g n un g t u a r t e r a b f b e u au f K a
R E N N I B A R A K U N D E X E N t , t
EISKLETTERN
b ib as e s g i W a n- f e s a n u a f ra u wo r t m mm t o m k o
MAGISCHE MOMENTE
ABENTEUERTRIP IN ISLANDS EWIGES EIS
z ! o p p Sc h wii z H
GENIAL GUT
BESSER BOULDERN
Alpines Sportklettern am Klein Wellhorn
Schieben, stemmen, pressen: Techniken für Sloper & Co.
MYTHOS NORDWAND
Geschichten von der dunklen Seite des Eigers
BLOCKSAISON IM TESSIN
PROVENCE STILLE WÄNDE AM MONT VENTOUX
NR. 2/2016
Die besten Boulderspots auf der Sonnenseite der Alpen NEUE KLETTERZIELE AUF TENERIFFA
ERFOLG: ERSTE DEUTSCHE FREI AM EL CAPITAN
NICCOLÒ CERIA: STARKER BOULDERER AUF WELTTOUR
R F S 0 4 , 1 1 € Z I 0 E 5 , 7 € W H N I 0 C E S L 8 , A T 5 • I € D 0 • N 6 € , A 0 L 6 8 , H H C 6 I C X S E R U T R L E U E T N E S E Ö B D
EDITORIAL 2/2016
Stark durch den Winter Das bissch bisschen en Schnee Schnee kann kann uns uns nicht stoppen: Klettern ist längst Ganzjahres-Sport Ganzjahres-Sport geworden.
PERFEKTE BLÖCKE FÜR DEN WINTER
Giuliano Cameroni in Le (7B) in Chironico. flipper (7B)
Kletterfestival im Frankenjura
IN KÜRZE ZURÜCK
Vier Jahre ist es jetzt her, dass sich in Betzenstein im Frankenjura Kletterer von Jung bis Alt zum gemeinsamen Klettern, Feiern und Beisammensein getroffen haben. Dieses Jahr kommt das Marmot Frankenjura Kletterfestival nun zurück, vom 26. bis 29 Mai wird in Königstein die Hütte brennen. Ein umfangreiches Programm mit Vorträgen, Kabarett, Boulderwettkampf und vielem mehr ist in Vorbereitung. Vorbereitung. Und natürlich gibt es jede Menge feinsten Fels und lecker Kaffee, Kuchen, Kraut und Bier. Die Infos zum Festival findet ihr unter kletterfestival.org i z r ü K n a f e t S : o t o F
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Im Mittelalter, als es weder Kletter- und Boulderhallen noch Crashpads, dafür aber noch richtige Winter gab, hatten Kletterer von November bis März Zwangspause. Ganz Ehrgeizige machten dann Klimmzüge, ganz Wilde Winterbegehungen und ganz Faule einfach Winterschlaf. Winterschlaf. Dank der Hallen wird man heute im WinWinter stark und freut sich aufs Frühjahr, wo man endlich die geballte Kraft an den Fels bringen darf. Boulderer warten aber gar nicht bis zum Frühjahr, sondern ziehen gleich im Winter los und loben die gute ReiReibung am Fels und die trockene Winterluft. Beides treffen Boulderer im Tessin in Hülle und Fülle an, dazu noch gibt es prima Blöcke, soweit das Auge reicht. Ab Seite 16 entführt euch Redakteur Steffen Kern in das Boulderparadies in der Sonnenstube der Schweiz. Seit er dorthin umgezogen ist, kennt er sich noch besser aus als je zuvor. Und wer Winterbegehungen bevorzugt: Auch am Eiger ist jetzt Hochsaison. Ab Seite 40 erfahrt erfahrt ihr Ralph Stöhr mehr darüber. klettern 3
INHALT
Titel: Die Blöcke im Tessin
zählen zu den besten der Welt. Paul Robinson (USA) streckt sich in Shadowfax (Fb 8B), Chironico. Foto: Stefan Schlumpf / visualimpact.ch
NR. 2/2016
EIGER : Nicht nur diese vier Herren schrie-
40 ben in der Nordwand jüngst Geschichte
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ISLAND-TRIP: Eis wie aus einer anderen Welt wartet im hohen Norden
VERTICAL LIFE 10 Jakob Schubert gut in Form
72
FELSGENUSS AM MONT VENTOUX
Radfahrer quälen sich hinauf, wir Kletterer dürfen unten bleiben. Am Fusse des berühmten Berges in der Provence bieten mit Malaucène und Combe Obscure zwei Gebiete besten Fels, Ruhe und Routen in allen Graden. 4
klettern
Nach Ende der Wettkampfsaison Wettkampfsaison 2015 gelingt dem Tiroler in Andalusien seine zweite 9b-Route
12 Neue Boulderhallen In Fürth und Würzburg eröffnen neue Blocktempel
14 Starke Sloweninnen Mina Markovicˇ punktet 9a in Spanien, Janja Garnbret klettert 8c im Flash
54 DICKE DINGER
64 KARABINER UND EXEN
Bouldern an Slopern und Volumen braucht mehr als Fingerkraft. Wir zeigen, wie es geht.
sind das Bindeglied zwischen Seil und Haken. Worauf es dabei ankommt und was es gibt, steht hier.
KLETTERZIELE 16 Blockparadies Tessin Die besten Bouldergebiete in der Sonnenstube der Schweiz
26 Alpines Sportklettern pur Traumkalk im Berner Oberland: alle Routen am Klein Wellhorn
72 Provence für alle Am Fuß des Mont Ventoux locken zwei Sportklettergebiete mit viel Sonne und bestem Fels
74 Update Teneriffa Frischer Fels auf der Insel des ewigen Frühlings
REPORTAGEN
SERVICE & PRODUKTE 54 Bouldern an Volumen Stemmen, pressen, schieben: Große Griffe und Volumen brauchen vollen Körpereinsatz. So geht‘s.
58 Trickkiste Sicher am Stand: Ablassen des Nachsteigers mit einem Alpintuber im Plate-Modus
64 Karabiner und Exen Was gibt es, worauf muss ich achten? Aktuelle Produkte und Entwicklungen im Überblick.
70 Testival Kletterschuh Tenaya Iati, Einfachseile von Skylotec, Black Diamond Daunenjacke Cold Forge Hoody Die Südostwand
26 bietet Perlen des alpinen Sportkletterns KLEIN WELLHORN:
6 Mit Sinn für Schönheit Niccolò Ceria knackt harte Bouldernüsse auf vier Kontinenten
34 Traumeis auf Island i z r ü K n a f e t S , h c s ö B t r e b o R , n r e K n e f f e t S , e l p m e K m i T , h c . t c a p m i l a u s i v / k n i r B o c l e E , r h ö t S h p l a R : s o t o F
Eisklettern einmal anders: Ein Rausch aus Formen und Farben
40 Mythos Eiger Die Faszination der Nordwand ist auch im 21. Jahrhundert ungebrochen
48 El Corazon gepunktet Motivation ist alles: Alexandra Schweikart klettert El Cap Route f rei
80 Keile contra Langeweile Warum es Jakopo Larcher immer wieder zum Tradklettern zieht
STANDARDS 59 Impressum 79 klettern-Shop 60 Partnerhallen/Shops 82 Vorschau 62 Markt/Kleinanzeigen
