz auf weiß nachweisen könnte. Im übrigen erklärte er sich bereit, die Nichtexistenz der DDR von Anfang an voll und ganz anzuerkennen, wenn nur an der Weiterexistenz seiner Behörde nicht gerüttelt würde. An seinem Mielke-Erbe lasse er keinen Zweifel zu. Mit der Existenz Erich Mielkes - auch in der Maske von Kujau - ist übrigens die große Mehrheit des deutschen Volkes einverstanden. Ermöglicht doch so ein Bösewicht die relativ schuldfreie Weiterexistenz aller anderen. Der Vorsitzende der Bonner Enquete-Kommission Eppelmann erklärte, diese ganze schon immer ja nur sogenannte »DDR« sei vermutlich von Mielke und Markus Wolf nur vorgetäuscht worden, um die Bundesregierung zu desorientieren. Hätte es tatsächlich einmal eine DDR gegeben, dann hätte es ja auch mal den Pfarrer Eppelmann gegeben. Das aber erscheine ihm nach seinem heutigen Wissensstand mehr als unwahrscheinlich. Und daß er in dieser DDR den Dienst an der Waffe verweigert, den Dienst am Schreibtisch als letzter DDR-Verteidigungsminister freiwillig übernommen haben soll, das möge ihm doch bitte mal einer zu erklären versuchen. Obwohl alle Medien bereits ausführliche Mutmaßungen über das verderbliche Vorleben Herbert Wehners angestellt haben, konnte ihm eine homoerotische Beziehung zu Erich Honecker noch nicht nachgewiesen werden. Aber das ist, nachdem auch Goethes Homosexualität in allen Zeitungen gestanden hat, nur noch eine Frage der Zeit. Frau Seebacher-Brandtjedenfalls ließ durchblicken, daß sie noch immer mehr sagt, als sie weiß. In einem Geheimpapier an den BND soll sie die Vermutung geäußert haben, daß auch Herbert Wehners Witwe intime Beziehungen zu Margot Honecker unterhalten habe. Sie sollen in Bioleks Küche nach den Rezepten der ahnungslosen Frau Herzog gemeinsam Rote Grütze gekocht haben. Ob es sich bei Biolek um den Fernsehkoch handelt oder nur um ein anderes Wort für Ozonloch, ist nicht sicher. Unsicher ist auch, in wieweit der russische KGB seine Hände am deutschen Kochlöffel hatte. Endgültige Gewißheit werde man erst haben, wenn die Frage beantwortet ist, ob es eine Sowjetunion überhaupt gegeben habe. Jelzin ist der Frage bisher standhaft ausgewichen. Er glaubt nur noch an Gott und sonst gar nichts. Auch daß er einmal Kommunist gewesen ist, glaubt er nicht mehr. Wäre er das gewesen, könnte er heute ja
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»Eine schlechte Nachricht: Die Mauer ist gefallen. {( »Aber das ist doch ;
schon zwanzig Jalite, her!« · »Na wenn das keine schlechte Nachicht ist!«
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nicht Duzfreund des deutschen Kanzlers sein. Der duzt sich schließlich auch nicht mit Egon Krenz. Markus Wolf hat auf die Frage, ob es eine Sowjetunion wirklich gegeben habe, diplomatisch geantwortet, er habe sich zeitlebens nur mit den Geheimnissen der russischen Küche beschäftigt. Für alles andere sei Mielke zuständig gewesen. Pfarrer Gauck äußerte die Gewißheit, daß man, wenn es die DDR nicht gegeben habe, auch keine Sowjetunion brauche. Wichtig sei für ihn nur, daß seine Behörde weiter gebraucht würde. Eine weinende Bürgerrechtlerin, die nicht mehr so genannt werden möchte, weil sich zu viele so nennen, äußerte tiefe Zweifel an der protestantischen Herkunft Joachim Gaucks. Er sei vermutlich ein von der Stasi geklonter Nachfahre eines längst verstorbenen Kardinalinquisitors. Jedenfalls komme er ihr immer spanischer vor. An der theologischen Fakultät der Humboldt Universität ist inzwischen ein Forschungsauftrag vergeben worden, der die Wandlungsfähigkeit ostdeutscher Pfarrer im Lichte der Wende untersuchen soll. Bärbel Bohley ließ erklären, sie glaube schon längst nicht mehr alles, was sie wisse. Obwohl sie in einem Rechtsstaat lebt, träumt sie noch immer von Gerechtigkeit. Jetzt fragt sie sich, ob sie vielleicht auch die DDR nur geträumt hat. Vera Lengsfeld und die mit ihr verbundenen Wiedertäufer haben endgültig zu erkennen gegeben, daß sie nie waren, wofür sie sich selbst einmal hielten - Bürgerrechtler. Der Bürgerrechtler Manfred Kanther jedenfalls zeigte sich erfreut über seine neuen Verbündeten. Inzwischen hat die Frage, ob es eine DDR gegeben hat, auch zu politischen Konsequenzen in den neuen Bundesländern geführt. Die fünf Ministerpräsidenten verlangten als logische Konsequenz der ganzen Diskussion die Umbenennung der fünf neuen in die fünf gleichalten Bundesländer. Der sächsische Ministerpräsident ließ durch die sächsische Landesmutter erklären, das Haus Biedenkopf sei seit Menschengedenken sächsisches Königshaus. Ulbricht und Honecker könne man genauso vergessen wie die Wettiner. Auch eine deutliche Mehrheit der östlichen Bundesbürger gab an, von einer DDR weder etwas gesehen noch gehört zu haben. Der eine oder die andere meinte zwar, die Bezeichnung käme ihm oder ihr bekannt vor, ob es sich dabei aber um einen neuen Fernsehsender oder eine japanische Automarke handele, konnte niemand sagen. Allerdings nimmt in letzter Zeit die Zahl der
Blühende Landschaften
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Neubundesbürger wieder zu, die ganz offen von sich selbst behauptet, DDR-Bürger gewesen zu sein. Im Bundesinnenministerium gibt es Überlegungen, solche Extremisten vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt auf die ostfriesischen Inseln abzuschieben. Das aber will CDU-Generalvikar Peter Hintze nicht zulassen. Er fühlt sich den Ostfriesen intellektuell zutiefst verwandt, was die Ostfrie~~ f·l,4BEN ~ sen allerdings für eine St t IM Beleidigung halten. Das wiederum hält Hintze OSTfN' -2 SA1" \ f Rl" für einen dieser ihm ganz und gar unverständlichen Ostfriesenwitze. Der Kanzler hielt sich, wie das so seine Art ist, aus allem heraus. Erst • als ihm Erich Honecker im Traum erschien und ihn zu einem Gegenbe• such in seine himmli·°'• •·_. : \ sehe DDR einlud, entschloß sich Helmut Kohl, dem Spuk ein Ende zu machen. Er erklärte die Diskussion für beendet. Das Ganze sei nichts als eine intellektuelle Spinnerei, dieses Gerede über eine angebliche DDR. Er habe seinerzeit ganz Deutschland mit sich vereinigt und sonst gar nichts. Er jedenfalls könne sich an keine DDR erinnern, und wer etwas anderes behaupte, der solle doch nach drüben gehen. Egon Krenz dankte seinem Kanzler für die richtungweisenden Worte. Nun müsse aber auch endgültig Schluß sein mit einer Siegerjustiz, die noch immer versuche, ihn für etwas verantwortlich zu machen, was es nie gegeben habe. Zusammenfassend können wir also feststellen, dieser DDR ist es - nehmt alles nur für nichts - gegangen wie einst Brechts sagenhaftem Kathargo: Sie war noch mächtig nach dem 17. J11ni, noch bewohnbar nach vierzig Jahren Sozialismus, nicht mehr auffindbar nach der Wiedervereinigung.
