W. Scott-Elliot
Lemuria Atlantis L.J
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& dquamati.n Vetl.a9
2. Auflage 2007 © Aquamarin Verlag GmbH Vogtherd 1 • D-85567 Grafing Neubearbeitete Auflage der Ausgaben von Max Altmann/Th. Grieben (Leipzig 1925) www.aquamarin-verlag.de Umschlaggestaltung: Annette Wagner unter Verwendung eines Gemäldes von IVOI I Bad Kreuznach (www.ivoi.de) ISBNlO 3-89427-334-8 ISBN13 978-3-89427-334-7 Druck: Bercker • Kevelaer
INHALT Vorwort ........................................................................................... 7 Das untergegangene Lemuria ........................................................ 9 Beweise, welche die Geologie und die Verteilung lebender und ausgestorbener Tiere und Pflanzen liefern ................. 9 Beweise aus archaischen Aufzeichnungen ................................. 19 Die wahrscheinliche Dauer des Weltteils Lemuria .................... 20 Die Karten .................................................................................. 21 Kriechtiere und Nadelwälder ..................................................... 28 Der Mensch ................................................................................ 29 Größe und Beschaffenheit des menschlichen Körpers ............... 31 Das Sehorgan ............................................................................. 33 Beschreibung des Lemuria-Menschen ....................................... 34 Arten der Fortpflanzung ................................................... ~ ......... 36 Lemurier, die gegenwärtig noch die Erde bewohnen .................. 39 Die Sünde der Verstandlosen ..................................................... 39 Ursprung der pithekoiden und anthropoiden Affen .................... 40 Der Ursprung der Sprache .......................................................... 41 Der erste Mord ........................................................................... 42 Die Künste ................................................................................. 43 Die Lehrer der Lemurier ........................................................... .44 Handwerkliche Fähigkeiten ....................................................... 46 Große Städte und Statuen .......................................................... .48 Religion ...................................................................................... 49 Der Untergang von Lemuria ....................................................... 49 Die Gründung der atlantischen Menschheit ............................... 52 Die Loge der Initiation ............................................................... 53 Teil 2 · Atlantis .............................................................................. 55 Vorwort ......................................................................................... 51 Einleitung ..................................................................................... 63
Bestätigende Zeugnisse ............................................................... 67 Geschichte der Atlantis ................................................................ 83 Die Völker von Atlantis ................................................................. 95 Schlusswort ................................................................................. 141
VORWORT
Das Ziel, welches dieses Buch verfolgt, ist nicht so sehr, neue, Aufsehen erregende Nachrichten von den verschollenen Weltteilen Lemuria und Atlantis und deren Einwohnern zu bringen, als vielmehr dasjenige, was die »Geheimlehre« und andere Schriften uns von diesen überfluteten Ländern berichten, durch Beweise zu bestätigen, die aus der Geologie, dem Studium über die Verteilung lebender und ausgestorbener Pflanzen und Tiere sowie aus dem physischen Entwicklungsprozess der unteren Naturreiche geschöpft sind.
DASUNTERGEGANGENELEMUruA
Es ist von der Wissenschaft allgemein anerkannt, dass das, was jetzt feste Erdoberfläche ist, einst Meeresgrund war, und was jetzt Meeresgrund ist, einst trockenes Land war. In einigen Fällen waren die Geologen sogar imstande, die Stellen der Oberfläche genau zu bezeichnen, auf denen diese Hebungen und Senkungen stattfanden. Trotzdem hat die Gelehrtenwelt bis dato dem untergegangenen Weltteil Atlantis nur geringen Glauben geschenkt, hingegen wurde von jeher angenommen, dass in vorhistorischer Zeit ein ausgedehnter südlicher Weltteil existiert habe, dem der Name Lemuria beigelegt wurde.
Beweise, welche die Geologie und die Verteilung lebender und ausgestorbener Tiere und Pflanzen liefern »Die Entwicklungsgeschichte der Erde zeigt uns, dass die Verteilung von Land und Wasser an ihrer Oberfläche sich in ewigem und ununterbrochenem Wechsel befindet. Überall finden infolge von geologischen Veränderungen des Erdinnern, vorzugsweise aber durch ausgedehnte Faltenbildung der oberflächlichen Erdrinde, Hebungen und Senkungen des Bodens statt, bald hier, bald dort stärker hervortretend oder nachlassend. Wenn dieselben auch so langsam geschehen, dass sie im Laufe des Jahrhunderts die Meeresküste nur um wenige Zoll oder selbst nur um ein paar Linien heben oder senken, so bewirken sie doch im Laufe langer Zeiträume erstaunliche Resultate. Und an langen, an unermesslich langen Zeiträumen hat es in der ,Erdgeschichte niemals gefehlt. Im Laufe der vielen Millionen
Jahre, seit schon organisches Leben auf der Erde existiert, haben Land und Meer beständig um die Herrschaft gestritten. Küstenländer und Inseln sind im Meer versunken und neue sind aus seinem Schoß emporgestiegen. Seen und Meere sind langsam gehoben worden und ausgetrocknet, und neue Wasserbecken sind durch Senkung des Bodens entstanden. Halbinseln wurden zu Inseln, indem die schmale Landzunge, die sie mit dem Festland verband, unter Wasser sank. Die Inseln eines Archipels wurden zu Spitzen einer zusammenhängenden Gebirgskette, wenn der ganze Boden ihres Meeres bedeutend gehoben wurde.« »So war einst das Mittelmeer ein Binnensee, als noch an Stelle der Gibraltarstraße Afrika durch eine Landenge mit Spanien zusammenhing. Noch früher, als auch Sizilien mit Tunis durch einen Landrücken verbunden war, bildete dasselbe sogar zwei geschlossene Seebecken, ein östliches und ein westliches; die Bewohner beider sind noch heute teilweise verschieden. England hat mit dem europäischen Festland selbst während der neueren Erdgeschichte, als schon Menschen existierten, wiederholt zusammengehangen und ist wiederholt davon getrennt worden. Sogar Europa und Nordamerika haben unmittelbar in Zusammenhang gestanden. Die Sundasee gehörte früher zum indischen Kontinent, und die zahlreichen kleinen Inseln, die heute in derselben zerstreut liegen, waren bloß die höchsten Kuppen der Gebirge jenes Kontinentes. Der indische Ozean existierte in Form eines Kontinents, der von den Sunda-Inseln längs des südlichen Asiens sich bis zur Ostküste von Afrika erstreckte. Dieser einstige große Kontinent, den der Engländer Sclater wegen der für ihn charakteristischen Halbaffen Lemuria genannt hat, ist vielleicht die Wiege des Menschengeschlechts gewesen, das aus anthropoiden Affen sich dort hervorbildete. 1 Ganz besonders interessant aber ist der wichtigste Nachweis, welchen Alfred Wallace mit Hilfe chorologischer Tatsachen geführt hat, dass der heutige malaysische Archipel eigentlich aus zwei ganz verschiedenen Abteilungen besteht. Haeckel hat ganz Recht, wenn er Lemuria für die Wiege des heutigen Menschengeschlechts hält, nur hat sich dasselbe keineswegs aus anthropoiden Affen entwickelt. Es wird späterhin von der wahren Stellung der Anthropoiden in der Natur die Rede sein.
Die westliche Abteilung, der indo-malaysische Archipel, umfasst die großen Inseln Borneo, Java und Sumatra und hing früher durch Malakka mit dem asiatischen Festland und wahrscheinlich auch mit dem eben genannten Lemuria zusammen. Die östliche Abteilung dagegen, den austral-malaysischen Archipel, Sulawesi, die Molukken, Neuguinea, die Salomons-Inseln usw. umfassend, stand früher mit Australien in unmittelbarem Zusammenhang. Beide Abteilungen waren vormals zwei durch eine Meerenge getrennte Kontinente, sind aber jetzt größtenteils unter den Meeresspiegel gesunken. Die Lage jener früheren Meerenge, deren Südende zwischen Bali und Lombok hindurchgeht, hat Wallace bloß aufgrund seiner genauen choralogischen Beobachtungen in der scharfsinnigsten Weise fest zu bestimmen vermocht. Noch heute bildet diese tiefe Meerenge, obwohl nur fünfzehn Seemeilen breit, eine scharfe Grenze zwischen den beiden kleinen Inseln Bali und Lombok; die Tierwelt des ersteren gehört größtenteils zu Hinterindien, diejenige des letzteren zu Australien.« 2 Wie oben angegeben, war es Sclater, der zuerst den Nam~n Lemuria aufbrachte, dazu durch die Annahme veranlasst, dass aller Wahrscheinlichkeit nach sich die Tiere des Lemuriden-Typus auf diesem Weltteil entwickelten. »Diese Voraussetzung«, schreibt A. R. Wallace, »ist berechtigt und höchst wahrscheinlich und zugleich ein Beweis, wie das Studium der Verteilung einer Fauna uns in den Stand setzt, die Geographie vergangeuer Jahrhunderte wieder herzustellen.«- »Dieser Weltteil war sicherlich eine zoologische Urregion zu einer weit entlegenen geologischen Epoche. Doch was diese Epoche war und wo sich die Grenzen dieser Region befanden, das sind wir nicht fähig anzugeben. Sollte man annehmen dürfen, dass alle Länder, in denen sich Lemuriden vorfinden, zu dieser Region gehörten, so müssten wir dieselbe von Westafrika bis Burma, Südchina und Sulawesi ausdehnen, ein Umfang, den der Weltteil wohl auch wahrscheinlich hatte.« 3 2 3
Haeckel: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Wallace: The Geographical Distribution of Animals, with a study of the relations of living and extinet Faunas as elucidating the past changes of the earth's surface.
»Wir hatten schon Gelegenheit«, schreibt er an anderen Orten, »einer Verbindung zwischen dieser Unterregion (der äthiopischen) und Madagaskar zu gedenken, zur Erklärung der Verteilung des Lemuridentypus und anderer interessanter Verwandtschaften dieser beiden Gegenden. Indiens Geologie bestätigt diese Ansicht, indem sie uns zeigt, wie Sri Lanka und Südindien meistens aus Granit und altem metamorphischen Gestein besteht, während die größere Hälfte der Halbinsel Tertiärformation mit wenig eingestreutem Sekundärgestein aufweist. Daraus geht deutlich hervor, dass während des größten Teils der Tertiärzeit4 Sri Lanka und Südindien im Norden von einem ausgedehnten Meer begrenzt wurden und wahrscheinlich zu dem großen südlichen Weltteil oder einer großen Südinsel gehörten. Die zahlreichen und merkwürdigen Fälle von Verwandtschaft mit Malaysia begründen wiederum eine engere Verbindung mit diesen Inseln, die wohl in einer folgenden Zeit stattfand. Als dann, bedeutend später, sich die großen Flächen und Ebenen Indiens bildeten und die reiche, hoch entwickelte Himalaya-chinesische Fauna dadurch eine ununterbrochene Landverbindung gewann, fand sehr bald eine Einwanderung neuer Arten statt, und viele der weniger entwickelten Formen von Säugetieren und Vögeln starben aus. Bei Kriechtieren und Insekten war der Kampf ums Dasein weniger scharf, oder die älteren Formen hatten sich zu sehr den Verhältnissen angepasst, um verdrängt zu werden, so dass diese Gruppen allein uns die Reste des überschwemmten Südkontinents bewahrten.« 5 Nach der Behauptung, dass während des ganzen Verlaufs der Tertiärzeit und während eines Teils der Sekundärperiode sich wohl die größte Ländermasse der Erdoberfläche auf der nördlichen Halbkugel befand, fährt Wallace folgendermaßen fort: »Es scheint, dass die südliche Hemisphäre drei bedeutende und sehr alte Landstriche besaß, die von Zeit zu Zeit ihre Ausdehnung wechselten, doch dabei immer getrennt blieben und mehr oder weniger durch unser heutiges Australien, Südafrika und Südamerika dargestellt sind. In diese 4
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Es ist ganz richtig, dass Sri Lanka und Südindien von einem großen Meer im Norden begrenzt waren, doch zu einer weit früheren Zeit als der Tertiärperiode. Wallace: The Geographical Distribution etc.
Lande ergossen sich nacheinander neue Lebenserscheinungen, wenn zeitweise bald der eine, bald der andere Teil mit den Nordlanden verbunden war.« 6 Obgleich Wallace, um wohl einige Folgerungen gegen Dr. Hartlaubs Kritik zu verteidigen, späterhin die Notwendigkeit der Annahme eines solchen Kontinents verneinte, berührt das doch keineswegs die Erkenntnis der Hebungen und eines großen Teils der Erdoberfläche, die er oben feststellte. Auch bleiben die Folgerungen bestehen, die er aus der anerkannten Verwandtschaft zwischen lebender und ausgestorbener Fauna zieht. Die folgenden Stellen aus einer höchst interessanten Broschüre E. F. Blandfords, die er in der Geologischen Gesellschaft vortrug, behandeln den Gegenstand noch ausführlicher? »Die Ähnlichkeiten zwischen den fossilen Überresten sowohl von Tieren als auch von Pflanzen der Beaufortgruppe in Afrika und den Panchets und Kathmis Indiens sind derart, dass sie eine frühere Landverbindung der beiden Länder voraussetzen lassen. Jedoch hört die Ähnlichkeit der afrikanischen und indischen Versteinerungen mit der permischen und Triaszeit durchaus nicht auf. Die Pflanzenlager der Vitenhagegruppe gaben uns elf Formen, von denen Tate zwei mit den indischen Rajmahalpflanzen identifizierte. Zwar warten die Jurafossilien Indiens, mit wenigen Ausnahmen, noch auf ihre Erforschung, jedoch wissen wir, wie sehr die Ähnlichkeit gewisser Versteinerungen von Cutch mit afrikanischen Formen Dr. Stoliczka in Erstaunen setzte; auch bewiesen Dr. Stoliczka und Griesbach, dass der größte Teil der Kreideversteinerungen des Umtafuniflusses in Natal (22 von 35 beschriebenen Formen) mit südindischen Spezies identisch sind. Die indischen Gesteinsschichten mit Pflanzenresten und die Schichten der Karoo und eines Teils von Uistenhage in Afrika sind aber aller Wahrscheinlichkeit nach Süßwasserniederschläge, und beide beweisen somit das Vorhandensein eines sie umgebenden ausgedehnten Festlandes, aus dessen Abgängen sich diese Nieder6 7
ebd. Blandford: On the age and correlation of the Planthearing series of India and the former existence of an Indo-Oceanic Continent.
schläge bildeten. War zwischen diesen beiden Regionen ununterbrochenes Festland? Kann irgendetwas in der physischen Geographie des indischen Ozeans eine Idee der Ausdehnung dieses Weltteils geben? Und ferner, welche Verbindung bestand zwischen diesem Land und Australien, das, wie wir annehmen müssen, auch schon zur permischen Periode existierte? Hat die Fauna und Flora Afrikas, Indiens und der zwischenliegenden Inseln Eigentümlichkeiten, die eine frühere Verbindung zwischen Afrika, Indien und den malaysischen Halbinseln voraussetzen lassen? Alle diese Fragen sind durchaus nicht neu, sie beschäftigten schon lange einige indische und europäische Naturforscher, von denen ich nur meinen Bruder Blandford und Dr. Stoliczka erwähnen will. Ihre Voraussetzungen gründeten sich auf die Verwandtschaft und teilweise Identität der Fauna und Flora der Vorzeit sowie auf die große Ähnlichkeit der jetzt existierenden Formen, welche Andrew, Murrah, Searles, B. Wood jun. und Pr. Huxley veranlassten, einen Weltteil anzunehmen, der in der Miozänzeit einen Teil des Indischen Ozeans ausfüllte. In dieser kleinen Abhandlung kann ich natürlich nichts weiter tun, als zu versuchen, einiges zur näheren Bestimmung der Ausdehnung und Existenz dieses Weltteils beizutragen.« »Was den geographischen Beweis betrifft, so zeigt ein Blick auf die Karte, dass nahe der Westküste Indiens bis zu den Seychellen, Madagaskar und Mauritius sich eine Reihe von Korallenriffen und Bänken hinzieht, einschließlich der Adasbank, der Lakkediven, Malediven, Chagosgruppe und der Saya de Mulha, welche alle erlauben, die Existenz überschwemmter Gebirgsketten anzunehmen. Darwin beschreibt z. B. die Seychellen, als lägen sie auf einem ausgedehnten, ziemlich ebenen, erhöhten Untergrund, der eine Tiefe von 30-40 Faden aufweist, so dass man sie trotz der sie umgebenden Risse als die richtige Fortsetzung dieser überschwemmten Gebirgssache ansehen kann. Weiter nach Westen zu sind die Cosmoledo und Comorogruppen aus Bänken und Inseln mit umgebenden Felsenriffen gebildet, die uns schon recht nahe zu den Küsten Afrikas und Madagaskars bringen. So ist sehr wahrscheinlich, dass wir in dieser Kette von Hebungen, Bänken und Grenzriffen die Lage angezeigt finden, welche
diese Gebirgskette der Vorzeit einnahm, die wohl als das Rückgrat eines spätprimären, sekundären und tertiären Landstriches angesehen werden kann und bei demselben die gleiche Rolle spielte wie das Alpen- und Himalaya-System im europäisch-asiatischen Weltteil und das Felsengebirge mit den Anden in Nord- und Südamerika. Da es wünschenswert ist, dieses Land der Sekundärzeit zu benennen, schlage ich vor, ihm den Namen lndo-Ozeania zu geben (doch wurde seitdem der Name, den Dr. Sclater vorschlug, nämlich Lemuria, so ziemlich allgemein angenommen). Pr. Huxley stützte sich auf eine paläontologische Basis, wenn er annahm, dass in der Miozänperiode eine Landverbindung in dieser Region (oder vielmehr zwischen Abyssinien und Indien) stattfand. Aus dem Dargelegten wird deutlich, dass ich seine Existenz weit früher annehme. 8 Wo seine Senkung lag, dafür haben wir nur eine Möglichkeit anzunehmen, die auf sein Nordende hinweist, und zwar schon nach den großen Basaltergießungen des Dekhan. Diese riesenhaften Schichten vulkanischen Gesteins liegen im Osten der Ghats- und der Sakyadrikette merkwürdig horizontal, aber im Westen derselben ziehen sie sich seewärts, so dass die Bombayinsel aus den oberen Teilen dieser Schichtung gebildet wird. Dies beweist nur, dass die westliche Senkung in der Tertiärzeit stattfand. Für diese Strecke ist Pr. Huxleys Annahme ganz im Einklang mit den geologischen Beweisen.« Nachdem nun der Autor recht ausführlich die nahe Verwandtschaft vieler Arten der Fauna in diesen Ländern beschrieben hat (Löwe, Hyäne, Schakal, Leopard, Antilope, Gazelle, Sandhuhn, indischer Habicht, einige Landmollusken und besonders die Lemuriden und geschuppten Ameisenfresser), fährt er folgendermaßen fort: »Paläontologie, physische Geographie, Geologie sowie die Beobachtung der Verteilung der lebenden Tiere und Pflanzen geben also zusammenwirkend Zeugnisse für die einstmalige engere Verbindung von Afrika und Indien, mit Einschluss der tropischen Inseln des Indischen Ozeans. Dieses Indo-Ozeanien muss wenigstens schon im Anfang der permischen Periode bestanden haben bis herab 8
Ein Blick auf unsere Karte zeigt uns, dass Blandfords Meinung die richtigere ist.
zum Ende der Miozänperiode (wie Pr. Huxley meint). 9 Südafrika und die Indische Halbinsel sind Überreste dieses Landes der Vorzeit. Es wird wohl nicht immer diese ganze lange Zeit hindurch im Zusammenhang bestanden haben. Die Kreidefelsen Südindiens und Afrikas sowie Marinschichten der Juraformationen dieser Länder bezeugen in der Tat, dass einige Teile derselben kürzere oder längere Zeit hindurch überschwemmt waren, doch scheinen solche Unterbrechungen der Verbindung nicht dauernd gewesen zu sein, denn Wallace's Forschungen im Osten haben gezeigt, welche unüberwindliche Schranke auch ein ganz schmaler Meeresarm der Verbreitung von Landtieren entgegensetzt. In ältester Zeit muss dieses Land mit Australien in Verbindung gestanden haben und in der Tertiärperiode mit Malayana, da die malesischen Formen den afrikanischen verwandt, aber in manchen Fällen von den indischen verschieden sind. Doch ist uns die Geologie der östlichen Halbinsel zu wenig bekannt, um bestimmen zu können, in welcher Epoche es mit lndo-Ozeanien verbunden war. Theobald hat die Anwesenheit von Trias, Kreide und Nummulithgestein in den arabischen Küstengebirgen nachgewiesen, und es ist bekannt, dass kohleführende Kalkfelsen sich südlich von Maulmein finden, während das Gebirge östlich vom Irawaddy aus Spättertiärgestein besteht. Hieraus scheint hervorzugehen, dass ein bedeutender Teil der malaysischen Halbinsel während des größten Teils der Sekundär- und Eozänperiode vom Meer eingenommen war. Felsen mit Pflanzenresten aus der Raniganj-Periode wurden in den Ausläufern des Sikkim-Himalaya angezeigt. Dieses Land der Vorzeit muss sich also bis zum Norden des heutigen Gangesdelta erstreckt haben. Kohle sowohl aus der Kreide- als auch aus der Tertiärzeit findet sich in den Khasihügeln und im oberen Assam, doch in beiden Fällen zugleich mit Meeresablagerungen, so dass es scheint, als hätten die Grenzen von Land und Meer zur Kreide- und Eozänzeit hin- und hergeschwankt Im Nordwesten Indiens beweisen die ausgedehnten Lagerungen von Kreide und Nummulithgestein, die sich weithin nach Belutchistan und Persien ziehen und zur Bildung 9
Einzelne Teile des Weltteils überleben zwar immer die Zerstückelung desselben, doch wird uns mitgeteilt, dass der Untergang Lemurias auf den Beginn der Eozänzeit fällt.
des Nordwesthimalaya beitragen, dass in der Mezolith- und Eozänzeit Indien mit Westasien nicht direkt verbunden war, während die Jurafelsen von Cutch, der Saltkette und des nördlichen Himalaya zeigen, dass in der vorhergehenden Periode das Meer einen großen Teil der Iudus-Niederung anfüllte. Trias, Kohle und bedeutend jüngere Seeablagerungen am Himalaya sprechen wiederum dafür, dass von alters her bis zur Erhebung dieses ungeheuren Gebirges ein großer Teil desselben Meeresgrund war. »Wollen wir also die Ansichten, die in dieser Schrift ausgesprochen sind, zusammenfassen, so finden wir: 1. Dass die pflanzenführenden Schichten indischer Gebirge eine ununterbrochene Landverbindung anzeigen, die mit Ausnahme nur einiger lokaler Fälle von der permischen bis zur späten Juraperiode bestand. Sie mag sogar schon viel früher vorhanden gewesen sein.« »2. Während der frühpermischen bis zur Nachpliozänzeit herrschte ein kaltes Klima selbst bis zu tiefen Breitengraden herab, und ich neige zur Meinung, dass ein Gleiches auf beiden Hemisphären stattfand. Mit Abnahme der Kälte verteilten sich die Flora und Reptilfaune der Permzeit auf Afrika, Indien und wohl auch auf Australien, doch mag die Flora schon früher in Australien bestanden haben und verbreitete sich nur alsdann.« »3. In der permischen Epoche hingen Indien, Südafrika und Australien durch den Weltteil Indo-Ozeania zusammen, und die beiden ersten Länder blieben, wahrscheinlich mit nur sehr kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der Miozänperiode verbunden. Während des letzten Teils dieses Zeitraums hingen sie auch mit Malayana zusammen.« »4. Gleich einigen Vorgängern bin ich auch der Meinung, dass die Lage dieses Landes durch die Reihe Korallenriffe und Bänke bestimmt wird, die sich heutzutage zwischen dem arabischen Meer und Ostafrika befinden.« »5. Bis zum Ende der Nummulithepoche bestand zwischen Indien und Westasien keine oder doch nur für sehr kurze Zeit eine dauernde direkte Verbindung.« In der Besprechung, welche dem Vortrag dieser Schrift folgte, war
Pr. Ramsey mit dem Verfasser einverstanden, was den Zusammenhang Afrikas, Indiens und Australiens in geologischen Epochen betraf. Woodward freute sich zu hören, dass der Verfasser neue Beweise aus der versteinerten Flora der indischen Sekundärschichten für die Existenz eines überschwemmten Weltteils der Urzeit geliefert habe, was die Ansichten Huxleys, Sclaters und anderer neu bestätigte, was ja auch schon Darwin bei seinen Erforschungen der Korallenriffe geahnt hatte. »Von den jetzt existierenden fünf Weltteilen«, schreibt Ernst Haeckel in seinem großen Werk der natürlichen Schöpfungsgeschichte, »kann weder Australien, noch Amerika, noch Eun~pa diese Urheimat oder das so genannte »Paradies«, die »Wiege des Menschengeschlechts«, sein. Vielmehr deuten die meisten Anzeichen auf das südliche Asien. Außer dem südlichen Asien könnte von den gegenwärtigen Festländern nur noch Afrika in Frage kommen. Außerdem schienen bis vor kurzem eine Menge von Anzeichen (besonders choralogische Tatsachen) darauf hinzudeuten, dass die Urheimat des Menschen ein jetzt unter den Spiegel des Indischen Ozeans gesunkener Kontinent sei, welcher sich im Süden des jetzigen Asiens (und wahrscheinlich mit ihm in direktem Zusammenhang) einerseits östlich bis nach Hinterindien und den Sunda-Inseln, andererseits westlich bis nach Madagaskar und dem südöstlichen Afrika erstreckte. Wir haben schon früher erwähnt, dass viele Tatsachen der Tier- und Pflanzen-Geographie die frühere Existenz eines solchen südindischen Kontinents sehr wahrscheinlich machen. Derselbe ist von dem Engländer Sclater wegen der für ihn charakteristischen Halbaffen Lemuria genannt worden. Wenn wir dieses Lemuria als Urheimat annehmen wollten, so ließe sich daraus am leichtesten die geographische Verbreitung der divergierenden Menschenarten durch Wanderung erklären.« In einem späteren Werk, »Die Abstammung des Menschen«, behauptet Haeckel, die Existenz Lemurias zu irgendeiner sehr frühen Zeit der Erdgeschichte sei eine unleugbare Tatsache. Der folgende Auszug aus Dr. Hartlaubs Schriften mag diesen Teil
der Beweise für die Existenz des untergegangenen Lemuria beschließen.10 »Vor 35 Jahren bemerkte Isidore Geoffrey St. Hilaire, dass, wenn man Madagaskar nur nach zoologischen Zeugnissen beurteilen wollte, ohne seiner geographischen Lage Rechnung zu tragen, es scheinen würde, als ob es weder zu Asien noch zu Afrika gehöre, sondern von beiden verschieden sei und sozusagen einen vierten Kontinent für sich bilde. Und die Fauna dieses vierten Kontinents würde viel verschiedener von dem so nahen Afrika sein als vom fernen Indien. Mit diesen Worten, deren Richtigkeit und Schärfe spätere Forschungen in immer helleres Licht stellten, wirft der französische Naturforscher zunächst das interessante Problem auf, für dessen Lösung in jüngster Zeit eine Hypothese vorgeschlagen wurde, die sich auf wissenschaftlicher Basis aufbaut. Denn dieser vierte Weltteil des Isidore Geoffrey St. Hilaire ist dasselbe wie Sclaters Lemuria- das versunkene Land, welches Teile von Afrika enthielt und sich östlich bis Südindien und Sri Lanka hinzog, dessen höchste Bergspitzen wir in den Vulkanen Bourbons und Mauritius und der mittleren Gebirgskette Madagaskars erblicken, - der letzte Zufluchtsort der Lemuriden, die es einst bevölkerten.«
Beweise aus archaischen Aufzeichnungen Die weiteren Zeugnisse für die Existenz Lemurias und dessen Bewohner schöpfen wir aus derselben Quelle und mit derselben Methode, die wir auch beim Schreiben der »Geschichte der Atlantis« anwandten. Auch in diesem Fall genoss der Verfasser wiederum den Vorzug, Kopien von zwei Karten zu erhalten, von denen die eine Lemuria und die anliegenden Länder während der Zeit seiner größten Ausdehnung darstellt. Die andere gibt die Umrisse dieses Weltteils nach den Katastrophen wieder, die ihn zu zerstückeln begannen, aber noch lange vor dem Enduntergang. Es wurde nie behauptet, dass die Karten der Atlantis unfehlbar wä10 Dr. B. Hartlaub: On the Avifauna of Madagascar and the Mascaren Islands.
ren und nicht Irrtümer bis zum Betrag eines Grades geographischer Länge und Breite sich einschleichen könnten. Im vorliegenden Fall waren die Schwierigkeiten, richtige Auskunft zu erlangen, bedeutend größer, darum muss denn gleich von vornherein bemerkt werden, dass diese Karten Lemurias noch weniger Anspruch auf tadellose Genauigkeit machen können. Im ersteren Fall konnten die Zeichnungen nach einer Erdkugel, einem guten Basrelief in Terracotta und einer wohl erhaltenen Karte auf Pergament (oder einer ähnlichen Tierhaut) hergestellt werden. Für die nunmehrige Aufgabe fand sich nur ein zerbrochenes Terrakotta-Modell und eine schlecht erhaltene und zerknitterte Karte vor, so dass es schwierig war, Einzelnes zu erkennen und natürlich auch die Zeichnungen danach herzustellen. Die Atlantis-Karten, sagte man uns, seien von mächtigen Adepten der Atlantischen Zeit verfertigt worden. Doch sind wir keineswegs sicher, ob die Karten Lemurias von einem der göttlichen Lehrer zur Zeit der Existenz Lemurias oder weit später in den Tagen der Atlantis hergestellt wurden. Doch glaubt der Kopist der archaischen Vorlagen, obgleich er vor zu großer Zuversicht in die vollständige Genauigkeit derselben warnt, dass sie in den Hauptlinien als annähernd richtig betrachtet werden können.
Die wahrscheinliche Dauer des Weltteils Lemuria Eine Periode von 4-5 Millionen Jahren in runden Zahlen wird wohl für die Dauer des Weltteils Atlantis anzunehmen sein, denn ungefähr so lange ist es her, dass die Rmoahals, die erste Untergruppe der vierten Menschheit, welche Atlantis bevölkerte, in einer Gegend des damals noch bestehenden Lemuria erstanden. Wenn wir nun in Betracht ziehen, dass im Prozess der Evolution die Zahl vier, ohne Ausnahme, sowohl den Nadir des Zyklus als auch seine kürzeste Periode bezeichnet, und dies sowohl in Betreff eines Schöpfungstages (Manvantara) als auch einer Menschheit, so muss man annehmen, dass die Lebensdauer Lemurias weit länger war als die von Atlantis, welche der Sitz der vierten Menschheit war. Doch können für Le-
muria keinerlei Zahlen angegeben werden, die auch nur annähernd richtig wären. Die geologischen Perioden, insofern sie der modernen Wissenschaft bekannt sind, werden ein besseres Mittel sein, um sich zu orientieren, und nur auf solche wollen wir uns beziehen.
Die Karten Den Karten können wir aber nicht einmal geologische Perioden zuweisen. Doch wenn wir aus dem Vorhergesagten Folgerungen ziehen dürfen, so scheint es wahrscheinlich, dass die ältere der Lemuriakarten die Erdoberfläche darstellt, wie sie zur Zeit der permischen Trias- und Juraepoche sich zeigte, während die zweite wohl die Kreideperiode und Eozänzeit vertritt. Aus der älteren Karte ersieht man, dass zur Zeit ihrer größten Ausdehnung Lemuria beinahe die ganze Erdkugel umzog, da sie ihren Anfang bei den heutigen Kapverdischen Inseln nahm, nur einige Meilen von der Sierra-Leona-Küste entfernt, und sich dann in östlicher Richtung durch Afrika, Australien, die Gesellschaftsinseln und alle dazwischenliegenden Meere hinzog bis zu einem Punkt, der wenige Meilen von einem großen Inselkontinent entfernt war, der, so groß wie ungefähr das heutige Südamerika, den Rest des Stillen Ozeans ausfüllte und das heutige Kap Horn und Patagonien einschloss. Auf der zweiten Karte ist die Länge und verhältnismäßige Enge des Meerkanals besonders auffallend, der die beiden großen Massen schied, in die der Weltteil sich damals gespaltet hatte. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Meerenge, die sich heute zwischen Bali und Lombok hinzieht, mit einem Teil des Meeresarmes zusammenfällt, der die zwei Kontinente trennte. Man sieht auch dort, dass dieser Meeresarm _sich längs der Welt- und nicht, wie Haeckel voraussetzte, längs der Ostküste nach Norden wendet. Was die Verteilung von Fauna und Flora betrifft sowie der Formen derselben, die Afrika und Indien gemeinsam sind und die Blandford bezeichnete, wird man bemerken, dass zwischen Teilen Indiens und großen afrikanischen Landstrecken zur Zeit der ersten Karte eine direkte Landverbindung stattfand und diese Verbindung auch noch
teilweise zur Zeit der zweiten Karte bestand. Ein Vergleich wiederum zwischen den Karten von Lemuria und Atlantis legt dar, wie verschiedentlich bald hier, bald dort Landverbindungen existierten, dort, wo jetzt nur Wasser anzutreffen ist, so dass die jetzige Verteilung der Fauna und Flora in den beiden Amerikas, Europa und den Ostlanden, welche den Naturforschern ein so großes Rätsel war, sich dadurch leicht erklären lässt. Die große Insel, die auf der älteren Karte im Nordwesten der äußersten Spitze des Festlandes verzeichnet ist und sich westlich vom heutigen Spanien befand, war womöglich solch ein Zentrum, von dem die oben erwähnte Verteilung der Fauna und Flora lange Zeit hindurch stattfand. Denn dieses Eiland war, wie ersichtlich - und das ist eine sehr interessante Tatsache- der Kern, aus dem sich später der große Weltteil Atlantis entwickelte, und bestand von Anfang bis zum Ende. Schon in diesen ältesten Zeiten Lemurias existierte es bereits. In der Periode, auf die sich die zweite Karte bezieht, war es mit einem Landstrich verbunden worden, der früher zum großen Iemurischen Festland gehört hatte, und schon zu jener Zeit hatte sie einen solchen Zuwachs an Territorium erhalten, dass man sie eher für einen Kontinent als für eine Insel halten konnte. Zur Urzeit der Atlantis war es deren große Gebirgsregion, damals, als Atlantis die großen Länderstrecken inbegriff, die jetzt zu Nord- und Südamerika gehören. Während des Verfalls des Weltteils blieb es dessen Hochland und war es noch in der Ruta- und Daitya-Epoche. Zuletzt bildete es die Insel Poseidonis, den letzten Überrest des Weltteils Atlantis, der um das Jahr 9564 vor Chr. der Erdüberschwemmung unterlag. Ein Vergleich der zwei hier wiedergegebenen Karten mit den vier der Atlantis zeigt uns, dass Australien, Neuseeland, Madagaskar, Teile des Somalilandes, Südafrika und der südlichste Teil von Patagonien wahrscheinlich von den ersten Tagen Lemurias an alle Zwischenkatastrophen überdauerten. Dasselbe könnte von Südindien und Sri Lanka gesagt werden, doch mit einer Ausnahme, die Sri Lanka betrifft, das einer zeitweiligen Überschwemmung während der Ruta- und Daitya-Periode unterlag.