16 TESSIN Blöcke im Überfluss und im Winter und Frühjahr ideale Bedingungen: die sechs besten Boulderspots im Detail.
klettern
5
VISION This Side of Paradise 7C+, Bishop Foto: ANTHONY LAPOMARDO
BLOC RAMPAGE Wer seine Ticklists nach Schönheit ordnet, hat offensichtlich nicht nur Grade im Kopf. Nichtsdestotrotz hat Niccolò Ceria in den letzten beiden Jahren so viele harte Boulder geknackt wie kaum ein anderer. Impressionen von vier Kontinenten. Text: STEFFEN KERN
6 klettern
The Big Island 8C Fontainebleau Foto: STEFAN KÜRZI
Il Mancino di Bristol 8B+, Grampians Foto: ROSS TAYLOR
IN 8ER-ZÜGEN UM DIE WELT
Mooiste Meisie 8B, Rocklands Foto: NILS FAVRE
8B+ gibt‘s reichlich. Manche mit zig Begehungen und Videos im Web, manche unwiederholt, kaum gefilmt und somit im globalen Boulderbewusstsein kaum präsent. Zu letzteren gehörte Ben Moons Voyager sit im Peak District aus dem Jahr 2006. Bis sich Niccolò Ceria Ende Oktober die zweite Begehung der genialen Linie holte. Für den 22-Jährigen ein Fünfjahres-Traum, andererseits nur eine Station seiner vielen Reisen in den letzten zwei Jahren: Bishop, Rocklands, Grampians, Mazedonien, Albarracin … Zwischendurch war er zuhause in Norditalien und im Tessin zugange. Und wo er hinkam, zog er hart, Erstbegehungen inklusive: Im Frühjahr kletterte er in Fontainebleau rund 30 Probleme ab 8A aufwärts, auf Åland holte er sich die erste Wiederholung von Living the Dream (8B+) sowie die Erstbegehung von Nitro (8B). Die berühmte Kreuzzughangel von Off the Wagon (8B+) im Tessin absolvierte er, als sei sie eine Aufwärmübung – und im Dezember 2015 gelang ihm dann noch sein Jahresprojekt: die Erstbegehung von Ziqqurat (8C) im Aostatal. klettern 7
VISION The Ghost Ship 8B+, Champorcher Foto: GIANLUCA BOSETTI
Living the Dream 8B+, Åland Foto: RUDY CERIA
MIT DER MEINUNG NICHT HINTERM BLOCK
The power of one 8B, Rocklands Foto: NILS FAVRE
Viel reisen und hart ziehen tun viele. Ungewöhnlich sind Niccolòs ehrliche Kommentare – und damit ist nicht die gängige Abwerterei gemeint. Eine Auswahl: „Schon nach wenigen Minuten merkte ich, wie scharf und von mieser Qualität der Fels in Bishop ist.“ „Nirgendwo ist der Kletterstil simpler als in den Rocklands. Nach einer Weile beginnt mich das Gebiet zu langweilen.“ Und auch die Grampians und deren ikonisches Problem Ammagamma (8B) bekamen ihr Fett ab: Das Gebiet sei überschätzt, „ Ammagamma ganz nett, der erste Teil für Größere aber mickrig und grausam, weil dein Hintern nur knapp über dem Boden ist.“ Erfrischende Worte, die ihm jedoch teils heftige Reaktionen einbrachten. Vor allem seine Äußerungen zu Bishop sorgten für einen wahren Shitstorm beleidigter Boulder-Amerikaner. Dabei betont der junge Italiener stets, dass es sich nur um seine persönlichen Eindrücke handle. Und zudem beweist der 22-Jährige mit genügend Kommentaren, dass er keinesfalls ein notorischer Nörgler ist. Ein Beispiel: „Bleau ist einzigartig! Jeder Tag im Wald ist eine Lehrstunde für mich.“ Dem dürfte wohl die gesamte Boulderwelt zustimmen. 8 klettern
Voyager sit 8B+, Peak District Foto: GIULIA PAOLETTI
VERTICAL LIFE NEWS & SZENE
NACHGEFRAGT BEI
KURZBIOGRAFIE
geboren an Silvester 1990, lebt in Innsbruck. Seit 2010 war er jedes Jahr unter den Top Drei des Gesamt-Weltcups im Lead und mehrfach Gewinner der Overall-Wertung. 2015 punktete er unter anderem Fight or Flight (9b), Thor‘s Hammer (9a+) und holte sich die zweite Begehung von Bügeleisen sit start (8C). JAKOB SCHUBERT,
JAKOB SCHUBERT
1
2014 Platz Eins im GesamtWeltcup im Lead, 2015 „nur“ Dritter, dafür am Fels erfolgreicher denn je. Hat sich dein Fokus geändert?
Nein! Schon immer habe ich versucht, Felsklettern und Wettkampf zu kombinieren, da mir beides viel Spaß bereitet. Seit 2015 geht das leichter, da ich im Mai meinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abschließen konnte und jetzt all meine Zeit dem Klettern widme.So habe ich jetzt auch mehr Zeit für größere Felsklettertrips. Der Weltcup 2015 wurde erst beim letzten Bewerb entschieden, und es war denkbar knapp. Ich hoffe ich kann 2016 wieder eins drauf legen.
2
Zuletzt gelang dir La Planta de Shiva (9b) in Andalusien. Beschreib‘ die Route?
Das ist ein 50-Meter-Ausdauerhammer in Villanueva del Rosario. Nach einer 25 Meter langen, kraftvollen 8c beginnt der 9b-Teil. Ich habe
WELTCUP 2016 10 klettern
noch nie so spezielle Griffe gehalten! Man muss viel Zeit investieren, um die beste Lösung zu finden. Einen echten Schlüsselzug gibt‘s nicht, doch jeder Zug ist schwer, und man fightet bis zum Schluss. Ich denke, es ist die schwerste Route, die ich je versucht habe, und ich bin sehr stolz diese schöne Linie nach Adam Ondra als zweiter geklettert zu haben.
3
Bald geht‘s nach Hueco Tanks, dann nach Fontaine bleau. 2016 startest du aber nur im Lead. Draußen bouldern, Wettkampf mit Seil – wie passt das zusammen?
Bouldern macht mir fast genauso viel Spaß wie Seilklettern, und ich liebe die Abwechslung. Den Boulderweltcup lasse ich 2016 vor allem deshalb aus, um mehr Zeit für Felstrips zu haben. Um im Vorstieg erfolgreich zu sein, muss man auch viel an der Boulderpower arbeiten, deshalb denke ich, es
Am 15. und 16. April startet die Weltcupsaison 2016 mit der ersten von sieben Stationen des Boulder Worldcups im Schweizer Meiringen. Nach drei Stationen in Asien folgt am 20. und
passt gut in die Vorbereitung. Schließlich beginnt die Vorstiegssaison erst im Juli.
4
Was bringt dir draußen klettern für drinnen?
Um im Wettkampf erfolgreich zu sein, muss man hart trainieren. Dieses Training zahlt sich am Fels genauso aus – und während der Saison kann Felsklettern hilfreich sein, um den Kopf frei zu bekommen und neue Motivation zu sammeln. Weiters kann ich mich am Fels oft noch mehr motivieren, an meine Grenzen zu gehen. Und so viel über mich selbst und das Klettern lernen.
ich viel vom Gebiet erkunden und Desperenza und Terremer (beide 8C) versuchen. Im Wettkampf ist die WM in Paris das Highlight. Nachdem ich dort 2012 Weltmeister wurde, ist es mein großes Ziel, das zu wiederholen. Im Weltcup hoffe ich, meine Konstanz von 2015 beibehalten und mit besseren Einzelergebnissen wieder ganz oben stehen zu können .
5
Deine Ziele für 2016?
Ich habe mich noch nicht festgelegt, wo es überall hingehen soll. Doch ich möchte unbedingt wieder nach Flatanger. Das große Ziel wäre, Move (9b/+) zu klettern, da es neben Thor‘s Hammer (9a+) die Kingline der Höhle ist. In Hueco Tanks möchte
21. Mai der Wettbewerb in Imst. Nach einem Abstecher nach Vail und einer längeren Pause folgt am 12. und 13. August das Finale in München. Der Auftakt zu den sechs Wettbewer-
La Planta de Shiva war
bereits die zweite 9b für Jakob Schubert.
ben des Lead Worldcups steigt am 11. und 12. Juli in Chamonix. Ebenfalls in Frankreich findet der Saisonhöhepunkt statt: die Weltmeisterschaft in Paris vom 14. bis 18. September.
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HIGH FIVE Bescherung in Fürth: Rechtzeitig zu Weihnachten eröffnete die Boulderhalle Steinbock.
Allein über dem Abgrund: fünf Solobegehungen, die Klet- tergeschichte schrieben.