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Sternstunden des DDR-Humors
Verzeichnis aller Bände Die Reihe chronologisch
Nennung im Register
1949-1950: Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen
(1)
1951-1952: Wo ein Genosse ist, ist die Partei
(2)
1953-1954: Beim Barte des Propheten
(3)
1955-1956: Aus unseren Betrieben ist noch mehr rauszuholen
(4)
1957-1958: Vom Ich zum Wir und zurück
(5)
1959-1960: Wenn Mutti früh zur Arbeit geht
(6)
1961-1962: Lieber schlankweg in den Westen als dicke da im Osten
(7)
1963-1964: Nimm ein Ei mehr
(8)
1965-1966: überholen ohne einzuholen
(9)
1967-1968: Keine Leute, keine Leute
(1 O)
1969-1970: Sachlich, kritisch, optimistisch
(11)
1971-1972: Wegen Warenannahme geschlossen
(12)
1973-1974: Unsere DDR ist die größte der Welt
(13)
1975-1976: Humor ist eingeplant
(14)
1977-1978: Auf Marx und Pfennig
(15)
1979-1980: Erich währt am längsten
(16)
1981-1982: Gut geklaut ist halb gebaut
(17)
1983-1984: Mein Dörfchen, das heißt DDR
(18)
1985-1986: Bürger, weisen Sie sich aus
(19)
1987-1988: Vorwärts immer, rückwärts nimmer
(20)
1989-1990: Wir Beuteldeutschen
(21)
Die Jahre nach 1990: Nun wächst zusammen, was zusammengehört
(22)
Sternstunden des DDR-H u mors Register der Autoren und ihrer Texte (Die erste Zahl in den Klammern gibt den Band, die zweite die Seitenzahl an.)
lrmgard Abe: Der da draußen rumsteht, ist Ulli (13,41 ); Der hohe Gast (8, 114); Die Pflaume als solche ... (17,30); Die 7 Todsünden der Kleingärtner (8, 77); Ehrensache (16,97); Ein Sportlerleben(13,88); Ein Topfkuchen ist schneller gebacken als ein neuer Mensch (16, 114); Geschlossene Gesellschaft (7,SO); Ich möcht so gerne Gattin sein! (6, 18); Immer diese verfluchte Schlamperei (20, 100); Olsenbande mit Grünkohl, Pute und Gans (18,24); Ponys fallen nicht vom Himmel (10,28); Tagewerk (11,S8); Und der nächste folgt sogleich (12, 1O); Unsere Kicker von Bräsen 08 (19,93); Vor dem Privatmißbrauch von Bäckerburschen wird gewarnt! (19,67): Wie man einen Antrag ausfüllt (19,12) Max Albert: Das Testament (1,S6) Erwin F. B. Albrecht: Das Apferl der Eva (8, 104); Der Humorist (14,20); Der Kampf mit den Brettern (3,88); Der positive Kellner (7, 7S); Der Wartesport (12,86); Die Eiermaschine (8, 12); Es war ein Sonntag hell und klar ... (1, 70); Hirsekorns Knabe (1,48); Im Bundeshimmel (7, 18); Kofferstudie (11, 79); Mein Ausgleichssport (4,92); Merkt euch diesen Anschluß, Männer! (11, 102); Platzmeister Busenbecker (S,92); Rache für einen Sommer (9, 72); Verblüffende Wirkung (S,30); Wie ich Sportzecher wurde (7,84) Ulf Annel: Auf Marx und Pfennig! (1S,7) W. W. Aschenbach: Der Mann im Trainingsanzug (S,88); Mit Erwin im Theater (2,29) Eckehard Bärnighausen: Federball (S,90) Horst Beisse: Es kommt was an (7, 13) Fritz Bernhard: Beziehungen (S, 116); Das Elektroöfchen (3,24); Das Schrumpfmobil (2, 72); Dichter und Richter (1, 118); Die Eingabenschleuder (1, 11 O); Die Eigenbaukapelle (3, 74); Die heilige Pause (2,63); Die Läden von Schummerstett (8, 14); Der Kampf um den Fensterplatz (S,68); Der Kreuzwortonkel (3,46); Der Mieterschreck (3,40); Der Presto (1,32); Der unkonkrete Tannenbaum (S,S 1); Gedanken über Kritik und Selbstkritik (1, 14); Gehobene Unterhaltung (4,30); 0 Mortadella (1, 74); Vier Ansichtskarten (4,88); Zwischen Friedrichstraße und Charite (4, 116) Matthias Biskupek: Bericht über Vorbereitung und Durchführung der Wallenstein-Feierlichkeiten in GroßGrobzow (17, 114); Das Ferienkind (22,SS); Der Boß und sein Zwirny (21,42); Die Lehre der Erforschung (21, 102); Ein Bild von Revolution (21,67); Ein Mineralsekretär kommt (19, 7); Erinnerung an unseren ersten
121 gemeinsamen Sommer (22, 74); In keinem anderen Land (19,84); Karger Bericht zum Neuerfritz (17,6S); lustiges Rotkraut (22, 113); Mei Guseng - ä armes Schwein (21, 78); Mein Selbst-Vertrauen (20, 108); Meldestelle für Bedenken (19, 108); Nachbarin Hümpe erläutert die Grußerweisung (20, 19); Speisekarte (21,30); Staatsbesuch (18, 108); Unser Freizeitfreiluftmobiliar (20, 76); Veröffentlichtes Ärgernis (19,28); Vertraulicher Brief (22, 18); Vertraulicher Brief (22,86); Wie meißelt man ein Süßstoffkombinat? (18,62); Wir Beuteldeutschen (21, 1O); Wir vom Vordruck-Leitverlag (19,10) Paul Blank: Die bösen Wörter mit Kri ... (1, 19); Klein, aber gemein! (S,48); Über die Nachtigall (1, 106) Arwed Bouvier: Das Versicherungsgeschäft (7,62); Mein Generaldirektor kommt vorbei (13,81) Alfred Brandl: Der Gewinner (3,S4) Erich Brehm: Auf der Höhe (3,67); Ein schwerer Fall (2,S2); Das frohe Jugendleben (2,44); Frühjahr (3,S8); Oskar und Lenchen (3, 1OS) Wolf D. Brennecke: Der Mann, der kein Trinkgeld mehr geben wollte (3,38) Heli Busse: Am Waldsee (20,81 ); Brigade Klotzer (1 S,S8); Der dritte Bildungsweg (18,S 1); Der Freizeit Lust und Last (14,99); Die Nacht im Kloster (16, 79); Die Rassefrau (18,96); Die Woche geht's nicht (9,60); Ein positives Beispiel (6, 1O); Eine undankbare Aufgabe (21,94); Etwas ist nicht ganz in Ordnung (6,101); Herein, herein, du lieber Gast! (18, 1O); Im Streß für den Nachwuchs (18, 72); Lallmann ist geschieden (16,89); Mein Wunderkind (20,44); Nächte im Tunnel sind lang (17, 100); Wie ich die EDV beherrschen lernte (19,33); Wissen, wofür (19, 79) Eberhard Cohrs: Berufsfragen (4, 19); Der Gaststättenkontrolleur (9,37); Ein bleeder Heini (10,26); Über Export und Import (8, 17) Johannes Conrad: Alles hat seine Grenzen (12,48); Da sitz ich mal wieder auf der Versammlung! (8,60); Der Geheimnisvolle in der >>Glücksquelle<< (17, 1OS); Der Schauspieler (10, 70); Die Flucht des Einhorns (1S,70); Die kleinen, wilden Kaffeemaschinen (20,38); Die sehr gute Sekretärin (13,66); Die systematische Entwicklung der kindlichen Phantasie durch ein Elternpaar (9,49); Ein ehrlicher Mensch (1S,19); Ein Prachtweib (16,32); Familienszene (14,S2); Hurra, ich habe ein Fremdwörterbuch! (14,32); Ich schreib das sowieso nicht, schreib ich das! (18,32); Interview mit einem Kämpfer (11, 100); Kindliches Klagelied (6, 106); Laufzettel (18,94); Mal mit der Eisenbahn (21, 72); Männer denken in zusammenhängen (10,98); Meines Mannes schöner Samstag (1S,1 OS); Oh, ein Raum, so
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hell, so rein! (17,48); Tröstliches aus dem Leben (15, 102); Was, um Himmels willen, ist mit Scheuermanns Leber los? (8, 18); Wenn die Neugier nicht wär (11,25) Kurt David: Wie ich eine Lüge gegen eine andere Lüge eintauschte (9,44) Ottokar Domma: Als ich in der Pionierrepublik war (9,52); Als wir Winkerkolonne waren (13, 116); Auf zu neuen Höhepunkten (22,52); Die Prüfung (5,42); Ein Empfang beim Herrn Direktor (19,47); Ein Schulaufsatz (21,55); Eine gefährliche Waffe {6,46); Höflichkeit beginnt schon am Morgen (13,47); In der Jugendherberge (10, 74); Mein Freund Aljoscha (8,46); Mein schönstes Erlebnis (7, 15); Mit Geduld dauert alles etwas länger (16,50); Karl Marx, Martin Luther und Herr Burschelmann (18,44); Über die Schönheit unserer Namen (9,32); Unser Freundschaftstreffen (20,50); Unser Herr Sportlehrer Stramm (17,91 ); Unser Tag des Lehrers (17,44); Unser Werklehrer Pankraz (7,42); Unsere liebe Oma (15,33); Unsere Schulwanderung (14,46); Unsere Seereise (6, 70); Wann und wie darf ein Schüler lachen (14, 17); Warum wir lernen (10,46); Was ist Glück? (20,56); Was man vom Genossen Lenin lernen kann (12, 112); Wie man die Ferien verleben kann (11,50); Wie man die Frauen ehrt (20,96); Wenn man unsere Zeugnisse sieht (15,40); Wie wir unseren Runden Tisch machten (21,48); Wo wir unser Freizeit. geschehen durchführen (12,36); Wofür ich mich entschuldigen möchte (22,46) Willi Drescher: Das große Abenteuer (1, 101) Richard Drews: Endspurt zum Verfassen von Frühlingsgedichten (1,91 ); Kleines Kolleg über Kollegen (1,64) Kurt Drummer: Über das Ei (8, 11) Peter Ensikat: Aktuelle Umfrage (19,55); Alles wegen die Leut (12,63); Am Busen der Kultur (16, 118); Baumschulung (18,40); Berlinisch for Sie (11, 114); Bürovolutionär unserer Tage (17, 112); Das alte Kinderlied (21, 108); Deutsch für Zeitungsleser {9,21 ); Die Ausnahmen und die Regel (15, 108); Die Axt im Haus (15,44); Die fünf Brüder (16,58); Disziplin! (17,52); Einer schminkt sich ab (18, 116); Eins, zwei, drei ... (16,46); Einzelfahrscheine (9,29); Es ist nicht alles schlecht (22,37); Hat es die DDR überhaupt gegeben? (22, 115); Kein Kapitel Zärtlichkeit (14,30); ... Lehrer sein, dagegen sehr (12,45); Nur der Gast macht sich strafbar (18, 78); Ostspaziergang (22,28); Schild und Bürger (16, 13); Väterliche Ansprache (16,44); Wettlauf zwischen Hasen und Igeln (22, 7); Wo der Osten noch lacht (21, 119) Heinz Erkler: Heilende Natur (14,82)
Kurt Falk: Junger Mann sucht Wohnung (6, 104) Willy Frank: Der kleine Imbiß (4, 112); Traktat vom Sachbearbeiter (6, 11 O) Heinz Fischer: Das tägliche Einerlei (5, 19); Der Sieger (4, 15); Erklärung und Stellungnahme (8,92); Ladeneinsatz {6,63); Qualitätsverbesserung (4,22); Saisonarbeit (5,65); Spaziergang mit Ziege (3,94) Willy Forner: Baustelle >>Schwarzer Eimer<< {2,21) Achim Fröhlich: Auf der Kippe zum Ruhm (3,91 ); Auferstanden aus Ruinen (5, 7); Das große Verdienst (5, 119); Das Waffeleisen (12, 103); Der Abstieg (12,91 ); Der Trick meines Onkels (10,31 ); Die Enttäuschung (5,50); Die Folgen einer Betriebsfeier (15, 103); Die Jabaner (18, 15); Ehrliche Sorgen (8, 70); Eine bescheidene Frage (5,82); Ernte-Einsatz (5, 14); Geht nicht (7,25); Grill-Party (18, 76); Hauptsache (18,81 ); Ich bin gestorben {3, 119); Rückfahrt (12, 77); Sport-Information (18,84); Ein tragischer Verlauf {7,29); Training (2,97); Zeitzünder (18, 106) U. Gatz: Aus 11 mach 37 {2, 1O) Peter Gauglitz: Amor lebt! (7,94); Campingküsse (7, 103); Die alte Weide (5,62); Ein Beschwerdefall (11, 12); Freitagnacht (15,64); Kollege Mumm (4,56); Männe kommt nach Hause (10, 105); Öfter mal umräumen (7,30); Papa, Mama, Kathrin (10,50); Schwein gehabt (11,38); Versuchen Sie es mit Brennfix! (8,32); Wegelagerer (10,63); Zeit-Zeichen (11,67) Wilfried Geisler: Erfahrungswerte (6, 118) Angela Gentzmer: Berliner Lokalteil (15,30); Clärchens Ballhaus (21, 100); Der Bungalow (17,70); Die Fahrschule (16,27); Die Verkäuferinnen (14,28); Eine Führung durch den Friedrichstadtpalast (18,37); Einschulung (13,46); Gast und Kellner (12, 18); Hallo, Taxi! (18,21 ); Helga Hahnemanns Adlerhöfische Version von >>Dallas<< (17,41); Hurvinek und Spejbl (19,26); Kurschatten (20,94); Oma Wanda und Opa Friedrich (11,28); Reisegruppe (19, 72); Richter und Angeklagte (21,34); Telefonitis! (1, 13); Vermauert (22,63) Hans Glauche und Matthias Griebel: Gustav und Erich (13,30) Günter Gregor: Gut Holz (1,87); Tagebuchnotizen eines Dorfbürgermeisters (7,64) E.R. Greulich: Das unnütze Gerät {4,40); Ein feines Spielzeug (2,50); Erziehung etwas mißlungen (2, 114); Silvesterkarpfen (6,42); Volkes Stimme {2,25); Wie man in den Wald hineinruft {2,22) Ursula Haase: Ich war einkaufen (12, 14) Peter Hacks: Mein Dörfchen (18, 14); Schulstunde spielen (11,49) Erich Hanko: Damals, als ich ... (1,54); Der Gewaltige (2, 118); Die Einladung (2,69); Die Halbstarken