Noch heute existieren Überreste des weit älteren hyperboräischen Weltteils. Diese sind natürlich die ältesten bekannten Länder der Erdoberfläche. Es sind dies Grönland, Island, Spitzbergen und die nördlichsten Teile von Schweden, Norwegen und Sibirien. Japan ist der Karte zufolge bald Insel, bald Festland gewesen, seit der Zeit, die von der zweiten Karte Lemurias dargestellt wird. Seit damals hat gewiss auch Spanien existiert, welches also, mit Ausnahme Schwedens und Norwegens, wahrscheinlich das älteste Land Europas ist. Wenn unsere Behauptungen nicht bestimmt ausgesprochen sind, so rührt dies daher, dass wir wohl wissen, wie Senkungen und Hebungen verschiedener Teile der Erdoberfläche auch zwischen den Perioden stattfanden, die auf unseren Karten verzeichnet sind. So wird uns mitgeteilt, dass nach dem Datum der zweiten Lemuria-Karte die ganze malaysische Halbinsel überschwemmt war und lange Zeit unter Wasser blieb. Doch muss hier später eine Hebung vor der Zeit der ersten Atlantis-Karte stattgefunden haben, denn auf dieser erscheint das heutige Malaysia als Teil eines ausgedehnten Kontinents. Diesem ähnlich, fanden, unserer Heimat bedeutend näher, auch Hebungen und Senkungen in späterer Zeit statt, und Haeckel hat vollständig Recht, wenn er sagt, England sei öfter mit dem europäischen Kontinent verbunden gewesen und mehrfach von diesem wieder abgetrennt worden. Doch hätte er sich noch richtiger ausgedrückt, hätte er anstatt England Großbritannien und Irland gesagt, denn damals waren diese zusammenhängend. Um den Gegenstand klarer darzustellen, geben wir nachfolgend in Tabellenform eine Übersicht des Tier- und Pflanzenlebens auf unserer Erdkugel, die eine kurz gefasste Geschichte derselben ersetzen soll und mit den gleichzeitigen geologischen Schichten, wie Haeckel sie gibt, in Verbindung gesetzt sind. Zwei andere Spalten geben die gleichzeitigen Menschengruppen an und diejenigen der großen zerstörenden Fluten, die denjenigen bekannt sind, die sich mit esoterischer Philosophie befassen.
Kriechtiere und Nadelwälder Aus diesen Tabellen ersieht man, dass der Mensch in Lemuria zur Zeit der Reptilien und Nadelwälder lebte. Die Riesenreptilien und gigantischen Baumfarne der permischen Epoche gediehen damals noch in dem warmen und feuchten Klima. Plesiosaurier und Ichthyosaurier wimmelten in den warmen Sümpfen der Sekundärzeit Doch mit dem Austrocknen vieler Binnenseen wurden die Dinosaurier, die riesenhaften Landreptilien, allmählich vorherrschend. Indessen hatte der Pterodactylus, ein Saurier, Fledermausflügel entwickelt und konnte nicht nur auf der Erde kriechen, sondern sich auch in die Lüfte erheben. »Die kleinsten dieser Flugeidechsen hatten die Größe eines Sperlings, die größten aber, mit einer Klafterweite der Flügel von mehr als 16 Fuß, übertrafen die größtenjetzt lebendenVögel.«11 »Die Mehrzahl der Dinosaurier (Drachen) waren furchtbare Raubtiere von 40 bis 50 Fuß Länge.« Spätere Ausgrabungen ergaben sogar noch größere Skelette. Prof. Ray Lankester soll in einer Sitzung der RoyalInstitution im Januar 1904 auf einen Brontosaurus hingewiesen haben, dessen Skelett 65 Fuß lang war. Man hatte es in einer Eolithschicht im Süden der Vereinigten Staaten Amerikas aufgefunden. In den Stanzen des uralten Buches Dzyan steht Folgendes geschrieben: »Tiere mit Knochenbau, Drachen der Tiefe und fliegende Schlangen gesellten sich zu den Kriechenden. Die auf dem Boden krochen, erhielten Flügel. Die Langhalsigen des Wassers wurden zu Vätern der Geschöpfe der Luft.« Diese Behauptungen werden von der modernen Wissenschaft vollständig bestätigt. »Die Klasse der Vögel ist durch ihren inneren Bau und ihre embryonale Entwicklung den Reptilien so verwandt, dass sie zweifelsohne aus einem Zweig dieser Klasse ihren Ursprung genommen hat. - Die Abzweigung der Vögel von den Reptilien fand jedenfalls während der mesolithischen Zeit, und zwar wahrscheinlich während der Trias oder Antejurazeit statt.«12 Im Pflanzenreich verdrängten in dieser Periode Palmen und Nadelbäume allmählich die Riesenfarnkräuter. In der spätesten me11 Haeckel: Natürliche Schöpfungsgeschichte. S. 456. 12 ebd. S. 457.
solithischen Epoche erschienen erst die Säugetiere, jedoch finden sich die Überreste des Mammuth und Mastodont, die ersten Repräsentanten dieser Gattung, hauptsächlich in den folgenden Ablagerungen des Eozän und Miozän.
Der Mensch Ehe wir uns mit dem beschäftigen, was man selbst schon in jener Urzeit als Menschheit bezeichnen muss, wird es nötig sein festzustellen, dass niemand, der heutzutage Anspruch auf eine auch nur mittelmäßige geistige Kultur machen kann, in jener Epoche gelebt hat. Erst in den drei letzten Untergruppen der dritten Menschheit begannen die ersten Gruppen, und zwar die am wenigsten entwickelten der Mondpitris, sich zu inkarnieren, indes die weiter fortgeschrittenen nicht früher als in der ersten Untergruppe der Atlanter. In ihr muss der Ur-Lemurier in der ersten Hälfte der Existenz dieser Menschheit mehr als ein tierisches Wesen betrachtet werden, das bestimmt war, sich zum Menschen zu entwickeln, denn als .Mensch in unserem Sinne des Wortes. Denn obgleich während des Mondmanvantara die zweite und dritte Ordnung der Mondpitris, welche in den ersten vier Untergruppen Lemurias wieder auflebten, sich genügend entwickelt hatten, um sich vom Tierreich loszulösen, so hatten sie doch noch nicht den Gottesfunken empfangen, der ihnen Verstand und Individualität verleihen konnte, das heißt mit anderen Worten, sie zu Menschen machen sollte.
I Tiefeder
Gesteinsschichten
I Menschengruppen
I Kataklysmen
I Tiere
I Pflanzen
Schichten in Fuß Laurentische} Arehilitische Cambrische oder Silurische Urschichten
170000
Devonische } Paläolitische 142000 Kohle oder Permische Primärschichten Trias Jura Kreide
} Mesolithische oder Sekundärschichten
15000
Eozäne Milozäne Pliozäne
} Cenolithische oder Tertiärschichten
5000
Erste Menschheit, die keine Überreste hinterlassen konnte, da sie Astralkörper hatte.
IZweite Menschheit,
Schädellose Tiere
I
Wälder von Riesenalgen und anderen Seepflanzen
I Fische
I Farnwälder
ISchleicher oder
I Nadel- und Palmenwälder
die Ätherkörper besaß.
Dritte Menschheit, die Lemurier.
Lemuria, heißt es, sei vor Beginn der Eozänzeit untergegangen.
Vierte Menschheit, die Atlanter
Der Hauptkontinent der Atlantis wurde in der Miozänperiode, 800 000 Jahre zurück, zerstört. Die zweite große Kata-
Reptilien
ISäugetiere
IWälder von Bäumen, welche die Blätter wechseln
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Größe und Beschaffenheit des menschlichen Körpers Die Geschichte der Entwicklung der Iemurischen Menschheit ist somit eines der dunkelsten und zugleich interessantesten Kapitel der menschlichen Evolution, denn nicht nur wurde in dieser Periode der Mensch zum wirklichen Menschen, sondern es ging auch mit seinem Körper in dieser Zeit eine durchgreifende Umgestaltung vor, und die Art der Fortpflanzung änderte sich zweimal. Um die erstaunlichen Behauptungen, die wir über Größe und Konsistenz des menschlichen Körpers in jener Urzeit vorbringen müssen, zu erklären, wird es nötig sein, in Erinnerung zu rufen, dass, während Tiere und Pflanzen in dieser vierten Runde auf dem vierten Planeten dieses Manvantara ihren normalen Entwicklungsgang nahmen, es für die Menschheit angeordnet wurde, in rascher Folge die verschiedenen Stadien nochmals zu durchlaufen, die sie in den vorhergehenden Runden dieses Manvantara schon durchgemacht hatte. Die Körper, in denen diese beinahe vernunftlosen Wesen der ersten Menschheit ihre Erfahrungen sammeln sollten, würden uns als riesenhafte Phantome erschienen sein, wenn wir fähig gewesen wären, sie auch nur zu erblicken, denn diese Körper waren aus Astralstoff gebildet. Diese Astralformen der ersten Menschheit erhielten allmählich.eine mehr physische Umhüllung, so dass man die zweite Menschheit zwar physisch nennen kann, da ihre Körper aus Ätherstoff bestanden, doch wären sie unseren Augen wohl ebenso unsichtbar geblieben. Dieses Nachspiel des Evolutionsganges war, so heißt es, angeordnet, um dem Manu und den Wesen, die ihm Hilfe leisteten, die Möglichkeit zu geben, die physische Form des Menschen zu verbessern. Die höchste Stufe, zu der sich der Typus in der damaligen Zeit aufgeschwungen hatte, war das riesenhafte, affenartige Wesen, das in d,er dritten Runde auf Mars, Erde und Merkur gelebt hatte. Als nun die Lebenswelle der Menschheit in der vierten Runde die Erde erreichte, war natürlich ein Teil dieser affenartigen Wesen noch zu finden. Es war dies der Überrest, der hier während der Verdunkelung des Planeten verblieben war. Diese vereinigten sich natürlich
mit dem neu hinzukommenden Strom der Menschheit, sobald die vollständige physische Form ausgebildet war. Ihre Körper wurden wohl nicht gänzlich verdrängt. Es ist möglich, dass sie zu Reinkarnationszwecken für die am meisten zurückgebliebenen Wesen benutzt wurden. Doch tat es Not, diesen Typus zu veredeln, und das erreichte der Manu am besten, indem er zuerst auf der Astralebene den Archetypus allmählich ausarbeitete, der ursprünglich im Logosgedanken vorhanden war. So wurde aus der ätherischen zweiten Menschheit die dritte, die Lemuria-Menschheit. Die Körper waren nun materiell geworden, da sie Gase, flüssige und feste Stoffe aus den drei untersten physischen Regionen enthielten, aber Gase und Flüssigkeiten waren noch im Übergewicht, so dass ihr Knochengerüst noch nicht wie das unsrige ausgebildet war und sie noch nicht aufrecht stehen konnten. Ihre Knochen waren biegsam wie diejenigen ganz junger Kinder. Erst gegen die Mitte der Lemuria-Epoche entwickelte sich beim Menschen ein fester Knochenbau. Um die Möglichkeit des Vorgangs zu begreifen, der aus der Ätherform den physischen Körper entwickelte und diesen zuerst weichknochigen in einen festeren verwandelte, wie ihn die heutige Menschheit besitzt, muss man sich des »permanenten physischen Atoms« erinnern.U Dieses beinhaltet die Quintessenz aller Formen, durch welche der Mensch auf der physischen Ebene hindurchging. Somit enthält es folgerichtig auch die Möglichkeit eines festen physischen Knochengerüstes, wie es sich schon im Laufe der dritten Runde ausgebildet hatte, so wie auch die Möglichkeit, eine Ätherform aus sich zu entwickeln mit allen Phasen zwischen den beiden. Auch darf nicht vergessen werden, dass die physische Ebene nicht nur aus Gasen, Flüssigkeiten und festen Substanzen besteht, unter denen allein man sich gewöhnlich diese Ebene vorstellt, sondern auch noch aus vier Abstufungen ätherischen Stoffes. Es waren denn diese Entwicklungsphasen ganz naturgemäße, die schon einst vor undenklichen Zeiten durchlaufen wurden, und der Manu und seine Helfer hatten 13 Vgl. dazu Artbur E. Powell, Der Kausalkörper, Grafing 2003
nur die Aufgabe, den entsprechenden Stoff um das permanente Atom zu gruppieren.
Das Sehorgan Die Gesichtsorgane dieser Wesen, bevor sie das feste Knochengerüst ausformten, waren höchst unentwickelt, was die beiden Augen der Vorderseite betraf, mit Hilfe derer sie sich ihre Nahrung auf dem Boden suchten. Aber es gab damals noch ein drittes Auge am Hinterkopf, dessen zusammengeschrumpfter Überrest uns als die Pinealoder Zirbeldrüse bekannt ist. Jetzt ist dasselbe, wie wir wissen, nur ein Organ der Astralvision, aber zu der in Rede stehenden Zeit war es das Zentrum der Sehkraft, sowohl für die Astralebene als auch für die physische. In Betreff der ausgestorbenen Kriechtiere wird berichtet, dass Prof. Ray-Lankester bei einer kürzlich in der Royal-Institution gehaltenen Vorlesung die Aufmerksamkeit besonders darauf lenkte, wie »die Größe der oberen Schädelöffnung des Ichthyosauraus anzeige, dass die Zirbeldrüse oder das Pinealauge, das sich daselbst befindet, besonders entwickelt gewesen sein müsste. In dieser Hinsicht«, fährt er fort, »stehen wir Menschen diesen großen See-Eidechsen nach, da wir das dritte Auge verloren haben, welches man noch an der gemeinen Eidechse und noch besser an der großen blauen Eidechse Südfrankreichs studieren kann.« Etwas vor der Mitte der Lemuria-Periode, wohl in der Zeit, als sich die dritte Untergruppe dieser Menschheit ausbildete, begannen die riesenhaften gelatinösen Körper derselben sich zu verhärten und die weichknochigen Glieder ein festeres Gerüst zu gewinnen. Als nun diese Urwesen somit befähigt waren, sich aufzurichten, wurden die Augen des Angesichts die Organe der physischen Sehkraft, während das dritte Auge bis zu einem gewissen Grad auch physisches Sehen zuließ, und so blieb es auch bis zum Ende der Lemuria-Epoche. Es war damals ein tätiges Werkzeug des psychischen Sehens, wie es heute ein Zentrum ist, dem die Möglichkeit solcher Vision innewohnt. Diese psychische Vision blieb eine Eigenschaft der Geschöpfe während der ganzen Dauer Lemurias und bis in die atlantische Epoche hinein.
Hier muss noch eine sonderbare Eigentümlichkeit der Lemurier erwähnt werden. Als sie nämlich die Fähigkeit des Aufrichtens und der freieren Bewegung erlangten, konnten sie sich mit gleicher Leichtigkeit vorwärts und rückwärts bewegen. Dies wird wohl nicht allein durch die Sehkraft des dritten Auges erleichtert worden sein, sondern auch durch die sonderbar vorspringenden Hacken, doch davon später mehr.
Beschreibung des Lemuria-Menschen Das Folgende ist die Beschreibung eines Wesens aus einer der spät-lemurischen Menschengruppen, wahrscheinlich der fünften: »Er war von Riesengröße, ungefähr 12 bis 14 Fuß hoch. Seine Haut war sehr dunkel, von einer gelbbrauen Farbe; sein Unterkiefer sehr lang, das Antlitz sonderbar flach. Die Augen sehr klein und stechend und so weit voneinander entfernt, dass er sowohl seitwärts als auch vorwärts schauen konnte, während das Auge am Hinterkopf, der dort natürlich haarlos war, ihn befähigte, auch rückwärts zu sehen. Er hatte keine Stirn, doch befand sich an deren Stelle eine Fleischwurst. Den Kopf drehte er nach oben und hinten in ganz merkwürdiger Weise. Arme und Beine, besonders die ersteren, waren im Verhültnis viel länger als die unsrigen und konnten sich nicht vollstündig strecken, weder im Knie noch im Ellbogen. Hände und Füße waren riesig, mit hässlich vorspringenden Hacken. Die Gestalt war mit einem losen Ledergewand bekleidet, das einer Rhinozeroshaut ühnelte, nur weit mehr Schuppen hatte, wahrscheinlich die Haut eines Tieres, das wir jetzt nur aus versteinerten Knochenresten kennen. Um den ~opf, der nur ganz kurzen Haarwuchs zeigte, hatte er ein anderes I ,ederstück gewunden, welches mit hellroten, blauen und hunten Troddeln verziert war. In der linken Hand hielt er einen zugespit:t.ten Stah, welcher ihm zweifellos zur Verteidigung oder zum Angriff diente und die gleiche Höhe der Gestalt hatte, das hei r.~t 12 oder I.S J
die Tiere und richteten sie ab, um ihnen mit ihrer Kraft bei der Jagd auf andere Tiere behilflich zu sein. Die Erscheinung dieses Menschen rief eine höchst unangenehme Empfindung hervor, und doch war er nicht völlig unzivilisiert und nur ein Durchschnittsexemplar der Geschöpfe seiner Zeit.« Viele derselben waren sogar weniger menschenähnlich als das soeben beschriebene Individuum. Die siebente Untergruppe entwickelte jedoch einen bedeutend höheren Typus, obgleich dieser immerhin noch sehr verschieden von dem Menschen der Jetztzeit war. Er behielt zwar die vorspringenden Unterkiefer, die wulstigen Lippen, das flache Gesicht, die unangenehmen Augen, doch hatte er mit der Zeit etwas entwickelt, was man füglieh eine Stirn nennen konnte, und der sonderbare Hackenvorsprung war bedeutend verringert. In einem Zweig dieser Untergruppe hatte der Kopf vollständig eiförmige Gestalt, mit der Spitze nach oben. Die Augen standen weit voneinander entfernt, am oberen Ende des Kopfes. Die Größe der Menschen hatte damals schon bedeutend abgenommen, auch glichen Hände, Füße und alle Glieder im Allgemeinen denjenigen der heutigen afrikanischen Ureinwohner. Sie brachten eine bedeutende und lang dauernde Zivilisation zustande und beherrschten tausende von Jahren hindurch die meisten übrigen Horden, die das weite Lemuria bewohnten. Ja sogar zuletzt, als es schien, dass der gesellschaftliche Verfall sie dem Untergang weihen sollte, verlängerten sie noch auf lange Zeit ihre Lebensdauer und ihre Macht durch Mischehen mit den Rmoahals, der ersten Untergruppe der Atlanter. Die Nachkommenschaft aus diesen Ehen behielt zwar viel von den Eigenarten der dritten Menschheit, gehörte aber doch eigentlich schon der vierten an, wodurch sie natürlich neue Kraft zur Ausbreitung erhielt. Ihre äußere Form war den heutigen Indianern Amerikas nicht unähnlich, nur besaß ihre Haut eine bläuliche Färbung, die sich jetzt nirgendwo mehr vorfindet. Doch so wunderbar die Veränderungen der Größe, Festigkeit und allgemeinen Erscheinung des menschlichen Körpers zu jener Zeit auch waren, noch viel erstaunlicher waren die Veränderungen in der Art der Fortpflanzung. Ein Hinweis, wie diese sich noch in den nie-
deren Reichen der Schöpfung abspielt, kann uns bei der Betrachtung des Gegenstandes behilflich sein.
Arten der Fortpflanzung Nachdem Haeckel die einfachsten Arten der Fortpflanzung durch Teilung und Knospung (gemmatio) beschrieben hat, fährt er fort: »Eine dritte Form geschlechtsloser Vermehrung, die der Keimbildung (polysporogonia), ist nahe der Knospung verwandt. Bei niederen, unvollkommenen Organismen unter den Tieren, insbesondere bei den Pflanzentieren, finden Sie sehr häufig, dass im Inneren eines aus vielen Zellen zusammengesetzten Individuums eine kleine Gruppe von den umgebenden Zellen sich absondert und diese kleine Zellengruppe allmählich zu einem Individuum heranwächst, welches dem elterlichen ähnlich wird und früher oder später aus diesem heraustritt. - Offenbar ist die Keimknospenbildung von der echten Knospenbildung nur wenig verschieden. Andererseits berührt sie sich mit einer vierten Form ungeschlechtlicher Fortpflanzung, welche beinahe schon zur geschlechtlichen Zeugung hinüberführt, nämlich mit der Keimzellenbildung (monosporogonia). Hier ist es nicht mehr eine Zellengruppe, sondern eine einzelne Zelle, welche sich im Inneren des zeugenden Organismus von den umgebenden Zellen abteilt und sich erst weiterentwickelt, nachdem sie aus jenem hinausgetreten ist. - Geschlechtliche, amphigonische oder sexuelle Zeugung (amphigonia) ist die gewöhnliche Fortpflanzungsart bei allen höheren Tieren und Pflanzen. Offenbar hat sich dieselbe erst sehr spät im Laufe der Erdgeschichte aus der geschlechtslosen Fortpflanzung, und zwar aus der Keimzellenbildung, entwickelt. - Während in allen vorher erwähnten Hauptformen der ungeschlechtlichen Fortpflanzungen, der Teilung, Knospung, Keimknospung und Keimzellenbildung, die abgesonderte Zelle oder Zellengruppe für sich allein imstande war, sich zum neuen Individuum auszubilden, so muss dieselbe hingegen bei der geschlechtlichen Fortpflanzung erst durch einen anderen Zeugungsstoff befruchtet werden. Der befruchtende männliche Same muss sich erst mit der weiblichen Keimzelle
(dem Ei) vermischen, ehe sich dieselbe zu einem neuen Individuum entwickeln kann. Diese beiden verschiedenen Zeugungsstoffe, der männliche Same und das weibliche Ei, werden entweder von ein und demselben Individuum erzeugt (Hermaphroditismus) oder von zwei verschiedenen Individuen (Gonochorismus). Die einfachere Form ist die Zwitterbildung. Sie findet sich bei der großen Mehrzahl der Pflanzen, aber nur bei einer Minderzahl der Tiere, z. B. bei den Gartenschnecken, Blutegeln, Regenwürmern und vielen anderen Würmern. Jedes einzelne Individuum erzeugt in sich als Zwitter beiderlei Geschlechtsstoffe, Eier und Samen. Bei den meisten höheren Pflanzen enthält jede Blüte sowohl die männlichen Organe, Staubfäden und Staubbeutel, als auch die weiblichen Organe, Griffel und Fruchtboden. Jede Gartenschnecke erzeugt an einer Stelle ihrer Geschlechtsdrüse Eier, an einer anderen Samen. Viele Zwitter können sich selbst befruchten, bei anderen dagegen ist eine Kopulation, gegenseitige Befruchtung zweier Zwitter, notwendig, um die Eier zur Entwicklung zu veranlassen. Dieser letztere Fall ist offenbar der Übergang zur Geschlechtstrennung. Die Geschlechtstrennung, die verwickeltere von beiden Arten der geschlechtlichen Zeugung, hat sich offenbar erst in viel späterer Zeit der organischen Erdgeschichte aus der Zwitterbildung entwickelt. Sie ist gegenwärtig die allgemeine Fortpflanzungsart der höheren Tiere. -Eine interessante Übergangsform der geschlechtlichen Zeugung zu der dieser nächststehenden ungeschlechtlichen Keimzellenbildung bietet die sogenannte jungfräuliche Zeugung (parthenogenesis). Hier werden Keimzellen, die sonst den Eizellen ganz ähnlich erscheinen und ebenso gebildet werden, fähig, sich zu neuen Individuen zu entwickeln ohne des befruchtenden Samens zu bedürfen. Die merkwürdigsten und lehrreichsten der verschiedenen parthenogenetischen Erscheinungen bieten uns diejenigen Fälle, in denen dieselben Keimzellen, je nachdem sie befruchtet wurden oder nicht, verschiedene Individuen erzeugen. Bei unseren gewöhnlichen Honigbienen entsteht aus dem Ei der Königin ein männliches Individuum, eine Drohne, wenn das Ei nicht befruchtet wird; ein weibliches Individuum, Arbeitsbiene oder Königin, wenn es befruchtet wird.
- Es zeigt sich hier deutlich, dass in der Tat eine tiefe Kluft zwischen geschlechtlicher und geschlechtsloser Zeugung nicht besteht, dass beide Formen vielmehr unmittelbar zusammenhängen.«14 Der sehr interessante Fall bei der Evolution der dritten Menschheit in Lemuria ist nun eben, dass die Art der Fortpflanzung Phasen durchlief, die einigen der oben beschriebenen Zeugungsformen sehr nahe kamen. Schweißgeborene, Eigeborene und Androgyne sind die Ausdrücke, die in der »Geheimlehre« gebraucht werden. »Beinahe geschlechtslos in der Urzeit, wurde die Menschheit doppelgeschlechtlich oder androgyn. Es versteht sich, dass dieses nur sehr allmählich vor sich ging. Der Übergang von der ersteren Form zur zweiten erforderte zahllose Generationen, bevor die einfache Zelle, die aus dem ersten Erzeuger (zwei in eins) hervorging, sich zu einem doppelgeschlechtlichen Wesen ausbildete. Dann wurde aus dieser Zelle ein regelrechtes Ei und entwickelte sich ein Wesen mit einfachem Geschlecht. Die Wesen der dritten Menschheit sind die geheimnisvollsten von allen fünf bis jetzt entstandenen Menschheiten. Das Geheimnis des »Wie« der Entstehung getrennter Geschlechter bleibt hier natürlich nur dunkel angedeutet. Es bleibt den Embryologen und Spezialisten vorbehalten, die Sache aufzuklären; das vorliegende Werk gibt nur schwache Umrisse des Vorgangs. Doch ist es klar, dass die Einzelwesen der dritten Menschheit schon in ihren vorgeburtlichen Hülsen oder Eiern die Trennung vollzogen und aus denselben als Kinder männlichen oder weiblichen Geschlechts hervorgingen, viele viele Zeitalter nach der Erscheinung ihrer ersten Erzeuger. Und als die Zeit mit ihren geologischen Perioden weiterzog, verloren die ~eu entstandenen Untergruppen ihre angeborenen Fähigkeiten. Gegen das Ende der vierten Untergruppe verlor das Kind die Fähigkeit, sich sofort nach Verlassen der Hülse frei zu bewegen, und gegen Ende der fünften wurden die Menschen unter denselben Verhältnissen und durch denselben Vorgang geboren wie unsere historischen Generationen. Das erforderte natürlich Millionen von Jahren.«15 14 Haeckel: Natürliche Schöpfungsgeschichte. 15 H. P. Blavatsky, Die Geheimlehre
Lemurier, die gegenwärtig noch die Erde bewohnen Es wird nicht unnütz sein, nochmals zu erwähnen, dass die vernunftlosen Wesen, welche Körper wie den oben beschriebenen bewohnten, zu Anfang der Iemurischen Untergruppen kaum als vollständig menschlich betrachtet werden können. Erst nach der Trennung der Geschlechter, als ihre Körper schon dichter und materieller geworden waren, wurde auch ihre Erscheinung menschlicher. Es muss auch noch erinnert werden, dass, obgleich die besprochenen Wesen aus der zweiten und dritten Gruppe der Mondpitris sich bildeten, sie doch auch reichlich aus dem Tierreich des Mondmanvantara angeworben wurden. Die letzten Nachkommen der dritten Menschheit, die noch die Erde bewohnen, finden wir in den Urvölkern Australiens, den AndamanenInsulanern, einigen Gebirgsstämmen Indiens, den Feuerländern, den Buschmännern Afrikas und noch einigen anderen Stämmen. Die Wesenheiten, die jetzt diese Körper beleben, müssen noch in der frühesten Zeit dieses Manvantaras dem Tierreich angehört haben. Wahrscheinlich war es zur Zeit, als Lemuria sich ausbildete und ehe noch die »Tür sich schloss« für die Wesenheiten, die sich aus der Tiefe hinaus drängten, um zur Schwelle des Menschentums zu gelangen.
Die Sünde der Verstandlosen Der schandvolle Akt, den die verstandlosen Menschen beim Beginn der geschlechtlichen Trennung begannen, ist am besten mit den Worten aus den Stanzen des Dzyan wiederzugeben. Es bedarf dabei keines Kommentares. »Während der dritten Menschheit wuchsen die knochenlosen Tiere und veränderten sich; sie werden zu Tieren mit Knochen, ihre Schatten (chayas) festigten sich.« »Die Tiere trennten sich zuerst. Sie begannen Nachkommenschaft zu zeugen. Der Doppelmensch trennte sich auch. Er sagte: Lasst uns tun wie sie; lasst uns vereinen und Geschöpfe machen. So taten sie.« »Und die keinen Lichtfunken besaßen, gesellten sich zu riesigen
weiblichen Tieren. Sie erzeugten mit denen stumme Wesen. Sie selbst waren auch stumm. Aber ihre Zunge löste sich. Die Zungen ihrer Nachkommenschaft blieben lautlos. Sie erzeugten Ungeheuer, Geschöpfe gekrümmter, mit rötlichem Haar bedeckter Ungeheuer, die auf allen Vieren gingen. Eine stumme Schar, um die Schande zu verhehlen.« (Und ein alter Kommentar setzt hinzu: »Als die Dritte sich trennte und in Sünde verfiel durch Zeugung von Tiermenschen, wurden diese [die Tiere] raubgierig und sie vernichteten sich gegenseitig mit den Menschen. Bis dahin war auf Erden weder Sünde noch Mord.)« »Dieses sehend, weinten die Lhas, die keine Menschen aufgebaut hatten, und sagten: Die Amanasa (die Vernunftlosen) haben unsere zukünftigen Wohnungen verdorben. Dieses ist das Karma. Lasst uns in den anderen wohnen. Lasst uns sie Besseres lehren, damit nicht Schlimmeres geschehe. Und so taten sie.«
Ursprung der pithekoiden und anthropoiden Affen »So wurden alle Menschen mit Verstand begabt. Sie sahen die Sünde der Vernunftlosen.« Die anatomische Ähnlichkeit des Menschen mit den höheren Affenarten, welche von Darwin so oft angeführt wird, um auf einen gemeinsamen Ahnherren für beide hinzuweisen, bietet ein interessantes Problem, dessen wahre Lösung man in der esoterischen Erklärung des Entstehens der Pithekoiden finden kann. Wir erfahren nun aus der »Geheimlehre«, dass die Nachkommen dieser eben beschriebenen »Halbmenschen«, die aus der Sünde der Vernunftlosen entsprungen waren, im Laufe der Jahrhunderte fortwährend an Größe abnahmen, immer dichter und materieller wurden, um zuletzt zur Miozänzeit in eine Affenrasse zu enden, von denen die Pithekoiden der Jetztzeit abstammen. Die Atlanter jedoch erneuerten mit diesen Affen der Miozänzeit die Sünde der Verstandlosen diesmal unter voller Verantwortlichkeit. Die Folge dieses Verbrechens sind die Affenarten, die wir als Anthropoide kennen. Es ist angedeutet worden, dass in der zukünftigen sechsten Menschheit diese Anthropoiden wiedergeboren werden sollen, offenbar in
den Körpern der am wenigsten entwickelten Menschen, die dann auf Erden existieren werden. Der Teil Lemurias, in dem die Trennung der Geschlechter vor sich ging und in dem sowohl die vierte auch als die fünfte Untergruppe hausten, ist auf der ersteren der beiden Karten zu finden. Er lag ostwärts des Gebirgslandes, das jetzt teilweise durch Madagaskar repräsentiert wird, und hatte somit eine zentrale Lage an den Ufern des kleineren der beiden großen Seen.
Der Ursprung der Sprache Die oben erwähnten »Stanzen des Dzyan« behaupten, es wären die Menschen jener Zeit, obgleich schon vollständig materiell verdichtet, noch sprachlos gewesen. Natürlich brauchten die Astral- und Ätherformen ihrer Vorfahren nicht artikulierte Laute hervorzubringen, um sich ihre Gedanken mitzuteilen, da sie in astralen und ätherischen Verhältnissen lebten. Aber als der Mens_ch vollständig physisch geworden war, konnte er nicht mehr lange stumm bleiben. Es wird gesagt, die ersten Töne, welche diese Urmenschen hervorbrachten, um ihre Gedanken auszudrücken, seien ausschließlich Vokale gewesen, und nur sehr allmählich, im Laufe der Entwicklung, kamen die Konsonanten in Gebrauch, doch blieb die Sprache während der ganzen Dauer der Lemuria-Periode auf einsilbige Worte beschränkt. Das heutige Chinesisch ist die einzige Sprache der Jetztzeit, die in allgemeinen Linien vom alten Lemurischen abstammt. 16 Denn damals »hatte die ganze Menschheit eine Zunge und eine Sprache«. 17 In Humboldts Anordnung der Sprachen wird, wie wir wissen, das Chinesische eine isolierende Sprache genannt, zum Unterschied von den mehr entwickelten, agglutinierenden und den entwickeltsten, den abwandelnden. Auch in Atlantis entwickelten sich verschiedene Sprachen; doch alle gehörten dem agglutinierenden oder, wie Max Müller sie zu nennen vorzieht, dem verbindenden Typus an. Die 16 Doch muss bemerkt werden, dass das chinesische V o I k hauptsächlich zur vierten Untergruppe der vierten Menschheit, den Thraniem, gehört. 17 H. P. Blavatsky, Die Geheimlehre, Grafing 2003
noch höher entwickelte, abwandelnde Sprachform war den Ariern und Semiten unserer Ära, der fünften Menschheit, vorbehalten.