Neues Jahr, neue Probleme Viel Fels gibt‘s ohnehin in Franken, zwei neue Boulderhallen in Fürth und Würzburg vergrößern auch die Plastikdichte. Boulderer in der Region Erlangen-Nürnberg-Fürth dürften schon vier Tage vor Weihnachten in festlicher Stimmung gewesen sein. Denn am 20. Dezember eröffnete in Fürth-Zirndorf die Boulderhalle Steinbock. 900 m 2 Grundfläche beherbergen dort auf zwei Etagen drei bis viereinhalb Meter hohe Wände mit insgesamt etwa 900 m2 Boulderfläche. Sommerfeste sind auch schon in Sicht: Für Exklusives Jubiläumsmodell: der W‘s Mixed Snap-T Pullover.
2016 ist der Ausbau des 750 m 2 großen Gartens fürs Outdoor-Bouldern samt Biergarten geplant. Man ist schließlich in Franken. boulderhalle-steinbock.de Ebendort, allerdings in Unterfranken, hat nun auch Würzburg eine Boulderhalle bekommen. Das Rock Inn eröffnete am 9. Januar und bietet neben Bouldern auf 1000 m2 Fläche auch Yoga und Parkour. rockinn-wuerzburg.de
DER KLASSIKER N IA PA TA G O - T S n a p
Hoch soll er leben! Der Pata- gonia Snap-T wird 30.
In den späten 80ern und 9 0ern traute man sich ohne ihn kaum an den Fels. Der Fleecepullover Snap-T gehörte quasi zum vertikalen Dresscode. Und ist seither nicht in die Jahre gekommen. Zum Geburtstag spendieren die Amerikaner ihrem legendären Faserpelz einige Sondermodelle wie die abgebildete Frauenversion mit PrimaLoft Gold (160 Euro), er ist aber auch weiter ganz klassisch zu haben (110 Euro). Und für alle Modelle gilt wie von Patagonia gewohnt: ökologisch völlig korrekt. 12 klettern
ALEXANDER HUBER ( HASSE-BRANDLER , 2002) Die Kunde von diesem Solo ließ uns das Blut in den Adern gefrieren. 2002 kletterte Alexander Huber die Hasse-Brandler alias Direttissima (8+, 500 m, Foto) an der Großen Zinne free solo. 500 Meter steilster, nicht immer fester Dolomitenfels, Selbstsicherheit als einzige „Sicherung“ über der saugenden Tiefe.
1
CLAUDIO BARBIER (DREI ZINNEN-QUINTETT, 1961) Schon vor Alexander Huber waren Kletterer an den Drei Zinnen solo unterwegs. 1961 kletterte der Belgier Claudio Barbier allein und an einem Tag durch alle fünf Nordwände: Cassin (6, A1, Westliche Zinne), Comici (6, A0, Große Zinne), Preußriss (5, Preußturm), Dülfer (4+, Punta Frida) und Innerkofler (4+, Kleine Zinne). Das Ganze ohne BASE-Jumps in 13 Stunden.
2
WOLFGANG GÜLLICH ( SEPARATE REALITY , 1986) Dank Heinz Zaks Foto wahrscheinlich das berühmteste Free Solo der Sportklettergeschichte. 1986 wagte der „Meister“ 200 Meter über dem Yosemite Valley von unsicheren Handklemmern aus den Schwung der Füße zur Lippe des Rissdachs Separate Reality (8+).
3
HANSJÖRG AUER (WEG DURCH DEN FISCH , 2007) Nicht so steil und brüchig wie die Hasse-Brandler , dafür mit wackliger Plattenkletterei bis 9-, 900 Metern Wandhöhe und im Fall des jungen Tirolers ohne langes Auschecken: 2007 machte sein Husarenstreich an der Marmolada Hansjörg Auer international bekannt.
4 5
ALAIN ROBERT (COMPILATION , 1992) Inzwischen wird „Spiderman“ nach seinen Solos an den Wolkenkratzern dieser Welt gelegentlich von der Polizei abgeholt. Am Fels musste er nach seinen Free Solos noch selbst absteigen. 1992 kletterte er mit Compilation in Omblèze als Erster eine 8b free solo, im Jahr zuvor war ihm die heikle Crux von La nuit du lézard (8a+) in Buoux ebenfalls seilfrei gelungen.
VIEL BEWEGT John Ellison, der Gründer von „Climbers against Cancer“, ist seinem Krebsleiden erlegen. „Ein großartiger Mensch hat uns verlassen – jemand, der der Kletterwelt mehr Inspiration, gute Vibes und Visionen gegeben hat als alle 9b-Kletterer zusammen“, postete Matthias Keller vom DAV anlässlich der traurigen Nachricht vom Tode John Ellisons auf Facebook. In der Tat: Der am 27. Dezember 2015 verstorbene Brite hatte eine deutlich bedeutsamere Mission als kleine Griffe. Die Anfang 2013 von ihm gegründete Organisation „CAC“ hat rund 500.000 Euro gesammelt und Krebsforschungszentren zur Verfügung gestellt. Sein Werk soll fortgeführt werden, es zu unterstützen, wäre die beste Würdigung von John Ellison. climbersagainstcancer.org
Klein gegen Groß Am 2. Januar war Juliane Wurm in Kai Pflaumes Fernsehshow „Klein gegen Groß“ zu Gast. Ihre Aufgabe: einen Boulderparcour an freischwingenden Riesenvolumes schneller als der 11-jährige Herausforderer zu meistern. Sie schlug sich hervorragend, gegen Michel hatte sie aber keine Chance. Passend zum Thema „Klein gegen Groß“: Die US-Amerikanerin Ashima Shiraishi (14) rang kürzlich in Japan einen Boulder im Grad 8B+ in 30 Minuten nieder. An Horizon, einer als hart eingestuften 8C von Dai Koyamada, scheiterte sie dreimal nur knapp – am letzten Zug von einem nassen Griff. Und die „nächste Generation“ ist ihr schon dicht auf den Fersen. Die 10-jährige Französin Oriane Bertone kletterte kürzlich ihren fünften Boulder im Grad 8A. Kinder, Kinder, wo soll das enden?
DER BEWEIS ) n e t n u . e r ( a l o c n a i G o d r a c i R , n o s i l l E n h o J v i h c r A , ) 5 h g i H ( k a Z z n i e H , k c o b n i e t S v i h c r A : s o t o F
Er kann‘s noch ohne Seil. Chris Sharma eröffnet in Spanien ein Megadach.
8B/+, danach ein 8AAusstiegsboulder: Chris Sharma in Catalan Witness the Fitness.
2005 gelang Chris Sharma mit dem Dach von Wit- ness the Fitness (8C) in Arkansas einer der härtesten Boulder der Welt. Danach gab‘s von ihm ein Jahrzehnt lang eher seillastige News. In seiner Wahlheimat Katalonien kletterte der 34-Jährige nun erneut einen gewaltigen Dachboulder. Einen Grad will Chris nicht angeben, da es sich um die Aneinanderreihung eines Problems im Bereich 8B/+ mit einem 8A-Ausstiegsboulder handelt, lässt sich zumindest schreiben: lang und sauschwer. Ebenso druckreif: Im November eröffnete Chris in Barcelona seine eigene Boulderhalle und er wird Papa. Zwei gute Gründe, sich wieder mehr dem Bouldern zu widmen.
klettern 13
VERTICAL LIFE
Mina Markovicˇ in La Fabela Pa La Enmienda (9a), unten Janja Garnbret beim Flash von Rollito Sharma Extension (8c).