Sternstunden des DDR-Humors (2,46); Ende und Anfang der B-Wurst (1,38); Entwendung einer Dogge (4,26); Feriengrüße (4, 76); Ferienheim Sonnenblick (1,44); Frau Bramke und das Polyvinylclodid (7,32); Frau Bramke und der Sputnik (5,28); Ich war in Thüringen (2, 79); Jetzt pfeift's anders! (5, 103); Leda mit dem Schwan (1,26); Legeschwierigkeiten (2,62); Mondscheinsonate (4,66); Osterhütchen (1,98); Rebellion im Skatklub {8,84); Schauer-Neigung (2, 102); Sommerreise (1, 78); Sport treiben - aber richtig! (1,84); Stabhochsprung (4,90); Tomaten-Püree {2,24); Wärmekontrolle (4, 1O); Wieder daheim (3, 70); Wolkig bis heiter (3, 79) Jürgen Hart: Unter Kollegen (13, 114); Alle Jahre wieder (11,69) Heinz Helm: Die Korsakoff-Methode (12, 116); Es tropft (11, 116); Hilfe, es kommt Besuch! (14, 115); Störung in Piepenhagen (15,22) Henricus: Der Leuchtglobus (1,39); Hermann (1, 15) Günter Herlt: Auf zur Sexmesse! (22,96); Im Einkaufsparadies (22,39); Noch eins drauf! (9, 7) Gerd Wolfgang Heyse: Abendspaziergang (14, 106); Badezimmergeheimnis (2, 100); Perspektiven (6,59) Hanskarl Hoerning: Auf dem Bau {8,63); Cosi non fan tutte (11,62); Gift mich, Ferdl (8, 11 O); In der Brigade (18,66); Kunst(ver)kenner (5, 11 O); In einer Neubauwohnung (15, 1O); Satire, mit Humor genommen (8, 7); Umlagerung (16,62) Renate Holland-Moritz: Allet aus Propajanda (7, 1O); Ansprache eines betrogenen Vaters (3,48); Ausnahmen (3, 1O); Das große Los (5,34); Das war eine herrliche Zeit (19, 105); Der Ausflug der alten Damen (6, 74); Der Aussteiger (21,52); Der große Auftritt (16, 94); Die Leiche im Keller (19,36); Eierlaufen (8, 1O); Ein ehrloser Mensch (10, 13); Ein Elternabend (14,50); Ein liebes Kind (8,52); Frühlingsgefühle (6,96); Graffunda räumt auf (12,56); Ging-ging-gong-gong (11,32); Ich habe ein Dutzendgesicht (4, 109); In Sachen Schlopsnies gegen Schlopsnies (8,23); Kindergeburtstag (11,44); Knappe Frau (5, 105); Kultureller Gipfelsturm (18, 18); Magie des rechten Wortes (17,37); Mißverständnisse (15, 100); Moderne Ehe (7, 106); Mutter Klucke (13,24); Omas kulturelle Kontakte (9,35); Onkel Oskar, der Briefbeschwerer (10,56); Reisen ist gefährlich (5, 70); So wat Jemeinet! {3,37); Ungestörter Kreislauf (9, 11 O); Vorurteile mit Weile! {5,21 ); Wanderers Klagelied (17,85); Wozu ist der Garten da? (11, 76) B. ldamann: Kollege B. (2,65); Auf dem Heimweg {3,55) Heinz Kahlow: Schlußwort {4,50); Eine fast wahre Kurzgeschichte (2, 76) ·
123 H. Kaps-Zurmahr: Der Haushaltstag (8,34) Hans-Dieter Kern: Fußball auf unserer Klitsche (20,88) Frank Kleinke: In Dur und Moll und Fußballschuhen (14,88) Werner Knodel: Meilensteine (13, 17) Hans Koch: Mein Mann, der Mittelläufer (2,90) Hans Krause: Bekanntschaften (17, 17); Der Sachbearbeiter (8,62); Ernste Worte an den Tütenträger (6,54); Knockout (11,88); Kuddeldaddeldu auf einem Diplomatenempfang (12, 108); Kuddeldaddeldu und die Preußen (19, 109); Sportmonolog vor der Mattscheibe (4,96); Toast für einen frisch Geweihten (14,54); Urlaub (6,86); Wie hätten Sie's denn gern? (3, 11 O); Zum Beispiel: Jahrestag (9, 15) Harald Kretzschmar: Jeder 'n Kopp für sich (3, 7) Günter Krone: Der Berufsaffe (14,26); Der Beste {5,56); Die Grenzen der Technisierung (7,60); Die Kader-Idee (10, 15); Ein Sonntagsausflug (9, 102); Schon gewählt (5,31) Edgar Külow: Advent (3, 115); Der Genosse Bornschein (14, 118); Der Mann im Ausschuß (22, 19); Der neue Trainer (22,91 ); Der Parteizement (6, 108); Der Weihnachtsmann (8, 118); Die Hauptsache ist der Effekt (12, 118); Die Brigade (16,66); Die Jury (19, 114); Die Mongolen (3, 12); Die verrückte Heirat (15, 116); Ein Leben lang im Irrtum befangen (22,48); Eine schlimme Nacht oder: Die Kampfgruppenübung (13, 11 O); Feiertag (22,38); Film im Wandel der Zeiten (8, 106); Genossinnen und Genossen! (14, 1O); GrünWeißheiten (8,88); Raus mit der Sprache! (18, 114); Schicksalsspiel (18,92); Traktor, ole! (17,90); Vorschußlorbeer (13, 19); Wolln wir doch mal ehrlich sein ... (14, 7) Lothar Kusche: Abenteuer im Zauberladen (3, 77); Alter Mann - was nun? (3, 116); Bahnhof Savignyplatz (1,27); Bürger, haltet die Ostsee sauber! (7,21); Das bombastische Windei (6, 112); Das Schambah-Zepareh-Spiel (13,98); Der Drang zum Rang (4,38); Der erzieherische Aussichtsturm (10, 78); Der generöse Generator (1,58); Der gigantische Grünkohl (21,24); Deutsche Dienstmützen (19,22); Die Geschichte unseres Badeofens (5,24); Die große Nummernkontrolle (17, 73); Die arglose Lady Lemmermann (2,32); Die Rätsel der weiblichen Seele (13, 70); Diskretion am Telefon (11,96); Ein ganz kurzes Interview für den Fernsehfunk (6,24); Ein jüngerer, aber leicht besoffener Herr (22, 78); Ein König, zäh wie Leder (18,85); Ein Leben mit der Seife (11,36); Ein schlafloser Musikfreund (15, 78); Eine Nacht mit sieben Frauen (19,98); Erholung auf eigene Gefahr (16, 72); Giganten des Hu-