Der erste Mord Die erste Folge der Sünde, der erste Mord, der vom uralten Kommentar des Buches Dzyan erwähnt wurde, zeigt uns die damalige feindselige Stellung des Menschen zum Tierreich, welche seitdem noch auf schreckliche Weise zugenommen hat. Diese Feindseligkeit blieb nicht allein auf die Tiere und Menschen beschränkt, sondern erhob sich auch zwischen den verschiedenen Menschenstämmen untereinander. Diese Bemerkung bringt uns zu einem interessanten Ideengang. Die Tatsache, dass Könige oder Herrscher bei feierlichen Gelegenheiten es für nötig erachten, im Gewand eines ihrer Krieger zu erscheinen, ist ein bedeutungsvoller Hinweis, zu welcher Verklärung die Kampfkraft des Menschen gelangt ist. Dieser Brauch stammt natürlich aus der Zeit, als der König der höchste Krieger war und sein Königtum sich nur durch seine kriegerischen Eigenschaften Anerkennung verschaffte. Doch jetzt, da die fünfte Menschheit sich im Aufstieg befindet und ihr Hauptcharakteristikum die Entwicklung des Verstandes ist, sollte man voraussetzen, dass das hervorragendste Merkmal der vierten Menschheit nicht so auffällig zur Schau getragen werden müsste. Jedoch die Ära der einen Menschheit wirkt in die nächste hinüber, und obgleich wir wissen, dass die fortgeschrittensten Menschen der Erde zur fünften Menschheit zählen, sind doch viele der Erdbewohner noch zur vierten gehörig. Es scheint so, dass die fünfte noch nicht ganz die Charakteristik der vierten abgestreift hat, da die Evolution der Menschheit sehr, sehr langsam fortschreitet. Es ist gewiss von Interesse, hier in Kürze eine Übersicht der Geschichte dieses Blutvergießens zu geben, wie es in den längst vergangeneu Tagen von Lemuria entstand. Aus den Belehrungen, die dem Verfasser vorliegen, scheint es so, dass die Feindseligkeiten zuerst zwischen Menschen und Tieren begannen. Als sich nun der physische Körper des Menschen immer
mehr ausbildete, verlangte er auch nach entsprechender Nahrung, so dass zum Kampf aus Gründen der Selbstverteidigung gegen die nun schon blutgierig gewordenen Tiere der Wunsch hinzutrat, diese der Nahrung halber zu töten. So war denn, wie wir schon oben sahen, der erste Gebrauch, den der Mensch von seinem aufkeimenden Verstand machte, der, sich Tiere zur Jagd auf andere abzurichten. Da somit die Kampfeslust angefacht war, kamen die Menschen bald dazu, ihre Angriffswaffen auch gegeneinander einzusetzen. Die Beweggründe zum Angriff waren natürlich dieselben wie noch heutzutage bei wilden Stämmen. Wenn einer der Stammes-Genossen sich im Besitz eines Gegenstandes befand, der die Habgier reizte, genügte dies, um die Menschen anzutreiben, sich mit Gewalt in dessen Besitz zu setzen. Auch beschränkten sich die Angriffe keineswegs auf Einzelkämpfe. Die Angreifer überfielen ganze Stämme und plünderten die Wohnsitze, die von den ihrigen entfernt lagen. So weit hatte sich der Krieg zur Iemurischen Zeit ausgebildet und verblieb in dieser Form, bis herab zur siebenten Untergruppe. Es war den Atlantern vorbehalten, das Prinzip der Zwietracht regelrecht zu entwickeln, Heere einzuberufen, sie auszubilden und Flotten zu bauen. Diese Streitbarkeit bildete sogar den Grundton des Charakters der vierten Menschheit. Im Laufe der ganzen atlantischen Periode war Kampf und Krieg an der Tagesordnung, und fortwährend wurden Land- und Seeschlachten geschlagen. So tiefe Wurzeln hat die Kampfsucht seit jener Zeit in der Menschennatur getrieben, dass heute selbst die Höchstentwickelten unter den Völkern noch immer bereit sind, sich zu befehden.
Die Künste Um der Entwicklung der Künste unter den Lemuriern nachzuspüren, müssen wir mit der fünften Untergruppe beginnen. Damals war die Trennung der Geschlechter schon vollständig, und der Mensch besaß einen ganz ausgebildeten physischen Körper, obgleich seine Gestalt noch riesenhaft war. Der Angriffs- und Verteidigungskrieg mit den Raubtierungeheuern hatte schon begonnen, und die Menschen er-
richteten sich schon Hütten, um darin zu leben. Sie rissen zu diesem Zweck Bäume aus und schichteten sie in roher Art aufeinander. Anfangs lebte jede einzelne Familie abgetrennt in der eigenen Waldlichtung, doch bald fanden sie, dass es sicherer war und eine bessere Verteidigung gegen die wilden Tiere gewährte, sich zu kleinen Gemeinden zu vereinen. Auch die Hütten, die sie anfangs aus unbehauenen Baumstämmen aufgetürmt hatten, erbauten sie nun aus Steinen. Die Waffen aber, mit denen sie die Dinosaurier und andere wilde Tiere bekämpften und sich gegen sie verteidigten, bestanden aus zugespitzten Holzspeeren, ähnlich dem Stock des Mannes, den wir oben beschrieben haben. Bis dahin war der Ackerbau noch völlig unbekannt und der Gebrauch des Feuers noch unentdeckt. Die Nahrung ihrer Vorväter, der Knochenlosen, die auf der Erde hinkrochen, waren solche Dinge, die sie auf der Oberfläche oder nahe derselben finden konnten. Nun, da sie aufrecht gingen, boten ihnen die Waldbäume so manche Nuss und Frucht, aber die Hauptnahrung bestand aus dem Fleisch der wilden Tiere und Reptilien, die sie erlegten, in Stücke rissen und roh verschlangen.
Die Lehrer der Lemurier Doch dann geschah etwas ungemein Wichtiges, wohl das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Ein Ereignis, geheimnisvoll und folgenschwer, dessen Erwähnung Wesen in unseren Gesichtskreis bringt, die einem ganz anderen Evolutionssystem angehörten und die dennoch damals kamen, um sich unserer Menschheit zuzugesellen. Die Klage der Lhas, »die keine Menschen gebildet hatten«, dass ihre zukünftigen Wohnungen verderbt seien, ist auf den ersten Blick ziemlich unverständlich. Obgleich nun das Herabsteigen dieser Wesen in menschliche Körper nicht das Hauptereignis ist, das wir hier mitteilen wollen, muss doch zuerst versucht werden, eine Erklärung der Ursachen und Folgen dieser Erscheinung zu geben. Man sagt nun, diese Lhas seien die hoch entwickelte Menschheit eines Evo-
lutionssystems gewesen, das sich in weit zurückliegenden Epochen abgespielt hätte. Auf ihrer Planetenkette hatten sie einen hohen Punkt der Entwicklung erreicht und die Zwischenzeit in der Seligkeit eines Nirvana-Zustandes verbracht. Doch ihr Karma erforderte die Rückkehr auf ein neues Feld der Tätigkeit, und da sie sich noch nicht vollständig die Lehre des Mitleids angeeignet hatten, war es ihre jeweilige Aufgabe, die Lehrer und Führer der Lemurier zu werden, die damals jede Hilfe und Führung benötigten, die nur zu erlangen war. Doch noch andere Wesen übernahmen diese Aufgabe, und zwar ganz und gar freiwillig. Diese kamen aus jener Entwicklungslinie, deren einziger physischer Planet die Venus ist. Diese Planetenkette hatte schon die siebente Runde ihres fünften Manvantaras erreicht. Ihre Menschheit befindet sich also auf einem weit höheren Standpunkt, als die Durchschnittsmenschen unserer Erde bis jetzt erreicht haben. Sie waren »göttlich«, während wir nur »menschlich« sind. Die Lemurier befanden sich damals, wie wir gesehen haben, auf der Schwelle zur eigentlichen Menschheit. Um also den damaligen Kindheitsmenschen Belehrung zu bringen, kamen diese göttlichen Wesen herab, wie auch wir einst vielleicht nach unendlichen Zeitaltern berufen sein werden, hilfreiche Hand den Wesen zu leisten, die auf der Jupiter- oder Saturnkette sich abmühen, um sich zur Menschheit auszubilden. Unter der Leitung und dem Einfluss dieser Wesen nahmen die Lemurier rasch an Verstand zu. Die Anregung ihres Geistes vermöge der Liebe und Ehrfurcht, die sie für diejenigen fühlten, die so weit an Weisheit und Größe über sie erhaben waren, gab sich natürlich in Anstrengungen kund, ihnen nachzueifern. Dadurch war jener Fortschritt zur Entwicklung des Geistes angebahnt, der ihre höhere Mentalhülle befähigte, jene Qualitäten, die den Menschen zum Menschen machen, von einem Leben zum anderen hinüberzutragen. Dieses wiederum gab die Möglichkeit, das göttliche Leben in dieses Gefäß zu ergießen, welches dadurch mit individueller Unsterblichkeit begabt wurde. Wie die uralten Stanzen des Dzyan besagen, »wurde damals allen Menschen Manas verliehen«. Doch müssen wir darauf aufmerksam machen, welch ungeheurer Unterschied zwischen den Wesen aus dem Venus-System und der
oben genannten entwickelten Menschheit einer früheren Entwicklungslinie bestand. Die ersteren waren frei von jedem karmischen Zwang. Zwar kamen sie als Menschen, um unter solchen zu leben und zu wirken, doch waren sie keineswegs gezwungen, deren physische Einschränkungen zu übernehmen, da sie über die Macht verfügten, sich physische Vehikel nach eigenem Gutdünken zu erschaffen. Die Lhas hingegen waren gezwungen, in den Körpern geboren zu werden, welche die Menschheit zu der Zeit ihnen liefern konnte. Es wäre sowohl für sie selbst als auch für die Menschheit besser gewesen, wenn sie ihrer karmischen Pflicht ohne Zögern und ohne Aufschub nachgekommen wären. Dann wäre die Sünde der Vernunftlosen und deren Folgen vermieden worden. Auch ihre Aufgabe wäre leichter gewesen, denn sie bestand nicht bloß darin, Führer und Leiter zu werden, sondern auch den physischen Typus zu veredeln und aus der halb tierischen, halb menschlichen Form den Körper des zukünftigen Menschen zu entwickeln. Wir müssen uns erinnern, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Lemuria-Menschheit aus der zweiten und dritten Gruppe der Mondpitris bestand. Doch nun, da sie bis zu dem Punkt gelangt waren, den die erste Gruppe dieser Pitris auf der Mondkette eingenommen hatte, wurde es für dieselben nötig, zur Wiedergeburt herabzukommen, und das geschah dann auch während der fünften, sechsten und siebenten Untergruppe. Einige wurden sogar nicht früher als in der atlantischen Periode wiedergeboren. Die Stellung, welche die göttlichen Lehrer aus der Venus-Planetenkette hatten, war natürlich die der Regierenden und Religionslehrer sowie der Unterweiser in den verschiedenen Künsten.
Handwerkliche Fähigkeiten Unter der Führung ihrer göttlichen Lehrer lernte das Volk allmählich den Gebrauch des Feuers und die Mittel, es zu erzeugen, kennen. Anfangs wurde dasselbe durch Reibung und später durch Aneinanderschlagen von Eisen und Stein erzeugt. Auch wurden die Leute unterwiesen, nach Erzen zu suchen, diese zu schmelzen und zu for-
men. Nun begannen sie, anstatt der Speere auf zugespitztem Holz Nolche mit Metallspitzen zu verwenden. Sie wurden auch angehalten, den Erdboden umzugraben, zu pflügen und Saaten wilder Kornarten zu kultivieren, bis sich ihr Typus veredelte. Dieser Anbau ergab, nachdem er unzählige Zeitalter gedauert hatte, unsere heutigen Kornarten - Gerste, Hafer, Mais und Hirse. Doch muss hier eine Ausnahme gemacht werden; denn der Weizen wurde nicht gleich den anderen Getreiden auf diesem Planeten erzeugt. Er war eine Gabe der göttlichen Wesen, die ihn von der Venus herüberbrachten, zur Nahrung der Menschen. Auch war der Weizen nicht ihre einzige Gabe. Eine Tierform, die nicht auf unserem Planeten entstand, ist die Biene, auch sie wurde von der Venus herübergeholt. Eines der ersten Dinge, die den Menschen gelehrt wurden, ist der Gebrauch des Feuers zur Speisebereitung. Sowohl das Fleisch der erschlagenen Tiere aJs auch die zerquetschten Körner wurden ungefähr so zubereitet, wie es noch heute unter Eingeborenen-Stämmen Ublich ist. Was den Weizen anbetrifft, der auf so wunderbare Art auf die Erde gebracht wurde, so müssen die göttlichen Lenker dieser Gabe es wohl als sehr nötig erachtet haben, um rasch eine geeignete Nahrung für das Volk zu schaffen, denn sie wussten sicherlich, wie viele Menschenalter es dauern würde, bis die einheimischen Pflanzen genügend Nahrungsstoff liefern würden. Später lernten die Lemurier auch die Kunst des Spinnens und Webens, um Stoffe zu ihrer Bekleidung herzustellen. Dazu dienten die groben Haare einer jetzt ausgestorbenen Tierart, welche dem heutigen Lama glicb und wohl dessen Ahnherr war. Wir haben oben gesehen, dass die erste Kleidung der Lemurier aus Häuten bestand, die sie den erschlagenen Tieren abzogen. In den rauherenTeilen des Kontinents fuhren sie fort, sich mit solchen zu bekleiden, doch lernten sie, diese auf primitive Art herzurichten und zu gerben. Obgleich die Leute der fünften und sechsten Untergruppe noch sehr roh und ungeschlacht waren, wurden doch diejenigen unter ihnen, die den Vorzug genossen, mit ihren göttlichen Lehrern in Berührung zu kommen, von starken Gefühlen der Verehrung und Anbetung erfüllt, die dann viel dazu beitrugen, sie aus ihrem rohen Zustand
emporzuheben. Der stetige Zuwachs von intelligenten Wesen aus der ersten Gruppe der Mondpitris, die damals anfingen, wiedergeboren zu werden, trug auch dazu bei, einen mehr zivilisierten Zustand hervorzurufen.
Große Städte und Statuen Gegen das Ende der sechsten und während der siebenten Untergruppe lernten sie auch, sich in großen Städten anzusiedeln. Diese scheinen zyklopischer Bauart gewesen zu sein und entsprachen dem Wuchs ihrer Erbauer. Die ersten dieser großen Städte entstanden auf dem ausgedehnten gebirgigen Landstrich, welcher, wie die erste Karte zeigt, das heutige Madagaskar einschloss. Eine andere große Stadt erwähnt die »Geheimlehre«18 als ganz aus Lavablöcken erbaut. Sie lag etwa dreißig Meilen westlich von den heutigen Osterinseln und wurde später durch eine Reihe vulkanischer Ausbrüche zerstört. Die gigantischen Bildsäulen der Osterinseln (die fast alle 27 Fuß Höhe und 8 Fuß Schulterbreite aufweisen) sollten wohl nicht nur die Gesichtszüge, sondern auch die Größenverhältnisse der Hersteller verewigen, oder vielleicht auch nur diejenigen ihrer Vorfahren, da die Statuen wohl in der späteren Zeit der Lemuro-Atlanter aufgerichtet wurden. Wir machen darauf aufmerksam, dass schon zur Zeit der zweiten Karte der Kontinent, zu dem die Osterinsel gehört hatte, zerstückelt war und die Insel damals schon nur geringen Umfang aufwies, obgleich immerhin weit größeren als heute. Verhältnismäßig wichtige Zivilisationszentren entstanden in verschiedenen Teilen des Kontinents und der großen Inseln, dort, wo die Einwohner in festen Niederlassungen lebten und große Städte erbauten. Doch viele, auch schon teilweise zivilisierte Stämme fuhren fort, ein patriarchalisches Nomadenleben zu führen, während in anderen Landesteilen, meistens in den unwegsameren, die Stämme des niedrigsten Typus hausten.
18 Band II, S. 317.
Religion Einer so primitiven Menschheit konnte nur wenig von Religion mitgeteilt werden. Einfache Verhaltensregeln und die ursprünglichsten Vorgaben von Moral waren so ziemlich alles, was sie begreifen und befolgen konnten. Als die siebente Untergruppe sich entwickelte, lehrten die göttlichen Führer einige einfache gottesdienstliche Formen und teilten ihnen die Kenntnis eines höchsten Wesens mit, dessen Symbol die Sonne war.
J)er Untergang von Lemuria Ungleich dem späteren Los von Atlantis, das durch große Fluten verschlungen wurde, ging Lemuria durch vulkanische Tätigkeit unter. Hs wurde durch die glühende Asche und den Feuerstaub unzähliger Vulkane verwüstet. Wohl gingen den großen Katastrophen von Atlantis auchjedes Mal Erdbeben und vulkanische Ausbrüche voran, doch wenn das Land dadurch erschüttert und zerklüftet war, stürzte die See darüber hin und vollendete das Werk. Somit kamen die meisten Einwohner durch Ertrinken um. Das Schicksal der Lemurier erfüllte sichim Gegenteil durch Ersticken und Verbrennen. Ein anderer Unterschied des Schicksals von Lemuria und Atlantis bestand darin, dass der zweite Weltteil durch vier große Katastrophen, die plötzlich hereinbrachen, vernichtet wurde, während der erste allmählich durch inneres Feuer verzehrt wurde. Vom Beginn der Auflösung an, das heißt gleich nach der Zeit, die unsere erste Karte darstellt, härte die v ulkanisehe Tätigkeit nie auf und war bald in dem einen Teil, bald in einem anderen des Weltteils tätig, wovon die unvermeidliche Folge das Sinken und Verschwinden des Festlandes war, so wie es im Jahre I R83 der Insel Krakatau (zwischen Sumatra und Java) geschah. Der Ausbruch des Mont Pelee, der die Zerstörung St. Pierres, der Hauptstadt Martiniques, verursachte, ist so sehr der Reihenfolge vulkanischer Katastrophen auf Lemuria identisch, dass eine Beschreibung desselben von einem Überlebenden hier ganz angebracht ist. »Eine ungeheure schwarze Wolke war plötzlich dem Krater des
Mont Pelee entstiegen und näherte sich mit Schrecken erregender Schnelligkeit der Stadt, alles zerstörend, Einwohner, Häuser und Pflanzen, alles, was auf ihrem Weg lag. In zwei oder drei Minuten war sie über die Stadt hinweggezogen und hinterließ diese als einen rauchenden Trümmerhaufen. Auf beiden Inseln (Martinique und St. Vinzent) waren die Ausbrüche durch einen plötzlichen Auswurf ungeheurer Mengen glühenden, mit Dampf gemischten Staubes gekennzeichnet, der mit zunehmender Schnelle die steilen Berghänge herabrollte. In St. Vinzent erfüllte dieser Staub einige Täler bis zu 100 und 200 Fuß Höhe und war noch Monate danach glühend, so dass die starken Regengüsse, die damals niederströmten, Explosionen hervorriefen, Wolken von Dampf und Staub bis ·zu 1500, ja 2000 Fuß Höhe emporwarfen und die Flüsse mit kochendem Schlamm erfüllten.« Freemann, Kapitän der »Roddam«, beschreibt eine »erschütternde Erfahrung«, die er und seine Gesellschaft auf Martinique durchmachten. Eines Abends, als sie in einer kleinen Schaluppe eine Meile von St. Pierre vor Anker lagen, entstand auf dem Berg eine vollständige Wiederholung des ersten Ausbruchs. Es geschah nicht ganz ohne warnende Anzeichen, so dass sie imstande waren, eine oder zwei Meilen weit vom Strande fortzusegeln, was ihr Leben rettete. Inmitten der Dunkelheit leuchtete plötzlich die Spitze des Berges in glühend rotem Licht auf, dann wurden große Steine mit Donnergeräusch emporgeschleudert und rollten die Abhänge herab. Ein paar Minuten später ließ sich ein anhaltendes rollendes Geräusch hören, und sofort folgte ihm eine glühend rote Staubwolke, die aus dem Krater kam und mit Schrecken erregender Schnelligkeit, die er auf einhundertfünfzig Stundenkilometer schätzte, den Berg herabrollte. Dieser Staub wies eine Temperatur von 1000 Grad Celsius auf. Zur Erklärung dieser Erscheinung kann es, wie er sagte, beitragen, dass aus keinem der beiden Vulkane Lava floss, nur Dampf und feiner glühender Staub. Diese Vulkane gehören also zum explosiven Typus. Er zog aus seinen Beobachtungen den Schluss, dass man die Abwesenheit der Lavaströme dem zuzuschreiben habe, dass die Substanzen innerhalb des Kraters zum größten Teil hart oder doch so zäh wären, dass sie nicht wie gewöhnliche Lavaströme geschmol-
len werden und herabfließen konnten. Seit seiner Rückkehr hat dieTheorie eine schlagende Bestätigung erhahen, denn man erfuhr hernach, dass im Krater des Mont Pelee sich kein See geschmolzener Lava finden ließ, sondern nur eine feste Säule glühend roten Gesteins, die langsam in Form eines zugespitzten Konus emporstieg, bis sie die frühere Bergspitze überragte. Dieser Konus war 1000 Fuß hoch und erhob sich langsam immer höher, durch einen Druck von unten heraufgetrieben, während dann und wann Dampfausbrüche stattfanden, die große Stücke von der Spitze und den Seiten fortrissen. Als diese Masse abkühlte, entwickelte sich darin Dampf, und der ganze Fels geriet in einen höchst gefährlichen, explosiven Zustand, so dass früher oder später eine Eruption stattfinden musste, die einen großen Teil dieser Masse in feinen glühenden Staub verwandelte.«19 Ein Blick auf die erste der Lemuria-Karten zeigt, dass in dem großen See südöstlich des ausgedehnten Gebirgslandes eine Insel existierte, die fast nur aus einem einzigen großen Berg bestand. Dieser Berg war ein tätiger Vulkan, desgleichen auch die vier Berge im SUdwesten des Sees. Hier, in dieser Region, nahm die Zerstückelung des Kontinents ihren Anfang. Die Überflutungen, welche den vulkanischen Ausbrüchen folgten, verursachten so weitgehende Verheerungen, dass schon während der Periode, die auf der zweiten Karte verzeichnet ist, ein Teil des südlichen Kontinents überschwemmt war. Eine hervorragende Eigentümlichkeit der Landoberfläche in Lemurias frühester Zeit bildete die große Menge der Seen und Moräste sowie auch die zahllosen Vulkane. Natürlich sind diese alle auf der Karte nicht angegeben, nur einige der größten Berge, die alle Feuer speiend waren, und einige der größten Seen sind verzeichnet worden. Ein anderer Vulkan am nördlichsten Rand des Weltteils begann schon sehr früh seine Zerstörungsarbeit Erdbeben vervollständigten den Riss, und das Meer der zweiten Karte, welches sich südöstlich vom heutigen Japan befindet und von kleinen Inseln förmlich besät Ne
19 Times, 14. September 1903.
war, veranschaulicht uns den mutmaßlichen Schauplatz dieser Umwälzungen. Die erste Karte zeigt im Inneren Australiens Binnenseen, dort, wo das Land heutzutage ganz besonders dürr und trocken ist. Zur Zeit der zweiten Karte waren dieselben verschwunden. Daraus dürfen wir schließen, dass die Gegend dieser Seen durch die Ausbrüche der großen Vulkane, die im Südosten lagen (zwischen dem heutigen Australien und Neuseeland), so stark von glühend heißem Staub verwüstet wurde, dass alle Quellen versiegen mussten.
Die Gründung der atlantischen Menschheit Zum Abschluss dieses Berichtes über Lemuria ist die Erwähnung des Vorgangs, durch den die vierte Menschheit ins Dasein trat, am Platz und stellt die Verbindung mit der Geschichte der Atlantis dar. Aus der fünften atlantischen Untergruppe, der semitischen, wurde der Kern ausgeschieden, der bestimmt war, die großefünfte Menschheit zu bilden. In Lemuria jedoch war die Menschheit erst in der siebten Untergruppe physiologisch genügend entwickelt, um die Auswahl solcher Einzelwesen zu gestatten, die geeignet waren, Väter einerneuen Menschheit zu werden. So war es denn aus dieser siebten Untergruppe, dass die Auswahl vorgenommen wurde. Diese Erwählten ließen sich zuerst als Kolonie dort nieder, wo heute das Ashantieland und Westguinea sich befinden. Ein Blick auf die zweite Karte zeigt, dass es damals ein Landvorsprung am Nordwesten des Inselkontinents war, der das heutige Kapland und Teile Westafrikas umfasste. Nachdem sie viele Generationen hindurch von Vermischung mit niederen Typen bewahrt worden war, nahm die Kolonie allmählich an Zahl zu, bis die Zeit kam, in der sie fähig war, eine neue Anregung zu empfangen und physisch zu vererben, die ihr von ihrem Manu zugeteilt wurde. Die Theosophen wissen, dass es bis heute niemanden in unserer Menschheit gab, der fähig gewesen wäre, die hohe Tätigkeit eines Manu zu übernehmen, obgleich uns gesagt wurde, dass die Gründung der kommenden sechsten Menschheit einem der »Meister der
Weisheit« anvertraut werden soll, der, obgleich aus unserer Menschheit hervorgegangen, doch schon einen sehr hohen Reifegrad in der t~l\ttlichen Hierarchie erreicht hat. Doch in dem Fall, den wir hier betrachten, das heißt die Gründung der vierten Menschheit, war es einer der Adepten, die von der Venus "ckommen waren, welcher die Aufgaben des Manu übernahm. NalUrlich gehörte er einer sehr hohen Entwicklungsstufe an, denn wir r.rfahren, dass nicht alle diese Wesen, die vom Planetensystem der Vcnus herübergekommen waren, um die Kindheit unserer Menschheit zu führen und zu leiten, gleich hoch entwickelt waren. Dieser Umstand erklärt uns die merkwürdige Tatsache, die wir hier am Ende erwähnen wollen, dass es nämlich in Lemuria eine Initiationsloge gab.
Die Loge der Initiation Natürlich war die Loge nicht für die Lemurier geschaffen worden. Wohl erhielten die Fortgeschrittensten von ihren Gurus, den Adepten, Belehrung, aber die Lehre, derer sie bedurften, beschränkt sich uuf die Erklärung einiger physischer Erscheinungen, wie z. B. dass die Erde sich um die Sonne bewegte, oder man erklärte ihnen den Unterschied von Gegenständen, je nachdem sie dieselben mit ihrer physischen oder astralen Sehkraft betrachteten. Die Loge aber existierte für diejenigen, die trotz der wunderbaren Macht, die sie besaßen, ihr Bewusstsein von der Venus zur Erde zu versetzen und hier selbst sich geeignete Träger dieses Bewusstseins 1.u schaffen, doch noch den Gang ihrer Evolution zu vervollständigen wünschten. 2°Für jene also, die schon den Pfad betreten hatten, aber sich noch auf den ersten Stufengraden desselben befanden, war diese Initiationsloge gegründet worden. Das Ziel, welches wir durch unsere normale Entwicklung einst er20 Die Höhe, die sie schon erreicht hatten, wird derjenigen gleichkommen, die unsere Menschheit nach unzähligen Äonen in der sechsten Runde unserer Planetenkette sich aneignen wird. Dann werden diese überirdischen Kräfte das Erbteil der gewöhnlichen Menschheit sein. Doch ist es noch sehr, sehr weit bis dahin.
langen werden, ist zwar größer und herrlicher, als wir es uns auf unserem jetzigen Standpunkt auch nur vorstellen können, doch ist es keineswegs gleichbedeutend mit der Erweiterung des Bewusstseins, die durch Klärung und Veredlung des Charakters allein möglich gemacht wird und die alsdann jene schwindelnde Höhe erreicht,. zu der uns der Pfad der Initiation führt. Worin die Klärung und Veredlung des Charakters besteht, wie diese Erweiterung des Bewusstseins zu erlangen ist und was sie in Wahrheit bedeutet, das alles ist an anderen Orten beschrieben worden. Hier genügt es, darauf aufmerksam zu machen, wie die Gründung einer Loge zu Initiationszwecken für Wesen, die einem anderen Planetensystem angehörten, ein Beweis ist, dass Ziel und Leitung einheitlich und gleich sind auf allen Planetensystemen, die unser Sonnenlogos ins Leben rief. Wir wissen also, dass, außer dem normalen Lauf der Entwicklung auf unserer Planetenkette, es einen Weg gibt, der direkt zu ihm führt, von dem jedes Menschenkind im Laufe seines Vorwärtsschreitens hören wird und den es betreten kann, wenn es will. Diesen Weg finden wir also auch im Venus-System und können daher voraussetzen, dass er der gleiche in allen Planetenketten unseres Sonnensystems sein wird. Dieser Weg ist der Pfad der Initiation, und das Ziel desselben ist das gleiche für alle - die Vereinigung mit Gott.
TEIL2
ATLANTIS Nach esoterischen Quellen Eine geographische, historische und ethnologische Skizze mit vier Karten, welche die Erdoberfläche zu verschiedenen Zeitepochen darstellen.