FURIOSE FERIEN
Die Sloweninnen Mina Markovicˇ und Janja Garnbret räumen in Spanien ab. Nachdem Mina Markovicˇ sich im November ihren dritten Gesamtsieg im Lead-Weltcup geholt hatte, gönnte sich die 28-Jährige zur Abwechslung viel Fels. Über den Jahreswechsel war sie zwei Wochen mit dem slowenischen Nationalteam in Katalonien unterwegs und kam mit fetter Beute zurück. Mit La Fabela Pa La Enmienda in Santa Linya konnte sie ihre erste 9a klettern, dazu punktete sie je zwei Routen in den Graden 8c+ und 8c. Zweimal 8c im Flash schaffte ihre junge Landsfrau Janja Garnbret. Dem 16-jährigen Shootingstar des Lead-Weltcups 2015 – bei drei Teilnahmen gab‘s drei Podestplätze – gelang auf Anhieb der Durchstieg von Rollito Sharma extension und tags darauf das gleiche Kunststück in La Fabelita, beide ebenfalls in Santa Linya. Und wo wir schon bei den Wettkampf-Newcomerinnen sind: Auch die 19-jährige Österreicherin Jessica Pilz kann auf einen gelungenen Spanientrip zurückblicken. Die Dritte im LeadGesamtweltcup und bei der Europameisterschaft 2015 punktete in Oliana Mind Control und Joe Blau, beide 8c+. 14 klettern
Mehr Leben
Vertical-Life hat seine Climbing App komplett überarbeitet und ausgebaut. Verbesserte Navigation, frisches Design und „social features“, mit denen man Erfolge teilen und die von Freunden verfolgen kann: Die Vertical-Life Climbing App 2.0 kommt in neuem Gewand. Dazu gibt‘s viele Infos, Karten und Topos, letztere sind für den Offline-Gebrauch downloadbar. Neu ist auch das deutlich erweiterte Angebot. So sind zu Kletterzielen wie Kalymnos, Finale Ligure, Sizilien und Zillertal auch beliebte Boulderspots wie Magic Wood, Silvapark und Sustenpass hinzugekommen. Geblieben ist der lobenswerte Ansatz, mit den Autoren der lokalen Gebietsführer zusammenzuarbeiten. vertical-life.info
) n e b o . e r ( m l e h l i W o k i e H , ) e t i e S . i l , 2 ( a d n o F a k u L : o t o F
DER FINGERFLÜSTERER Der Physiotherapeut des österreichi- schen Nationalteams sucht Kletterer mit Fingerverletzung für eine Studie.
Schnelle Hilfe: Klaus Isele und Anna Stöhr bei einem Weltcup.
Seit Jahren behandelt er regelmäßig durchs Klettern verursachte Fingerbeschwerden und hat eigene Methoden entwickelt. Diese will Klaus Isele nun im Rahmen seiner Masterthesis auf wissenschaftlicher Basis überprüfen. Dafür sucht der Vorarlberger Physiotherapeut und Osteopath „Probanden“ mit durchs Klettern ausgelösten Fingerbeschwerden. Geboten wird diesen eine kostenlose Behandlung, sofern die Kletterer danach für eine telefonische Befragung zur Verfügung stehen. Alle weiteren Infos: therapierbar.com.
MITMACHEN UND GEWINNEN Wir verlosen ein DVD- Set „Everest“ plus ein innovatives „Revolver- board“ von Antworks.
Das gab‘s seit 1974 nicht mehr. Im vergangenen Jahr stand kein Mensch auf dem Gipfel des Mount Everest (8850 m). Nach den verheerenden Erdbeben im Frühjahr hatten alle Expeditionen ihre Versuche abgebrochen. Im Herbst versuchte sich nur ein Japaner, doch ohne Erfolg. Dafür kommt der Everest nun ins Wohnzimmer. Ab 28. Januar ist das auf Jon Krakauers Bestseller „In eisige Höhen“ basierende Bergdrama „Everest“ auch als DVD und Blu-ray erhältlich. Zum Verkaufsstart verlosen wir ein DVD-Set in Kombination mit einem „Revolverboard“ von Antworks. Das innovative Board mit einer Sloper-Rückseite lässt sich um 360 Grad drehen. Stark werden vor der Glotze – zu gewinnen unter klettern.de/everestdvd .
GEMEINSAM HOCH HINAUS Ein inklusives Kletterprojekt braucht Unterstützung. In München können bei dem Projekt „Bayerns beste Gipfelstürmer“ 65 Kinder und Jugendliche mit Behinderung, schweren Erkrankungen, aus sozial benachteiligten Familien oder mit Flucht- oder Migrationshintergrund unter Anleitung von pädagogisch ausgebildeten Trainern mit unbelasteten
Jugendlichen klettern. Da die Halle des Pro jektträgers IG Klettern, das Heavens Gate, spätestens Ende 2016 wegen Umbaumaßnahmen für ein Jahr geschlossen wird, ist das Projekt mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert und sucht Sponsoren und Helfer. bayerns-beste-gipfelstuermer.de
BEST OF
Chironico Oben Schnee und Sonne, unten viel Fels: Natalie Bärtschi in Giandollaro (6C+).
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AM ENDE DES AM ENDE DES TUNNELS TUNNELS BOULDERN IM TESSIN
KALKKLIPPEN SOWEIT DAS AUGE REICHT UND EIN UNERSCHÖPFLICHES ROUTENANGEBOT. DER EINZIGE HAKEN: VON PEMBROKE EIGNEN SICH PERFEKT FÜR DEN EINSTIEG INS. … SCHEINT DIE SONNE. UND DA DIE KASTANIENWÄLDER SÜDLICH VON GOTTHARD UND SAN BERNARDINO UNZÄHLIGEN BLÖCKEN SCHATTEN SPENDEN, ZÄHLT DAS TESSIN ZU DEN BESTEN UND BELIEBTESTEN BOULDERZIELEN WELTWEIT. Text:
Text:
STEFFEN KERN Foto s: STEFAN KÜRZI
STEFFEN KERN Foto s: STEFAN KÜRZI
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Zauber des Südens Brücken, Häuser und Kirchen aus Gneis: verträumte Abendstimmung in Giornico.
G
enerell hasse ich lange Tunnel! Nur den Gotthardtunnel mag ich, denn der macht glücklich.“ Meine spontane Sympathiebekundung für die Nord und Süd verbindende Röhre sorgt für Schmunzeln. Doch alle wissen, was gemeint ist: bei der Einfahrt in Göschenen dichte Wolken mit Regen- oder Schneefall, 20 Minuten später bei der Ausfahrt blauer Himmel oder Sternennacht. Nicht immer, in der kalten Jahreszeit aber ziemlich oft. Und sollte das südliche Ende des Tunnels doch in einen triefenden Grauschleier gehüllt sein, bleibt die Hoffnung, dass einige Kilometer weiter – vielleicht bereits in Chironico oder wenigstens in Cresciano – die Sonne scheint. Gute Chancen auf ebensolches Wetter sind das eine, tausende Blöcke aus bestem Gneis das andere schlagende Argument für Trips ins Tessin. Und so strömen sie, die Bouldererscharen, vor allem von Herbst bis Frühjahr aus allen Richtungen und aus aller Herren Länder. Inzwischen sind die Blockhochburgen von Chironico und Cresciano unter Kletterern bekannter als der neueste Royals-
Cresciano Das Angebot im sechsten Bleaugrad ist riesig. Mauro Schwaszta in Pinterest (6C).