124 mors und der Satire (4, 7); Hugos Hochzeit (20, 105); Ich kaufe mir eine Hose (2,41 ); Im großen Kebabylon (22, 12); Jemand begeht Ehebruch (9, 100); Kamerad Kühlschrank (8,36); Keine Reise ohne Zange (20, 72); Komm mit mir auf den Wannsee (1,80); Künstler, packt das Heute am Kragen (9,23); Leben mit Gasmännern (17,61 ); Minister im Traum (7, 116); Na, was gibt's denn Neues? (19, 74); Nöte eines neuen Menschen (4, 102); Nun versteh ich aber die Welt nicht mehr! (4,61 ); Ostzonale Miniaturen (1,52); Rede nach deutscher Art (6, 114); Silvester will vorbereitet sein (12,30); Was fang ich an mit meinem General (21,58); Wer ist wer (21, 15); Wie nennt man ein Kabarettprogramm? (2, 116); Wie streng sind denn im Sowjetland die Bräuche? (1, 1O); Wie wir unser Bestehen feierten (14,65); Wie zaubert man Lenin weg? (22, 11 O); Winterreise (5, 73); Wo das Wirtschaftsgeld bleibt (9,41 ); Zwei Frauen um Norbert Feder (3, 17) Jan Peter Lemail: Die Raucherbewegung (1,29) Klaus Lettke: Alles aufeinander eingespielt (20,66); Anglerglück (20,91 ); Der Simultansportler (15,91 ); Fortschritt (11, 108); Individualität (11,27); Ganz einfach (18,60); Mistverständnis (16, 18); Triumph der Technik (16,68); Unredliche Anmerkungen (18, 115) Rolf Lonkowski: Wahnsinn ist das einzige, was zählt (21, 7) Peter Lux: Das Most-Auto (8, 16); Schöne Scheine (9, 116) Siegfried Mahler: Gift mich, Ferdl (8, 11 O) Klaus Möckel: Am längsten währt der Humor (16, 7); Der Froschkönig (16, 106); Poesie (11, 105); Tischlein deck dich! (16,40); Verkehrte Zeitung (11, 112) Karl Mohr: Freitag der 13. (10,60); Wolga, Wolga (8,42) Werner Müller: Der Nebenberuf (10,23) Horst J. Nachtweih: Gustav telefoniert (4,58) R. Niemann: Die enge Verbindung mit den Massen (5, 1O) B. Nowak: Anekdote (5,64) Gisela Oechelhaeuser: Sachlich, kritisch, optimistisch ... (11,7) Wolf Pelz: Das Teufelszeug (10,37) Rolf Pester: Der blaue Tag (3, 102); Die Scheidungsfeier (10, 106); Geburtstag (2,36); Kleider machen Umstände (2,94); Pfennigkrämerei (12,33); Pinsliges (12,24) Jochen Petersdorf: Angriff nach der Grätsche (15,94); Arbeitsteilung (10,83); Arbeitszeitgenössisches (16,64); Balkongespräch (10,35); Benno und Lenin im Oktober (9,56); Betriebsfest (6,68); Blühmke paßt nicht rein (16,21 ); Das Echo (11, 1O); Das große
Sternstunden des DDR-Humors Rennen (15,84); Das Vorbild ist Piepe (9, 1O); DatschenKino (20,42); Dauer-Renner (7, 105); Der Feiertag (18,68); Der Rüde mit dem Steinbruch (16,54); Der trojanische Antek (22, 59); Der Unfall (16,24); Die Arbeitszeit (14,56); Die Beule (13,60); Die traurigen Weiber von Windsor (6, 17); Die Ordensfeier (22, 108); Ein Pförtner mit Herz (13,20); Eine ungesunde Sache (21,85); Erziehungsarbeit (4, 14); Fortschritt (9,20); Frühes Leid (20,53); Ganz normal (10, 117); Gaudeamus igitur (16,53); Gesunde Lebensweise (14,92); Gewichtgedicht (20, 104); Hauptsache, es schmeckt (18,35); Haus am See (17,20); Immer wieder sonntags (17,54); Informationsfluß (6,65); Keine Gefahr (9, 76); Kreuzfahrt (8, 75); Laufkundschaft (14,58); Lilomaus (19, 106); Logisch (5,86); Mein Leben für den Sport (6,90); Motiv (20, 18); Nachrichten (7,66); Oh, wie einsam schlägt die Brust (9,94); Oma so lieb (13, 104); Opa war drüben (10,21 ); Paternoster in Bottelkow (15, 74); Picknick im Walde (14, 74); Problem gelöst (17, 117); Rotkäppchen im Wohlstand (17, 1O); Rotkäppchen 90 (21,32); Sammerteim (20, 74); Schreiben Sie doch mal (20,32); Siebenschläfer (12,98); SportKlauberei (20,86); Strafe (8,38); Thema mit Variationen (19,41 ); Unter fremden Menschen (20, 78); Urlaub (21,82); Vorbereitung des Hutsalons >>Exquisit-Glokke<< auf das Leninjahr (12, 13); Wanja (13, 112); Was heißt UTP? (15,46); Was ist ein Fatzke? (12,20); Was mir fehlen wird (21,69); Zwischen Himmel und Erde (4,52) Hans-Günther Pölitz: Der Fortschritt ist hinter uns her (20, 7); Gewöhnungssache (20, 118); Was nun? (20, 12) Paul Poerschke: Fräulein Wachtmeister (1, 18) Hans-Joachim Preil: Der Tierarzt (7,34); Die Fahrschule (6,30); Die Schachpartie (4,96); Die Tigerjagd (10,41 ); Die Weltreise (17, 78); Erste Hilfe (13,38); Mükkentötolin (6, 78) Joachim Priewe: Der Hausfreund (7,98); Dorfkrugstudie (7,58); Um die Zukunft keine Bange! (7,46) Heinz Quermann: Jetzt rasch die Kartoffeln aufsetzen (5,38) Hans Rascher: Der neue Wetterbericht (12,26) Paul Reinke: Der erste Tag (6,56) Tom Renner: Warum ich kein berühmter Sportler werden konnte (6,88); Versetzungsgefahr (15,50) Thomas Reuter: Auf der Suche nach meiner kriminellen Vergangenheit (19, 17); Meine pädagogischen Fähigkeiten (20,54) Hansjoachim Riegenring: Amor unterm Kanapee (3, 106); Auf dem Anstand (7,91 ); Belszinszeletek gombaval es hasabburgonyaval am Abend (10, 108);