VORWORT Wer mit den Erkenntnissen, die im 20. Jahrhundert der Theosophischen Gesellschaft angehörige Geistesforscher gemacht haben, nicht bekannt ist, wird ohne vorhergehende Erklärung die Bedeutung des auf den folgenden Seiten Dargelegten missverstehen. Bisher hing für die westliche Zivilisation alle geschichtliche Forschung von geschriebenen Berichten dieser oder jener Art ab. Wenn die literarischen Hilfsmittel versagten, konnten zuweilen Felseninschriften zu Rate gezogen werden, und auch fossile Überbleibsel haben uns für das hohe Alter der Menschengruppe einige authentische, wenn auch stumme Zeugen geliefert. Die Möglichkeiten aber, verflossene Ereignisse zu erforschen, ohne den Irrtümern alter Schriftsteller ausgesetzt zu sein, hat die moderne Kultur ganz aus dem Auge verloren. Für jene Hilfsquellen des Menschen ist die Welt zurzeit so wenig empfänglich, dass die meisten schon die bloße Existenz psychischer Kräfte, die einige von uns täglich bewusst ausüben, verlachen und in Abrede stellen. Denjenigen, welche die Perspektiven unserer Entwicklung zu würdigen wissen, erscheint die Lage, da die Menschheit sich das Wissen, dessen sie zu weiterem Fortschritt so dringend bedarf, absichtlich selbst vorenthält, als eine tragikomische. Sobald die Fähigkeiten, zu den feinstoffliehen Ebenen in bewusste Beziehung treten zu können, hinreichende Verbreitung gewonnen haben, dürfte ein Fortschritt Platz greifen, im Vergleich zu welchem die höchste Stufe des menschlichen Intellekts, solange er seinem höheren spirituellen Bewusstsein alle Hilfsquellen abspricht, nie mehr als ein vorbereitender Prozess sein kann. Wer immer sich die Mühe macht, die Ergebnisse psychischer Forschung, soweit sie in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurden,
zu studieren 21 , wird nicht umhin können, das Hellsehen als eine hier und da auftretende Fähigkeit des Menschen anzuerkennen. Wer nicht, wie die Esoteriker, durch Erforschung der höheren Aspekte der Natur bessere Lehren erhält, als sie geschriebene Bücher geben können, sondern sich nur mit den überkommenen Berichten begnügt, dessen Unglauben betreffs des Hellsehens steht mit dem des sprichwörtlichen Afrikaners, der nicht an die Existenz des Eises glaubt, auf gleicher Stufe. Die Experimente derer aber, die das Hellsehen in Verbindung mit Mesmerismus studiert haben, beweisen unwiderleglich, dass der Mensch eine Fähigkeit besitzt, in Raum oder Zeit entfernte physische Erscheinungen wahrzunehmen, die mit den physischen Sinnen nichts zu tun hat. Die, welche die Mysterien des Hellsehens in Verbindung mit den theosophischen Lehren studiert haben, konnten es verstehen, dass die höchsten Hilfsquellen jener Fähigkeit ihren niederen Kundgebungen, dem Gegenstand gewöhnlicher HellseherForschung, ebenso weit überlegen sind, wie die der höheren Mathematik den vier Grundrechenarten. Tatsächlich gibt es viele Arten des Hellsehens, die sich leicht einteilen lassen, wenn man das Funktionieren des menschlichen Bewusstseins auf den verschiedenen Ebenen in Betracht zieht. Das Lesenkönnen eines geschlossenen Buches oder das Unterscheiden von Dingen mit verbundenen Augen oder in der Ferne ist vom Erkennen früherer Ereignisse, also der Vergangenheit, ganz verschieden. Das Letztere ist eine Eigenschaft, über die hier, damit die wahre Natur der vorliegenden Abhandlung über Atlantis verstanden werden kann, etwas mehr gesagt werden muss. Die anderen erwähne ich nur, damit meine hier folgende Erklärung nicht für eine vollständige Theorie des Hellsehens in allen ihren Variationen angesehen wird. Wir werden das Hellsehen früherer Ereignisse am besten verstehen, wenn wir zunächst das Phänomen des Gedächtnisses betrachten. Die Theorie, welche dasselbe durch eine fortwährend stattfindende fiktive Wiederanordnung materieller Gehirnmoleküle erklärt, wird niemandem, der sich über das gedankliche Niveau eines hartnäcki21
Zur Einführung empfohlen: Beatrice Flemming, Das Theosophische Weltbild, Grafing 2006
gen atheistischen Materialisten erheben kann, plausibel erscheinen. Wer im Menschen mehr sieht als einen belebten Leichnam, der wird auch zugeben, dass das Gedächtnis mit jenem Prinzip zu tun hat, das feinstofflich ist. Das Gedächtnis ist eine Funktion einer anderen als der physischen Ebene. Die Gedächtnisbilder sind, so viel ist klar, einem nicht-physischen Bereich eingeprägt und dem verkörperten Denker für gewöhnlich dank einiger Anstrengung zugänglich, deren wahrer Natur er sich ebenso unbewusst ist wie des Gehirn-Impulses, der seine Herzmuskeln antreibt. Die Ereignisse, mit denen er in der Vergangenheit zu tun hatte, sind von der Natur auf irgendeine unzerstörbare feinstoffliche Seite photographiert worden, und mittels einer geeigneten Anstrengung vermag er es, sie, wenn er sie benötigt, wieder in den Bereich irgendeines inneren Sinnes zu bringen, der seine Wahrnehmung auf das physische Gehirn reflektiert. Nicht alle können diese Anstrengung gleich erfolgreich durchführen, so dass die Erinnerung manchmal nur eine ungenaue ist; doch den mesmerischen Untersuchungen zufolge ist die bei diesem oder jenem unter mesmerischem Einfluss sich zeigende Übererregbarkeit des Gedächtnisses eine bekannte Tatsache. Die Umstände zeigen klar, dass die Aufzeichnungen der Natur dem zugänglich sind, der sich darauf versteht, mag sich sein Bemühen, sie wiederzugewinnen, auch irgendwie vervollkommnet haben, ohne dass er das Wesen der dabei augewandten Methoden genauer kennt. Dies aber führt uns leicht zu der Vorstellung, dass diese Aufzeichnungen in Wirklichkeit nicht dem Einzelwesen im Besonderen angehören, sondern dass sie das allumfassende Gedächtnis der Natur selbst bilden, aus dem verschiedene Menschen je nach ihrer Fähigkeit imstande sind, Abzüge zu gewinnen. Ich sage nicht, dass diese Vorstellung sich aus der anderen notwendig ergibt; Esoteriker wissen aber, dass meine Darstellung den Tatsachen entspricht. Ich will hier den Lesern nur zeigen, wie der uusgebildete Esoteriker zu seinen Resultaten kommt, ohne darum in dieser kurzen Erläuterung alle Stufen seines mentalen Fortschritts aufzählen zu wollen. Wer eine vollere Erklärung der herrlichen Perspektiven sucht, welche die theosophischen Lehren nach verschie-
denen Richtungen hin bieten, muss die gesamte theosophische Literatur zu Rate ziehen. Das Gedächtnis der Natur ist in Wirklichkeit eine erstaunliche Einheit, gerade so wie die ganze Menschheit auf anderem Wege sich als eine geistige Einheit erweist, sobald wir eine hinreichend hohe Ebene erklimmen, wo das Ich mit den anderen Ich-Wesen wunderbar zur Einheit verschmilzt, ohne dass seine Individualität verloren ginge. Bei der gewöhnlichen Menschheit indes, deren Mehrheit heute erst die erste Etappe der Entwicklung erreicht hat, sind die inneren spirituellen Fähigkeiten, welche über die durch das Gehirn zum Ausdruck kommenden hinausliegen, noch zu unvollkommen entwickelt. Mit ihnen lassen sich daher andere Aufzeichnungen als diejenigen, mit denen bei ihrer Entstehung eine persönliche Verbindung vorhanden war, nicht gewinnen. So kann die Erinnerungsbemühung, derer die gewöhnlichen Menschen allein fähig sind, der Regel nach auch keine anderen Aufzeichnungen hervorholen. Im täglichen Leben hören wir aber zuweilen von Beispielen etwas erfolgreicherer Bemühungen. Eine Gedankenübertragung ist ein solches Beispiel. In einem solchen Fall werden Eindrücke auf jemandes Geist, nämlich die Bilder des Gedächtnisses der Natur, zu welchen er in normaler Beziehung steht, von jemand anderem ergriffen, der, wenn er sich auch der dabei benutzten Methode nicht bewusst wird, imstande ist, das Gedächtnis der Natur unter günstigen Umständen aus dem Umkreis, mit dem er normalerweise in Verbindung steht, ein wenig wegzuschieben. Ein solcher Mensch hat damit, wenn auch schwach, die Fähigkeit des astralen Hellsehens auszuüben begonnen. Mit diesem Ausdruck werde ich passend die Art des Hellsehens bezeichnen können, die ich hier erläutern möchte. In einigen ihrer großartigeren Entfaltungen hat sie eben die Untersuchungen, auf Grund derer der vorliegende Bericht über Atlantis abgefasst wurde, ermöglicht. Tatsächlich ist dem astralen Hellsehen beim Erforschen der Geschichte der Erde keine Grenze gesteckt, mag es sich auf Ereignisse beziehen, von denen das Menschengeschlecht in prähistorischer Zeit betroffen wurde, oder mag es sich um die Entwicklung des Planeten selbst, um die geologischen Perioden handeln, bevor der Mensch auf
ihm erschien, oder auch um neuere Ereignisse, die von fahrlässigen oder parteiischen Geschichtsschreibern mehr oder weniger gefälscht wurden. Das Gedächtnis der Natur ist unfehlbartreuund bewahrt zuverlässig selbst die kleinsten Nebenumstände auf. So sicher wie sich das Vorschreiten der Äquinoktien vollzieht, so sicher wird eine Zeit kommen, wo in der Geschichtsforschung die quellenmäßige Methode als überlebt fallen gelassen wird. Solche, die das astrale Hellsehen in ganzer Vollendung beherrschen, zu höheren Funktionen zwecks Förderung des menschlichen Fortschritts aber noch nicht abberufen wurden, gibt es unter uns nur sehr wenige. Viele aber schon sind es, die wissen, was diese Wenigen zu verrichten vermögen und welcher Zucht und Selbstdisziplin sie sich bei Verfolgung innerer Ideale, aus denen das astrale Hellsehen sich dann von selbst ergibt, haben unterziehen müssen; aber selbst diese Vielen bilden in der modernen Kulturwelt vorerst nur eine verschwindende Minderheit. Doch }n absehbarer Zeit werden sich, so hoffen wir zuversichtlich, die zur Ausübung des astralen Schauens Befähigten hinreichend vermehren, um ihre Fähigkeiten in weiteren Kreisen bekannt zu machen, bis letztere in wenigen Generationen die ganze Kulturmenschheit umfassen. Inzwischen ist das vorliegende Buch eine Pionierarbeit der neuen Forschungsmethode. Die, denen die Sache am Herzen liegt, sehen voraus, dass dieses Werk als Ausfluss der Phantasie betrachtet werden wird, zumal von materialistischen Lesern, welche außerstande sind, das Prinzip, auf dem es beruht, zu verstehen. Solchen, die etwas mehr Intuition besitzen, seien noch einige Worte hinzugefügt, um sie vor dem Irrtum zu bewahren, das Hellsehen, weil es sich ungehindert mit Jahrhunderttausende zurückliegenden Zeitperioden befasst, sei ein relativ einfaches, müheloses Verfahren. Jede in diesem Buch behauptete Tatsache ist Stück für Stück mit peinlichster Sorgfalt im Verlauf einer Untersuchung gesammelt worden, an der sich Jahre hindurch mehr als eine qualifizierte Persönlichkeit beteiligt hat. Um ihnen den Erfolg zu erleichtern, haben diese Personen die Vergünstigung erhalten, von einigen Landkarten und anderen Aufzeichnungen Kenntnis nehmen zu dürfen, die
seit fernen Zeiten vor den unruhigen, bald der Zivilisation, bald dem Krieg obliegenden Völkern sowie vor dem Fanatismus Europas in sicherem Gewahrsam gehalten wurden, sicher auch vor dem Fanatismus, der die Wissenschaft während des ganzen Mittelalters als gotteslästerlich behandelt hatte. So mühsam indes die Arbeit auch war, wer einsieht, wie notwendig ein richtiges Verständnis des atlantischen Zeitalters für ein richtiges Verständnis der heutigen Welt ist, wird zugeben, dass sie sich wahrlich gelohnt hat. Ohne dieses Wissen bleiben alle ethnologischen Studien nichtig und irrig. Ohne den Schlüssel, den uns die Natur der atlantischen Zivilisation und die Gestaltung der Erdoberfläche zu jener Zeit an die Hand gibt, erscheint uns der von der Menschheit gegangene Entwicklungsweg als ein Chaos, als ein Labyrinth. Die Festlande und Ozeane haben, wie die Geologen wissen, während der Zeit, wo die Landmassen, den in den verschiedenen Schichten aufgefundenen Überresten zufolge, von Menschen bewohnt waren, wiederholt ihre Stelle geändert. Da die Geologen jedoch genaue Daten, wann diese Veränderungen stattgefunden haben, nicht besitzen, so schalten sie die ganze Theorie aus ihren Erwägungen aus und haben es, abgesehen von gewissen, die südliche Halbkugel betreffenden Hypothesen, stets versucht, die Völker-Wanderungen mit der Erdkonfiguration, wie sie heute ist, in Einklang zu bringen. Dadurch ist ein vernunftgemäßer Rückblick unmöglich geworden, und das ethnologische System bleibt so dunkel und verschwommen, dass es die rohen Vorstellungen über den Ursprung der Menschheit, welche noch die religiösen Gemüter beherrschen, nicht zu verdrängen vermag und den spirituellen Fortschritt unserer Zeit hemmt. Der Verfall und das schließliehe Verschwinden der atlantischen Zivilisation sind nicht weniger lehrreich als ihr Aufschwung und ihre Glanzperiode. A. P. Sinnett
EINLEITUNG Den Umfang unseres Vorhabens werden wir erst dann würdigen und verstehen können, wenn wir die zahlreichen Überlieferungen ins Auge fassen, welche uns über die verschiedenen Völker unserer fünften Menschheit berichten. Ganze Bände sind seit der Griechenund Römerzeit über alle diejenigen Völker geschrieben worden, die nacheinander auf dem Schauplatz der Geschichte eine Rolle gespielt haben. Über die Sitten und Gebräuche derselben, worin sich ihr häusliches und gesellschaftliches Leben ausgeprägt hat, sowie über ihre staatlichen Einrichtungen und religiösen Anschauungen sind eingehende Erörterungen angestellt worden, so dass uns jetzt über d~n Entwicklungsgang dieser Völker eine große Zahl von Abhandlungen in den verschiedenen Kultursprachen zur Verfügung steht. Gleichwohl ist uns damit nur ein Bruchstück der Geschichte der fünften Menschheit bekannt geworden; denn alles, was wir von ihr wissen, bezieht sich nur auf die Schicksale der letzten Geschwistervölker22 der keltischen Untergruppe und auf die der ersten Geschwistervölker des germanischen Stammes. Von denjenigen Völkern dagegen, welche die fünfte Menschheit vor dem Erstehen der keltischen Untergruppe hervorgebracht hat, ist keine zuverlässige Kunde auf uns gekommen. Dennoch müssen in den hunderttaosenden von Jahren, welche von der Auswanderung der frühesten Arier aus ihrer asiatischen Heimat bis zum Beginn der Herrschaft der Griechen und Römer vergangen sind, ganze Kulturvölker neu erstanden und wiederum versunken sein. Von der ersten Untergruppe unserer arischen Menschheit, welche in vorgeschichtlichen Zeiten Indien bewohnte und eine Kolonie in 22 Jede Untergruppe bringt wieder Geschwistervölker oder Nationen hervor.
Ägypten gründete, ist nicht die leiseste Kunde zu uns gedrungen. Das Gleiche gilt von den chaldäischen, assyrischen und babylonischen Völkern, aus denen die zweite Untergruppe bestand; denn die lückenhafte und unvollkommene Kenntnis derselben, welche man unlängst durch Entzifferung der Hieroglyphen und Keilinschriften auf ägytischen Gräbern und babylonischen Täfelchen gewonnen hat, kann kaum als Geschichte im eigentlichen Sinne gelten. Die Perser, welche zur dritten oder iranischen Untergruppe gehörten, haben etwas deutlichere Spuren hinterlassen; dagegen besitzen wir von der vierten Untergruppe, welche die frühesten keltischen Zivilisationen umfasst, merkwürdigerweise nicht die geringste Kenntnis. Erst mit dem Erstehen der letzten Schößlinge des Keltenstammes, nämlich der griechischen und römischen Völker, setzt die sogenannte »historische Zeit« ein. Ebenso wie uns die fernere Vergangenheit des Menschengeschlechtes dunkel geblieben ist, stoßen wir auch in der Zukunft auf unbekannte Zeitabschnitte. Von den sieben Untergruppen, welche der fünften Menschheit (wie überhaupt jeder Menschheit) angehören, sind bis jetzt erst fünf in Erscheinung getreten. Obgleich aber die 5. (die germanische) Untergruppe bereits viele Völker hervorgebracht hat, so ist ihre Entwicklungsbahn noch lange nicht beendet. Die 6. und 7. Untergruppe, welche der germanischen folgen werden, deren Erblühen aber einer sehr fernen Zukunft vorbehalten ist, werden sich dereinst in Nord- und Südamerika entwickeln und viele Jahrtausende hindurch der Welt ihre Geschichte liefern. Diejenige Menschheit, welche unserer jetzigen fünften vorausging, war die atlantische. Sie zerfiel ebenfalls in sieben Untergruppen und bedurfte zu ihrer Entwicklung mindestens eines ebenso langen Zeitraumes, wie er für die gegenwärtige festgesetzt ist. Eine Aufzeichnung der ungeheuren, während der vierten Menschheit gemachten Fortschritte muss demnach die Geschichte vieler Völker sowie die Blütezeit und den Verfall ganzer Zivilisationen umfassen. Soll dies jedoch, wie es die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung ist, auf wenigen Seiten geschehen, so wird unsere Darstellung sehr knapp ausfallen und sich nur auf das Hauptsächlichste beschränken müssen.
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Katastrophen von einer Dramatik, wie sie sich während unserer gegenwärtigen Menschheit noch nicht ereignet haben, fanden im Verlaufe der Entwicklung der vierten bei mehr als einer Gelegenheit statt. Der Untergang des Weltteils Atlantis geschah durch eine Reihe von Umwälzungen verschiedenen Charakters. Große Überschwemmungen, durch welche ganze Länder samt ihren Bewohnern von der Erdoberfläche verschwanden, wechselten ab mit unbedeutenden Landabschwemmungen, wie sie an einigen Küsten noch heutzutage wahrzunehmen sind. Als die Zerstörung dieses Erdteils durch die erste große Katastrophe ihren Anfang genommen hatte, setzte sie sich in Form von kleineren Erdrutschen, welche langsam, aber beharrlich das Festland verkleinerten, ununterbrochen fort. Vier große Umwälzungen überragen alle anderen weitaus an Furchtbarkeit. Die erste fand während des miozänen Zeitalters, vor etwa 800 000 Jahren, statt. Die zweite, an Bedeutung geringere, ereignete sich vor etwa 200 000 Jahren. Die dritte, welche sich vor ungefähr 80 000 Jahren abspielte, war eine sehr gewaltige. Außer der von Platon mehrfach erwähnten, mit dem Namen »Poseidonis« bezeichneten Insel, die erst infolge der vierten und letzten Katastrophe, 9564 v. Chr., in die Tiefe sank, zerstörte sie alles, was noch vom atlantischen Kontinent übrig geblieben war. Die Aussagen der ältesten Schriftsteller und das Ergebnis der neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen stimmen nun darin überein, dass dereinst ein Erdteil existiert hat, der an Stelle der versunkenen Atlantis gelegen haben muss.
BESTÄTIGENDE ZEUGNISSE Bevor wir zur eigentlichen Betrachtung des in Rede stehenden Gegenstandes übergehen, empfiehlt es sich, auf die allgemein bekannten Quellen, welche für unsere Abhandlung ein bestätigendes Beweismaterialliefern, einen flüchtigen Blick zu werfen. Diese lassen sich in folgende fünf Klassen einteilen: 1. 2. 3. 4. 5.
Die Ergebnisse der Tiefsee-Forschung Die Verteilung der Tier- und Pflanzenwelt auf der Erde Die Ähnlichkeit gewisser Sprachen und Volksstämme Die auffallende Übereinstimmung der Religionen, Sitten und Gebräuche und Baudenkmäler verschiedener Völker Das Zeugnis a) von Schriftstellern des Altertums b) von Überlieferungen früherer Menschheiten c) von archaischen Sintflutlegenden
1. Die Ergebnisse der Tiefsee-Forschung können in wenigen Worten zusammengefasst werden. Wenn sich auch Deutschland an dieser wissenschaftlichen Forschung beteiligte, so ist es doch hauptsächlich der Expedition des englischen Kanonenbootes »Challenger« und des amerikanischen »Delphin« zu danken, dass jetzt der ganze Meeresgrund des Atlantischen Ozeans kartographiert ist und als Resultat ein ungeheurer Damm oder bedeutender Bergrücken mitten in dem genannten Weltmeer nachgewiesen wurde. Er erstreckt sich etwa vom 50. Grad nördlicher Breite an in südwestlicher Richtung gegen die Küste Südumerikas hin, wendet sich dann, von hier an in südöstlicher Rich-
tung verlaufend, der afrikanischen Küste zu, ändert in unmittelbarer Nähe der Insel Ascension abermals seine Richtung und streicht von hier an genau nach Süden, bis er sich bei Tristan d'Acunha verflacht. Der Bergrücken, welcher sich ziemlich steil aus den umliegenden Tiefen des Meeres erhebt, steigt bis zu einer Höhe von 9 000 Fuß (2 700 m) empor, und die Azoren, St. Paul, Ascension und Tristan d'Acunha sind die den Wasserspiegel überragenden Spitzen dieses Höhenzuges. Um die tiefsten Stellen des Atlantischen Ozeans auszumessen, bedarf es eines Senkbleies von 3 500 Klaftern oder 21 000 Fuß (6 300m) Länge; die höheren Teile dieses Bergrückens dagegen liegen nur ein paar hundert Klafter (200 bis 800 m) unter dem Meeresspiegel. Die Untersuchungen ergaben ferner, dass der Bergrücken von vulkanischen Resten bedeckt ist, deren Spuren quer durch den Ozean bis zur amerikanischen Küste verfolgt werden können. Insbesondere ist durch die von den genannten Expeditionen angestellten Untersuchungen wissenschaftlich festgestellt worden, dass der Meeresboden, namentlich in der Nähe der Azoren, und zwar innerhalb eines messbaren geologischen Zeitabschnittes, der Schauplatz riesiger vulkanischer Störungen gewesen ist. Starkie Gardner ist der Ansicht, dass die Britischen Inseln im eozänen Alter (vor mehr als einer Million Jahren) Teile eines größeren Festlandes im Atlantischen Ozean gewesen seien und »dass einst eine große Strecke Landes da existierte, wo jetzt Meer ist, und dass Cornwall, die Scilly- und Kanalinseln, Irland und England Überbleibsel seiner höchsten Gipfel seien«. (Pop. Sc. Review, Juli 1878.) 2. Die nicht mehr abzuleugnende Existenz ähnlicher oder gleicher Arten der Tier- und Pflanzenwelt auf Kontinenten, die durch große Meere getrennt sind, bildet den Biologen und Botanikern ein ständiges Problem. Wenn aber zwischen diesen Erdteilen einst eine Verbindung bestand, welche die natürliche Wanderung solcher Tiere und Pflanzen gestattete, so ist das Rätsel gelöst. So findet man die fossilen Überreste des Kamels in Indien, Afrika, Südamerika und Kansas. Es ist aber eine allgemein angenommene Hypothese der Na-
turforscher, dass jede Tier- und Pflanzenart nur an einer Stelle des Erdballes entstanden ist, von wo aus sie sich allmählich über andere Erdteile ausgebreitet hat. Wie kann aber das Auffinden solcher fossiler Überreste ohne das Vorhandensein von Landverbindungen in weit zurückliegenden Zeitaltern erklärt werden? Ebenso scheinen neuere Entdeckungen in den fossilen Schichten Nebraskas gleichfalls zu beweisen, dass das Pferd auf der westlichen Halbkugel entstanden ist; denn seine fossilen Überreste nebst den verschiedenen Zwischenformen, die als Vorläufer des eigentlichen Pferdes festgestellt sind, wurden nur hier gefunden. Der Umstand jedoch, dass das Pferd auch in Europa heimisch ist, würde ohne die Annahme eines einstigen Bindegliedes zwischen den beiden Kontinenten schwer zu erklären sein. Hat doch das Pferd in Buropa und Asien nachweisbar schon vor seiner Zähmung durch den Menschen, die fast bis zur Steinzeit zurückverfolgt werden kann, in wildem Zustand gelebt! Rinder und Schafe, so wie wir sie jetzt kennen, besitzen eine ebenso weit zurückgehende Ahnenreihe. Darwin fand in Buropa aus der frühesten Steinzeit stammende Spuren gezähmter Rinder, welche sich lange vorher aus wilden, dem amerikanischen Büffel verwandten Formen entwickelt hatten. Überreste des europäischen Höhlenlöwen sind auch in Nordamerika gefunden worden. Wenden wir uns nun vom Tier- dem Pflanzenreich zu, so ist bekannt, dass der größere Teil der europäischen Pflanzenwelt des Mi' lZän, wie er hauptsächlich in den fossilen Schichten der Schweiz gefunden wird, heute in Amerika, teilweise auch in Afrika vorkommt. Im Hinblick auf Amerika ist aber die Tatsache bemerkenswert, dass tl ie meisten dieser Pflanzen sich in den östlichen Staaten finden, an der pazifischen Küste jedoch viele Arten fehlen. Dieser Umstand lllsst vermuten, dass die Pflanzen von der Seite des Atlantischen Ozeans her in das Festland eindrangen. Professor Asa Gray behauptet, duss von den in den Wäldern östlich der Rocky Mountains vorkommenden 66 Gattungen und 155 Arten im Westen dieses Gebirges nur \I Gattungen und 78 Arten anzutreffen sind. Das größte aller Probleme aber bildet der Pisang oder die Banane. --Auf welchem Wege«, so fragt Professor Kuntze, ein hervorragender
deutscher Botaniker, »wurde diese Pflanze, - ein Kind des heißen Asiens und Afrikas - die bei einem Transport durch die gemäßigte Zone zu Grunde gehen musste, nach Amerika gebracht?« Auch weist er darauf hin, dass diese Pflanze keinen Samen hervorbringt, nicht durch Pfropfung fortgepflanzt werden kann, noch eine Knolle hat, welche leicht hätte transportiert werden können. Ihre Wurzel ähnelt der des Baumes. Zu ihrem Transport wäre ein eigens zu diesem Zweck gebauter Wagen erforderlich gewesen; auch hätte sie eine lange Beförderung nicht ertragen können. Nur unter der Annahme, dass diese Pflanze durch gesittete Menschen und zu einer Zeit, als in den Polarregionen ein tropisches Klima herrschte, nach Amerika eingeführt wurde, ist ihr Vorhandensein dort erklärlich. Er fügt noch hinzu: »Eine Kulturpflanze, die samenlos ist, muss sehr lange unter Pflege gestanden haben, und vielleicht ist der Schluss gestattet, dass diese Pflanze schon zu Anfang der Diluvialperiode angebaut worden ist.« Warum, könnte man fragen, sollte uns die Folgerung nicht zu noch früheren Zeiten zurückführen, und wo existierte die zur Bebauung der Pflanze notwendige Zivilisation, wo das Klima, und wie war es möglich, die Pflanze zu transportieren, sofern es nicht zu irgendeiner Zeit ein Bindeglied zwischen der alten und neuen Welt gegeben hat? Sowohl Professor Wallace in seinem wundervoll geschriebenen »lnselleben« als auch andere bedeutende Schriftsteller haben zur Erklärung der Gleichheit von Tier- und Pflanzenwelt in weit voneinander getrennten Ländern und der Möglichkeit ihres Transports durch den Ozean geistreiche Hypothesen aufgestellt; aber keine von ihnen wirkt überzeugend und ist in allen Punkten stichhaltig. Weizen ist bekanntlich in seiner jetzigen Gestalt niemals in einem eigentlich wilden Zustand vorgekommen; noch lässt sich seine Abstammung von fossilen Getreidearten nachweisen. Der Anbau von fünf verschiedenen Weizenarten fand in Europa schon im Steinzeitalter statt; eine dieser Arten, welche als ägyptischer Weizen bekannt ist, wurde in den Pfahlbauten gefunden. Darwin spricht hierüber die Vermutung aus, dass die Pfahlbautenbewohner »entweder noch einen Handelsverkehr mit einem südlichen Volk unterhalten oder aber
den Weizen selbst als Kolonisten aus dem Süden mitgebracht haben müssen«, und folgert, dass Weizen, Gerste, Hafer etc. von verschiedenen, jetzt ausgestorbenen Getreidearten abstammen oder von NO sehr verschiedenen, dass uns ihre Identifikation nicht mehr möglich ist, wobei er bemerkt: »Getreide müsse schon seit undenklichen Zeiten angebaut worden sein.« Die Gegenden, in welchen diese ausgestorbenen Arten angebaut wurden, und die Zivilisation, die sie mit geschickter Auswahl kultiviert hatte, liefert beide der versunkene Kontinent, dessen Bewohner die Getreidearten nach Osten und Westen verpflanzt hatten. 3. Gehen wir von der Tier- und Pflanzenwelt nunmehr zum Men·'·c:hen über. Sprache. Die baskische Sprache steht unter den europäischen Sprachen isoliert da und ist mit keiner derselben verwandt. Nach Parrar ••herrschte niemals ein Zweifel darüber, dass diese isoliert dastehende Sprache, welche ihre Eigenartigkeit in einem Winkel Westeuropas zwischen zwei gewaltigen Reichen bewahrt hat, in ihrem Aufhau einzig und allein den Ursprachen des großen entgegengesetzten Kontinents (Amerika) ähnlich ist.« (»Sprachfamilien« S. 132.) Die Phönizier waren auf der östlichen Halbkugel, wie es scheint, Jie erste Nation, die ein phonetisches Alphabet gebrauchte, dessen Buchstaben nur als ein Zeichen für den Klang betrachtet werden. Merkwürdigerweise findet man ein phonetisches Alphabet zu einem nnnähernd gleich frühen Zeitpunkt auch in Zentralamerika unter den Mayas von Yukatan, deren Überlieferungen den Ursprung ihrer Zivilisation einem Land zuschreiben, welches sich quer durch dus Meer nach Osten erstreckte. Le Plongeon, eine große Autorität uuf diesem Gebiet, schreibt: »Ein Drittel dieser Sprache (Maya) ist reines Griechisch. Wer brachte nun den Dialekt Homers nach Amerika? Oder die Sprache der Mayas nach Griechenland? Die griechische Sprache ist ein Sprössling des Sanskrit. Ist dies Maya? Oder wurden beide Sprachen gleichzeitig gesprochen?« Noch mehr überruseht es, dass dreizehn Buchstaben des Maya-Alphabets die deut1ichsten Beziehungen zu den ägyptischen hieroglyphischen Zeichen
für dieselben Buchstaben aufweisen. Wahrscheinlich ist die früheste Form des Alphabets die hieroglyphische, »die Götterschrift«, wie sie die Ägypter nannten, und aus dieser Form dürfte sich später auf Atlantis die phonetische entwickelt haben. Es wäre ganz natürlich, die Ägypter als eine frühe Kolonie von Atlantis zu betrachten (was sie in Wirklichkeit auch waren) und anzunehmen, dass sie die ursprüngliche Schreibweise bei ihrem Wegzug mit fortnahmen, welche dann so ihre Spuren auf beiden Halbkugeln zurückgelassen hat, während die Phönizier, als seefahrendes Volk, die spätere Form des Alphabets erlangten und es sich bei ihren Handelsbeziehungen zu den westlichen Völkern zu eigen machten. Überraschend ist ferner die auffallende Ähnlichkeit vieler hebräischer Worte mit solchen von derselben Bedeutung in der Sprache der Chiapenecs, die ein Zweig der Maya-Menschheit sind und zu den ältesten Menschheilen Zentralamerikas gehören. 23 Die Ähnlichkeit der Sprache zwischen den verschiedensten Ureinwohnern der pazifischen Inseln ist von denen, die über diesen Gegenstand geschrieben haben, als Argument dafür benutzt worden. Das Vorkommen ähnlicher Sprachen bei Völkern, die durch weite Meere von einander getrennt sind und zu deren Durchquerung sie in historischen Zeiten, wie bekannt ist, noch keine Transportmittel besessen hatten, kann gewiss als ein Beweis zu Gunsten ihrer Abstammung von einem einzigen Ursprung auf einen1 gemeinsamen Kontinent angeführt werden; doch dieses Beweismittel ist hier nicht anwendbar, da der fragliche Kontinent nicht Atlantis, sondern der noch frühere, Lemuria, war. Völkertypen. Atlantis soll, wie wir sehen werden, von roten, gelben, weißen und schwarzen Menschheilen bewohnt gewesen sein. Durch die Untersuchungen von Le Plongeon, De Quatrefages, Bancroft und anderen ist jetzt erwiesen, dass schwarze Völkerschaften mit einem bestimmten TYpus sogar bis in die jüngste Zeit in Amerika existiert haben. An vielen Denkmälern Zentralamerikas sind ihre Gesichter angebracht, und einige der dort gefundenen Götzenbilder sollen zwei23 Ein Verzeichnis dieser Wörter enthalten die »Nordamerikanischen Altertümer« (S. 475)
tellos diese Wesen mit kleinem Schädel, kurzem, wolligem Haar und dicken Lippen vorstellen. Der Popul Vuh sagt in dem Bericht über die erste Heimat der Guatemala-Menschheit, dass »schwarze und weiße Menschen mit gemeinsamer Sprache glücklich und friedlich« in diesem Lande zusammenwohnten. (Siehe Bancrofts »Eingeborene Menschheiten« S. 547.) Der Popul Vuh berichtet auch über die Auswanderung des Volkes aus seiner angestammten Heimat, über die Umgestaltung seiner Sprache und wie ein Teil gen Osten, ein anderer gen Westen (nach Zentralamerika) auswanderte. Professor Retzius stellt in seinem »Smithsonian Report« Betrachtungen an über die nahe Verwandtschaft der ursprünglichen Dolichokephalen Amerikas mit den Guanchen der Kauarischen Inseln und mit der Bevölkerung der vom Atlantischen Ozean bespülten Küstengebiete Afrikas, welche Latham unter dem Namen Ägypto-Atlanter ~usammenfasst. Dieselbe Schädelform wurde auf den Kauarischen Inseln unfern der afrikanischen Küste und auf den Kariben augeNichts der gegenüberliegenden amerikanischen Küste aufgefunden, während die Hautfarbe beider rötlich-braun ist. Die alten Ägypter malten sich selbst als rote Menschen mit fast derselben Gesichtsfarbe, wie sie heute noch einigen Stämmen der amerikanischen Indianer eigen ist. »Die alten.Peruaner«, sagt Short, »sind ein Volk mit rotbraunen Uaaren gewesen, wie dies zahlreiche Haarfunde aus ihren Gräbern beweisen.« Die weit auseinander gehenden Schattierungen der Haut- und Gesichtsfarbe unter den amerikanischen Indianern sind bemerkenswert und bilden ein Problem für die Ethnologen. Vom weißen Teint der Menominee-, Dakota-, Mandan- und Zuni-Stämme, welche meistens rotbraune Haare und blaue Augen haben, bis allmählich herab ins Schwarze der Karos von Kansas und denjetzt erloschenen Stämmen von Kalifornien, zeigen die indianischen Stämme alle Nuancen von rotbraun, kupfer-, oliv-, zimt-und bronzefarben. (Siehe Shorts ))Nordamerikanische Altertümer«, Winchells »Vor- Adamiten«, und Castlins »Indianer Nordamerikas«; siehe auch »Atlantis« von lgnatius Donnelly, der eine große Anzahl Beweise von überall her
gesammelt hat.) Wir werden sogleich sehen, wie die Verschiedenheit der Gesichtsfarbe auf dem amerikanischen Festland durch die ursprünglichen Hautfarben auf dem Mutterkontinent Atlantis erklärt wird. 4. Nichts scheint die ersten spanischen Abenteurer in Mexiko und Peru mehr überrascht zu haben, als die außerordentliche Ähnlichkeit der religiösen Glaubensanschauungen, Gebräuche und angewandten Symbole der alten und neuen Welt. Die spanischen Priester sahen diese Gleichheit als ein Werk des Teufels an. Hauptsächlich bestürzte sie die Anbetung des Kreuzes seitens der Eingeborenen sowie dessen regelmäßige Verwendung bei Tempeln und heiligen Handlungen. Und in der Tat, nirgends - nicht einmal in Indien und Ägypten - wurde dieses Symbol, welchem überall die gleiche Bedeutung beigemessen wurde, ehrfurchtsvoller verehrt als bei den Ureinwohnern Amerikas. Im Westen wie im Osten war das Kreuz das Symbol des Lebens - manchmal des physischen, öfters noch des ewigen Lebens. Die Sonnenscheibe oder der Kreis und die Schlange wurden gleichermaßen allgemein auf beiden Hemisphären verehrt. Noch mehr aber überrascht uns die Ähnlichkeit des Wortes »Gott« in den Hauptsprachen des Ostens wie des Westens. Man vergleiche das Sanskritwort »Dyaus« oder »Dyaus-pitar«, das griechische Wort »Theos« und »Zeus«, das lateinische »Deus« und »Jupiter«, das keltische »Dia« und »Ta«, ausgesprochen »Thyah« (scheint mit dem ägyptischen Tau verwandt zu sein), das jüdische »Jah« oder »Yah« und endlich das mexikanische »Teo« oder »Zeo«. Taufzeremonien waren bei allen Nationen gebräuchlich. In BabyIon und Ägypten wurden die Kandidaten für die Initiation in die Mysterien zuerst getauft. Tertullian sagt in seiner Schrift Über die Taufe, dass als Wirkung der Taufe »Wiederherstellung und Vergebung aller Meineide« versprochen worden sei! Die skandinavischen Nationen tauften neugeborene Kinder, und wenn wir uns nach Mexiko und Peru wenden, so galt auch dort die Taufe der Kinder als feierliche Handlung, welche aus Wasserbesprengung, dem Zeichen
Kreuzes und in Gebeten um Reinigung von der Sünde bestand. (Siehe Humboldts »Forschungen in Mexiko« und Prescotts »Mexi-
"IN
Ao«.)