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Klatsch bei „Gala“-Leserinnen. Weshalb hier erst einmal von anderen Boulderjuwelen des Tessins die Rede sein soll. KUNSTWER KE AUS GNEIS
Zum Beispiel von Brione im wildromantischen Valle Verzasca, wo nach Meinung vieler der schönste Gneis des Kantons zu finden ist: Grau und gelb, braun und weiß, schwarz und rötlich schimmern die oft mit üppigen Maserungen verzierten Blöcke, teils vom Fluss rund geschliffen und reibungsarm oder aber mit perfektem, feinkörnigem Grip. Und nicht selten finden sich irre Felsstrukuren, die jedem Griffe-Shaper zu Ruhm und Ehre gereichen würden. Wie leider in fast allen europäischen Bouldergebieten ist die Situation auch in Brione angespannt, und noch immer ist eine Komplettsperrung des Gebietes nicht vom Tisch. Vor allem im Sektor Pianèsc mit so bekann-
ten Problemen wie Disney Production (8A+), Black mirror (6B) und Molonk (7C) beschwerten sich in der Vergangenheit verständlicherweise immer wieder Anwohner über ständig durch ihren Garten trampelnde und Müll hinterlassende Boulderer. Locals haben deshalb einen neuen Zustieg angelegt, der das Privatgrundstück meidet. Zudem ist das Betreten der großen Wiese samt der dort befindlichen Boulder zwischen 31. März und 15. Oktober strikt verboten. Bitte haltet euch daran! Es wäre ein Jammer, wenn dieses großartige Gebiet mit derzeit rund 700 Problemen aufgrund des Fehlverhaltens weniger für alle verloren ginge. Auch in den anderen Tessiner Gebieten ist Bouldern kein unantastbares Menschenrecht. Befolgt also bitte die jeweiligen, im Infoteil auf Seite 24 und in allen Führern beschriebenen Regeln! ABSEITS DE R GROSSEN DREI
Während Brione ein eher schattiges Gebiet ist, wo nach starken – in dem engen Gebirgstal nicht ganz so seltenen – Regenfällen die Blöcke ein, zwei Tage zum Trocknen brauchen, bieten die 300 Boulder in den fünf Sektoren von Claro viel Sonnenschein. In direkter Nachbarschaft zu Cresciano gelegen, geht es hier deutlich ruhiger zu. Meist hängen an den Wänden des Sportklettergebiets oberhalb mehr Topropes als unten Crashpads liegen. Einziges Manko: Wer keine ausgiebige Wanderung unternehmen will, sollte zehn Franken in Münzen dabei haben. Denn die benötigt ihr, um die Schranke am Beginn des Bergsträßchens nach oben zu bewegen. Ebenfalls sehr sonnig geht es an den Blöcken von Avegno im Valle Maggia zu. Hier warten nach kurzem Zustieg rund 160 Boulder. Vor allem im fünften und sechsten Bleaugrad ist die Auswahl groß, anders als in Brione, wo eher härtere Nüsse geboten sind. Von allem reichlich gibt‘s im Val Calanca. Das liegt zwar nicht im Tessin, sondern in Südgraubünden, ist von Bellinzona aber schneller zu erreichen als Chironico oder Bri-
Brione Linien wie gemalt: Katharina Saurwein in Molonk (7C). –––– Manche Probleme sind noch ungelöst: Bernd Zangerl im linken Einstieg zu Guilty of Hilti.
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INTERVIEW MIT GIULIANO CAMERONI
NOCH VIEL ZU ENTDECKEN Gerademal 18, aber schon seit Jahren der stärkste Tessiner Boulderer: sechs Fragen an Giuliano Cameroni. Wie bist du zum Bouldern gekommen?
Ich habe angefangen zu bouldern als ich noch sehr klein war. Mit meinen Eltern sind wir jedes Wochenende nach Cresciano und Chironico gefahren, im Sommer nach Brione und auf den Gotthardpass. Und unsere Ferien haben wir immer auch in Bouldergebieten verbracht. Ich bouldere also eigentlich schon immer … Was macht den Reiz des Boulderns im Tessin für dich aus?
Das Tessin ist etwas Besonderes für mich, weil es so viel Fels mit so unterschiedlichen Arten der Kletterei gibt – Platten, Wandkletterei, Überhänge, Dächer. Ich bin froh, dass hier in der Vergangenheit viele harte Boulder von starken Kletterern wie Fréd Nicole, Dave Graham und Bernd Zangerl eröffnet wurden, die Meilensteine für das Bouldern weltweit geworden sind und einen großen Beitrag für die Entwicklung des Boulderns im Tessin geleistet haben. Für mich sind das Herausforderungen auf höchstem Niveau. Und es gibt immer noch viel zu entdecken und Potenzial für Erstbegehungen. Gibt es so etwas wie einen Lieblingssektor für dich?
Auf diese Frage kann ich echt keine Antwort geben, weil ich viel zu viele Lieblingssektoren habe (lacht). 20 klettern
Wie hat sich das Bouldern im Tessin in den letzten 10 Jahren verändert?
Es ist wichtig, die jeweiligen Regeln zu beachten, die in den einzelnen Gebieten unterschiedlich sind. In den Boulderführern zu Cresciano, Chironico und zum Gottardo sind diese beschrieben. Generell gilt: kein wildes Campieren, keinen Müll zurücklassen, keine Feuer machen, keine Privatgrundstücke betreten und nur an den ausgewiesenen Parkplätzen parken. Außerdem müssen Hunde zum Schutz der Weidetiere an der Leine geführt werden. Sprich, sich so zu verhalten, wie es überall selbstverständlich sein sollte.
Zum Positiven, dass hier viele Boulderer unterwegs sind, und man deshalb viele Gelegenheiten hat, neue Leute kennenzulernen und mit ihnen den Spaß am Klettern zu teilen. Zum Negativen, dass einige Boulder gechippt wurden. Darüber habe ich mich ziemlich geärgert!
Was wünscht du dir für die Zukunft des Boulderns im Tessin?
Was sollten Boulderer unbedingt beachten, um Probleme zu ver meiden?
Ich hoffe sehr, dass man weiterhin ohne Einschränkungen bouldern kann und dass noch weitere Bouldergebiete entdeckt werden.
Ein Traum wird wahr: Mit 17 kletterte Giuliano Cameroni Dreamtime (8B+/8C).
Cresciano Ob am Morgen oder abends: Am Block von Il cerchio celtico (6A+) machen fast alle Halt. –––– Reichlich Auswahl in leichteren Graden findet sich nicht nur im Sektor Letamaio.
one. Mehr als 1000 Probleme verteilen sich hier auf sieben Gebiete zwischen 600 und 2300 Meter Meereshöhe, allesamt mit eigenem Charakter. Laura bietet viel Sonne, Selma erinnert mit dem rauschenden Fluss nebenan ans Magic Wood, in Pianon bouldert man bereits in hochalpinen Gefilden. Und noch immer durchstreift „Hausmeister“ Michele Bionda das Tal, um neue Blöcke zu entdecken. Bislang immer wieder mit Erfolg. Addiert man die 2200 Probleme in den vier beschriebenen Gebieten zu den fast 1000 in Cresciano und rund 1800 in Chironico, ergibt sich die stattliche Zahl 5000. Und da sich das Angebot gerecht von Fb 5 bis 8C verteilt, kommt wirklich fast jeder zum Zug. Zudem ist das Spektrum der Kletterei so vielfältig, wie Bouldern nur sein kann: Die Auswahl an Überhängen und Dächern ist r iesig, dito die an Leistenknallern, Kompressionsproblemen und Sloperpatschern. Aber auch an Mantles, Platten und Kanten, wo mehr Bewegungsgefühl als Blockierkraft gefordert wird, besteht wahrlich kein Mangel. Einzig in den ganz leichten Graden unter Fb 5 ist die Auswahl nicht so üppig wie in Fontainebleau. Logischerweise, denn im Tessin wird nicht seit 130 Jahren gebouldert, sondern eben erst seit gut 30. Und da gab es bereits den zehnten Grad, dementsprechend wurden eher selten Platten mit SUV-tauglicher Neigung oder aus dem Moos herausragenden Riesenhenkeln mühsam mit der Drahtbürste geschrubbt. PROBLEMPIO NIERE
Als vermutlich erster Boulderer durchstreifte ab 1982 der Basler Richi Signer die Kastanienwälder Crescianos, 1984 entdeckte er auch Chironico. „Das fand ich aber nur bedingt gut, es gab ja noch keine Crashpads. In Cresciano hatte ich unter anderem einen Parcour mit 50 bis 60 Bouldern, mit gutem Absprunggelände und wunderschöner, Bleauartiger Felstextur.“ Außer Richi boulderte dort lange Zeit nur Mario Ferrari, dessen Name in einigen Problemen im Teilgebiet von Osogna verewigt ist – zum Beispiel in der Traversa del Mario (7A+/B) von 1985. Seinen Traumboulder knackte schließlich ein anderer: Fréd Nicoles Rêve de Mario wurde 1994 zur ersten 8A des Tessins. Sechs Jahre später bescherte Fréd Cresciano Dreamtime , der Welt ihre erste 8C, den Blöcken des Tessins internationale Bekanntheit und dem Bouldern einen entscheidenden Impuls auf dem Weg zum Boomsport. Ab Ende der 90er pushten weitere starke Kletterer das Bouldern in der Sonnenstube der Schweiz, allen voran Bernd Zangerl, Thoklettern 21
Chironico Extremklassiker in perfektem Gneis: Michi Treschs Freak brothers (8A+). –––– Hoch und tricky:Mauro Schwaszta klettert Yellow arête (7A). –––– Starker Besuch aus Down under: Chris Webb-Parson in Le pilier (8A).