Sternstunden des DDR - Humors Besuch bei Freund Eduard (7,54); Bildung in Raten (19, 104); Das Ende der Currywurst (22,26); Das Mädchen aus der Dose (18, 102); Das Mädchen mit den weißen Höschen (4, 70); Das Spiel aus China (10,88); Der dritte Mann (22,94); Die Freundin des Bildhauers (15,36); Die Verführer (11,94); Drama in Sekt (4,32); Einmal rückwärts Erfurt (14, 79); Flötenkonzert (19,35); Gummierte Urlaubsreise (5, 76); Häufiger Mann (5, 107); Hürdenlauf (19,91 ); Kahnpartie mit Kachelofen {6,28); Kaum zu glauben (3,84); Man muß viel schlucken (10,39); Menschen auf dem Holzweg {3,62); Moral gegen Rückenwind (5,84); Unromantische Romanze (8,98); Walzer im Viervierteltakt (6,98); Warmes Herz mit kalten Füßen (12,94); Zwei Männer, eine Jalousie (4,63) lnge Ristock: Auf die Argumente kommt es an (16, 1O); 70-50-70(22,100); Berufswünsche (22,50); In Sachen Adam gegen Eva (13, 101 ); Jugendweihe (13,49); Ostverwandte, Westverwandte (21, 18); Problematische Problemproblematik (19, 115); Unsere Wolgadeutschen (21, 114); Warenhausgeflüster (11,24); Wohnkultur oder trautes Heim (17,32) Ernst Röhl: Abstieg Ost (22,88); Alle Zehne (12,89); Auf den ersten Blick ein Rabenvater (15,47); Däumelinchen 75 (14, 104); Das Haus, in dem ich wohne (17,40); Das Ohr an der Masse (16, 16); Das schöne Gefühl, gebraucht zu werden (10, 1O); Der OhoEffekt (18,65); Der Weg nach oben (15,20); Der Wetter aus Dingsda (19,86); Die Freundschaft, die Freundschaft ist eine Himmelsmacht (17,98); Die KampfWalze (13, 118); Die vierbeinigen Sport-Freunde (11,84); Dienst ist Dienst (10, 116); Drucksache (19, 118); Elternbesuch (18,47); Eine lehrreiche Geschichte (20,24); Es war einmal ein Land ... (13, 7); Fauler Trick (12,53); Flüchtlings-Gespräche (11, 106); Früher war alles ganz anders (22,29); Heißer Sommer (16, 78); Hundeleben (19,39); Ich ging im Walde so für mich hin ... (9,82); Im Dienste des Kunden (13, 14); In der K. liegt die W. (17, 11 O); Interview mit Sisyphos (19,62); Korrektur (14, 119); Lokaltermin (16,69); Muttasprache - Muttalaut (16,26); MUTTERsprache, MUTTERlaut (14,40); Nach uns die Sintflut oder: Die Küste im September (14,84); Nichts gegen das Automobil (10,36);Non vita, sed cola (16,47); Offen und ehrlich (15, 118); Petri Heil! (14,87); Plötzlich und unerwartet (12, 119); Pardon wird nicht gegeben (20,35); Pünktchen und Anton (11,48); Quasniks Annette (19,52); Reales Ziel (13, 114); Schall und Rauch (11,26); Schopf und Schöpfer (15,92); Schöner Abend (19,20); Selbst ist der Mann, von der Frau ganz zu schweigen (17,22); Stammtisch (22,21 ); The Ball (21,88); The
125 Knäckpoint (21,21 ); Triumph für Vasco Exquisit (10,94); Über das Schieben einer ruhigen Kugel (9,91 ); Über unsere Erfolge (17, 119); Unauffälliger Rückzug ins Privatleben (17,26); Verständigungsschwierigkeiten (16, 105); Vertretung für Paul (17,84); Vom ungestümen Vorwärtsdrang des Krebses (13,22), Vorwärts (9,20); Vorwärts, wir ziehn uns zurück (15,86); Zur Feier des Tages (20,58); Zwischen Nacht und Morgen (22,67) Waldemar Römpler: Psychologie der Werkküche (8,21) Jo Hanns Rößler: Das königliche Spiel (1,86) Gerhard Rutsch: Petri Heil! (5,55); Immer wieder dasselbe (3, 11) Alfred Salomon: Eine Fünf! {7,47) Eva Salzer: All die lieben Kleinen {4,46); Alfons uns sein Motorrad (3,34) Wolfgang Schaller: Aktuelle Umfrage (19,55); Alles stinkt (17,67); Alter Mann in neuer Zeit (22,43); Deutschland. Ein Liebesmärchen (22, 16); Die Schaumschläger des VEB Schlagfix ehren Lenin (17,58); Gelöbnis (19, 119); Klomann Richard (19,66); Richard stört zum letzten Mal (22,58); Liebes Volk (21, 106); Meilensteine (13, 17); Metamorphose 1990 (21, 116); Nachwuchssorgen (17, 118); Opas Turnverein (21,84); Praktikum (18,56); Reisefreiheit (22,81 ); Uns vereint gleicher Sinn, gleiche Wut ... (17, 7) Alfred Schiffers: Alles für die BSG (8,94); Am Tag, als die Kohlen kamen (14,62); Die Sonderschicht {5,20); Ende gut, alles gut (12,52); Laien-Spiel (20, 70); Logik am laufenden Band (10, 19); Peng ! (15,56); So eine Überraschung (7,44); Stranderlebnis (16, 76); Tagebuch eines Bockwurstverkäufers (14, 72); UnterHOsen (5,33); Völlig unverständlich (10,80); Wie's im Tagebuche steht! (7,86) Paul Schmidt-Elgers: Das Wandern war des Müllers Lust (4, 77) Wolfgang Schrader: Wenn der Betrieb läuft (16,91) Manfred Schubert: Aktuelle Umfrage (19,55); Die Leiden eines jungen Leiters (12,54); Schulbeispiel (13,56); Schuß in den Ofen (12,50); Schweigen bringt Gold (12, 7) Jo Schulz: Das Allerschlimmste (8, 108); Der Lumpensammler kommt (1,60); Der Spaziergang (4, 105); Die Hammelfahrt zu Himmelfahrt (4,86); Die Prüfung {1,99); Ein Blumenstrauß (1,94); Gesunder Ausgleich (1,82); Gleichberechtigung (1, 107); Jugendfrage (3,52); Vaterstolz (1,51 ); Von der Tragik des Zufalls (4,62) Kurt Schwaen: Wenn Mutti früh zur Arbeit geht (6, 12)