Auch sonstige religiöse Gebräuche, außer der Taufe, nämlich Ab•ulution, Fasten oder Eheschließung vor dem Priester durch Hän'" devereinigung, hatten die Bewohner von Mexiko, Zentralamerika und Peru mit den Völkern der alten Welt gemein. Sogar eine dem Abendmahl ähnliche Zeremonie war im Gebrauch; bei derselben wurden Kuchen verspeist, welche das Volk »das Fleisch seines GotleN« nannte und welche mit dem Tau, der ägyptischen Kreuzform, hezeichnet waren. Sie entsprechen genau den heiligen Kuchen der Ägypter und anderer östlicher Völker. Wie bei diesen, so gab es auch llei den Völkern der neuen Welt männliche und weibliche Orden, bei denen das Brechen der Gelübde mit dem Tode bestraft wurde. Gleich den Ägyptern balsamierten auch sie ihre Toten ein und verehrten Sonne, Mond und Planeten. Ganz oben stand aber die Anbetung einer »allgegenwärtigen, allwissenden, unsichtbaren, unkörperlichen ( iottheit von allerhöchster Vollkommenheit«. (Siehe Sahaguns »Ge,\'l'hichte von Neuspanien«, Buch VI.) Auch hatten sie ihre göttliche Jungfrau-Mutter, »Unsere Herrin«, deren Sohn der »Herr des Lichtes« oder »Heiland« genannt wurde, und die der Bedeutung nach genau der Isis, Beltis und den vielen anderen jungfräulichen Gottheiten des Ostens mit ihrem jeweils göttlichen Sohn entspricht. Ihre sich auf Sonne und Feuer beziehenden Gebräuche glichen jenen der frühen Kelten Britanniens und Irlands, und wie diese beunNpruchten auch sie, »Kinder der Sonne« zu sein. Ebenso war die I.ade oder Arche ein allgemein heiliges Symbol, wie wir es sowohl in Indien, Chaldäa, Assyrien, Ägypten und Griechenland als auch unter den keltischen Völkerschaften wiederfinden. Lord Kingsborough Nugt in seinen »Mexikanischen Altertümern« (Band VIII, S. 250): ••Wie unter den Juden die Bundeslade eine Art tragbares Heiligtum wur, worin man sich die Gottheit als stets gegenwärtig dachte, so wurde auch unter den Mexikanern, Cherokees und den Indianern von Michoacan und Honduras einer Lade die höchste Verehrung ge-
zollt, und es wurde dieselbe als ein Gegenstand von solcher Heiligkeit betrachtet, dass nur die Priester für würdig befunden wurden, sie zu berühren.« Was die religiöse Baukunst betrifft, so finden wir die Pyramide auf beiden Seiten von Atlantis als eines der frühesten heiligen Bauwerke. Wie wenig wir auch über die Gebräuche wissen, welchen diese Gebäude ursprünglich gedient haben, so ist doch eines sicher, dass sie nämlich mit einer religiösen Vorstellung oder einer Anzahl solcher eng verknüpft waren. Die Gleichheit des Grundrisses zwischen den ägyptischen Pyramiden und denen Mexikos und Zentralamerikas kann, weil zu auffallend, nicht dem bloßen Zufall zugeschrieben werden. Einige - die größere Anzahl- der amerikanischen Pyramiden zeigen allerdings abgestumpfte und abgeflachte Form; nach Baneraft und anderen sind aber viele in Yukatan und namentlich in der Nähe von Palenque angetroffen worden, die, wie die ägyptischen, spitze Gipfel zeigen, während wir andererseits auch einige ägyptische Pyramiden mit abgestufter und abgeflachter Bauart haben. Cholula ist mit den Gruppen von Dachour, Sakkara und der abgestuften Pyramide von Me'dourn vergleichbar. Diese mysteriösen Baudenkmäler im Osten und Westen, die sich so sehr in ihrer Orientierung nach den Himmelsrichtungen, ihrem Aufbau, sogar in ihren inneren Gängen und Zimmern gleichen, sind ein beredtes Zeugnis für die gemeinsame Quelle, woraus die Erbauer ihren Plan geschöpft haben. Die ungeheuren Trümmerfelder von Städten und Tempeln in Mexiko und Yukatan zeigen ebenfalls eine seltsame Übereinstimmung mit denen Ägyptens; ein Vergleich zwischen den Ruinen von Teotihuacan und denen von Karnak wird häufig angestellt. Der »falsche Bogen«- horizontale, leicht übereinander hängende Steinschichten - wird in Zentralamerika, in den ältesten Bauwerken Griechenlands und auf etruskischen Trümmerstätten in gleicher Bauart angetroffen. Im Osten wie im Westen wurden in gleicher Weise Erdhügel über den Toten errichtet, auch die Körper in ähnliche Steinsärge gelegt. Beide Kontinente haben ihre großen Schlangenhügel; man vergleiche jenen von Adams Co., Ohio, mit dem schönen in Argyleshire entdeckten Schlangenhügel oder m\t der nicht ganz so vollkom-
menen Art zu Avebury in Wiltshire. Das ganze Schnitzwerk und die Ausschmückung der Tempel Amerikas, Ägyptens und Indiens haben vieles gemein; die Wandverzierungen decken sich sogar teilweise vollständig. 5. Zum Schluss sind nur noch einige Zeugnisse alter Schriftsteller, die Überlieferungen früherer Menschheiten und die archaischen Sintflutlegenden zusammenzustellen. Aelian erwähnt in seiner Varia Historia (Buch 111, Kap. XVIII), dass Theopompus (400 v. Chr.) ein Zwiegespräch zwischen dem König von Phrygien und Silenus wiedergibt, worin letzterer von der Existenz eines großen, jenseits des Atlantischen Ozeans liegenden Weltteils spricht, der größer als Asien, Europa und Libyen zusammen gewesen sein soll. Proklos bringt einen Auszug aus einem alten Schriftsteller, worin sich ein Bericht über die Inseln in dem Meer jenseits der Säulen des Herkules (der Straße von Gibraltar) befindet und worin gesagt ist, dass die Bewohner einer dieser Inseln eine Überlieferung.ihrer Vorfahren über eine außerordentlich große Insel, Atlantis genannt, besitzen, welche lange Zeit über alle diese Inseln des Atlantischen Ozeans geherrscht habe. Marcellus. spricht von sieben Inseln im Atlantischen Ozean und berichtet, dass ihre Bewohner die Erinnerung an eine viel größere Insel, Atlantis, bewahrten, »welche lange Zeit hindurch die Oberherrschaft über die kleineren Inseln führte«. Diodorus Siculus erwähnt, dass die Phönizier »nach einer mehrtUgigen Fahrt von der Küste Afrikas aus eine große Insel im Atlantischen Ozeanjenseits der Säulen des Herkules« entdeckten. Der beste Gewährsmann jedoch für diesen Gegenstand ist Platon. Im ))Timaios« berichtet er über die Insel, während der ))Kritias« oder >)Atlanticus« einen sehr ausführlichen Bericht über die Geschichte, die Künste, Sitten und Gebräuche der Bevölkerung dieses Eilandes ~ibt. Im »Timaios« berichtet Platon über ))eine starke kriegerische Macht, die, vom Atlantischen Ozean ausgehend, sich höchst feindNcl ig über ganz Europa und Asien ausbreitete. Denn zu dieser Zeit
war der Atlantische Ozean schiffbar und hatte vor jener Mündung, welche ihr die Säulen des Herkules nennt, eine Insel. Diese war aber größer als Libyen und ganz Asien zusammen und gewährte zu anderen benachbarten Inseln einen bequemen Übergang, wie man von dieser Insel aus auch leicht zu allen Kontinenten, welche an das Atlantische Meer grenzten, gelangen konnte.« »Kritias« enthält so viel wertvolles Material, dass eine Auswahl nicht leicht fällt; doch der folgende Auszug soll hier mitgeteilt werden, da er auf die materiellen Hilfsquellen des Landes Bezug nimmt: »Ebenso waren sie mit allem versorgt, wonach sowohl in der Stadt als auch überall sonst als für die Lebenszwecke nützlich gesucht wird. Und wegen ihres ausgedehnten Reiches besaßen sie sogar manche Dinge aus fremden Gegenden; den größten Teil aber von allem, was Not tat, brachte die Insel selbst hervor. In erster Linie versah die Insel sie mit solchen Gegenständen, wie sie aus Bergwerken in festem und geschmolzenem Zustand gewonnen werden. Auch wurde Messing, dessen jetzt nur selten noch Erwähnung geschieht, das damals aber sehr berühmt war, in vielen Teilen der Insel ausgegraben und außer Gold als das schätzbarste aller Metalle erachtet. Wie viel Holz auch die Baumeister den Wäldern entnahmen, die Insel hatte doch noch immer Überfluss daran. Ebenso war dort genügend Weideland für zahme und wilde Tiere vorhanden, worunter sich eine erstaunliche Anzahl Elefanten befand; denn es gab Nahrung für alle solche Tiere, wie sie in Seen und Flüssen, auf Bergen und in Tälern vorkommen. Auch lieferte die Insel Futter genug selbst für die größte und gefräßigste Tierart Außerdem, was auch immer die Erde gegenwärtig an Wohlgerüchen hervorbringen mag, ob Wurzeln oder Kräuter, ob Holz, Säfte, Gummi, Blumen oder Früchte: alles dies gedieh auf der Insel im Überfluss.« Die Gallier besaßen Überlieferungen von Atlantis, welche durch den römischen Schriftsteller Timagenes gesammelt wurden, der im ersten Jahrhundert vor Christus lebte. Wie es den Anschein hat, bewohnten Gallien drei deutlich unterscheidbare Völkerschaften. Erstens die eingeborene Bevölkerung (wahrscheinlich Reste eines Iemurischen Stammes), zweitens die aus der fernen Insel Atlantis
Eingewanderten und drittens die arischen Gallier. (Vgl. »Vor-Adamiten«, S. 380.) Die Tolteken Mexikos verfolgten ihre Herkunft bis zu einem Ausgangspunkt, Atlan oder Aztlan genannt, zurück; auch die Azteken wollen von Aztlan hergekommen sein. (Siehe Bancrofts »Urrassen«, Band V, S. 221 u. 321.) Unter den Indianern Nordamerikas gibt es eine sehr allgemein verbreitete Legende, dass ihre Vorväter aus einem Lande »gegen Sonnenaufgang« kamen. Nach Major J. Lind glaubten die lowa- und Dakota-Indianer, dass alle indianischen Stämme ursprünglich ein einziger Stamm waren und zusammen auf einer Insel gegen Sonnenaufgang wohnten«. Sie durchfuhren von dort aus das Meer »in großen Kähnen, worin die einstigen Dakota wochenlang fuhren, bis sie endlich trockenes Land erreichten«. Die zentralamerikanischen Bücher berichten, dass ein Teil des amerikanischen Festlandes sich weit in den Atlantischen Ozean hinein erstreckte, und dass dieses Land im Verlauf langer Zeiträume von einer Reihe schreckensvoller Überschwemmungen zerstört wurde. Über drei dieser Umwälzungen wird häufig berichtet (siehe.Baldwins »Alt-Amerika« S. 176). Merkwürdig bestärkt in dieser Annahme wird man dadurch, dass bei den Kelten von Britannien eine Sage verbreitet war, nach der ein Teil ihres Landes sich einmal weit in den Atlantischen Ozean erstreckt habe und zerstört wurde. Drei Katastrophen werden in den wallisischen Überlieferungen erwähnt. 24 Quetzalcoatl, die mexikanische Gottheit, soll aus dem »fernen Osten« gekommen sein. Er wird als ein weißer Mensch mit langem Bart beschrieben. Ihm wird die Erfindung der Buchstaben und die Regelung des mexikanischen Kalenders zugeschrieben. Nachdem er sie in vielen friedlichen Künsten unterrichtet und ihnen gute Lehren gegeben hatte, segelte er wieder nach Osten in einem Boot aus Schlangenhäuten. (Siehe Shorts »Die Nordamerikaner der Vorzeit«, S. 268-271.) Dieselbe Geschichte wird von Zamna, dem Urheber der Zivilisation Yukatans, erzählt. 24 Über eine die Überschwemmung des Weltteils Atlantis schildemde Sage des Stammes der Guarani (Paraguay) berichtet ausführlich »Der Vähan«, Mai und Juni 1901.
Die wunderbare Gleichförmigkeit der Sintflutlegenden auf allen Teilen der Erdkugel bleibt allein noch zu erwähnen übrig. Ob diese einige archaische Versionen der Geschichte von der verschwundenen Atlantis und ihrem Untergang sind oder ob sie das Epos einer großen kosmischen Parabel bilden, die einmal erfunden und in irgendeinem gemeinsamen Mittelpunkt in Verehrung gehalten wurde, von wo aus sie durch die Welt widerhallte, berührt uns nicht unmittelbar. Für unsere Zwecke genügt es, die allgemeine Annahme dieser Legenden zu zeigen. Es wäre unnötige Zeit- und Raumverschwendung, eine Flutlegende nach der anderen durchzugehen; nur darauf sei an dieser Stelle hingewiesen, dass in Indien, Chaldäa, Babylon, Persien, Griechenland, Skandinavien, China, unter den Juden und unter den keltischen Stämmen Britanniens die Legende in allen wesentlichen Punkten dieselbe ist. Wenden wir uns nun nach Westen, was finden wir da? Dieselbe Geschichte wurde in allen Einzelheiten bei den Mexikanern, der Bevölkerung von Guatemala, Honduras, Peru und beinahe jedem Stamm der nordamerikanischen Indianer, wo jeder seine eigene Lesart hat, bewahrt. Es ist geradezu kindisch, anzunehmen, dass diese in allem Wesentlichen völlige Übereinstimmung dem Zufall zugeschrieben werden könne. Die folgende Stelle aus Le Plongeons Übersetzung des berühmten Troano-Manuskripts, das man im Britischen Museum einsehen kann, wird diesen Teil des Gegenstandes zu einem passenden Abschluss bringen. Das Troano-Manuskript scheint vor ungefähr 3 500 Jahren unter den Mayas von Yukatan verfasst worden zu sein; darin wird die Katastrophe, durch welche die Insel Poseidonis zerstört wurde, folgendermaßen beschrieben: »Im 6. Jahre Kau, am 11. Muluk im Monat Zac, fanden schreckliche Erdbeben statt, die ohne Unterbrechung bis zum 13. Chuen andauerten. Die Gegend der Schlammhügel, das Land von Mu, war das Op(er: es wurde zweimal emporgehoben, und plötzlich war es über Nacht verschwunden; das Meer wurde fortwährend durch vulkanische Gewalten aufgewühlt. Infolgedessen hatte sich das Land innerhalb einer gewissen Grenze mehrmals an verschiedenen Stellen gesenkt und gehoben. Schließlich gab die Oberfläche nach, und zehn Länder wurden voneinander gerissen und
zerstreut. Unfähig, den gewaltigen Zuckungen gegenüber standzuhalten, versanken sie mit ihren 64 000 000 Einwohnern 8060 Jahre vor der Abfassung dieses Buches.« Die der Welt überkommenen, mehr oder weniger überzeugenden, bruchstückartigen Beweise sind aber nunmehr erschöpfend genug behandelt worden. Diejenigen, welche sich über irgendeinen besonderen Teil derselben noch näher unterrichten wollen, müssen auf die verschiedenen oben genannten Bücher verwiesen werden.
GESCHICHTE DER ATLANTIS Wir müssen uns jetzt dem eigentlichen Gegenstand unserer Skizze zuwenden. Die hier zusammengefassten Tatsachen sind Aufzeichnungen der damaligen Zeit entnommen, welche zusammengetragen und die Zeitalter hindurch der Nachwelt überliefert wurden. Diese Tatsachen beruhen also weder auf Mutmaßungen noch auf Spekulationen. Der Verfasser mag des Verständnisses für dieselben vollständig ermangelt und sie zum Teil unrichtig dargestellt haben; die Original-Aufzeichnungen stehen jedoch dem für die Untersuchung entsprechend Qualifizierten noch immer offen, und die, welche bereit sind, sich der hierfür erforderlichen Schulung zu unterziehen, können die Fähigkeit, das Gesagte zu kontrollieren und zu bestätigen, erlangen. Aber selbst wenn alle okkulten Aufzeichnungen unserer Einsichtnahme offen gestanden hätten, sollte man bedenken, wie fragmentarisch eine Skizze ausfallen muss, welche die sich mindestens über viele Jahrhunderttausende erstreckende Geschichte von Menschheiten und Nationen auf wenigen Seiten zusammenfassen soll. Einige Einzelheiten über einen solchen Gegenstand müssen indessen, wenn sie auch außerhalb des Zusammenhanges stehen, der Welt neu und interessant erscheinen. Zu den oben erwähnten Aufzeichnungen gehören auch Landkarten; sie lassen ersehen, wie die Landverteilung auf der Erde zu verschiedenen Zeiten beschaffen war, und es war eine große, dem Verfasser dieses Buches zuteil gewordene Vergünstigung, dass ihm erlaubt wurde, von vier dieser Karten mehr oder weniger vollständige Kopien machen zu dürfen. Alle vier zeigen Atlantis und seine Umgebung zu ganz verschiedenen Zeiten ihrer Geschichte. Diese vier
Epochen entsprechen annähernd den Zeiträumen, welche zwischen den oben genannten Katastrophen liegen, und die Aufzeichnungen über die atlantische Menschheit gruppieren sich in diese Perioden, wie sie durch die vier Karten dargestellt sind, von selbst hinein. Bevor wir mit der Beschreibung der Geschichte der Atlanter beginnen, ist jedoch einiges über die geographischen Verhältnisse während dieser vier verschiedenen Epochen vorauszuschicken. Die erste Karte stellt die Oberfläche der Erde vor ungefähr einer Million Jahren dar, als die atlantische Menschheit sich auf der Höhe der Zivilisation befand und bevor die erste große Überschwemmung stattfand, also vor ungefähr 800 000 Jahren. Das Festland Atlantis selbst, was wohl beachtet werden sollte, dehnte sich von einer Stelle, die einige Grade östlich von Island liegt, bis ungefähr in die Nähe des jetzigen Rio de Janeiro in Südamerika aus. Es umfasste Texas und den Golf von Mexiko, den Süden und Osten der Vereinigten Staaten von Amerika, erstreckte sich hinauf bis einschließlich Labrador und dehnte sich quer durch den Ozean bis zu denjetzigen Inseln Schottland und Irland aus, und ein kleiner Teil des nördlichen Englands bildete eines seiner Vorgebirge, während sein Äquatorial~Gebiet Brasilien und die ganze Strecke des Ozeans bis zur afrikanischen Goldküste umfasste. Auch sind auf dieser Karte noch zerstreute Bruchstücke, aus welchen schließlich Europa, Afrika und Amerika entstanden, wie auch Überreste des noch älteren, einst weit ausgedehnten Kontinents Lemuria (in dunkler Schattierung) zu sehen. Die Überreste des noch älteren hyperboräischen Kontinents, welcher von der zweiten Menschheit bewohnt wurde, sind gleichfalls eingezeichnet und durch hellere Schattierung kenntlich gemacht. Wie man aus der zweiten Karte ersieht, veränderte die Katastrophe vor 800 000 Jahren die Landverteilung auf der Erdkugel ganz beträchtlich. Der große Kontinent ist jetzt seiner nördlichen Länder beraubt, und bei dem übrig gebliebenen Teil sind noch weitere Spaltungen eingetreten. Das nunmehr erstehende amerikanische Festland ist durch einen Zwischenraum von seinem Mutterkontinent Atlantis getrennt, und dieser umfasst jetzt existierende Länder nicht mehr, deckt aber immer noch den Hauptteil des Atlantischen Ozeans ungefähr vom 50.
Grad nördlicher Breite bis einige Grad südlich vom Äquator. Die Senkungen und Hebungen in anderen Erdteilen sind ebenfalls beträchtlich gewesen- die Britischen Inseln z. B. bilden nunmehr einen Teil einer ungeheuren Insel, welche auch die skandinavische HalbinseFS, das nördliche Frankreich und alle dazwischen liegenden sowie auch einige angrenzende Meere umfasst. Ferner bemerkt man, dass die Überbleibsei Lemurias sich noch weiter verringert haben, während Europa, Afrika und Amerika Gebietszuwachs erhielten. Die dritte Karte zeigt das Resultat der Katastrophe, welche vor ungefähr 200 000 Jahren stattfand. Wenn man von der erfolgten Trennung der beiden Kontinente Atlantis und Amerika und der Überschwemmung Ägyptens absieht, müssen die Hebungen und Senkungen in dieHer Epoche als unbedeutend bezeichnet werden. In der Tat ist diese Katastrophe nicht immer den großen zugezählt worden, wie dies auch uus dem bereits oben angeführten Zitat aus dem heiligen Buch der Guutemalteken ersichtlich ist, wo nur von drei großen Katastrophen geHprochen wird. Die skandinavische Insel erscheint aber jetzt mit dem Hauptland vereinigt. Die beiden Inseln, in die Atlantis dann gespalten wurde, waren unter dem Namen Ruta und Daitya bekannt. Das Charakteristische der dramatischen Erschütterung, welche ungefähr vor 800 000 Jahren stattfand, erhellt aus der vierten Karte. Daitya, die kleinere und südlichere der beiden Inseln, ist beinahe ~anz verschwunden, während von Ruta nur noch das verhältnismäßig kleine Eiland Poseidanis übrig blieb. Diese Karte wurde vor ungefähr 75 000 Jahren zusammengetragen, und sie stellt zweifellos die Erdoberfläche von jener Periode an bis zum schließliehen Untergang von Poseidanis im Jahre 9564 v. Chr. richtig dar, obgleich auch während jener Periode unbedeutendere Veränderungen stattgefunden haben müssen. Es dürfte bekannt sein, dass das Land damals ungefähr die Umrisse der heutigen Gestaltung anzunehmen begann; die Britischen Inseln waren indessen noch mit dem europäischen Festland vereinigt. Die Ostsee existierte noch nicht, und die Wüste Sahara bildete noch einen Teil des Meeresbodens. l~
Einen eigenartigen Beweis dafür, dass Skandinavien mit den Britischen Inseln einst in Zusammenhang gestanden hat, bringt ))DerVähan«, Februar 1903, S. 132.
DIE VÖLKERVON ATIANTIS Ein Hinweis auf das geheimnisvolle Wesen der Manus gehört notwendig zu den einleitenden Betrachtungen über den Ursprung einer Menschheit. In einer Abhandlung der Londoner Theosophischen Gesellschaft wurde über das Werk berichtet, welches diese erhabenen Wesen vollbracht haben. Sie entwarfen nicht allein den Plan zu den Typen des ganzen Schöpfungszyklus (Manvantaras), sondern führten auch bei der Gestaltung und Erziehung jeder Menschheit die Aufsicht. Das folgende Zitat bezieht sich auf diese Anordnung: »Es gibt auch Manus, denen es obliegt, auf ähnliche Weise für jede Menschheit auf jedem Planeten der Runde zu wirken; der SamenManu plant den Fortschritt im Typus, den jede folgende Menschheit einführt; der Wurzel-Manu inkarniert sich persönlich in ihr, führt und lehrt sie, leitet die Entwicklung und sichert ihren Fortschritt.« Auf welche Weise die notwendige Absonderung der dazu ausgesuchten Muster-Individuen von dem damit beauftragten Manu bewerkstelligt wird und wie er nachher für das größer werdende Gemeinwesen sorgt, darüber ist in anderen Abhandlungen berichtet worden. Hier genügt es, die Art des Vorgangs zu schildern. Es war natürlich eine Absonderung aus einer der Untergruppen der 3. Menschheit auf dem als Lemuria bezeichneten Kontinent, welche dazu bestimmt war, die 4. Menschheit zu erzeugen. Indem ich die Geschichte von Atlantis, soweit nötig, durch die vier von den Karten dargestellten Perioden verfolge, empfiehlt es sich, den Gegenstand unter die folgenden Überschriften einzuteilen: 1. 2.
Ursprung und Sitz der verschiedenen Untergruppen Die Entwicklung ihrer staatlichen Einrichtungen
3. 4. 5. 6.
Ihre Auswanderungen nach anderen Erdteilen Die Entwicklung der Künste und Wissenschaften Ihre Sitten und Gewohnheiten Entstehen und Verfall ihrer religiösen Vorstellungen
Die Namen der verschiedenen Untergruppen müssen zuerst mitgeteilt werden:
1. 2. 3.
Die Rmoahals Die Tlavatli Die Tolteken
4. 5. 6.
Die ersten Turanier Die Ursemiten (weiß) Die Akkadier (weiß) Die Mongolen
7.
die roten Völker
die gelben Völker
Betreffs der Wahl dieser Bezeichnungen ist Folgendes zu sagen. Wo auch immer neuere Ethnologen Spuren einer dieser Untergruppen entdeckt oder sogar einen kleinen Teil davon nachgewiesen haben, geschah die Belegung mit einem Namen lediglich der Einfachheit halber. Von den ersten beiden Untergruppen gibt es aber für die Wissenschaft kaum noch irgendeine vorhandene Spur. So sind denn diese Menschheiten so benannt worden, wie sie sich selbst genannt haben. Die Karte Nr. 1 gibt eine annähernde Vorstellung von der Erdoberfläche vor etwa einer Million Jahren; die Rmoahals traten aber schon ungefähr vier bis fünf Millionen Jahre früher auf, zu einer Zeit, als noch weite Strecken des großen südlichen Kontinents Lemuria existierten und der Erdteil Atlantis noch nicht so ausgedehnt war, wie zu dem Zeitpunkt, welchen Karte 1 darstellt. Auf einem Gebirgsstock dieses Iemurischen Landes wurden die Rmoahals geboren, ungefähr auf dem 7. Grad nördlicher Breite und 5. Grad westlicher Länge, auf einem Atlas von heute also in der Gegend der Aschanti-Küste. Es war ein heißes Land, wo in schilfreichen Sümpfen und feuchten Wäldern
ungeheure vorsintflutliche Tiere ha~sten. Fossile Überreste solcher Pflanzen findet man gegenwärtig in den Steinkohleablagerungen. Die Rmoahals waren eine dunkle Menschheit; ihre Gesichtsfarbe schimmerte ins Mahagonischwarze. Ihre Größe betrug anfangs ungefähr zehn oder zwölf Fuß - wahrlich gigantische Wesen! Doch im Lauf der Jahrhunderte schwand ihre Natur allmählich dahin, wie dies im Wandel der Zeiten bei allen Menschheiten eintrat, und später erreichten sie nur noch eine Größe von vier Fuß. Sie zogen zuletzt nach den südlichen Küsten von Atlantis, wo sie mit der 6. und 7. Iemurischen Untergruppe, die damals diese Gegend bewohnten, fortwährend auf Kriegsfuß lebten. Ein großer Teil des Stammes wanderte schließlich gen Norden, während der Rest sich hier festsetzte und sich mit diesen schwarzen Iemurischen Ureinwohnern durch Heirat vermischte. Das Ergebnis hiervon war, dass zu der Zeit, von der wir reden - zur Zeit der Karte Nr. 1 -, im Süden keine Urformen von ihnen mehr vorhanden waren, und, wie wir sehen werden, deckten später die toltekischen Eroberer ihre Bedürfnisse an Sklaven aus diesen dunklen Menschheiten, welche die Äquatorial-Provinzen und den äußersten Süden des Kontinents bewohnten. Der Rest der Rmoahals erreichte indessen die äußersten, nordöstlichanIsland angrenzenden Vorgebirge und wohnte dort ungezählte Menschenalter hindurch. Ihre Nachkommen waren schließlich, wenigstens dem Namen nach, den semitischen Königen untertan. Wenn auch gesagt wurde, dass sie dort ungezählte Menschenalter hindurch wohnten, so war damit doch nicht gemeint, dass sie dort ohne Unterbrechung gehaust hätten; denn durch den Druck der Verhältnisse wurden sie von Zeit zu Zeit nach Süden getrieben. Die Kälte der Eisperioden hatte bei ihnen natürlich die gleiche Wirkung wie bei den übrigen Völkern. Ohne auf die Frage der verschiedenen Rotationen, welche die Erde ausführt, oder auf die variierenden Exzentrizitätsgrade ihrer Bahn, von denen eine Kombination manchmal für die Ursache der Eiszeiten gehalten wird, näher einzugehen, ist es eine bereits von einigen Astronomen anerkannte Tatsache, dass eine kleinere Eiszeit ungefähr ulle 30 000 Jahre eintritt. Außerdem ist in der Aufzeichnung über
Atlantis zweimal von einem Eisgürtel die Rede, der nicht allein die nördlichen Länder umschloss und verödete, sondern auch· auf den Hauptteil des Kontinents übergriff, so dass alles Lebendige nach den Ländern um den Äquator auswandern musste. Dies geschah das eine Mal in den Tagen der Rmoahals, vor ungefähr 3 000 000 Jahren, das andere Mal, als die Tolteken in der Überzahl waren, vor ungefähr 850 000 Jahren. Bei allen Eisperioden ist aber festzustellen, dass, obgleich die Bewohner der nördlichen Länder gezwungen waren, sich während des Winters weit südlich von diesem Eisgürtel niederzulassen, es doch noch große Distrikte gab, zu denen sie im Sommer zurückkehren konnten und wo sie der Jagd nachgingen, bis sie durch die Kälte des Winters wieder nach Süden getrieben wurden. Das Ursprungsland der Tlavatli oder der 2. Untergruppe war ein Eiland an der Westküste von Atlantis. Die Stelle ist auf der Karte Nr. 1 mit der Zahl 2 bezeichnet. Von da breiteten sie sich über das eigentliche Atlantis aus, hauptsächlich über den mittleren Teil des Kontinents, dehnten sich aber auch allmählich nach Norden bis zu der dem Vorgebirge von Grönland gegenüberliegenden Küste aus. In physischer Hinsicht waren sie eine mächtige und zähe Menschheit von rotbrauner Hautfarbe, erreichten aber nicht ganz die Größe der Rmoahals, welche von ihnen noch weiter nach Norden gedrängt wurden. Sie waren immer ein Bergvolk, und ihre Hauptniederlassungen befanden sich in den Bergdistrikten im Inneren des Landes. Ein Vergleich der Karten 1 und 4 zeigt, dass dies nahezu dieselben Länder waren, die zuletzt die Insel Poseidanis bildeten. Zur Zeit der ersten Karte bevölkerten sie auch- wie eben erwähnt- die nördlichen Küsten, während eine Vermischung der Tlavatli und Tolteken die westlichen Inseln bewohnte, welche später einen T~il des amerikanischen Festlandes bildeten. Wir kommen jetzt zu den Tolteken, der 3. Untergruppe. Diese entwickelte sich außergewöhnlich gut. Sie beherrschte den ganzen Kontinent Atlantis mehrere tausend Jahre lang mit großer Kraft und Herrlichkeit. Die Tolteken waren in der Tat so hervorragend und mit solcher Lebenskraft ausgestattet, dass Mischheiraten mit den fol-
"enden Stämmen ihren Typus nicht zu ändern vermochten, dass vielmehr der letztere im Wesentlichen der toltekische blieb. HunderttauNcnde von Jahren später finden wir noch in Mexiko und Peru ferne Abkömmlinge, umgeben von Glanz und Macht, das Zepter führend, Iunge bevor ihre entarteten Nachkommen durch die wilderen Azteken-Stämme aus dem Norden unterjocht wurden. Ihre Hautfarbe war ebenfalls rotbraun; doch waren sie röter oder mehr kupferfarhig als die Tlavatli. Auch sie erreichten eine beträchtliche Größe; durchschnittlich betrug dieselbe zur Zeit ihrer Blüte ungefähr acht Fuß; aber sie schrumpfte allmählich, wie bei allen Menschheiten, zu der gewöhnlichen Größe von heute zusammen. Der Typus war dne Verbesserung der beiden vorhergehenden Untergruppen; die Gesichtszüge waren regelmäßig und scharf ausgeprägt, unserem alten griechischen Typus ähnlich. Das Geburtsland dieses Volkes war ungefähr die auf der Karte 1 mit der Zahl 3 bezeichnete Gegend. Es lag nahe der Westküste von Atlantis, ungefähr auf dem 30. nörd1ichen Breitengrad, und das ganze umliegende Land - der Hauptteil der Westküste dieses Erdteils- war mit Tolteken bevölkert. Aber wie wir bei der Besprechung der politischen Organisation sehen werden, dehnte sich ihr Gebiet schließlich quer durch den Kontinent aus, und von ihrer großen Hauptstadt auf der östlichen Küste übten die toltekischen Kaiser beinahe eine Weltherrschaft aus. Diese drei ersten Untergruppen werden die »roten« Völker genannt. Eine Blutvermischung zwischen ihnen und den vier folgenden Völkern kam anfangs selten vor. Die letzteren vier, obgleich unter sich beträchtlich verschieden, werden als »gelbe« Völker bezeichnet. Die gelbe Farbe ist jedoch eigentlich nur den turanischen und mongolischen Völkern eigen, die semitischen und akkadischen Völker waren im Vergleich zu ihnen weiß zu nennen. Die Turanier oder 4. Untergruppe nahmen ihren Ursprung auf der östlichen Seite des Kontinents, südlich von den Bergdistrikten der Tlavatli. Die Gegend ist in der Karte 1 mit 4 bezeichnet. Die Turanier waren von Anfang an Kolonisten; eine große Zahl derselben wanderte nach dem östlich von Atlantis gelegenen Gebiet aus. Niemals beherrschten sie den Mutterkontinent gänzlich, obgleich einige ihrer
Stämme und Abkömmlinge zu ansehnlicher Macht gelangten. Die gesamten Mittelländer des Erdteils, westlich und südlich von den tlavatlischen Bergdistrikten, waren ihre bevorzugte, obwohl nicht ausschließliche Heimat; denn sie teilten sich diese Länder mit den Tolteken. Die merkwürdigen politischen und sozialen Versuche, die diese Untergruppe anstellte, werden weiter unten mitgeteilt werden. Bezüglich der Ursemiten oder der 5. Untergruppe sind die Ethnologen einigermaßen in Verwirrung geraten, was, auch in Anbetracht der sehr ungenügenden Daten, welche ihnen zu Gebote stehen, ganz natürlich erscheint. Diese Untergruppe entwickelte sich in den Bergländern, welche die südlichere der beiden nordöstlichen Halbinseln bildeten. Heute befinden sich dort, wie wir gesehen haben, Schottland, Irland und einige der benachbarten Meere. Diese Gegend ist auf Karte 1 mit 5 bezeichnet. Auf diesem wenig begehrten Teil des großen Kontinents gedieh und blühte die Untergruppe. Jahrhundertelang behauptete sie ihre Unabhängigkeit gegen die Angriffe der im Süden herrschenden Könige, bis auch für sie die Zeit kam, sich weiter auszubreiten und Kolonien anzulegen. Es sei daran erinnert, dass, als die Semiten zu Macht gelangten, Jahrhunderttausende vergangen und die Periode der Karte 2 herangekommen war. Sie waren ein unruhiges, unzufriedenes Volk, immerfort mit seinen Nachbarn im Streit liegend, besonders mit den damals sich machtvoll entwickelnden Akkadiern. Die Urheimat der Akkadier, der 6. Untergruppe, wird auf der Karte 2 (mit 6 bezeichnet) gefunden; denn ihr Auftreten erfolgte erst nach der großen Katastrophe vor 800 000 Jahren. Dieses Volk stammt aus dem Land östlich von Atlantis, ungefähr in der Mitte der großen Halbinsel, deren südwestlicher Ausläufer sich gegen den alten Kontinent hin erstreckte. Die Stelle befindet sich annähernd auf dem 42. Grad nördlicher Breite und 10. Grad östlicher Länge. Sie begnügten sich indessen nicht lange mit ihrem Geburtsland, sondern gingen auf den nunmehr kleiner gewordenen Kontinent Atlantis über. Sie kämpften mit den Semiten in vielen Schlachten zu Wasser und zu Lande, und sehr beträchtliche Flotten kamen auf beiden Seiten zur Verwendung. Schließlich, ungefähr vor 100 000 Jahren, besiegten
111 die Semiten gänzlich, und von da an wurde in der alten semiU•chen Hauptstadt eine akkadische Dynastie errichtet, welche das LMnll mehrere hundert Jahre lang weise regierte. Die Akkadier waltll ein großes handeltreibendes, seefahrendes und kolonisierendes Vnlk; sie errichteten viele Umschlagplätze für den Handel mit fernen LMnc.lern. l>ie mongolische oder 7. Untergruppe scheint allein mit dem Mutltrkontinent gar keine Berührung gehabt zu haben. Sie stammt aus lll'll Ebenen der Tartarei (die Stelle ist in der Karte 2 mit 7 bezeich111'1), ungefähr aus der Gegend um den 63. Grad nördlicher Breite und 140. Grad östlicher Länge. Sie wurde direkt aus den Abkömmlingen d.,r turanischen Völker entwickelt, die sie allmählich über den gröt\c.'rcm Teil Asiens verdrängte. Die Mongolen vermehrten sich außerlll'llentlich, und sogar noch heute gehen viele Volksstämme auf diese "'Ir-Mongolen« zurück.