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1001 Bloc Im Boulder-Hostel von Cresciano lassen sich Tessintage gemütlich abschließen.
mas Steinbrugger und Dave Graham, aber auch die Schweizer Ivan und Michi Tresch sowie Ueli Gygax. Zu einem der beliebtesten Boulderziele weltweit hat das Tessin letztlich jedoch Claudio Cameroni gemacht. Denn die Popularität eines Gebiets hängt vorrangig von den erhältlichen Infos ab, und der Tessiner Sportkletterpionier ist die treibende Kraft hinter den Boulderführern zu Cresciano und Chironico. PUTZEN FÜR DEN FÜHRER
Nach wie vor sind diese beiden Gebiete die Publikumsmagneten des Tessins, und die Parkplätze in den Ferien und an Wochenenden oft brechend voll. Dies liegt nicht nur am riesigen Fels-Angebot, sondern auch an der Qualität des Gesteins, der Schönheit der Klet terei und der guten Zugänglichkeit sowie der Dichte der Blockfelder. Vielerorts muss man sich nur im Kreis drehen, um ein halbes Dutzend oder mehr Premium-Probleme zu erblicken. Während in Chironico viel Kletterei an Leisten geboten ist, bei der Kleinere oft noch einen Zwischengriff finden, sind die Boulder in Cresciano tendenziell definierter, slopiger und pressiger. Wie gesagt, tendenziell.
Brione Wegbereiter des Boulderns: Bernd Zangerl spottet Fréd Nicole in General Disarray (8B).
Inzwischen wird in beiden Gebieten seit eineinhalb Jahrzehnten intensivst gebouldert, das Potenzial ist aber noch nicht erschöpft. Vor allem in Chironico sind in den letzten Jahren etliche, meist harte Probleme hinzugekommen. Aber nicht nur einzelne Linien oder Blöcke schlummern noch unbeklettert in den lichten Wäldern, sondern augenscheinlich ganze Sektoren. Spätestens, wenn Claudio sich an die Neuauflage eines Führers macht, zieht er los, um Neuland zu erkunden. Und da der Chironico-Führer von 2009 nicht mehr aktuell ist, war er kürzlich wieder unterwegs und hat mit Sohnemann Giuliano einen neuen Sektor bei Altirolo entdeckt und geputzt. Der 18-Jährige bouldert auf internationalem Topniveau und ist deshalb für die Erstbegehung der harten Nüsse zuständig. In Fall des neuen Sektors nicht gar so hart, nach Claudios Fotos und enthusiasten Beschreibungen aber umso schöner.
Wer Ruhe sucht, braucht aber nicht gleich selbst mit Drahtbürste loszuziehen. Oft muss man nur etwas weiter gehen oder auch nur die prominenten Probleme meiden. Wer in weniger besuchte Gebiete wie Claro oder in etwas abgelegenere Sektoren von Chironico und Cresciano geht, tut jedoch gut daran, eine Drahtbürste mitzunehmen. Denn auch wenn im Tessin meist die Sonne scheint, regnet es manchmal wie aus Kübeln. Und daher setzen selten bekletterte Boulder rasch einen zarten Moosflaum an. MIT MOO S NICHTS LOS
Im Val Bavona am Ende des Maggiatals sind viele der vorwiegend von Bernd Zangerl und Thomas Steinbrugger geputzten und gekletterten Boulder schon mehr als angeflaumt, so dass hier immer wieder zweite „Erstbegehungen“ proklamiert werden. Da der Zugang dort nicht geklärt ist und schon mehrfach Boulderer angesichts eines schimpfenden und mit einem Messer fuchtelnden Landwirts die Flucht ergriffen haben, wird hier auf eine Beschreibung verzichtet. Derlei Ungemach droht in Arcegno nicht, aber auch dort ist eine Tendenz zur Renaturierung der von Pesche Wüthrich & Co. geputzten Probleme zu beobachten. Im November waren auch die kleinen Leisten von Jonny Eisenfinger (7A) von saftigem Grün bedeckt. Nach einer gründlichen Putz-Aktion meinerseits erstrahlt der Gebiets-Klassiker nun aber wieder in altem Glanz. Denn inzwischen lebe ich im Tessin, und als Schwabe in der Schweiz muss man ja seinen Ruf pflegen. Meine Beziehung zum Gotthardtunnel hat sich dafür merklich abgekühlt. Inzwischen verbinde ich dieses schier endlose, stinkende Loch im Berg mit dem Wechsel von blau nach grau. Oder mit den Staus vor dem Südportal, die im Sommer die Anfahrt zu den – großteils ebenfalls auf Tessiner Territorium gelegenen – Granitblöcken auf dem Gotthardpass in die Länge ziehen. Aber das ist eine andere Geschichte. klettern 23
INFO Gotthard
Lukmanierpass San Bernardino
Faido Lavorgo
Sobrio V A L C A L A N C A
Malvaglia
Chironico 1
V A L L E M A G Cevio G I A
Biasca Brione 5
Avegno 6 Ponte Brolla
V A L V Cresciano E R Z A S C A
Locarno
7
2 Selma
4 3
Roveredo
Gordola
Domodossola
Bellinzona
Gravecona
Monte Ceneri
BOULDERN IN DER SONNENSTUBE Die besten Gebiete, die wichtigsten Infos: Tessin en bloc.
Bouldern: Geklettert wird in allen Gebieten an Gneis mit unterschiedlicher Struktur: von fast fingerschmeichelnd bis hautfressend. Von Low- bis zu UltraHighballs ist alles geboten. Vor allem in Cresciano besteht das Absprunggelände oft aus flachem Waldboden, so dass man auch allein und mit nur einem Crashpad viele Boulder angehen kann. In den anderen Gebieten wechseln sich perfekte Landezonen mit eher verblocktem Untergrund ab, wo Spotter und mehrere Crashpads nötig sind. Übernachtung: Generell ist im Tessin wildes Campen verboten. Dazu zählt das Schlafen im oder neben dem eigenen Fahrzeug, auch ohne Zelt. Und diese Regelung gilt eben auch am oberen Parkplatz von Cresciano und dem Parkplatz für den Sektor Barriera in Chironico, wo viele Boulderer übernachten. Mit etwas Pech kann dies eine saftige Geldstrafe zur Folge haben. Komfortabler und legal kann bei längerem Aufenthalt in den vielen, im Winter relativ günstigen 24 klettern
Apartments im Tessin übernachtet werden (leventinaturismo.ch, verzasca.ch). Einige bei Boulderern beliebte Unterkünfte: • Bloc 1001 (Cresciano): Das Hostel bietet eine nette Kneipe mit leckerem Essen, eine Selbstversorgerküche und Zwei- bis Sechsbettzimmer ab 48 CHF pro Person inklusive Frühstück und Kurtaxe (ostello-cresciano.com). • Hotel Defanti (Lavorgo): Sehr gutes Essen, ab zwei Nächten Zimmer für 40 CHF pro Person inklusive Frühstück – und auf Wunsch ein Crashpad zum Leihen (defanti.ch). • Casa Stillhart (Claro): Mehrere Apartments, zum Beispiel für fünf Personen ab 350 CHF pro Woche (
[email protected], Tel.: +41 91 863 24 74). • Campeggio al Censo in Claro (alcenso.ch). • La Finca (Cresciano): Apartments, Zeltmöglichkeiten und Heulager (lafinca.ch).