126 Günther Schwarz: In einer Neubauwohnung (15, 10) J. C. Schwarz: Ideale Ferien (5,80) Paul Schwarz: Besuch bei einem Gewaltigen (5,58); Das Milchkännchen (4,36); Ein morsches Faß hält selten dicht (3,32); Genossen (2, 15); Wo gibt's denn so was! (8,50) W. K. Schweickert: Der Hochstapler (4,80); Fünfzehn müssen es sein (2,20); 1000:1 (2, 104) Alf Scorell: Zwei ganz kleine Geschichten (8,66) Hans Seifert: Spreewald-Rundfahrt-Notizen (4,87); Ein paar Worte im Hinblick auf die Strandkörbe (15,82); Tischtennis (2,88); Wie die Alten sungen (5,46) Herbert Seifert: Gedanken in einem kalten Zimmer (7, 100) Heinz Seydel: Abfahrt 21 Uhr 12 (8, 72) Ulrich Speitel: Anleitung (2,58); Bauen auf unserer Klitsche (11,64); Bürgermeister stand abseits (2,84); Das wirkliche Leben (6,53); Der Agronom und sein Engel (5,60); Der Klotz am Bein (5, 12); Der Kampf um den Abstieg (16,84); Der Mann mit dem Fahrrad (3,65); Die Jugendweihe auf unserer Klitsche (12,41 ); Die liebe Verwandtschaft (5, 115); Die Tage der Freuden (8,67); Frühling auf unserer Klitsche (10,52); Idyll am Strand (8, 100); Kandidatenwerbung (10, 114); Die Liebe zur Landwirtschaft (8,54); Nur eine Kleinigkeit (4, 17); Pferdchen auf unserer Klitsche (15, 16); Schlaf der Ungerechten (7, 70); Urlaubsfreuden ohne Urlaub (7, 76); Was der Mensch alles braucht (7, 115) Otto Stark: Ein Kabarettist - fürchtet sich nicht (7, 7) John Stave: Bevorzugte Abfertigung (8,25); Das Bankgeheimnis (12,66); Das Chamäleon bin ich (22,33); Das Ende der privaten Eheanbahnung (10, 101 ); Das längste Sportgerät (13,94); Das Schöne an der Umweltverschmutzung (18, 118); Der allgemeine Trend (14,36); Der doppelt glückliche Reporter (16, 11 O); Der Hieb auf den Kürbis (7, 79); Der Karpfen Ottokar (3,29); Der Kulturobmann am Nager (11, 15); Der Tod im Neubau (14, 108); Dialooch uff Berlinisch (6,49); Die Aufklärung (7,48); Die optimale Bündigkeit (9,85); Die Rache des kleinen Weihnachtsmannes (19,23); Die Sache mit Bello (13,34); Ein Rad greift im anderen (4,21 ); Eine strapazierfähige Sportart (14,86); Erziehungsmaßnahmen (11,53); Familieneinteilung (6,92); Fasching - Sache aller (10,33); Frau Holle (2, 12); Gefährliche Seiten (6,36); Gesundheit (18,38); Grenzdurchbrüche (21, 13); Gute Vorsätze (2,39); Hurra, wir wurden Vater! (18,98); Im Zusammenhang (3, 118); In der Mokka-Milch-Eisbar (12, 78); Kollege Alibi (5, 100); Lesen und lesen lassen (7,67); Lob der Naherholung (18, 70); Man sieht den Baum vor lauter Wäldern nicht (2,67); Märchen (19,44); Mehr allgemein (7, 101 );
Rechte Meine nassen Flecken (19,31 ); Naturerscheinung (12, 100); Niveau (4, 114); Ostsee-Aussichten (11,81 ); Perspektiven (13,52); Pferd und Wagen (11,40); Puffer-Otto (4, 13); Radtour (15,88); Rhythmus (4, 11 O); Rose sprach, ich breche dich! (17,56); Scherben (8,28); Schüsse (9,88); Sensation in Hessenwinkel (15,26); Sie trafen sich in Moskau (13, 1O); Sonntagsrückfahrkarte (10,82); Sprechen mit Waldemar (16, 102); Striche am Trabant (9,26); Vater wird das Kind schon schaukeln! (3,53); Verkehrsmittel der Zukunft (3, 114); Vorsicht Liebesgaben (7, 11 ); Was vom Urlaub haben! (19,82); Wenn einer nicht da ist (9, 118); Wer wird Fußballmeister 1962 (7,92); Weshalb ... (7, 114); Wie ins Paradies (13, 76); Wie wir uns selbst verwalten (20, 1O); Wir hatten mal Durst (3,43) Uwe Steimle: Euro 2002 (22,41 ); Mei Golfplatz (22,84); Standort Deutschland (22,65); Unter Palmen träumen (22, 76) Hans J. Stein: Das Fatzkenhafte am Weltniveau (9, 18); Der Irrtum (2, 18); Deutsche Bahnhöfe (7, 78); Die Wunderschreibmaschine (3,26); Ein weites Feld (2,92); Liebesbriefe eines Gartenfreunds (3, 100); Wie ich Hilfssportler wurde (8,91 ); Wir sind zu Abend gebeten (8,39) Hansgeorg Stengel: Aller guten Affen sind drei (20,34); Am dreizehnten Tage (1,30); Auf Marx und Pfennig (15, 15); Ballade von der Reinemachefrau N. (2,60); Beschreibung eines Sommers .(21, 76); Beschwerdebrief (18, 71 ); Besuch von drüben (3, 16); Charta (8, 102); Der letzte Schrei (1,62); Der Neue (10,62); Die Hauptsache (1,68); Die Musterbrigade (4,59); Die nächsten bitte! (4,54); Die Rache des Meisterläufers (1,89); Ein Herz und eine Seele (10,68); Elegie eines Mückenbüßers (9, 78); Gastronomische Ballade (10,24); Geschlossene Gesellschaft (12,21 ); Gruß ~ach vorn (7, 102); Hexeneinmaleins (8, 116); Jungbrunnen Sport (17,95); Kinder (1,51 ); Lagebericht (6,67); Lob der Natur (17, 76); Lyrik, du Himmel auf Erden! (9, 112); Mein Sonntagsvergnügen (12,80); Neujahrs-Auftakt (1,22); Plastonische Erklärung (8, 112); Privileg (6,22); Schlittschuhplattler (5,32); Schulweisheit (10,48); Schwarzes Schaf (9,98); Sommernachtstraum (21,46); Sonst noch was gefällig? (5,94); Versetzungsgefährdet (18,42) Heinz Stockhaus: Am Bitterfelderwegrand (9,67) Manfred Strahl: Bügelknaben (18,58); Das Erfolgserlebnis (14,60); Der Fall B 112 (19, 15); Der Staatsbesuch (20, 114); Der totale Wettbewerb (20,28); Ehelicher Zwist (17, 103); Einladung nach Las Vegas (21,80); Hut ab (22,61 ); Ideen muß man haben (20,62); Keine Chance für Pille (21,37); Schicksal eines Revolutionärs