Staatliche Einrichtungen. In einer solch kurz gefassten Überlllkht wie dieser kann eine Beschreibung der weiteren Teilung der l Intergruppen in einzelne Nationen mit eigenem Typus und Charaktrr nicht gegeben werden. Es kann hier nur versucht werden, die verIIU.'hiedenen staatlichen Einrichtungen während der langen Perioden cl~r jeweiligen Menschheiten in breiten Umrissen zu skizzieren. WUhrend wir erkennen, dass sowohljede Untergruppeals auchjede Menschheit bestimmt ist, in gewissen Hinsichten auf höherem Nivcnu als die vorhergehende zu stehen, müssen wir auch die zyklische Nutur der Entwicklung berücksichtigen, welche die Menschheit wie nuch den einzelnen Menschen durch die verschiedenen Phasen der Kindheit, der Jugend und des Mannesalters wieder zurück zur Kindheit des Greisenalters führt. Schließlich bedeutet Entwicklung ja not wendigerweise Fortschritt, selbst wenn das sich Zurückwenden der aufsteigenden Spirale den Gang von Politik und Religion nicht hlol3 als Entwicklung und Fortschritt, sondern auch als Rückschritt und Verfall erscheinen lässt. Man muss daher bei der Erwähnung, dass die erste Untergruppe ~il.·h der vollkommensten Regierung erfreute, verstehen, dass sie die-
semehr den Notwendigkeiten ihrer Kindheit als den Verdiensten ihrer Mannesreife verdankte. Die Rmoahals waren unfähig, irgendeine geordnete Regierungsform selbst zu entwickeln; auch erreichten sie niemals eine so hohe Zivilisation, wie die der 6. und 7. lemurischen Untergruppe. Der Manu, der die Absonderung bewirkte, inkarnierte sich aber nicht, sondern herrschte als König; und selbst als er nicht mehr sichtbaren Anteil an der Regierung nahm, waren doch stets, wenn es die Umstände erheischten, Adepten oder göttliche Könige vorhanden, um für das noch in den Kinderschuhen steckende Gemeinwesen zu sorgen. Die Menschheit hatte damals noch nicht den Grad der Entwicklung erreicht, um vollständig initiierte Adepten hervorbringen zu können. Die oben erwähnten Könige, einschließlich des Manu selbst, müssen daher als aus einem anderen Weltsystem hervorgegangen angesehen werden. Die Tlavatli-Stämme zeigten in der Kunst des Regierens einige Zeichen des Fortschritts. Ihre verschiedenen Völker oder Nationen wurden von Häuptlingen oder Königen regiert, welche ihre Würde und Macht gewöhnlich durch Volksabstimmungen erhielten. Hierbei fiel die Wahl natürlich auf die mächtigsten Persönlichkeiten und streitbarsten Krieger. Ein bedeutendes Reich wurde schließlich von ihnen geschaffen, in welchem ein König dem Namen nach der Erste war, dessen Oberherrschaft aber eher in äußeren Ehren als in wirklicher Macht bestand. Die toltekischen Völker entwickelten die höchste Zivilisation; sie organisierten das mächtigste Reich unter allen atlantischen Völkern, und damals war es, dass das Prinzip der Erbnachfolge zum ersten Mal eingesetzt wurde. Anfangs war diese Welt in eine Anzahl kleiner, unabhängiger Königreiche unterteilt, welche beständig miteinander und mit den Lemuro-Rmoahals im Süden Krieg führten. Diese letzteren wurden nach und nach besiegt und unterworfen, viele ihrer Stämme in die Sklaverei geführt. Vor ungefähr einer Million Jahren vereinigten sich indessen diese getrennten Königreiche zu einem großen Bund mit einem von allen anerkannten Kaiser an der Spitze. Dies würde natürlich durch große Kriege herbeigeführt, die aber mit Frieden und Gedeihen für die Gesamtheit zum Abschluss kamen.
Man muss sich erinnern, dass der größte Teil der Menschheit damals noch psychische Fähigkeiten besaß, die Fortgeschrittensten sich der erforderlichen Übung in den esoterischen Schulen unterzogen und verschiedene Stufen der Initiation erreichten und einige sogar die Adeptschaft erlangt hatten. Der zweite dieser Kaiser war ein Adept, und die göttliche Dynastie beherrschte jahrtausendelang nicht allein alle Königreiche, in welche Atlantis aufgeteilt war, sondern auch die Halbinseln im Westen sowie den südlichen Teil des benachbarten Landes im Osten. Erforderlichenfalls wurde diese Dynastie seitens der Initiierten erneuert; doch in der Regel ging die Macht vom Vater auf den Sohn über, die alle mehr oder weniger qualifiziert waren. In einigen Fällen empfing der Sohn einen weiteren Grad aus den Händen seines Vaters. Während dieser ganzen Periode hielten diese initiierten Herrscher die Verbindung mit der Geistigen Hierarchie, welche die Welt regiert, aufrecht, unterwarfen sich ihren Gesetzen und handelten in Übereinstimmung mit ihren Plänen. Dies war das goldene Zeitalter der toltekischen Zivilisation. Die Regierung war gerecht und wohlwollend. Künste und Wissenschaften blühten und die auf diesen Gebieten Tätigen erzielten, da sie esoterisches Wissen besaßen, ungeheure Erfolge. Der religiöse G1aube und die Gebräuche waren noch verhältnismäßig rein - in der Tat hatte das Reich von Atlantis zu dieser Zeit seinen Höhepunkt erreicht. Nachdem dieses goldene Zeitalter ungefähr 100 000 Jahre gewährt hatte, setzten die Entartung und der Verfall ein. Viele der tributpflichtigen Könige und eine große Zahl der Priester und ihrer Anhänger härten auf, ihre Fähigkeiten und Kräfte in Übereinstimmung mit den Gesetzen zu gebrauchen, welche ihre göttlichen Herrscher, deren Vorschriften und Ratschläge jetzt missachtet wurden, ihnen gegeben hatten. Ihre Verbindung mit der Geistigen Hierarchie ging zu Ende. Mehr und mehr wurden persönliche Größe, Erlangung von Reichtum und Ansehen, die Erniedrigung und der Untergang ihrer Feinde die Ziele, auf welche sie ihre okkulten Kräfte richteten. Ihrem gesetzmä(3igen Gebrauch entfremdet und auf alle Arten selbstsüchtiger und böswilliger Zwecke angewandt, führten diese Kräfte unvermeidlich zu dem, was wir »Zauberei« nennen müssen. So sehr dies Wort auch vom
Odium belastet ist, das Leichtgläubigkeit einerseits und Betrug andererseits seit Jahrhunderten des Aberglaubens und der Unwissenheit immer mehr mit ihm verknüpft haben, so wollen wir die schrecklichen Wirkungen, die dieses Wort stets über die Welt bringt und den eigentlichen Sinn desselben hier doch einmal in Betracht ziehen. Teilweise durch ihre psychischen Fähigkeiten, welche in den Tiefen des Materialismus, zu welcher die Atlanter nachher herabsanken, noch nicht ausgelöscht waren, teilweise aber auch durch ihre wissenschaftlichen Errungenschaften während des Höhepunktes der atlantischen Zivilisation erlangten die Begabtesten und Tatkräftigsten von ihnen in das Wirken der Naturgesetze allmählich mehr und mehr Einsicht und über einige ihrer verborgenen Kräfte immer bessere Kontrolle. Die Entweihung dieses Wissens nun und sein Missbrauch zu selbstsüchtigen Zwecken ist das, was man unter Zauberei zu verstehen hat. Wie verderblich die Wirkungen sind, die einer solchen Entweihung folgen, das wird durch die schrecklichen Katastrophen, welche die Menschheit ereilten, zur Genüge dargetan. Nachdem die schwarze Kunst Eingang gefunden hatte, stand es fest, dass sie in immer weitere Kreise eindringen würde. Nachdem die spirituelle Führung sich ganz zurückgezogen hatte, erreichte das karnische (Begierden-)Prinzip, welches der Reihenfolge nach das vierte ist, während der vierten Menschheit natürlich seinen Höhepunkt und kam immer mehr zur Geltung. Wollust, Rohheit und Wildheit waren alle im Zunehmen begriffen, und die tierische Natur im Menschen war ihrer niedrigsten Ausdrucksform nahe. Die Frage der Moral schied von Anfang an die atlantische Menschheit in zwei feindliche Lager, und wovon sich in den Zeiten der Rmoahals nur Anfänge zeigten, das wurde in der toltekischen Ära in erschreckender Weise auf die Spitze getrieben. Die »Schlacht von Armageddon« wird immer und immer wieder in jedem Zeitalter ausgefochten. Die, welche den »schwarzen Künsten« oblagen, unterwarfen sich dem weisen Regiment der initiierten Kaiser nicht länger, sondern wurden aufständisch und setzten einen Gegenkaiser ein, der nach vielen harten Kämpfen den weißen Kaiser aus seiner Hauptstadt, der »Stadt der goldenen Tore«, vertrieb und sich selbst auf den Thron setzte.
Der weiße Kaiser, nach Norden vertrieben, ließ sich in einer Stadt nieder, welche ursprünglich von den Tlavatli auf der südlichen Ecke des Bergdistriktes gegründet worden, jetzt aber der Sitz eines der tributpflichtigen toltekischen Könige war. Dieser hieß den weißen Kaiser freudig willkommen und stellte die Stadt zu seiner Verfügung. Einige weitere der tributpflichtigen Könige blieben ihm ebenfalls treu; die meisten leisteten aber dem neuen, in der alten Hauptstadt regierenden Kaiser den Eid der Treue. Ihre Treue währte indessen nicht lange. Die tributpflichtigen Könige strebten beständig nach Unabhängigkeit, und fortwährend tobte der Krieg in verschiedenen Teilen des Reiches. Viele nahmen zur Zauberei ihre Zuflucht, in der Absicht, die Zerstörungsmacht ihrer Armeen noch zu verstärken. Diese Vorgänge spielten sich etwa 50 000 Jahre vor der ersten großen Katastrophe ab. Von diesem Zeitpunkt an wurde es immer schlimmer; die Zauberer bedienten sich ihrer Macht immer ungenierter und rücksichtsloser, und ein immer größerer Teil des Volkes erwarb sich diese schrecklichen »schwarzen Künste« und übte sie aus. · Dann brach die fürchterliche Vergeltung über sie herein; Millionen und aber Millionen kamen um. Die »Stadt der goldenen Tore« war zu einer wahren Lasterhöhle geworden, bis die Wellen sie überfluteten und ihre Bewohner begruben. Der »schwarze« Kaiser samt sein~r Dynastie ging unter, um nicht wieder zu erstehen. Sowohl der Kaiser im Norden als auch die initiierten, auf dem ganzen Kontinent verstreuten Priester sahen lange vorher die kommenden bösen Tage gcnau voraus, und die folgenden Seiten werden über die vielen von Priestern geleiteten Auswanderungen berichten, welche sowohl dieser als auch späteren Katastrophen vorausgingen. Der Kontinent war jetzt schrecklich zerrissen. Aber selbst das ganze untergegangene Gebiet stellte den angerichteten Schaden noch keineswegs vollständig dar; denn Flutwellen rollten über große Landstrecken hin und verwandelten sie in unbewohnbare Sümpfe. Ganze Provinzen wurden unfruchtbar und blieben Generationen hindurch in einem unbebauten, verwüsteten Zustand. Die übrig gebliebene Bevölkerung erhielt dadurch eine furchtbare
Warnung. Sie nahm sie zu Herzen, und Zauberei herrschte eine Zeit lang weniger unter ihnen vor. Lange Zeit verging, bis wieder eine neue, mächtige Regierung eingesetzt war. Wir finden in der »Stadt der goldenen Tore« schließlich eine semitische Dynastie von Zauberern auf dem Thron; die Tolteken jedoch gelangten während der Periode der Karte Nr. 2 nicht wieder zur Herrschaft. Zwar war die toltekische Bevölkerung immer noch beträchtlich; doch blieb nur ein kleiner Teil auf dem Mutterkontinent zurück. Auf der Insel Ruta kam jedoch während der Periode der Karte Nr. 3 eine toltekische Dynastie wieder zur Macht und beherrschte durch ihre tributpflichtigen Könige einen großen Teil der InseL -Diese Dynastie war der schwarzen Kunst ergeben, welche während aller vier Perioden immer mehr Übergewicht gewann, bis sie den Gipfelpunkt in der unvermeidlichen Katastrophe erreichte, welche die Erde größtenteils von diesem ungeheuren Übel befreite. Man sollte im Gedächtnis behalten, dass stets, selbst bis zum Untergang der Poseidonis, ein initiierter Kaiser oder König - oder wenigstens einer, der das »gute Gesetz« anerkannte- in einem Teil des Insel-Kontinentes herrschte. Er handelte unter der Führung der Geistigen Hierarchie, beaufsichtigte die bösen Zauberer, wo es möglich war, und leitete und unterrichtete die kleine Minderzahl, welche noch willens war, ein reines und heilsames Leben zu führen. Später wurde der Regel nach dieser »weiße« König von der Handvoll Priester, die dem »guten Gesetz« noch Folge leisteten, zum Herrscher erwählt. Über die Tolteken bleibt wenig mehr zu sagen übrig. Auf Poseidonis war die Bevölkerung der ganzen Insel mehr oder weniger gemischt. Zwei Königreiche und eine kleine Republik im Westen teilten das Land unter sich. Der nördliche Teil war von einem initiierten König beherrscht. Im Süden hatte man die Erbfolge abgeschafft, und es erfolgte die Wahl durch das Volk. Ausschließliche Dynastien gab es nicht mehr; aber Könige toltekischen Geblüts erhoben sich gelegentlich im Norden und im Süden zur Herrschaft. Das nördliche Königreich wurde beständig von seinem südlichen Rivalen bedrängt, welcher von dessen Gebiet immer mehr annektierte. Das Schicksal des toltekischen Volkes ist etwas ausführlicher be-
handelt worden. Bei den vier folgenden Untergruppen sollen uns die politischen Hauptvorgänge nicht lange beschäftigen; denn keine von ihnen erreichte eine so hohe Zivilisation wie die toltekische - in der Tat hatte der Niedergang dieser Menschheit seinen Anfang genommen. Es scheint eine Art feudalen Systems gewesen zu sein, welches die angeborene Neigung der turanischen Völker zu entwickeln anstrebte. Jeder Häuptling war auf seinem Gebiet unumschränkt, und der König war nur der Erste unter Gleichen (prirnus inter pares). Die Häuptlinge, welche seinen Rat bildeten, ermordeten gelegentlich ihren König und setzten einen der ihren auf den Thron. Die Turanier waren ein unruhiges und gesetzloses Volk- roh und grausam. Die Tatsache, dass zu gewissen Zeiten ihrer Geschichte Regimenter von Frauen mit-in den Krieg zogen, ist für die zuletzt genannten Charakterzüge bezeichnend. Von größtem Interesse in ihrer Geschichte ist der seltsame Versuch, den sie in sozialer Hinsicht anstellten, der wegen seines politischen Ursprungs allerdings besser bei den »Sitten und Gebräuchen« mitzuteilen wäre. Infolge ihrer fortgesetzten Niederlagen in den Kriegen mit ihren toltekischen Nachbarn befanden sie sich stark in der Minderzahl und wünschten daher vor allem Bevölkerungszuwachs. Sie erließen deshalb Gesetze, wonach jedem Mann die direkten Lasten des Unterhalts seiner Familie abgenommen wurden. Der Staat übernahm diese Lasten und sorgte für die Kinder, die als Staatseigentum ungesehen wurden. Dadurch erreichten die Turanier natürlich eine Zunahme der Geburten; doch die Zeremonie der Eheschließung kam in Misskredit. Die Bande des Familienlebens, die Gefühle elterlicher l.iebe, wurden natürlich zerstört, der Plan daher als verfehlt erkannt und endlich aufgegeben. Auch noch andere Versuche, ökonomische I •'ragen, die uns noch heute beschäftigen, sozialistisch zu lösen, wurden von diesem Volk gernacht und wieder verworfen. Die Urserniten, welche eine streitsüchtige, plündernde, aber enl~rgische Menschheit waren, neigten stets einer patriarchalischen llrl(ierungsform zu. Ihre Kolonisten, welche gewöhnlich ein Nomadnrleben führten, bekannten sich fast ausschließlich zu dieser Form;
sie errichteten aber, wie wir gesehen haben, in den Tagen der Periode der Karte Nr. 2 ein bedeutendes Reich und waren im Besitz der großen »Stadt der goldenen Tore«. Zuletzt mussten sie indessen doch der neu erstandenen Macht der Akkadier weichen. Während der Periode der Karte Nr. 3, vor ungefähr 100 000 Jahren, brachen die Akkadier endlich die Macht der Semiten. Die Akkadier oder die 6. Untergruppe waren viel gesetzliebender als ihre Vorgänger. Sie lebten als Händler und Seeleute in geordneten Gemeinwesen und wiesen eine ihren Neigungen entsprechende oligarchische Regierungsform auf. Als Besonderheit bei ihnen, für welche in neuerer Zeit nur Sparta ein Beispiel abgibt, können die Doppelkönige in einer Stadt genannt werden. Aus ihrer Vorliebe für Seefahrten ging wahrscheinlich das Studium der Gestirne hervor, zu dem sie in der Folge ganz besonders hinneigten. Ihre Errungenschaften in der Astronomie und Asttologie wareri bedeutend. Die Mongolen waren eine Veredelung ihrer unmittelbaren Vorfahren, der rohen Turanier. Auf den weiten Steppen Ostsibiriens geboren, haben sie niemals mit dem Mutterkontinent in Beziehung gestanden und wurden ohne Zweifel infolge ihrer Umgebung ein nomadisierendes Volk. Psychischer und religiöser als ihre Stammväter, die Turanier, neigten sie der Regierungsform mit einem Souverän an der Spitze zu, welcher sowohl oberster weltlicher Herrscher als auch Ober-Priester sein sollte.
Auswanderungen. Das Entstehen von Auswanderungen ist auf drei Ursachen zurückzuführen. Das turanische Volk war, wie wir gesehen haben, schon bei seinem Auftauchen vom Geist des Kolonisierens beseelt und brachte die Kolonisation auch auf eine beträchtliche Höhe. Die Semiten und Akkadier waren gleichfalls bis zu einem gewissen Grad kolonisierende Völker. Als im Laufe der Zeit die Bevölkerung immer mehr anwuchs und die Lebensmittel nicht mehr auszureichen drohten, machte sich in allen Menschheiten dieser Mangel fühlbar und zwang einen Teil derselben, nach einem Lebensunterhalt in weniger bevölkerten Gegenden zu suchen. Dazu muss man wissen, dass, als die Atlanter ihren Höhe-
punktwährend der toltekischen Ära erreichten, die Bevölkerungsdichtigkeit per Quadratmeile auf dem Kontinent Atlantis wahrscheinlich der heutigen in England und Belgien mindestens gleichkam. So viel ist sicher, dass zwar der für die Bebauung vorhandene nutzbare Raum in jenem Zeitalter viel größer war als in dem unsrigen, dass aber auch die Gesamtbevölkerung der Erde sich damals auf die sehr hohe Zahl von ungefähr zwei Milliarden bezifferte. Auch von Priestern geleitete Auswanderungen gab es; jeder Katastrophe, von denen es viel mehr gab als die angeführten vier großen, gingen sie voraus. Die initiierten Könige und Priester, welche dem ))guten Gesetz« gehorchten, wussten um die drohenden unglücklichen Ereignisse lange zuvor. Infolge der prophetischen Warnung, die von einem solchen ausging, wurde jeder ein natürlicher Mittelpunkt und schließlich der Führer einer Schar Kolonisten. Es sei hier hemerkt, dass die Beherrscher des Landes später diese von Priestern ungeführten Auswanderer sehr übel behandelten; da sie ihre Reiche urm zu machen und zu entvölkern drohten, mussten sie sich eines Nachts heimlich davonmachen. Wenn wir in rohen Umrissen die Wege der Auswanderung verllllgen, welche im Verlauf der Zeit bei jeder Untergruppe stattfand, mUssen wir zuletzt bei den Ländern anlangen, welche ihre späteren 1\hkömmlinge heute bewohnen. Zwecks Schilderung der frühesten Auswanderungen müssen wir wieder zu den Tagen der Rmoahals zurückkehren. Der Teil von ihnen, welcher die nordöstlichen Küsten bewohnte, lebte weitgehend INnliert. Durch die Tlavatli-Krieger im Süden gebrandschatzt und weitergenNorden getrieben, begannen sie nach dem benachbarten Lund im Osten und nach dem noch näheren Vorgebirge Gränlands uuszuwandern. In der Periode der Karte Nr. 2 blieben auf dem damnls verringerten Mutterkontinent keine ursprünglichen Rmoahals 1.urUck, sondern sie besetzten das nördliche Vorgebirge des damals Im Westen sich erhebenden Kontinents sowie das bereits genannte t!l'i\nländische Vorgebirge und die westlichen Ländereien der großen Nknndinavischen Insel. Auch in dem nördlich des zentralasiatischen Mrcrcs liegenden Land gründeten sie eine Kolonie.
Britannien und die Picardie bildeten damals einen Teil der skandinavischen Insel, während die letztere selbst in der Periode der Karte Nr. 3 ein Teil des auftauchenden Kontinents Europa wurde. In Frankreich sind jetzt Überbleibsel dieser Kultur in den Quaternär-Schichten gefunden worden, und der Brachycephale oder die rundköpfige Spezies, bekannt als der »Vierfußmensch«, kann als passender Durchschnittstypus der Atlanter in ihrem Verfall betrachtet werden. Als die zerstreuten und entarteten Überreste von ihnen, welche bald durch eine Eisperiode nach Süden, bald durch die Eroberungslust ihrer mächtigeren Nachbarn nach Norden getrieben wurden, können heute die Lappen angesehen werden, wenn freilich auch hier einige Vermischung mit anderen Völkern stattgefunden hat. Und so ist es denn gekommen, dass dieser Menschentypus der gerade Abkömmling jener Riesen ist, welche vor fast fünf Millionen Jahren in den Äquator-Ländern Lemurias das Dasein erblickte. Die Tlavatli-Kolonisten scheinen sich nach allen Himmelsrichtungen ausgebreitet zu haben. Während der Periode der Karte Nr. 2 waren ihre Abkömmlinge sowohl an den westlichen Gestaden des damals entstehenden amerikanischen Kontinents (Kalifornien) als auch auf seinen äußersten südlichen Küsten (Rio de Janeiro) ansässig. Wir finden sie auch auf den östlichen Gestaden der skandinavischen Insel; einige von ihnen durchschifften sogar den Ozean, umsegelten die Küsten Afrikas und erreichten Indien. Hier gingen sie mit den Iemurischen Ureinwohnern Mischehen ein und bildeten so die dravidischen Völker. Später vermischten sich diese mit der fünften Menschheit, woraus die mannigfaltigen Typen entstanden, wie wir sie heute in Indien finden. In der Tat haben wir hier ein sehr treffendes Beispiel, wie äußerst schwierig es ist, irgendeine Abstammung nur nach dem physischen Augenschein entscheiden zu wollen; denn es wäre leicht möglich, dass sich Egos der 5. Menschheit unter den Brahmanen, solche der 4. Menschheit unter den »niedrigeren« Kasten und einige Nachzügler der 3. Menschheit unter den Bergstämmen inkarnierten. Während der Periode der Karte Nr. 4 haben wir eine Tlavatli-Be-
völkerung im südlichen Teil Südamerikas, woraus zu schließen ist, dass die Patagonier in den alten Tlavatlis wahrscheinlich ihre Vorfahren hatten. Überbleibsel von ihnen sowie der Rmoahals sind in den QuaternärSchichten Zentraleuropas gefunden worden, und der dolichocephalische »Cro-Magnon-Mensch« kann als Durchschnittstypus jener Atlanter in ihrem Verfall betrachtet werden, während die »Pfahlbautenbewohner« der Schweiz ein noch früherer, aber nicht ganz reiner Sprössling derselben waren. 26 Völlig unvermischt stellen die Menschheit heute nur noch einige der braunen Indianerstämme Südamerikas dar. Betrachten wir jetzt die Tolteken. Diese wanderten hauptsächlich westwärts aus; die benachbarten Küsten des amerikanischen Kontinents waren in der Periode der Karte Nr. 2 von einer rein toltekischen Bevölkerung bewohnt, während die meisten auf dem Mutterkontinent zurückgebliebenen Tolteken sich sehr stark mit anderen Stämmen vermischten. Diese breiteten sich in Nord- und Südamerika aus und gelangten dort zur Blüte. Jahrtausende später entstanden in diesem Gebiet die mächtigen, in der Geschichte erwähnten oder mindestens durch Überlieferung bekannten Reiche von Mexiko und Peru, für deren Bestehen zahlreiche Überbleibsel großartiger Kunsthauten ein beredtes Zeugnis ablegen. Nebenbei bemerkt, erreichte das mexikanische Reich, wenn es auch jahrhundertelang nach un,\'t)ren Begriffen von Zivilisation groß und mächtig war, doch nie die Kulturstufe Perus unter der Herrschaft der Ur-Inkas vor ungefähr 14 000 Jahren; denn den allgemeinen Volkswohlstand, die gerechte und wohlwollende Regierung, die unparteiische Landverteilung und das reine religiöse Leben der Bewohner dieses Reiches könnte man uls ein wenn auch schwaches Wiederaufleben des goldenen Zeitaltcrs der Tolteken auf dem Mutterkontinent ansehen. ).(1
Geologen und Paläontologen wird es bekannt sein, dass Ihre Wissenschaften das Auftreten des >>Cro-Magnon-Menschen« früher ansetzen als das des >>Vierfuß-Menschen«; da wir aber sehen, dass die beiden ungeheure Zeiträume hindurch nebeneinander herliefen, so kann es sehr wohl sein, dass das einzelne »Cro-Magnon«-Skelett, obwohl der zweiten Menschheit zugehörig, Jahrtausende vor dem einzelnen Vierfuß-Menschen in den Quaternär-Schichten abgelagert wurde.
Der beste Repräsentant der Tolteken ist heutzutage der Durchschnittsindianer Nord- und Südamerikas; mit dem hoch zivilisierten Tolteken während ihrer Blütezeit kann er aber natürlich nicht verglichen werden. Es ist hier notwendig, einen Bericht über Ägypten einzufügen, welcher weitgehende Aufklärung über dessen frühere Geschichte bringen wird. Die erste Niederlassung in jenem Land war zwar nicht im eigentlichen Sinn des Wortes eine Kolonie; die ersten Auswanderer, die sich mit den Ureinwohnern vermischten und sie zu beherrschen versuchten, waren aber Tolteken. Es war zunächst eine große lnitiiertenloge, welche dorthin verlegt wurde. Dies geschah vor ungefähr 400 000 Jahren. Das goldene Zeitalter der toltekischen Völker war längst vorbei. Die erste große Katastrophe hatte bereits stattgefunden. Ihre sittliche Entartung und die »schwarzen Künste« traten immer deutlicher hervor und nahmen immer größeren Umfang an. Die Weiße Loge brauchte reinere Umgehungen, und da Ägypten eine isolierte Lage hatte und dünn bevölkert war, wurde dieses Land zu einer Niederlassung ausersehen. Dieselbe erwies sich als zweckentsprechend, und die Initiiertenloge konnte ihr Werk dort fast 200 000 Jahre lang ungestört fortsetzen. Vor etwa 210 000 Jahren, als die Zeit dazu gekommen war, gründete die Loge ein Reich- Ägyptens erste »Göttliche Dynastie« -und begann mit der Belehrung des Volkes. Da erschien von Atlantis her der erste große Kolonistenzug, und irgendwann während der 10 000 Jahre vor der zweiten Katastrophe wurden die beiden großen Pyramiden von Gizeh erbaut, teils zwecks Gewinnung dauernder Initiationshallen, teils auch, um einem wichtigen Krafttalisman als Schatzkammer und Aufbewahrungsort während der den Initiierten als bevorstehend bekannten Überflutung zu dienen. Karte Nr. 3 zeigt Ägypten zu jenem Zeitpunkt als unter Wasser. Und es verblieb so geraume Zeit hindurch. Nach seinem Wiederauftauchen aber ward es sowohl wieder von Abkömmlingen mancher seiner alten Bewohner, die sich auf die abessinischen Gebirge zurückgezogen hatten (das Gebirge ist auf Karte Nr. 3 als Insel dargestellt), als auch von neuen Zuzügen atlantischer Kolonialisten aus verschiedenen Teilen der
Erde bevölkert. Der ägyptische Typus erfuhr damals durch in großer Anzahl eingewanderte Akkadier einige Änderungen. Dies geschah unter Ägyptens zweiter »Göttlicher Dynastie« - die Herrscher des Landes waren wieder initiierte Adepten. Die Katastrophe vor 80 000 Jahren setzte das Land abermals, doch diesmal nur vorübergehend, unter Wasser. Nach dem Zurückfluten der Gewässer begann die Herrschaft der dritten »Göttlichen Dynastie« - welche von Manetho erwähnt wird - und unter ihren ersten Königen wurden der große Tempel von Karnak und viele der älteren, jetzt noch in Ägypten vorhandenen Bauwerke geschaffen. Mit Ausnahme der beiden großen Pyramiden ist in der Tat vor der Katastrophe vor 80 000 Jahren kein Bauwerk Ägyptens entstanden. 27 Beim schließliehen Untergang von Poseidanis ging eine neue Flutwelle über Ägypten hinweg. Auch dies war zwar nur eine vorübergehende Kalamität, sie setzte aber den Göttlichen Dynastien ein Ziel; denn die Initiiertenloge war in ein anderes Land übergesiedelt. Die Turanier, welche in der Periode der Karte Nr. 1 die nördlichen Teile des unmittelbar im Osten von Atlantis liegenden Gebietes kolonisiert hatten, besetzten in der Periode der Karte Nr. 2 auch seine NUdlichen Gestade (welche das jetzige Marokko und Algerien einHchlossen). Wir finden die Turanier auch auf der Weiter-Wanderung nuch Osten, und sowohl die Ost- als auch die Westküsten des zentralUNiatischen Meeres wurden von ihnen bevölkert. Scharen derselben drangen zuletzt sogar noch weiter östlich vor, so dass ihrem Typus um Nächsten heute die Bewohner Innerchinas stehen. Eine merkwUrdige Fügung des Schicksals ist hinsichtlich eines ihrer westlichen Schößlinge zu verzeichnen. Viele Jahrhunderte hindurch von Ihren mächtigeren toltekischen Nachbarn beherrscht, war es doch noch einem kleinen Zweig des turanischen Wurzelstockes vorbehalten, das letzte große, von den Tolteken errichtete Reich zu erobern und zu ersetzen; denn in den rohen und dürftig zivilisierten Azteken lh,ss Thranier-Blut. Die semitischen Auswanderungen waren zweierlei Art: Erstens
n
Diese Zahlen weichen weit von denen der offiziellen Ägyptologie ab, doch muss in dieser Frage noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. (Anm. d. Hrsg.)