Chalk & Co: Sohlengummi futsch, Daunenjacke durchlöchert oder nur Chalkmangel? Hier gibt‘s Ersatz oder Nach-
schub: Rockshop in Ponte Brolla (rock-shop.ch; auch Crashpads zum Leihen und ein schönes Café nebenan); Belotti Sport in Locarno (belottisport.ch); stile alpino in Lugano (stilealpino.ch). Shoppen und die Finger langziehen könnt ihr in der Kletter- und Boulderhalle „Evolution“ in Taverne (zwischen dem Monte Ceneri und Lugano; evolutioncenter.ch).
Boulder-Knigge: Damit das Tessin auch in Zukunft ein Boulderparadies bleibt, sind unbedingt einige Regeln zu beachten: • Keine Feuer machen! Im Dezember 2015 war die Waldbrandgefahr in vielen Regionen des Tessins extrem groß. • Benutzt die in den Führern ausgewiesenen Parkplätze! Keinesfalls vor Einfahrten, auf Privatgrundstücken oder an Ausweichmöglichkeiten parken! • Hinterlasst keinen Müll! • Verhaltet euch rücksichtsvoll gegenüber Anwohnern! Einige Sektoren befinden sich direkt neben privaten Grundstücken. • Entfernt Tickmarks und reinigt die Griffe mit einer weichen Bürste, bevor ihr weiterzieht! • Kein Chipping! Auch im Tessin sind leider schon einige geniale Boulder von Leuten mit krankem Ego und kleinem Bizeps unwiederbringlich zerstört worden. • Besucht Kneipen und Restaurants! Wer sich eine Wochenend-Ausfahrt ins Tessin leisten kann, sollte ein paar Franken für Cappuccino, Bier oder Pizza übrig haben. Gäste, die nur nehmen, aber nichts geben, sind nirgendwo gern gesehen. Führer, Apps und Infos: Inzwischen sind zu allen großen Gebieten Führer oder Apps erhältlich. Chironico Boulder (2. Auflage 2009), Cresciano Boulder (4. Auflage 2013, enthält auch das Gebiet von Claro und die Sektoren von Osogna) und Bouldering in Val Calanca (1. Auflage 2011) sind unter klettern-shop.de erhältlich. Für das kleine Gebiet von Avegno kann man im Rockshop in Ponte Brolla ein Topo kaufen. Die BasisApp von Bimano enthält ein kostenloses Topo für Arcegno. Für Chironico, Cresciano (zwei Sektoren fehlen), Osogna, Avegno, das Calancatal (drei von sieben Gebieten)
sind In-Apps erhältlich. Und seit kurzem gibt‘s von Bimano auch das erste, noch etwas lückenhafte Topo für Brione (bimano.ch). Aktuelle Infos zu neuen Bouldern findet ihr auf dem Facebook-Ableger von ticinoboulder.ch.
DIE BOULDER-TOPSPOTS DES TESSINS CHIRONICO
Über 1500 Probleme in 27 Sektoren listet der Führer von 2009 auf, inzwischen dürfte die Zahl 1800 überschreiten. Es überwiegt Kletterei an Leisten, bessere Crimp-Boulder als hier findet man selten. Die beliebtesten Sektoren sind Boogalagga, Deliverance, Paese sowie Centrale und die umliegenden Sektoren. Hier gibt‘s von Fb 5 bis 8 überall genug Auswahl. Generell gilt: Bitte nicht entlang der Straßen, sondern nur auf den ausgewiesenen Parklätzen parken! CRESCIANO
Hier schlug die Geburtsstunde des Boulderns im Tessin, und noch immer zählen die Blöcke auf den licht bewaldeten Terrassen über dem Örtchen Cresciano zu den beliebtesten. Wenn schlechtes Wetter über den Alpenhauptkamm drückt oder es in Chironico zu kalt ist, findet man hier oft Sonne und trockenen Fels. Je weiter man geht, desto ruhiger wird es, eine große Auswahl in fast allen Graden findet sich eigentlich in jedem der 16 Sektoren. Da es oben im Gebiet nur eine begrenzte Zahl an Parkplätzen gibt, wird empfohlen, das Auto im Ort beim Milchhaus abzustellen und den Kreislauf beim 20-minütigen Aufstieg in Schwung zu bringen. Zum Sektor Osogna läuft man am besten vom gleichnamigen Örtchen. CLARO
Vor allem die drei Sektoren unter dem Klettergebiet bieten interessante Probleme bis 8A und viel Sonne. Aber auch in den Sekto-
ren Sandrino und Road to Walhalla kann man sich gut einen Tag vergnügen. Von den rund 300 Problemen setzen einige jedoch schon wieder Moos an. VAL CALANCA
Kurz hinter der Grenze von Tessin und Graubünden verteilen sich sieben Sektoren über das gesamte Tal. Bis auf Ausnahmen kann die Felsqualität nicht ganz mit Chironico, Cresciano und Brione mithalten, dafür ist es hier selten so voll. Nach Regen benötigen die Felsen länger zum Trocknen. BRIONE
Obwohl bis vor kurzem kein Topo existierte, sind die sechs Sektoren im Verzascatal dank Mundpropaganda und der vielen Extremklassiker schon seit Jahren sehr beliebt. Die Szenerie ist grandios, der Gneis von allerfeinster Güte, die Kletterei sehr abwechslungsreich. Slopertraversen, Kompressionspatscher, Leistenknaller, richtig Steiles – hier gibt‘s von allem reichlich. Unter 6B ist die Auswahl allerdings beschränkt. Nach Regen bleiben die Blöcke länger feucht. AVEGNO
Viel Sonne, sehr guter Gneis und einige tolle Blöcke finden sich im Valle Maggia. Einige direkt neben einem Sträßchen, die anderen ebenfalls schnell zu erreichen. Auch in den unteren Graden ist das Angebot groß – vor allem im Hauptsektor fallen viele Blöcke aber etwas klein aus. Bitte das Auto auf dem Parkplatz am Ortsausgang abstellen. ARCEGNO
Von den rund 75 verstreuten Problemen ist ein Teil derzeit etwas moosig. Dafür warten hier nach keinem oder kurzem Zustieg viele leichte Probleme über meist gutem Absprunggelände. Davor muss man aber erstmal das Auto schadlos durch die Engstelle im Dorf bringen.
TOPSPOT
SYMPHONIE in Kalk Das Klein Wellhorn im Berner Oberland zählt zu den ganz großen Zielen für alpin ambitionierte Sportkletterer. Hans Grossen lässt die Geschichte der Wand Revue passieren und stellt alle Routen dieser Schweizer Traumwand im Detail vor.
Perfekter Kalk und Tiefblicke auf den Rosenlauigletscher sind das Markenzeichen der Routen am Klein Wellhorn. 26 klettern
Christoph Fuhrmann studiert die Grifffolge in der vierten Seillänge (6a+) von Adlerauge, der ersten modernen Route am Klein Wellhorn.