Alles zum Wohle des Volkes (21, 117); Wo die Liebe hinfällt (22,98); Zumutproben (10,58) Rudi Strahl: Ansprache an meinen Sohn (15,49); Das olympische Prinzip {8,90); Der Schneemann (19, 102); Der Weitgereiste (7,88); Die Faschingsfee mit dem rätselhaften Lächeln (9, 106); Die Fernsehaufzeichnung (9,96); Die Kurschattin (4, 107); Die Sauerei in der Milchbar (15, 11 O); Die Struktur meiner Persönlichkeit {3, 19); Ehelicher Zwist (17, 103); Ein Freundschaftsspiel (8,96); Ein Wiedersehen (5,96); Handelsbeziehung {5,59); Keine Leute, keine Leute (10, 17); Meeresbiologische Erkenntnis . . . (11,80); Menschen gibt es ... (1,83); Otto gibt Autogramme (4,44); Schrebergartensommer (3, 76); Von morgens bis abends (7,26); Zurück zur Natur (10,84) Hansdieter Strich: Die Milchschlacht (8,20) Lutz Stückrath: Also, wenn Sie mich fragen ... (6, 7); Ein Haus, ein Häuschen und wir {9, 13); Schneewittchen und die sieben Ritter (10, 11 O); Wir Männer und der 8. März (8, 101) Rudolf Thomas: In vino veritas {9,62) Wolfgang Tilgner: Arbeitsgemeinschaft (15, 104) Horst von Tümpling: Das Kunstwerk (12, 15); Die Wortmeldung (5, 16); Bitte lacht nicht! (14,22); Frontbericht vom Feldzug der Sparsamkeit (9,69); Natur und Technik (12,81 ); So gesehen (12, 102) Werner Troegner: Kleines Organon für den perfekten Schauspieler (11,21) Hans-Werner Tzschichhold: Etwas älter und ein bißchen weise {1, 7); Massenarbeit (10, 119); Verbindung {5, 11 ); Der Direktor entscheidet (5,54) Bernd Waltenberg: Fortschritt (1,24); Haben Sie einen Ausweis? (1, 116); Schwerarbeit (1,66) Berta Waterstradt: Das Märchen vom Schriftsteller, dem nichts mehr einfiel (13, 72); Ich bin ja so vergeßlich (2,26); Kleine Fische (6,39) Olaf Waterstradt: Wie war das damals ... {2, 7) Mathias Wedel: Die DDR war ... (18, 7); Typisch Osten (21,62); Warum lacht der Mensch? (18,30); Das Leben kann so leicht sein (22, 1O) Karl-Heinz Weißer: Clemens hat keine Ahnung (17,13) Nils Werner: Der Champion (6,94); Der Konsum kimmt (3,30); Der Revolutionär am eigenen Herd (5, 114); Der Schwätzer (2, 11 ); Der Tod des Schlagworts {7, 115); Fußballelegie (4,94); Kleine Kundendienst-Romanze (3, 112); Lob des Mauerns {4,24); Teil, teils (14, 117); Tritt dich gesund! (10,92) Paul W. Wicher: Der erste Auftritt (4, 119) Ralph Wiener: Als die Witze laufen lernten ... (10, 7); Anschließend Film ·(2, 11 O); Das Bauernfrühstück
127 (2,81 ); Das Ohr an der Masse (8, 107); Das Radikalmittel (8,65); Das Wesentliche (10, 118); Der Gast {3, 15); Der Wackelstein (7, 73); Die Pirnitzer Lage {2, 16); Die Wiederholung (1, 108); Ein bescheidener Herr (11,89); Egons Städteschau (10,90); Geist und Materie {1, 104); Ich liebe Ingeborg {7, 108); Kreislaufstörungen (5, 111 ); König Publikum (12,84); Leben mitAntje (14,96); Start mit Scheibenbremse (11, 11 O); Wachsmann als Erzieher (4,48) C. U. Wiesner: Das Haus in der Seitenstraße (5,36); Der arme Mann zu Trockenburg (16, 19); Frisör Kleinekorte als Bauexperte (17, 15); Frisör Kleinekorte als Fels in der Brandung (10,65); Frisör Kleinekorte als Fußballfan (18,87); Frisör Kleinekorte als Kanzleramtsberater (22, 106); Frisör Kleinekorte als Privatdetektiv (16,36); Frisör Kleinekorte als Universalgenie (14,42); Frisör Kleinekorte als Verschönerungsrat (11, 18); Frisör Kleinekorte auf der Wartburg {9, 79); Frisör Kleinekorte äußert sich zur Weltraumfahrt (7,24); Frisör Kleinekorte probt den Ernstfall (21,64); Frisör Kleinekorte seift wieder ein (21,27); Frisör Kleinekorte und das Glas Most (19,58); Frisör Kleinekorte und der neue Mensch (7, 11 O); Frisör Kleinekorte und die Absetzung eines Königs (13,67); Frisör Kleinekorte und die halbnackten Tatsachen (15,96); Frisör Kleinekorte unternimmt einen Betriebsausflug (12, 74); Frisör Kleinekortes Schulweisheiten (8,56); Genosse Daffke (21, 11 O); Kleines Haus am Wald (11, 72); In einer lauen Sommernacht (13, 105) Hermann Wilke: Der Mann vom Wohnungsamt (1,42) Heinz Winkler: Das Auftragswerk (14, 112); Die Produktivkraft Wissenschaftler (15, 112); Die Schlüsselfrage (15,67); Kontaktschwierigkeiten (12, 70) Bernd Wollenberg: April - schaurige Episode (1,21) Manfred Wolter: Nachsaison (13, 77); Verwirrung (19,11) Hans-Joachim Würzner: Die Eintrittskarte (12,22) Dietrich Zietemann: So war das! (1, 14) Anonym: Anekdote aus dem Gerichtssaal (17, 12); Auf der Baustelle (15,57); Auf der Kurpromenade (11,82); Betriebsgeheimnisse 1-3 (1,55, 59, 63); Der Baulöwe (17, 18); Deutlich (7, 17); Dicke da! (21, 101 ); Die andere Seite (2, 70); Doppelte Anekdote (15,24); Dringlich (15, 119); Durch die Wüste (2,38); Ehestandsgeschichten (1, 103); Ein ganz besonderer Saft (11, 119); Erklärung eines Phänomens (15,93); Ersatz ... (1,28); Fußball-Anekdoten (13,92); In der Dorfschule (1,46); Maislied (5, 15); So, Margot (5,39); Verrechnet (1, 18); Vom Nutzen des Reisens (15,81)
Alles zum Wohle des Volkes
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Nachweise
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Die Karikaturen stammen von Heinz Behling: 75, 79 Manfred Bofinger: 39, 47, 53, 81, 89 Henry Büttner: 87 Peter Butschkow: 43 Peter Dittrich: 95 Christine Dölle: 30, 35, 77, 103, 116 Hans-Eberhard Ernst: 92 Barbara Henniger: 11, 17, 68, 72, 101, 107, 119 Heinz Jankofsky: 19, 41, 61, 66, 71 Cleo-Petra Kurze: 109 Johann Mayr: 49 Nel: 62 Lothar Otto: 8, 29, 54, 63, 82, 99, 104 Andreas Prüstel: 114 Peter Thulke: 13, 59, 97, 113 Karl Schrader: 104 Reiner Schwalme: 13, 21, 27, 32, 36, 70, 100, 111 Ottfried Zielke: 56 Fotos: Klaus Wmkler: 64; Hans-Ludwig Böhme: 58; MDR: 65, 85 Für die freundliche Genehmigung zum Abdruck danken wir den Autoren, Zeichnern und Erben. Nicht in allen Fällen ist es uns gelungen, Rechteinhaber und Rechtsnachfolger zu ermitteln. Berechtigte Honoraransprüche bleiben gewahrt.
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Nun wächst zusammen, was zusammengehört
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