solche, welche dem natürlichen Trieb der Völker selbst entsprangen; zweitens aber jene besondere Auswanderung, welche sich unter der direkten Führung des Manu vollzog. So sonderbar es auch klingen mag, nicht den Tolteken, sondern dieser gesetzlosen und unruhigen, wenn auch kräftigen und energischen Untergruppe wurde der zur Entwicklung unserer großen fünften Menschheit bestimmte Kern entnommen. Der Grund lag ohne Zweifel in der manasischen Eigentümlichkeit, mit der die Zahl 5 stets verbunden ist. Die 5. Untergruppe musste ihre physische Gehirnkraft und ihren Intellekt zur Entwicklung bringen, wenn auch auf Kosten des psychischen Wahrnehmungsvermögens. Besteht der Ruhm und das Ziel unserer fünften Menschheit doch eben darin, diese Entwicklung des Intellekts dereinst noch unendlich höher zu steigern. Bei der Behandlung der natürlichen Auswanderungen finden wir, dass in der Periode der Karte Nr. 2 die Semiten, noch mächtige Nationen auf dem Mutterkontinent zurücklassend, sich sowohl nach Westen als auch nach Osten ausgebreitet hatten - westlich nach den Ländern, die jetzt die Vereinigten Staaten bilden, was den in einigen IndianerStämmen gefundenen semitischen Typus erklärt-, und östlich nach den nördlichen Gestaden des benachbarten Festlandes, das damals alles, was von Europa, Afrika und Asien vorhanden war, umfasste. Der Typus der alten Ägypter ebenso, wie auch derjenige anderer benachbarter Nationen, wurde bis zu einem gewissen Grad durch diese Ursemiten modifiziert; die einzigen gegenwärtigen Repräsentanten eines verhältnismäßig unvermischten Volkes, abgesehen von den Juden, sind die heller farbigen Kabylen der algerischen Berge. Diejenigen Stämme, welche aus der durch den Manu zwecks Bildung der neuen Menschheit bewirkten Absonderung hervorgegangen waren, fanden schließlich ihren Weg zu den südlichen Gestaden des zentralasiatischen Meeres, wo auch das erste große arische Reich errichtet wurde. Die Akkadier, wenn auch nicht auf dem Mutterkontinent geboren, erlangten doch über ihn schließlich die höchste Macht. Sie entsprangen in der Periode der Karte Nr. 2 dem benachbarten Festland, welches heute teilweise durch das Mittelmeer bedeckt ist; die gegenwärtige In-
NCI Sardinien ist ungefähr ihre eigentliche Heimat. Von diesem Mittell'unkt aus verbreiteten sie sich ostwärts, besetzten das Land, welches 111chließlich die Küste der Levante bildete, und dehnten sich bis PerNien und Arabien aus. Wie gesehen, haben sie auch zur Bevölkerung Ägyptens einen Beitrag geliefert. Die frühen Etrusker, die Phönizier cl nschließlich der Karthager und der Sumero-Akkadier, waren Zweige der Akkadier, während die heutigen Basken wahrscheinlich mehr akkudisches als irgendein anderes Blut in ihren Adern haben. Ein Hinweis auf die früheren Bewohner des jetzigen Großbritan11 ien erscheint hier ganz angezeigt; denn zu Beginn des akkadischen Zeitalters, vor etwa 100 000 Jahl"en, landeten initiierte Kolonisten, welche Stonehenge gründeten, an diesen Gestaden - »diese Gestade« sind natürlich die Küsten des skandinavischen Teils des europUischen Kontinents, wie aus Karte Nr. 3 ersichtlich. Die initiierten Priester und ihre Nachfolger scheinen einem sehr frühen Zweig des nkkadischen Volkes angehört zu haben. Sie waren größer, schöner und langköpfiger als die Ureinwohner der Gegend, welche eine sehr r,tcmischte Gruppe waren, meistens nur einstige Rmoahals. Die Mongolen hatten nie mit dem Mutterkontinent irgendwelche Berührung. Da sie auf den weiten Steppen der Tatarei geboren waren, gewährten jene Gegenden ihren Auswanderungen lange Zeit ein weites Feld; mehr als einmal aber sind Stämme mongolischer Abstammung vom nördlichen Asien aus über die BeringstraBe nach Amerika hinübergeflutet Die letzte derartige Auswanderung - diejenige der Kitans vor etwa 1 300 Jahren- hat Spuren zurückgelassen, denen einige westliche Gelehrte zu folgen vermochten. Die mongolische Abstammung in einigen Stämmen der nordamerikanischen Indianer ist auch von verschiedenen Ethnologen erkannt worden. Die Interessanteste Tatsache der mongolischen Völker ist aber, dass seine letzten Verzweigungen sich noch in voller Kraft befinden -ja ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben-, und die Japaner werden der Weltgeschichte noch Stoff liefern. 28 Die Künste und Wissenschaften. Sicher hat unsere eigene Mensch2K Geschrieben am Anfang des 20. Jahrhunderts. (Anm. d. Hrsg.)
heit in beinahe jeder Richtung weit größere Resultate als die Atlanter hervorgebracht; doch gerade wo diese unsere Höhe zu erreichen verfehlten, sind die darüber vorhandenen Berichte als Zeichen ihrer hohen Kulturstufe von Interesse. Andererseits ist der Charakter der wissenschaftlichen Errungenschaften, in denen sie uns überholten, von so überwältigender Art, dass bei der Betrachtung solch ungleichmäßiger Entwicklung das Gemüt Verwirrung ergreift. Die Künste und Wissenschaften, wie sie bei den ersten zwei Untergruppen ausgeübt wurden, waren in ihren Äußerungen höchst unvollkommen. Wir wollen jedoch den Fortschritt, wie er vor sich ging, nicht bei jeder Untergruppe einzeln verfolgen. Die Geschichte der atlantischen wie der gegenwärtigen Menschheit zeigt Perioden des Fortschritts und dazwischen wieder Phasen des Verfalls. Zeitalter hoher Kultur wechselten ab mit solchen der Gesetzlosigkeit, während welcher jede künstlerische und wissenschaftliche Entwicklung verloren ging; auf diese folgte wieder ein Aufschwung der Zivilisation zu noch größerer Höhe als vorher. Die große toltekische Ära muss natürlich bei den folgenden Bemerkungen über die Kulturperioden in erster Linie behandelt werden. Baukunst und Bildhauerei, Malerei und Musik wurden in Atlantis sämtlich gepflegt. Die Musik jedoch war selbst zu ihren besten Zeiten roh, und die Instrumente von der primitivsten Art. Alle atlantischen Völker liebten die Farben; herrliche Farbschattierungen zierten deshalb sowohl die Innen- als auch die Außenseite ihrer Häuser. Als »schöne« Kunst aber war die Malerei niemals sehr angesehen, wenn auch später eine Art Zeichnen und Malen in den Schulen gelehrt wurde. Bildhauerei dagegen war weit verbreitet; sie wurde auch in den Schulen gelehrt, und man brachte es darin zu großer Vollkommenheit. Wie wir weiter unten bei dem Kapitel »Religion« sehen werden, wurde es für jedermann, der die Mittel dazu besaß, Brauch, in einem der Tempel sein eigenes Bild aufzustellen. Diese Bilder waren mitunter in Holz geschnitzt oder in harte, schwarze, basaltähnliche Steine gehauen; bei den Reichen war es aber Sitte, ihre Statuen aus· einem der kostbaren Metalle, Messing, Gold oder Silber, gießen zu lassen. Die Bilder glichen der darzustellenden Per-
Non gewöhnlich leidlich gut; manchmal waren sie sogar von verblüffender Ähnlichkeit. Die Baukunst hatte sich von allen Künsten am vollkommensten entwickelt. Die Bauten waren massiv und von riesigen Verhältnissen. Die Wohnhäuser in den Städten standen nicht, wie bei uns, in Stral.ien dicht nebeneinander, sondern befanden sich entweder wie Landhüuser in zugehörigen Gärten oder waren durch gemeinsame Stücke Gartenlandes voneinander getrennt; aber alle standen isoliert. Bei l~üusern von einiger Wichtigkeit umgaben vier Häuserblocks einen Inneren Hof, in dessen Mittelpunkt gewöhnlich ein Springbrunnen Nhtnd, wegen deren großer Zahl die »Stadt der goldenen Tore« den underen Namen »Stadt der Gewässer« erhielt. Ein Ausstellen von Waren in den Straßen zum Verkauf fand nicht statt, sondern alle Küufe und Verkäufe wurden in privaten Räumen abgeschlossen, aul\er bei den großen, zu festgesetzten Zeiten auf den freien Plätzen der Städte abgehaltenen Jahrmärkten. Ein an den toltekischen Häusern nngebrachter Turm verlieh ihnen ein charakteristisches Aussehen. I>er Thrm ragte an einer Ecke des Hauses oder aus dem Mittelpunkt der Häuserblocks empor. Eine Wendeltreppe führte an der AußenNeite zu den oberen Stockwerken, und in einen spitzen Dom verlief der Turm - diesen oberen Teil gebrauchte man sehr häufig als Observatorium. Wie bereits erwähnt, waren die Häuser mit herrlichen 1'urben bemalt. Einige waren mit Schnitzwerken geschmückt, andt~re mit Fresko-Gemälden bedeckt oder mit Mustern bemalt. Die l•'ensteröffnungen waren mit einem Material ausgefüllt, das unserem Cilas ähnlich, doch weniger durchsichtig als dieses war. Die InnenrUume waren nicht mit dem mannigfachen Detail unserer modernen Wohnhäuser ausgestattet; trotzdemjedoch war das gesellschaftliche l.eben auf seine Art hoch entwickelt. Die Tempel bestanden aus ungeheuren Hallen und glichen mehr uls irgendwo sonst den riesigen Bauten Ägyptens, waren aber nach noch erstaunlicheren Größenverhältnissen erbaut. Die Säulen, welche die Decke trugen, waren gewöhnlich viereckig, selten rund. Zur /',cit des Verfalls hatte man an den Chorgängen unzählige kleine Kapellen angebracht, welche die Bildnisse der bedeutenderen Einwoh1
ner enthielten. Die seitlichen von ihnen erreichten mitunter einen solch beträchtlichen Umfang, dass sie eine ganze Schar Priester, welche irgendein besonders hervorragender Mann für die zeremonielle Verehrung seines Bildes in seinem Dienst haben mochte, aufnehmen konnten. Gleich den Privathäusern waren auch die Tempel stets mit Türmen versehen, natürlich in entsprechender Pracht und Größe. Diese dienten zu astronomischen Beobachtungen und zur Sonnenanbetung. Die Edelmetalle gebrauchte man in ausgiebiger Weise zur Ausschmückung der Tempel; die Innenräume hatten oft nicht bloß Goldeinlagen, sondern waren sogar in der Regel ganz mit Gold plattiert. Gold und Silber standen hoch im Wert, wurden aber, wie wir später bei der Behandlung des Geldwesens sehen werden, nur zu künstlerischen Zwecken benützt, während ihre Verwendung zu Münzen unbekannt war. Zu ihrer Herstellung in großen Mengen verwendeten damals die Chemiker - oder, wie wir sie heute nennen würden, die Alchemisten- gewisse Edelmetalle. Diese Kunst der Umwandlung von Metallen war nicht allgemein bekannt, aber doch so weit verbreitet, dass gewaltige Mengen derselben erzeugt wurden. In der Tat kann man die Herstellung der gewünschten Metalle als eine der damaligen industriellen Unternehmungen betrachten, mittels deren jene Alchemisten sich ihren Lebensunterhalt verschafften. Gold wurde mehr bewundert als Silber und daher in viel größerer Menge hergestellt. Während der Periode der Karte Nr. 1 wurde allgemein toltekisch gesprochen, nicht nur auf dem ganzen Festland, sondern auch auf den westlichen Inseln und in jenem Teil des östlichen Kontinents, wo des Kaisers Regierung anerkannt wurde. Reste der Sprache der Rmoahals und Tlavatli lebten allerdings in abgelegenen Teilen weiter, gerade wie heute noch in Irland und Wales die keltische und cymbrische Sprache fortleben. Die Sprache der Tlavatli bildete die Grundlage bei den Turaniern, durch welche sie jedoch so verändert wurde, dass sich mit der Zeit eine vollständig neue Sprache daraus entwickelte. Die Semiten und Akkadier, für deren Sprache die tolte-
kische als Grundlage diente, modifizierten diese nach ihrer eigenen Weise, und so entstanden aus der toltekischen zwei voneinander abweichende Sprachen. So gab es denn zuletzt auf Poseidanis mehrere aunz verschiedene, aber lauter agglutinierende Sprachen; denn die flektierende Sprache wurde erst während der fünften Untergruppe durch die Abkömmlinge der Semiten und Akkadier entwickelt. Die toltekische Sprache bewahrte all die Zeitalter hindurch weitgehend Ihre volle Reinheit, und dieselbe Sprache, welche man in Atlantis in den Tagen seines Glanzes härte, sprach man mit nur geringen Änderungen Tausende von Jahren später in Mexiko und Peru. Die Schulen und Gymnasien von Atlantis wurden sämtlich vom Staat unterhalten, sowohl während der toltekischen Ära als auch wUhrend der folgenden Kulturperioden. Die Elementarschulen hatte jedes Kind durchzumachen; die sich daran anschließende Erziehung war jedoch je nach den Umständen eine sehr unterschiedliche. I >ie Haltung in der Elementarschule entschied über die Zulassung 1.u den Hochschulen. Diejenigen, welche sich für das Studium als lllltglich erwiesen, wurden zu den Hochschulen zugelassen und. dort ungefähr vom zwölften Lebensjahr an zusammen mit den besser bea&nhten Kindern der herrschenden Klassen unterrichtet. Lesen und Schreiben wurde als bloße Vorbereitung betrachtet und hcreits in den Elementarschulen gelehrt, für die große Menge des Vc ,, kes jedoch nicht für notwendig gehalten, da diese ihr Leben lang lrdiglich mit den vom Gemeinwesen erforderten Garten-, Feld- und I handarbeiten beschäftigt war. Die meisten Kinder wurden daher 1mfort denjenigen technischen Schulen übergeben, für die sie sich nul·h ihren Fähigkeiten am besten eigneten. Unter diesen Schulen 1111hmen die Ackerbauschulen die erste Stelle ein. Auch in einigen l'.wcigen der Mechanik wurde Unterricht erteilt; in den außen liewrmlen Bezirken war natürlich der Unterricht in Jagd und Fischetri mit eingeschlossen. Auf diese Weise genossen alle Kinder den Ihnen dienlichsten Unterricht nebst entsprechender Erziehung. Die K Inder mit höheren Anlagen, welche lesen und schreiben lernten, ~·uapfingen eine viel sorgfältigere Erziehung. Die Eigenschaften der I'llnnzen und ihre Heilwirkungen bildeten einen hervorragenden Teil
ihrer Studien. Anerkannte Ärzte gab es damals nicht; jeder gebildete Mann war mehr oder weniger sowohl in der Arzneikunde als auch in magnetischen Heilkünsten bewandert. Chemie, Mathematik und Astronomie wurden auch gelehrt. Der Unterricht in solchen Fächern war dem unsrigen einigermaßen analog; aber das Streben der Lehrer galt in erster Linie der Entwicklung der psychischen Fähigkeiten und der Eröffnung des Verständnisses der Schüler für die verborgeneren Kräfte in der Natur. Sowohl die inneren Eigenschaften der Pflanzen, Metalle und Edelsteine als auch die alchemistischen Umwandlungsprozesse waren hierbei eingeschlossen. Im Verlauf der Zeit bildete aber die Entwicklung jener persönlichen Kraft, welche Bulwer Lytton »Vril« nennt und deren Benützung er in seiner »Kommenden Menschheit« ziemlich genau beschrieben hat, bei den für die höhere Erziehung der atlantischen Jugend bestimmten Gymnasien mehr und mehr den Gegenstand ganz besonderer Pflege. Der Verfall der Kultur kennzeichnete sich dadurch, dass für das Vorrücken zu den höheren Stufen des Unterrichts nicht mehr Verdienst und Fähigkeit entscheidend waren, sondern dass die sich mehr und mehr abschließenden herrschenden Klassen den Zugang zum höheren, so viel Macht verschaffenden Wissen nur noch ihren eigenen Kindern gestatteten. In einem solchen Reich wie dem toltekischen wurde dem Ackerbau natürlich viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur erhielten die Arbeiter in technischen Schulen Unterweisungen in ihren Fachbereichen, sondern es wurden auch Seminare errichtet, wo die sich hierzu Eignenden in der Praxis von Kreuzungsversuchen bei Tieren und Pflanzen unterrichtet wurden. Wie bereits erwähnt, ist Weizen durchaus kein Erzeugnis der Erde. Er war vielmehr ein Geschenk des Manu, welcher ihn von einem anderen, nicht zu unserer Erdkette gehörigen Globus mitbrachte. Dagegen sind Hafer und einige unserer eigenen Getreidearten das Ergebnis von Kreuzungen zwischen Weizen und den von der Erde selbsterzeugten Gräsern. Die diese Resultate erzielenden Experimente wurden in den Ackerbauschulen von Atlantis angestellt. Solche Versuche waren natürlich von höherem Wissen geleitet. Am
hemerkenswertesten ist die den atlantischen Ackerbauschulen gelun"ene Erzeugung des Pisangs oder der Banane. In ihrem ursprüngli':hcn wilden Zustand glich sie einer verlängerten Melone mit kaum cl was Fleisch, doch voller Samen, wie eben eine Melone ist. Nur Jahrhunderte (wenn nicht Jahrtausende) lang fortgesetzte peinliche Züchhmg und Auswahl konnte die gegenwärtige samenlose Pflanze herv' lrbringen. Unter den toltekischen Haustieren befanden sich sehr kleine, tapi rtihnliche Geschöpfe. Sie nährten sich von Wurzeln und Kräutern und glichen den heutigen Schweinen in vielen Punkten. Sie waren nuch nicht allzu reinlich und fraßen alles, was .ihnen gerade in den Weg kam. Auch große katzenartige Tiere und die wolfsähnlichen Vorfahren der Hunde konnte man in den menschlichen Wohnungen untreffen. Die toltekischen Wagen scheinen von kleinen, den Kamelen ähnelnden Geschöpfen gezogen worden zu sein. Die heutigen pcruanischen Lamas sind wahrscheinlich ihre Nachkommen. Erzeugungs- und Kreuzungsversuche wurden fortwährend bei verschiedenen Tierarten gemacht, und so merkwürdig es uns auch Nl'heinen mag, wurde zur Unterstützung der Entwicklung künsiliche /Iitze allgemein angewandt, so dass sich die Ergebnisse der Kreu/.11 ng und Zwischenzeugung schneller zeigen konnten. Dabei wurden ln der Regel in den Zimmern, wo solche Versuche stattfanden, zur I ~rzielung verschiedener Resultate verschiedenfarbige Lichter verwendet. Diese Beherrschung und Umwandlung der Tierformen durch den nwnschlichen Willen führt uns auf einen recht überraschenden und Hehr mysteriösen Gegenstand. Über das vom Manu zu verrichtende Werk ist oben berichtet worden. Aus dem Geist des Manu nun ~ehen alle Verbesserungen des Typus und der in jeder Lebensform verborgen liegenden Fähigkeiten hervor. Um die Verbesserung der tierischen Formen aber zu bewerkstelligen, bedarf es der Hilfe und Mitwirkung des Menschen. Die damals im Überfluss vorhandenen umphibischen und reptilischen Formen hatten ihren Zyklus vollendet und waren bereit, in die fortgeschritteneren Formen der Vögel und Sllugetiere überzugehen. Diese Formen bildeten das erste, dem Men-
sehen zur Verfügung gestellte Material, und der Ton war zur Annahme jeder Form bereit, die des Töpfers Hände daraus formen künnten. Besonders mit Tieren in Zwischenstadien der Entwicklung stellte man viele der oben erwähnten Experimente an, und zweifellos sind die gezähmten Tiere, wie die Pferde, welche jetzt dem Menschen so große Dienste leisten, ein Ergebnis dieser damals von den Menschen unter Mitwirkung des Manu und der ihm Unterstellten gemachten Versuche. Die Mitwirkung dabei wurde den Menschen jedoch bald entzogen. Selbstsucht erlangte die Oberhand, und Krieg und Zwietracht führten das Ende des goldenen Zeitalters der Tolteken herbei. Als die Menschen, statt sich unter der Leitung ihrer initiierten Könige einer redlichen, einem gemeinsamen Zweck dienenden Arbeit zu unterziehen, einander zu bekriegen begannen, wurden die Tiere, welche allmählich unter der Pflege des Menschen mehr und mehr nützlichen und häuslichen Zwecken dienliche Formen hätten annehmen können, ihrem eigenen Instinkt überlassen und folgten natürlich dem Beispiel ihrer Beherrscher, indem sie einander gleichfalls nachzustellen anfingen. Einige waren in der Tat durch den Menschen schon wirklich dressiert und auf Jagdzügen verwendet worden; so wurden denn die oben erwähnten halbgezähmten katzenartigen Tiere die Vorfahren der Leoparden und Jaguars. Es scheint, dass der Löwe eine sanftere Natur und ein weniger wildes Aussehen hätte erhalten können, wenn die Menschen jener Tage die ihnen gestellte Aufgabe zu Ende geführt hätten. Mag er nun dazu bestimmt sein, »mit dem Lamm sich niederzulegen und Heu zu fressen wie der Ochse« oder nicht; sein dem Geist des Manu vorschwebendes Bild ist noch nicht verwirklicht worden. Dieses Bild war dasjenige eines gewaltigen, aber gezähmten Tieres- ein kraftvolles, geradrückiges Geschöpf mit großen, intelligenten Augen, dazu bestimmt, dem Menschen als starkes Zugtier zu dienen. Eine Beschreibung der »Stadt der goldenen Tore« und ihrer Umgebung muss der Betrachtung ihres merkwürdigen Wasserversorgungs-Systems vorausgeschickt werden. Die Stadt lag an der östlichen Küste des Kontinents, nahe am Meer und ungefähr 15° nördlich vom Äquator. Die Umgebung der Stadt bildete eine wunderschöne
bewaldete, parkähnliche Gegend. Die Villen der reicheren Klassen dehnten sich in dieser Gegend weit aus. Gegen Westen lag eine Reihe von Bergen, welche das Wasser zur Versorgung der Stadt lieferten. Die Stadt selbst war auf den Abhängen eines Hügels erbaut, welcher sich aus der Ebene ungefähr 500 Fuß erhob. Auf dem Gipfel dieses Hügels lagen der Palast und die Gärten des Kaisers. Inmitten der Gärten quoll aus der Erde ein unversieglicher Strom Wasser, der zuerst den Palast und di~ Springbrunnen der Gärten versorgte, sodann in vier Richtungen abfloss und kaskadenartig in einen Kanal oder Wassergraben fiel, der die Schlossgrundstücke umfasste und sie so von der unten auf beiden Seiten liegenden Stadt trennte. Aus diesem Kanal führten vier kleinere Kanäle das Wasser durch die vier Viertel der Stadt zu Kaskaden, welche ihrerseits einen anschließenden, zu einer niedriger gelegenen Fläche führenden Kanal versorgten. Es gab drei solcher Kanäle, welche konzentrische Kreise bildeten, deren äußerster und niedrigster sich noch über dem flachen Land befand. Ein vierter, aber ein Viereck bildender Kanal in der Tiefebene empfing das beständig fließende Wasser und ließ es seinerseits ins Meer abfließen. Die Stadt dehnte sich über einen Teil der Tiefebene bis zum Rand des großen äußersten Wassergrabens aus, welcher sie umgab und mit einer Reihe von ungefähr zwölf englische Meilen langen Wasserstraßen über zehn englische Quadratmeilen beschützte. Es ist somit ersichtlich, dass die Stadt drei große, je von einem Kanal eingefasste Gürtel bildete. Der direkt unter dem Palast liegende obere Gürtel hatte das charakteristische Aussehen einer kreisrunden Rennbahn mit großen öffentlichen Gärten. Die meisten Häuser der Hofbeamten lagen in diesem Gürtel, und hier befand sich auch ein Gebäude, zu dem die Parallele in neuerer Zeit fehlt. Der Ausdruck »Herberge« hat bei uns keinen guten Klang; diese aber war ein wahrer Palast, wo alle Fremden, welche die Stadt besuchen wollten, während ihres beliebig langen Aufenthaltes bewirtet und als Gäste der Regierung behandelt wurden. Die frei stehenden Häuser der Einheimischen und die durch die ganze Stadt zerstreuten verschiedenen Tempel füllten die anderen beiden Gürtel aus. Während der toltekischen Glanzperiode scheint wirkliche Armut dort unbekannt
gewesen zu sein- selbst die in den meisten Häusern gehaltenen Sklaven wurden gut genährt und gekleidet. Doch gab es immeFhin eine Anzahl verhältnismäßig armer Häuser, sowohl im nördlichen Teil des untersten Gürtels als auch außerhalb des äußersten Kanals dem Meer zu. Die Bewohner dieses Teiles gingen meistens der Schifffahrt nach, und ihre Häuser waren, wenn auch freistehend, doch enger zusammengebaut als in anderen Bezirken. Man ersieht aus dieser Schilderung, dass die Einwohner auf diese Weise nie Mangel an reinem, ständig durch die Stadt fließenden Trinkwasser hatten. Die oberen Gurtel und der Kaiserpalast waren durch eine Reihe von ringförmig gegen den Mittelpunkt ansteigenden Wassergräben geschützt. Es erfordert wohl nicht viel Kenntnisse in der Mechanik, um sich lebhaft vorstellen zu können, wie großartig diese zur Sicherung der Wasserversorgung notwendigen Anlagen gewesen sein müssen; denn zur Zeit ihrer Blüte betrug die Einwohnerzahl der »Stadt der goldenen Tore« innerhalb ihrer vier Kreise von Wassergräben über zwei Millionen. Kein solches Wasserversorgungssystem ist je in griechischen, römischen oder neueren Zeiten in Angriff genommen worden - und es ist wirklich sehr zweifelhaft, ob unsere geschicktesten Ingenieure selbst bei ungeheurem Geldaufwand ein solches Werk zustande bringen würden. Eine kleine Beschreibung seiner Hauptbestandteile dürfte nicht uninteressant sein. Ein zwischen den Bergen westlich der Stadt etwa 2 600 Fuß hoch liegender See speiste die Wasserleitung. Die Hauptleitung von ovalem Querschnitt, 50 Fuß breit, 30 Fuß hoch, führte unterirdisch zu einem ungeheuren herzförmigen Reservoir. Dieses lag tief unter dem Palast, genau auf der Basis des Hügels, auf dem der Palast und die Stadt erbaut waren. Aus diesem riesigen Wasserbehälter drang das Wasser in einem senkrechten, ungefähr 500 Fuß (150 m) hohen Schacht durch den harten Felsen empor und sprudelte in den Palastgrundstücken auf, von wo es durch die Stadt verteilt wurde. Aus dem Zentralreservoir führten auch mehrere Röhren in verschiedene Teile der Stadt, um Trinkwasser zu liefern und die öffentliehen Brunnen zu speisen. Schleusenanlagen waren zur Regelung
oder Absperrung der Wasserzufuhr in den verschiedenen Distrikten "leichfalls vorhanden. Hieraus wird es jedem einigermaßen in der Mechanik Bewanderten einleuchten, dass der Druck in der unterirdischen Leitung und dem Zentralreservoir, aus dem das Wasser ohne Anwendung von Hilfsmitteln zu d~m Bassin in den Palastgärten emporstieg, ganz enorm und die Widerstandsfähigkeit des verwendeten Materials folglich geradezu ungeheuer gewesen sein muss. Wenn schon das Wasserversorgungssystem in der »Stadt der goldenen Tore« bewunderungswürdig war, so müssen die Methoden der Fortbewegung in Atlantis als noch erstaunlicher bezeichnet werden. Das Luftschiff oder das Flugzeug war damals eine Tatsache 2 9 • Doch war es niemals ein allgemein gebrauchtes Transportmittel. Sklaven und Mägde sowie die breite Masse, die von ihrer Hände Arbeit lebten, waren auf die mühseligen Landwege angewiesen oder mussten in roh gebauten, mit festen Rädern versehenen, von seitHarnen Tieren gezogenen Karren reisen. Die Luftboote müssen, in Anbetracht der verhältnismäßig wenigen Leute, welche solche besa13en, als die damaligen Privatwagen oder besser Privatjachten gelten; denn ihre Herstellung muss immer schwierig und kostspielig gewesen sein. Sie waren in der Regel nicht zur Aufnahme vieler Personen gebaut. Viele konnten nur zwei, einige sechs oder acht Passagiere aufnehmen. Später, als Krieg und Streit das Ende des goldenen Zeitalters herbeigeführt hatten, wurden die Seekriegsschiffe in großer Anzahl durch Luftkriegsschiffe ersetzt, welche natürlich mit weit stärkeren Zerstörungsmaschinen versehen waren als erstere. Diese Luftschiffe konnten fünfzig, manchmal sogar bis zu hundert kämpfende Männer aufnehmen. Das zu den Luftbooten verwendete Material war entweder Holz oder Metall. Die ersten Luftboote wurden aus Holz erbaut - unter Benützung außerordentlich dünner Bretter, die aber mit einer Substanz getränkt wurden, welche das Gewicht nicht wesentlich erhöhte, ihnen aber ledergleiche Zähigkeit gab und die notwendige Vereini29 Auf eine merkwürdige Bestätigung einstiger Verwendung solcher Luftfahrzeuge macht der >> Vähan«, Dezember 1902, aufmerksam im Artikel: »Chinesische Felsengräber«.
gung von Leichtigkeit und Stärke herstellte. Bei der Verwendung von Metall war es allgemein eine Legierung - zwei weiße Metalle und ein rotes bildeten die Komposition. Das gewonnene Metall war weißfarbig, gleich dem Aluminium, aber noch leichter. Das rohe Rahmenwerk des Luftbootes wurde mit diesem Metall vollständig beschlagen und, wo erforderlich, elektrisch zusammengeschweißt. Die Außenseiten, sowohl bei der Verwendung von Metall als auch von Holz, waren dem Anschein nach fugenlos und vollkommen glatt; im Dunkeln glänzten die Boote wie mit einem hellleuchtenden Anstrich versehen. Ihre Form glich einem Wasserboot, aber sie waren beständig üb~r deckt; denn bei vollem Lauf war der Aufenthalt auf dem Oberdeck, selbst wenn man sich in gesicherter Stellung befand, nicht ratsam. Schraube und Steuer konnten von beiden Enden des Bootes aus in Gang gesetzt werden. Aber die interessanteste Frage dabei ist die nach der Antriebskraft. Anfangs scheint persönliches Vril die Antriebskraft geliefert zu haben; später aber wurde dieses durch eine Kraft ersetzt, welche, obgleich auf eine für uns unbekannte Weise erzeugt, nichtsdestoweniger durch bestimmte maschinelle Vorrichtungen arbeitete. Diese durch die Wissenschaft noch nicht entdeckte Kraft war in der Tat von ätherischer Natur. Wenn wir auch der Lösung ihres Geheimnisses nicht näher gekommen sind, so kann doch die Methode ihrer Anwendung beschrieben werden. Die maschinellen Vorrichtungen glichen sich ohne Zweifel in den verschiedenen Fahrzeugen nicht immer. Die folgende Beschreibung betrifft ein Luftboot, worin einmal drei Gesandte des über den nördlichen Teil von Poseidanis herrschenden Königs die Reise an den Hof des im Süden residierenden machten. Ein starker, schwerer Metallkasten in der Mitte des Bootes war die Kraftquelle. Von dort floss die Kraft durch zwei große biegsame Röhren, sowohl nach beiden Enden des Schiffes als auch durch acht Hilfsröhren, welche die Schiffslänge entlang an den Plankenbekleidungen befestigt waren. Diese hatten doppelte, senkrecht nach oben und unten gerichtete Öffnungen. Beim Antritt der Reise wurden die Ventile der acht nach abwärts gerichteten Planken-
Röhren geöffnet- alle anderen Ventile dagegen geschlossen. Der Nie durchfließende Strom stieß mit solcher Kraft auf die Erde, dass llus Boot aufwärts getrieben wurde, während die Luft selbst als der nt\tige weitere Stützpunkt diente. Sobald das Boot sich genügend erhoben hatte, wurde die biegsame Röhre an dem der Fahrtrichtung entgegengesetzten Ende des Schiffes in Aktion gesetzt, während der durch die acht lotrechten Röhren fließende Strom durch teilweise Schließung der Ventile auf die zur Festhaltung der erreichten Höhe erforderliche geringere Stärke vermindert wurde. Der jetzt durch die ubwärts gerichtete, zu dem Schiffshinterteil ungefähr einen Winkel von fünfundvierzig Grad bildende große Röhre geleitete Hauptstrom hulf einerseits, die erreichte Höhe festzuhalten und gab andererseits die große, zur Fortbewegung des Schiffes in der Luft erforderliche Triebkraft ab. Die Steuerung geschah durch den Ausfluss des Stromes aus dieser Röhre; denn der geringste Wechsel in ihrer Richtung verursachte sofort eine Kursänderung des Schiffes. Dennoch war beNI.ändige Aufsicht hierbei nicht erforderlich. Wenn eine lange Reise ~.u machen war, konnte die Röhre festgemacht werden, so dass fast hiszum Bestimmungsort eine Bedienung derselben nicht nötig war. Die größte erreichte Geschwindigkeit betrug ungefähr einhundert englische Meilen pro Stunde; die Flugbahn war niemals geradlinig, Nl>ndern immer wellenförmig, dem Erdboden bald näher, bald ferner. Die Flughöhe belief sich nur auf einige einhundert Fuß, so dass, wenn hohe Berge in der Fluglinie lagen, die Richtung gewechselt und der Berg umfahren werden musste,- die verdünntere Luft leistete nicht länger die nötige Unterstützung. Hügel von etwa eintausend Fuß Höhe waren das Höchste, was überfahren werden konnte. Das Mittel zum Anhalten des Schiffes an seinem Bestimmungsort oder uuch inmitten der Luft bestand darin, einen Teil des Stromes durch ll ie am vorderen Ende des Bootes angebrachte Röhre entweichen zu lussen, wobei der nunmehr vorn auf das Land oder die Luft aufstaUende Strom wie eine Bremse wirkte; gleichzeitig wurde durch das Schließen des Ventils hinten die vorwärts treibende Kraft allmählich vermindert. Der Zweck der acht von den Planken aufwärts gerichteten Röhren ist noch zu erläutern. Diese kamen namentlich beim
Luftkrieg in Anwendung. Die Kriegsschiffe, im Besitz einer so gewaltigen Kraft, richteten den Strom natürlich gegeneinander. Dieser konnte, wenn er das feindliche Luftschiff traf, sein Gleichgewicht stören und es umkippen, eine Lage, von der des Feindes Schiff profitieren konnte, um einen Angriff mit der Ramme zu machen. Dabei drohte bei nicht rascher Schließung und Öffnung der nötigen Ventile noch die weitere Gefahr, aus der Höhe herabgestürzt zu werden. In welcher Lage auch immer das Fahrzeug sich befinden mochte, stets musste natürlich der Strom durch die zur Erde gerichteten Röhren fließen, während die aufwärts gerichteten Röhren geschlossen sein mussten. Die Mittel zur Wiederaufrichtung und waagerechten Stellung des Kiels eines umgewendeten Schiffes bestanden einzig in dem Gebrauch der vier nur auf einer Seite des Schiffes abwärts gerichteten Röhren, während die vier an der anderen Seite geschlossen gehalten wurden. Die Atlanter hatten auch Seeschiffe, die durch eine der oben erwähnten ähnliche Kraft angetrieben wurden. Der hierzu schließlich als am wirksamsten erfundene Kraftstrom war aber dichter als der bei den Luftschiffen in Anwendung gebrachte. Sitten und Gebräuche. Es gab auf Atlantis in den verschiedenen Perioden seiner Geschichte zweifellos ebenso viele Unterschiede in den Sitten und Gebräuchen wie es deren unter den verschiedenen Nationen unserer Menschheit gegeben hat. Mit den folgenden Bemerkungen soll nur der Versuch einer Mitteilung der Hauptunterschiede zwischen ihren und unseren Gewohnheiten gemacht werden, und es sind in der Hauptsache die Gebräuche während der großen toltekischen Ära zu schildern. Vielweiberei herrschte zu verschiedenen Zeiten bei allen Untergruppen vor; aber zur Zeit der Tolteken hatte eine große Anzahl Männer, obgleich das Gesetz zwei Frauen erlaubte, doch nur eine. Die Frau wurde weder- wie dies heutzutage in Gegenden, wo Vielweiberei herrscht, geschieht - als minderwertig betrachtet noch im Mindesten unterdrückt. Ihre Stellung war der des Mannes ganz gleich, während die bei vielen von ihnen sich zeigende Fähigkeit zur
Erwerbung der Vril-Kraft sie vollends ebenbürtig, wenn nicht sogar dem anderen Geschlecht überlegen machte. Diese Gleichheit wurde tatsächlich schon von Kindheit an zugestanden, und eine Trennung der Geschlechter in den Schulen und Gymnasien fand nicht statt. Knaben und Mädchen wurden vielmehr gemeinsam unterrichtet. Es war Regel und nicht Ausnahme, dass in dem doppelten Haushalt vollständige Harmonie herrschte, und die Mütter lehrten ihre Kinder, bei ihres Vaters Frauen Liebe und Schutz in gleichem Maße zu suchen. Auch wurde den Frauen die Teilnahme an den Regierungsgeschäften gestattet. Mitunter wurden sie zu Ratsmitgliedern ernannt, gelegentlich sogar durch den Adept-Kaiser auserwählt, ihn in verschiedenen Provinzen zu vertreten. DieAtlanterschrieben auf dünne Metalltafeln mit weißer, porzellanartiger Oberfläche. Sie konnten das Geschriebene auch reproduzieren, indem sie eine andere dünne, vorher in eine Flüssigkeit getauchte Metallplatte auf die beschriebene Tafel legten. Der so auf die zweite Platte übertragene Text konnte nach Belieben wieder auf anderen Tafeln reproduziert werden. Eine große Zahl zusammengehefteter Tafeln bildete ein Buch. Die Auswahl an Nahrung war von der unsrigen sehr verschieden und muss zunächst durch Beispiele erläutert werden. Es ist ein unangenehmer Gegenstand, kann aber nicht wohl übergangen werden. Das Fleisch der Tiere warfen sie gewöhnlich weg, während sie die von uns als Nahrung gemiedenen Teile verzehrten. Auch das Blut tranken sie - oft noch heiß aus dem Tier - und bereiteten verschiedene Gerichte davon. Gleichwohl darf man nicht glauben, sie seien ohne eine leichtere und schmackhaftere Art der Nahrung gewesen. Die Seen und Flüsse versahen sie mit Fischen, deren Fleisch verspeist wurde, jedoch oft in einem solchen vorgerückten Zustand der Verwesung, dass wir uns davor ekeln würden. Die verschiedenen Getreidearten wurden gleichfalls allgemein angebaut und Brot und Kuchen davon bereitet. Sie genossen auch Obst, Milch und Gemüse. Eine kleine Minderheit der Einwohner nahm allerdings niemals die oben erwähnten uns widerstrebenden Gebräuche an. Dies waren
die Adepten-Könige und -Kaiser sowie die initiierte Priesterschaft im ganzen Reich. Sie waren vollständige Vegetarier; doch- obgleich viele von des Kaisers Ratgebern und die Hofbeamten sich den Anschein gaben, die reinere Kost vorzuziehen - frönten sie oft ihren gröberen Gelüsten im Geheimen. Auch große Trinkgelage waren in jenen Tagen nicht unbekannt. Gegorene Flüssigkeit von besonders starker Art war zu einer gewissen Zeit sehr beliebt. Ihr Genuss versetzte die Leute aber in eine so gefährliche Aufregung, dass ein Gesetz erlassen wurde, welches dieselbe gänzlich verbot. Die Kriegs- und Jagdwaffen unterschieden sich in den verschiedenen Epochen beträchtlich. Schwerter und Speere, Bogen und Pfeile genügten in der Regel den Rmoahals und Tlavatli. Die Tiere, die sie in jener sehr frühen Zeit jagten, waren Mammuts mit langem, wolligem Haar, Elefanten und Flusspferde. Sowohl Beuteltiere als auch überlebende Zwischentypen-einige halb Reptil, halb Säugetier, andere halb Reptil, halb Vogel- waren im Überfluss vorhanden. Der Gebrauch von Explosivstoffen war schon frühzeitig bekannt und wurde später sehr vervollkommnet. Einige scheinen durch Erschütterung zum Explodieren gebracht worden zu sein; andere explodierten nach Verlauf einer gewissen Zeit. In beiden Fällen aber scheint das Leben durch das Freiwerden eines giftigen Gases zerstört worden zu sein, nicht durch das Schleudern von Kugeln. Diese auf Atlantis gebrauchten Explosivstoffe müssen später von so verheerender Wirkung gewesen sein, dass das durch die Explosion einer dieser Bomben entwickelte schädliche Gas ganze Kompanien im Kampf vernichtet hat. Die Bomben explodierten über den Köpfen, wohin sie durch eine Art Hebebaum geworfen wurden. Wir kommen nunmehr zur Beschreibung des Geldwesens. Während der ersten drei Untergruppen war eine dem heutigen Geld ähnliche Einrichtung unbekannt. Kleine Metall- oder Lederstücke, mit einem gegebenen Wert gestempelt, wurden allerdings wie Münzen gebraucht. In der Mitte hatten sie ein Loch, wurden auf eine Schnur gereiht und gewöhnlich am Gürtel getragen. Aber jedermann war gleichsam sein eigener Münzmeister, indem er die Leder- oder Me-
lallmünzen selbst herstellte. Bei dem Austausch gegen einen empfangenen Wertgegenstand bildeten sie nur eine persönliche Anerkennung der Schuld, so wie es bei uns eine Schuldverschreibung tut. Niemand durfte eine größere Anzahl dieser Münzzeichen herstellen, als er durch die Verpfändung seiner eigener Güter einzulösen imstande war. Die Münzzeichen zirkulierten nicht wie unser Geld. Der Inhaber von Münzzeichen konnte durch seine bellseherischen Fähigkeiten, welche damals alle in größerem oder geringerem Grade besaßen, mit vollkommener Genauigkeit das Vermögen seines Schuldners abschätzen. Im Zweifelsfall wandte man dieselben augenblicklich an, um sich über den jeweiligen Vermögensstand des Schuldners zu vergewissern. Auf Poseidanis bestand indessen zuletzt ein unserem Geld ähn1iches System, und der von der großen südlichen Hauptstadt aus sichthure dreifache Berg wurde auf den vom Staat geprägten Münzen mit Vorliebe abgebildet. Das agrarische Lehenswesen war von großer Bedeutung. Bei den hauptsächlich von Jagd und Fischfang lebenden Rmoahals und Tlavutli kam diese Frage natürlich noch nicht in Betracht, obgleich zur Zeit der Tlavatli sich bereits Dörfer zu bilden begannen. Erst mit Beginn der toltekischen Periode- als die Bevölkerung zunuhm und die Zivilisation weitere Fortschritte machte- entbrannte der Streit um den Besitz von Land. Das System, das in den ersten unruhigen Zeiten bis zum Anbruch des goldenen Zeitalters herrschte, Nl ,II hier nicht geschildert werden. Aber die Geschichte jener Epoche hi ldet nicht nur für einen Staatsökonomen, sondern auch für alle, dl!ncn die Wohlfahrt der Menschheit am Herzen liegt, einen GegenHili nd von größtem Interesse und höchster Wichtigkeit. Die Bevölkerung war bekanntlich in steter Zunahme begriffen und hullc unter der Regierung der Adepten-Kaiser bereits eine sehr hohe 1'.11 hI erreicht. Trotzdem war Armut und Mangel damals unbekannt; 1111d dieser soziale Wohlstand war zweifellos teilweise dem Lehens"YNicm zu verdanken. Nicht bloß wurde alles Land samt seinen Erzeugnissen als dem K11 iscr gehörig betrachtet, sondern auch alle darauf lebenden Herden
und Rudel waren sein Eigentum. Das Land wurde in verschiedenl' Provinzen oder Distrikte geteilt; jeder Provinz stand ein vom Kaiser ernannter Hilfs- oder Vizekönig vor, welcher für die Regierung und die Wohlfahrt aller seiner Untertanen verantwortlich war. Di<.· Vizekönige hatten die Oberaufsicht zu führen über die Bebauung des Landes, das Ernten des Roggens, die Viehzucht und die oben erwähnten laudwirtschaftlichen Versuche. Jedem Vizekönig stand ein Konzil von Ackerbauräten und Beisitzern zur Seite, welche außer in ihren anderen Pflichten auch in Astronomie -einer damals nicht unfruchtbaren Wissenschaft- bewandert sein mussten. Die verborgenen Einflüsse auf Tier- und Pflanzenleben wurden damals studiert und nützlich angewandt. Sogar die Kunst, nach Belieben Regen hervorzubringen, war nicht unbekannt, während die Wirkungen einer Eisperiode in den nördlichen Teilen des Kontinents durch okkultes Wissen mehr als einmal teilweise neutralisiert wurden. Der für den Beginnjeder ackerbauliehen Tätigkeit geeignetste Tag wurde natürlich so genau als möglich berechnet, und die vorzunehmende Arbeit sodann durch die Beamten, die jede Einzelheit derselben zu überwachen hatten, angeordnet. Das erzielte Produkt wurde in der Regel in jedem Bezirk oder Königreich konsumiert; doch ließen die Herrscher manchmal auch einen Austausch ländlicher Erzeugnisse in ihren Bezirken vornehmen. Der ganze Ertrag des Bezirks oder Königreichs wurde mit Ausnahme eines kleinen, für den Kaiser und die Zentralregierung in der »Stadt der goldenen Tore« bestimmten Teils unter die Einwohner verteilt. Der über den Bezirk herrschende König und seine Beamten erhielten natürlich die größeren Teile; aber der geringste ländliche Arbeiter erhielt noch genug, um behaglich und ohne Sorgen leben zu können. Jede Zunahme der produktiven Fähigkeit des Landes oder des mineralischen Reichtums wurde in entsprechendem Verhältnis an alle Beteiligten verteilt - alle hatten daher an der gemeinsamen, möglichst einträglichen Arbeit das gleiche Interesse. Dieses System bewährte sich sehr lange aufs glänzendste. Schließlich aber schlich sich doch Nachlässigkeit und Selbstsucht ein. Die Aufsichtsbeamten kamen ihrer Pflicht nicht mehr nach und wälzten
dlo Verantwortlichkeit mehr und mehr auf ihre Untergebenen ab; IUl.'h die Herrscher legten sich immer seltener ins Mittel, und ihr lnlcresse an den Arbeiten ließ nach. Damit begannen die bösen Tage.
l)lc GI ieder der herrschenden Klasse, welche sich vorher ganz den llaaotspflichten gewidmet hatten, begannen sich ein angenehmeres L~ohen zu verschaffen. Die Sucht nach Luxus kam auf. Numentlich eine Ursache brachte unter den niedrigeren Klassen arnße Unzufriedenheit hervor. Das System, nach welchem die Ju.ond für die technischen Schulen ausgewählt wurde, ist schon oben II' wähnt worden. Den für jedes Kind passendsten Lehrgang und Beru I' uuszuwählen, war bis jetzt immer die Pflicht eines Angehörigen ~~r vornehmeren Bevölkerungsklasse gewesen, dessen psychische t'Hhigkeiten gehörig entwickelt waren. Nun aber übertrugen die des t lcllsehens Fähigen, welche allein eine solche Wahl treffen konnten, di"Ne Pflichten einem diese Fähigkeit nicht besitzenden Unterbeamllfn. Das Resultat war, dass sich die Kinder oft zu einer unrichtigen I .nu fbahn gezwungen sahen und die, welche Fähigkeit und Neigung I'Ur eine bestimmte Richtung besaßen, sich oft für ihr ganzes Leben nn eine Beschäftigung gebunden fanden, welche sie nicht liebten und 111 welcher sie daher selten etwas Besonderes leisteten. I.ehenssysteme, welche nach dem Sturz der großen toltekischen I )ynastie in verschiedenen Teilen des Reiches ins Leben gerufen wurclrn, gab es viele und mannigfache; aber wir brauchen ihnen nicht zu l'c tlgen. Später auf Poseidanis machten sie dem persönlichen Eigen111111.\'recht Platz. 0 ber das Lehenssystem während jener glorreichen Periode der peruunischen Geschichte unter der Herrschaft der Ur-Inkas, vor ungenthr 14 000 Jahren, ist bereits unter dem Kapitel »Auswanderungen« IR~richtet worden. Eine kurze Beschreibung desselben dürfte von Interesse sein, da es sowohl die Quelle erkennen lässt, aus welcher ,_rine Grundzüge zweifellos abgeleitet worden sind, als auch die Val'lunten zeigt, die in diesem etwas verwickelteren System Aufnahme ."crunden hatten. A lies Recht auf Land ward in erster Linie vom Inka abgeleitet. I>ie Hälfte des Landes war aber seinen Bebauern zugewiesen, wel-
ehe die große Masse der Bevölkerung bildeten. In die andere Hälfte teilten sich der Inka und die der Sonnenverehrung obliegende Priesterschaft. Aus dem Ertrag dieses ihm besonders zugeteilten Landes hatte der Inka die Kosten der Armee, der Straßen des ganzen Reiches und des ganzen Regierungsapparats zu bestreiten. Der letztere wurde von einer besonderen Klasse geleitet, und die Verwaltungsbeamten waren alle näher oder.weiter mit dem Inka verwandt und stellten gegenüber der großen Masse des Volkes eine in Zivilisation und Kultur weit fortgeschrittene Klasse dar. Das noch übrig bleibende Viertel- »die Länder der Sonne«- war außer für die Priester, welche für das ganze Reich den öffentlichen Gottesdienst zu besorgen hatten, auch zur Bestreitung der gesamten Volkserziehung in Schulen und Gymnasien bestimmt sowie für alle Kranken und Schwachen und endlich für jeden Einwohner, der das 45. Lebensjahr überschritten hatte; denn mit diesem Alter war man aller harten Arbeit entbunden und konnte der Muße und dem Vergnügen leben. Nur die regierende Klasse war natürlich davon ausgenommen; ihre Mitglieder widmeten ihre Kräfte dem Staat bis an ihr Lebensende.
Religion. Der einzige noch zu behandelnde Gegenstand ist die Entwicklung der religiösen Ideen. Zwischen dem geistigen Streben eines rohen, aber naiven und den entarteten Riten eines intellektuell gereiften, doch spirituell erstorbenen Volkes gähnt ein Abgrund, den der Begriff Religion nur in seiner weitesten Bedeutung zu überbrücken vermag. Entstehen und Verfall ist nichtsdestoweniger der Prozess, den wir auch in der Geschichte der atlantischen Völker verfolgen können. Die Regierung, unter welcher die Rmoahals ins Dasein traten, wurde, wie man sich erinnern wird, als die denkbar vollkommenste bezeichnet; denn der Manu selbst war ihr König. Das Andenken an diesen göttlichen Herrscher wurde in ihren Annalen bewahrt, und mit der Zeit wurde er von diesem psychisch veranlagten Volk, das einen Schimmer von jenen, über den gewöhnlichen Wachzustand
hinausgehenden Bewusstseinszuständen hatte, als ein Gott angesehen. Da dieses kindliche Volk im Besitz jener höheren Eigenschaften weiter verblieb, ist es nur natürlich, dass es eine Religion annahm, die zwar ohne eine erhabene Philosophie, doch rein und edel war. Später entwickelte sich diese zu einer Art Ahnenkult. Die hergebrachte Verehrung und Anbetung des Manu ging auch a,uf die Tlavatli über; wurden sie doch außerdem von Adepten über die Existenz eines höchsten Wesens belehrt, als dessen Symbol die Sonne galt. So bildete sich eine Art Sonnenkult aus, der auf den Gipfeln der Hügel ausgeübt wurde. Dort errichteten sie große Kreise aufrecht Ntehender Monolithen; diese sollten symbolisch denjährlichen Sonnenkreislauf darstellen, wurden aber auch zu astronomischen Zwecken verwendet. Die Monolithen waren nämlich so aufgestellt, dass, vom Hochaltar aus gesehen, die Sonne beim Wintersolstitium gerade hinter einem dieser Monolithen aufging, beim Frühlingsäquinoktium hinter einem anderen und so weiter, das ganze Jahr hindurch. Diese steinernen Kreise dienten sogar zu verwickelteren astronomischen Beobachtungen, die mit den Stellungen der entfernteren Gestirne zusammenhingen. Später kehrten die Akkadier durch die Erbauung von Stonehenge zu dieser primitiven Errichtung von Monolithen wieder zurück. Trotz der größeren intellektuellen Entwicklung der Tlavatli war ihr Kult doch auch sehr primitiver Art. Unter den Tolteken bot sich dem Volk durch die ausgedehntere Verbreitung von Wissen und ganz besonders durch die spätere Einsetzung einer initiierten Priesterschaft und eines Adepten-Kaisers mehr Gelegenheit, einen wahreren Gottesbegriff zu erlangen. Die wenigen, die aus den dargebotenen Lehren vollen Vorteil zu ziehen wussten, wurden nach bestandener Probe zweifellos zu den Würden der damals eine große esoterische Bruderschaft bildenden Priester zugelassen. Mit denen, welche so das einfache Menschentum abgeschlossen hatten und zum Beschreiten des geistigen Pfades bereit waren, haben wir uns hier nicht zu beschäftigen; den Gegenstand unserer Untersuchung bilden lediglich die im Allgemeinen von den Bewohnern von Atlantis ausgeübten Religionen.
Die Kraft, sich zu hohen philosophischen Gedanken zu erheben, fehlte damals dem gewöhnlichen Volk, wie dies auch heute noch bei der großen Mehrzahl der Erdbewohner der Fall ist. Der nächste von den bestbegabten Lehrern angestellte Versuch ging dahin, ihren Mitmenschen irgendeine Vorstellung von der namenlosen und alles durchdringenden Essenz des Kosmos beizubringen. Dies konnte jedoch nur in Form von Symbolen geschehen, und, wie dies ja nahe lag, wurde dafür als das ~rste Symbol die Sonne verwendet. Wie dies auch heute der Fall ist, so durchschauten die Gebildeteren und geistig Gesinnten auch damals das Symbol und vermochten sich manchmal auf den Schwingen der Anbetung zum Vater unserer Geister zu erheben, zu jenem »Schwerpunkt und Verlangen unsrer Seele, Dem Zweck und Zuflucht unsrer Pilgerfahrt«, während die breiten Volksschichten nur ein Symbol sahen und es anbeteten, wie es heute noch das katholische Europa mit der geschnitzten Madonna oder dem hölzernen Bild des Gekreuzigten tut. Die Anbetung der Sonne und des Feuers wurde also der Kult, zu dessen feierlicher Begehung man durch ganz Atlantis, zumal in der großen »Stadt der goldenen Tore«, prächtige Tempel errichtete. Den Tempeldienst versah eine zu diesem Zweck vom Staat eingesetzte Priesterschar. In diesen frühen Tagen waren Bildnisse der Gottheit verboten. Die Sonnenscheibe betrachtete man als der Gottheit einziges passendes Emblem, und eine solche war in jedem Tempel vorhanden; man stellte eine goldene Scheibe in der Regel so auf, dass beim Frühlingsäquinoktiumoder Sommersolstitium die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf sie fielen. Die japanischen Shinto-Zeremonien bilden ein interessantes Beispiel des beinahe unverändert erhaltenen Sonnenkultes. Jede andere Darstellung der Gottheit wird in dieser Religion als gotteslästerlich betrachtet, und sogar der runde, polierte Metallspiegel wird, ausge-
nommen bei feierlichen Gelegenheiten, den Blicken des gewöhnlichen Volkes entzogen. Anders als die prächtigen atlantischen Tempelverzierungen, ermangeln die Shinto-Tempeljedoch vollständigjeder Ausschmückung - den vorzüglich ausgeführten glatten Holzbau belebt keine Sch:'Jitzerei, keine Malerei, noch irgendein Anstrich. Die Sonnenscheibe blieb aber nicht immer das einzig gestattete Emblem der Gottheit. Das Bild eines Menschen- eines urbildliehen Menschen - wurde später in den Tempeln aufgestellt und als höchste Darstellung der Gottheit angebetet. Dies könnte man in gewisser Beziehung als eine Rückkehr zu der von den Rmoahals praktizierten Verehrung des Manu betrachten. Noch war die Religion verhältnismäßig rein, und die Geistige Bruderschaft des »Guten Gesetzes« tat natürlich ihr Äußerstes, um in den Herzen des Volkes das geistige Leben wach zu erhalten. Doch die bösen Tage kamen näher, als kein altruistischer Gedanke mehr übrig blieb, um die Menschheit vor dem Abgrund der Selbstsucht zu behüten, der sie verschlingen musste. Der Verfall der ethischen Gedanken bildete zum Untergang des Geistigen notwendig das Vorspiel. Jeder arbeitete nur im eigenen Interesse und nutzte sein Wissen nur zu selbstischen Zwecken, bis sich bei jedermann der festgegründete Glaube einnistete, es gäbe in der Welt nichts Größeres und Höheres als ihn selbst. Jedermann war sich selbst »Gesetz, Herr und Gott«, und die Anbetung in den Tempeln bestand nicht mehr in der Verehrung irgendeines Ideals, sondern nur noch in der Anbetung des Menschen, wie er leibt und lebt. Wie in den Stanzen des Dzyan geschrieben steht: »Da ward die Vierte mit Stolz gebläht. Wir sind die Könige, sagte man, wir sind die Götter... Sie bauten große Städte. Aus seltenen Erden und Metallen erba~ten sie dieselben, und aus den vulkanischen Glutmassen, dem weißen Stein der Berge und aus dem schwarzen Stein verfertigten sie ihre eigenen Bilder in ihrer Gestalt und Ähnlichkeit und verehrten sie.« Heiligenschreine wurden in Tempel eingebaut, worin jeder seine in Gold oder Silber getriebene, in Stein gehauene oder in Holz geschnitzte Statue selbst anbetete. Die Reicheren hielten sich ganze Scharen von Priestern für die Pflege und Unterhaltung ihrer Heiligenschreine; sogar geopfert wurde
diesen Statuen, wie Göttern. Weiter konnte die Selbstvergötterung nicht getrieben werden. Jeder wahre religiöse Gedanke, der in das Gemüt des Menschen Eingang fand, wurde ihm bewusst durch die göttlichen Unterweiser oder Initiierten der okkulten Loge eingegeben, welche alle Zeitalter hindurch die Hüter der göttlichen Mysterien und der Tatsachen der übersinnlichen Bewusstseinszustände gewesen sind. Das Menschengeschlecht ist im Allgemeinen nur langsam fähig geworden, sich einige dieser göttlichen Ideen anzueignen. Der Mensch scheint auch in der Tat nicht immer dazu geeignet gewesen zu sein, dass ihm das Licht der Gottheit, nämlich die den Symbolen zugrunde liegende wahre Bedeutung, anvertraut werden durfte; denn in den Tagen der turanischen Vorherrschaft wurde, wie wir gleich sehen werden, ein Teil dieses Wissens zu Unrecht unter die Leute gebracht. Wir haben gesehen, wie die Leben und Licht spendenden Eigenschaften der Sonne in frühen Zeiten als Symbol gebraucht wurden, um dem Gemüt des Volkes all das vor Augen zu bringen, was es von der großen ersten Ursache zu begreifen fähig war. Doch innerhalb der Priesterorden waren noch andere Symbole mit tieferer und realerer Bedeutung bekannt und gehütet. Eins derselben war der Begriff einer Dreiheit in der Einheit. Die höchst heilige Bedeutung der Dreieinigkeit wurde dem Volk niemals mitgeteilt; jedoch auf irgendwie unrechtmäßige Weise wurden die kosmischen Kräfte des Universums als Schöpfer, Erhalter und Zerstörer in den Tagen der Turanier öffentlich bekannt. Diesen Gedanken materialisierten die Ur-Semiten noch weiter und würdigten ihn zu einer geradezu anthropomorphischen Dreieinigkeit herab, die aus Vater, Mutter und Kind bestand. Eine weitere und fast noch schlimmere Entwicklung ist noch aus der Zeit der Turanier zu erwähnen. Bei der Ausübung der Zauberei war ein großer Teil der Bevölkerung auf das Vorhandensein mächtiger Elementale aufmerksam geworden - Geschöpfe, erzeugt oder wenigstens beseelt durch den starken Willen der Zauberer. Dieser, da er nur auf das Böse gerichtet war, rief natürlicherweise boshafte Elementale ins Leben. Nun ging die Entartung der menschlichen
(JcfUhle für Ehrerbietung und Verehrung damals so weit, dass die Menschen diese halb bewussten Geschöpfe ihrer eigenen bösen Gethm ken wirklich zu verehren begannen. Die hierbei angewendeten ( Jebräuche waren vom ersten Anfang an mit Blut befleckt, und naIUrlich trug jedes in ihrem Heiligenschrein dargebrachte Opfer zur Verstärkung der Lebenskraft dieser vampirgleichen Geschöpfe bei und zwar in solchem Maße, dass die durch den starken Willen dieser nllen atlantischen Zauberer geschaffenen Elementale noch heutigen 'Iuges in verschiedenen Teilen der Erde von harmlosen Dorfgemeinden ihren Tribut fordern. Obgleich diese blutigen Gebräuche durch die rohen Turanier einMefUhrt und in ausgedehntem Maße ausgeübt wurden, so scheinen •le doch niemals unter den anderen Untergruppen irgendeine weitere Verbreitung gefunden zu haben, obgleich Menschenopfer bei einiaen Zweigen der Ur-Semiten nicht ungewöhnlich gewesen zu sein ~echeinen.
In dem großen Tolteken-Reich Mexikos war die Sonnenanbetung Ihrer Vorfahren immer noch die National-Religion, während die Ihrer wohltätigen Gottheit, Quetzalcoatl, dargebrachten unblutigen Opfergaben nur aus Blumen und Früchten bestanden. Erst mit dem Auftreten der wilden Azteken wurden die harmlosen mexikanischen Gebräuche durch die Opferung von Menschenblut erweitert, welches die Altäre ihres Kriegsgottes, Huitzilopochtli, tränkte. Die Opferung der ihren Feinden auf dem Gipfel des Teocali aus dem Leib gerisNenen Herzen kann als die direkte Fortsetzung der Elemental-Verehrung ihrer turanischen Vorfahren in Atlantis betrachtet werden. Man sieht also, dass das religiöse Leben des Volkes, wie in unseren Tagen, die verschiedensten Formen des Glaubens und der Verehrung umfasste. Von der kleinen Minderheit, welche nach Initiation strebte und mit dem höheren spirituellen Leben Berührung hatte - welche wusste, dass Wohlwollen gegen alle Menschen, Kontrolle über das Denken und Reinheit im Leben und Handeln die notwendigen Vorbedingungen zur Erreichung der höchsten Bewusstseinszustände und des geistigen Schauens waren - führten unzählige Stufen abwärts durch mehr oder weniger blinde Anbetung kosmischer Mäch-
te oder anthropomorphischer Götter bis zu den entarteten, aber am weitesten verbreiteten Gebräuchen der Selbstanbetung ~:md der blutgetränkten Verehrung von Elementalen. Ma_n sollte nicht vergessen, dass unsere Beschreibung nur von der atlantischen Menschheit handelt und eine Bezugnahme auf die noch entartetere Fetisch-Anbetung der Zernurischen Völker nicht am Platz wäre. Die währendalldieser Jahrhunderte zur Feier der verschiedenartigen Gottesdienste bestehenden vielerlei Gebräuche sind bis zu dem schließliehen Untergang von Poseidanis fortgeführt worden, zu welcher Zeit bereits unzählige Scharen atlantischer Auswanderer die verschiedenen Arten der Gottesverehrung des Mutterkontinents in fremden Ländern eingeführt hatten. Den Anfang und Fortschritt der in historischen Zeiten so verschiedenartige und widerstreitende Formen zeitigenden archaischen Religionen im Einzelnen zu zeichnen und zu verfolgen, wäre ein Unternehmen von großer Schwierigkeit; aber die Aufklärung, die es über Gegenstände transzendenter Bedeutung bringen würde, kann einmal zu einem solchen Versuch die Veranlassung geben.
SCHLUSSWORT Die Darstellung der Geschichte der vielen verschiedenen Menschheiten und ihre Untergruppen kann nur als Leitfaden dienen. Das Herabsteigen des Geistes in die Materie- diese beiden Pole der Einen ewigen Substanz - bildet den Prozess während der ersten Hälfte eines jeden Zyklus. Die auf den vorhergehenden Seiten betrachtete Periode, während welcher die atlantische Menschheit ihre Bahn durchlief, bildete gerade den Mittel- oder Wendepunkt unseres jetzigen Manvantaras (Schöpfungstages). Der Entwicklungsprozess, welcher jetzt in unserer fünften Menschheit eingesetzt hat- nämlich die Rückkehr aus der Materie zum Geist -,ist in jenen Tagen nur in einigen wenigen Einzelfällen, den Vorläufern der Wiedererwachung des Geistes, zu Tage getreten. Das Problem aber, welches, wie alle, die dem Gegenstand einige Aufmerksamkeit schenkten, gefühlt haben müssen, noch der Lösung harrt, ist der überraschende Gegensatz in den Eigenschaften der atlantischen Menschheit. Denn Seite an Seite mit rohen Leidenschaften und entarteten, tierischen Neigungen erblicken wir psychische Fähigkeiten und eine gottähnliche Intuition. Die Lösung dieses scheinbar unlösbaren Rätsels liegt darin, dass das Schlagen der Brücke erst damals in Angriff genommen wurdeder Brücke des Manas oder des Verstandes nämlich, welche die aufwärts steigenden tierischen Kräfte mit dem sich abwärts senkenden Geist Gottes in der vollkommenen Persönlichkeit verbinden soll. Das heutige Tierreich stellt ein Feld der Natur dar, wo die Bildung dieser Brücke noch .nicht begonnen hat; und sogar bei den Atlantern war die Verbindung noch so schwach, dass die geistigen Eigenschaften die niedere tierische Natur nur wenig zu leiten vermochten. Was sie
an Verstand besaßen, genügte, um der Befriedigung der Sinne den Genuss hinzuzufügen; er reichte aber nicht dazu aus, die noch schlafenden spirituellen Fähigkeiten zu beleben, welche in der vollkommenen Persönlichkeit die absolute Herrschaft erlangen müssen. Obgleich schon während der zweiten Hälfte der dritten Menschheit und zu Beginn der vierten die Manasaputras (die solaren Botschafter des GEISTES) herabgestiegen waren, um die Masse der Menschheit, welche noch ohne den göttlichen Funken war, mit Geist zu begaben, so brannte das Licht während der ganzen atlantischen Periode doch nur so schwach, dass bloß von wenigen gesagt werden konnte, sie hätten die Fähigkeit, abstrakt zu denken, erlangt. Bei konkreten Dingen andererseits wussten sie ihren Verstand recht gut zu gebrauchen und erzielten in den praktischen Dingen des Alltagslebens, besonders wenn sie auch ihre psychischen Fähigkeiten darauf richteten, ganz bemerkenswerte und erstaunliche Erfolge. Kama (die Begierde), das 4. Prinzip, erreichte natürlich in der 4. Menschheit seinen Höhepunkt. Dies erklärt auch, warum sie in der tierischen Rohheit so tief gesunken war; denn bei der Annäherung der Runde an ihren Nadir muss sich diese abwärtsgehende Bewegung unvermeidlich äußern, so dass der allmähliche Verlust der psychischen Fähigkeiten, das Überhandnehmen der Selbstsucht und das Herabsteigen in den Materialismus eigentlich nicht überraschen darf. Eher ist alles dies als ein Teil des großen zyklischen Fortschritts im Gehorsam gegen das ewige Gesetz zu betrachten. Wir alle haben jene bösen Tage durchgemacht, und die damals angehäuften Erfahrungen bilden jetzt unseren Charakter. Jetzt scheint auf die gegenwärtige Menschheit eine heller strahlende Sonne herab, als die, welche den Pfad ihrer atlantischen Vorfahren erhellte. Weniger durch sinnliche Leidenschaften beherrscht und dem Einfluss der Vernunft zugänglicher, sind die Menschen unserer Zeit im Besitz eines zuverlässigeren Wissens und umfassenderer Verstandeskräfte. Der jetzt nach aufwärts gerichtete Bogen der großen manvantarischen Runde wird dem geistigen Pfad natürlich zahlreiche Jünger zuführen und den transzendenten Gelegenheiten, die er zur fortgesetzten Stärkung und Reinigung des Charak-
ters bietet, immer stärkere Anziehung verleihen. Nicht mehr wird diese Stärkung und Reinigung durch bloß stoßweise Anstrengung aelenkt und beständig durch auf Abwege führende Anziehungen unterbrochen, sondern jeder Schritt wird durch die Meister der Weisheit geleitet und bewacht werden, so dass der einmal begonnene Aufstieg nicht länger zögernd und unsicher sein, sondern vielmehr direkt zum glorreichen Ziel hinführen wird. Die psychischen Fähigkeiten und die gottähnliche Intuition, welche einige Zeit verloren gingen, doch immer noch das rechtmäßige Erbe der Menschheit sind, warten nur auf die zu ihrer Wiedererlangung zu machende persönliche Anstrengung und werden dem Betreffenden noch tiefere Einsicht und höhere Kräfte verleihen. So werden sich die Reihen der Adept-Lehrer- der Meister der Weisheit -immer mehr verstärken und ergänzen, und sogar unter uns muss es heute einige geben, die, nur an ihrer den Tod überdauernden Begeisterung erkennbar, als Meister der Weisheit der Menschheit noch vor Beginn des nächsten Weltzyklus bei ihrem Aufstieg helfen werden.