K
Text: HANS GROSSEN
) . e r ( l e n ä K n o v r e t e P , ) . i l ( h c s ö B t r e b o R : s o t o F
lein Wellhorn – der Name täuscht. Zugegeben, vor dem rund 1000 Meter höheren Wetterhorn wirkt der Gipfel des 2701 Meter hohen Klein Wellhorns eher mickrig. Doch seine 650 Meter hohe Südostwand zählt zu den ganz Großen. Zwischen Grindelwald und Meiringen im Rosenlauital gelegen ist die beeindruckende Wand vom Tal aus nicht vollständig sichtbar. Von der Westgruppe der Engelhörner oder vom Weg zur Dossenhütte aus aber offenbart die wie eine steinerne Flamme schräg in den Himmel ragende, riesige Felsschuppe ihre wahre Größe. Zurecht zählt sie zu den Perlen des Berner Oberlandes. Zum einen wegen der Länge der Routen mit bis zu 23 Seillängen und Schwierigkeitsgraden von 4c bis 7a+. Zum anderen wegen der ausgezeichneten Felsqualität und der faszinierenden Umgebung über dem chaotisch zerrissenen Rosenlauigletscher. Und zu guter Letzt wegen der südöstlichen Ausrichtung der Wand, die das Klettern bei meist angenehmen Temperaturen und viel Sonnenschein erlaubt. Dabei ist die Absicherung mit Bohrhaken insgesamt gut bis sehr gut, insbesondere an den Schlüsselstellen. In den einfacheren Seillängen und im obersten Wandteil sind die Abstände allerdings etwas größer. Man wählt am besten einen langen Hochsommertag mit stabilem Wetter für die Begehung einer der begehrten Routen. Die meist von Westen heranziehenden Gewitter sieht man nämlich nicht kommen. Und ein Rückzug aus den oberen Seillängen dauert bei allen Wellhorn-Routen mehrere Stunden und zehrt ganz schön an den Kräften. PRÜFSTEINE IM ALPINEN SPORTKLETTERN
Die Routen in der Klein Wellhorn-Südostwand sind zwar vom Auto aus einfach zu erreichen, und man kann in allen Routen praktisch zu jedem beliebigen Zeitpunkt zum Rückzug blasen und abseilen und ist dann vom Wandfuß schnell wieder im Tal. Weswegen auch keine der Routen an den ernsthaften Charakter der
alpinen Sportkletterrouten in der Eiger-Nordwand oder an den Wendenstöcken heranreicht. Geschenkt kriegt man aber nichts, denn 20 oder mehr Seillängen verlangen eine solide Ausdauer. Und wer an einem langen Klettertag auch die obersten Seillängen zu klettern imstande ist, kann sich sicher sein, dass er insgesamt noch anspruchsvollere Unternehmen angehen darf. Für alle, die sich an lange, alpine Sportklettereien erst einmal herantasten und gleichzeitig das Klein Wellhorn als Berg erkunden wollen, empfehle ich die klassische Route des Erstdurchsteigerduos der Südostwand Reiss/Reist,
Vom Weg zur Dossenhütte offenbart die wie eine steinerne Flamme in den Himmel ragende, riesige Felsschuppe ihre wahre Größe klettern 27
Dank Kaspar Ochsner haben Routennamen wie Adlerauge und Gletschersinfonie heute einen magischen Klang
mit anschließendem Abstieg über die Normalroute nach Norden zur Scheenenbielalp. Die Route im Schwierigkeitsgrad 4c wurde vom Bergführerverband Oberhasli sanft saniert. Alle Standplätze sind mit Bohrhaken ausgerüstet. Normalhaken als Zwischensicherungen sind vorhanden, sollten jedoch mit mobilen Sicherungsmitteln ergänzt werden. EIN ABSTIEG MIT GESCHICHTE
Am Gipfel angekommen ist diese, leichteste Route am Klein Wellhorn natürlich noch nicht zu Ende, es wartet ein drei- bis vierstündiger Abstieg über den Normalweg, der Orientie-
rungssinn und Trittsicherheit verlangt. Gelegentlich stößt man unerwartet auf in den Fels gehauene Tritte und Bohrlöcher mit uralten, verrosteten Eisenstiften. Diese wurden nicht etwa für die Eroberung des Gipfels angebracht, sondern sie stammen von Erzsuchern. Tatsächlich wurde in der düsteren Nordflanke des Klein Wellhorns auf 2460 Meter Höhe schon um das Jahr 1780 Eisenerz abgebaut, in Säcke abgefüllt und über Leitern und Fixseile in einem äußerst beschwerlichen, mehrstündigen Transport zum Schmelzwerk ins Tal gebracht. Das Schmelzregister des Eisenbergwerks von Mühletal in Innertkirchen aus dem Jahr 1789 weist für die Monate August und September 220 Zentner des besonders wertvollen Erzes aus. Wahrscheinlich hatten Gems jäger oder Kristallsucher zufälligerweise die linsenförmigen, eisenreichen Sandsteine entdeckt, in denen Erzbohnen (Pisolithe) zur Ausbildung kamen. Wenn wir heute nach der Durchsteigung der Südostwand vom Gipfel des Klein Wellhorns absteigen, sind wir müde und zurecht stolz auf unsere sportliche Leistung. Beim An blick der Spuren der Erzsucher vergangener Zeiten ziehen wir den Hut – besser den Helm – vor den Leistungen unserer Vorfahren. Sie brauchten keinen Sport, um Bewegungsmangel auszugleichen und etwaigem Übergewicht zu trotzen. Sie waren gefordert, um überhaupt ihr Auskommen zu haben. ZWISCHEN WELLHORN UND HIMALAYA
Weil das Klein Wellhorn Neuland suchenden Kletterern normalerweise den wenig einladenden Rücken zeigt, wurde seine Südostwand erst 1950 von der vielfach erprobten Seilschaft Ernst Reiss und Dölf Reist erstmals durchstiegen. Im Kalk gehörte ihre Route während der folgenden 30 Jahre zu den großzügigsten Felsfahrten der Schweiz im klassischen vierten Schwierigkeitsgrad. Wer glaubt, dass Erstbegehungen von diesem Format den Erschließern einfach so zufielen, täuscht sich gewaltig. Die Seilschaft ReissReist war bei einem ersten Versuch am 5. Juni 1950 den natürlichen Strukturen der Wand folgend bis in die riesige Plattenmuschel in Wandmitte vorgestoßen. Dort wurde ihr Durchstiegsversuch gestoppt. Dazu schreibt Ernst Reiss in seinem Buch „Mein Weg als
Die Klassiker des alpinen Sportkletterns haben nichts von ihrer Attraktivität verloren: Christoph Fuhrmann in Adlerauge (6b+). 2 Der Rosenlauigletscher gab der Route Gletschersinfonie (6c) ihren Namen. 3 Das Klein Wellhorn (vorn rechts) wird überragt vom Wetterhorn (hinten). 1
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DAS ERBE VON KASPAR OCHSNER
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Bergsteiger“ zwölf Jahre später: „Etwa in der Hälfte der fast senkrechten Wand mussten wir trotz letzter Anstrengungen im unbezwingba ren Plattenpanzer Halt machen. […] Diese letzte Seillänge zählt wohl zum Schwierigsten, was wir uns im Fels je zugemutet haben. Es glich einem verzweifelten Ausbruchversuch, der an der Grenze des Verantwortbaren lag. Zurück!, lautete unwiderruflich unser schwerer Entschluss.“ In einer abenteuerlichen Abseilfahrt ins unbekannte Gelände direkt hinunter auf den Rosenlauigletscher erreichte die Seilschaft nach „dreizehnstündigem Ringen“ wieder sicheren Boden. Von der Westgruppe der Engelhörner aus wurde daraufhin „…der damalige Fehlgang verfolgt und beurteilt.“ Schon am nächsten Wochenende stieg die Seilschaft über die Normalroute von Norden auf den Gipfel des Klein Wellhorns und seilte sich zwecks Erkundung ins oberste Drittel der Wand ab. Mit dem Wissen, dass ein Durchstieg möglich war, stiegen Dölf Reist und Ernst Reiss am 15. Juli nochmals in die Wand. Vom unbezwingbaren Plattenpanzer gelangten sie mit einer Linksquerung und einer schrägen 20 Meter langen A bseilfahrt nach links in eine große, schluchtartige Rinne. Diese durchstiegen sie und erreichten schließlich über ein markantes, schräges Band den Gipfel. Die beiden Erstbegeher schrieben später an den höchsten Bergen der Welt Geschichte. Ernst Reiss und Fritz Luchsinger standen am 18. Mai 1956 als erste Menschen auf dem 8516 Meter hohen Lhotse. Und Dölf Reist gelang am 24. Mai des gleichen Jahres zusammen mit Hansruedi von Gunten die dritte Besteigung des Mount Everest. 30 klettern
Es mutet seltsam an, dass in der Klein Wellhorn-Südostwand in der Folge während gut drei Jahrzehnten keine neue Route erschlossen wurde. Dieser Herausforderung stellte sich schließlich Kaspar Ochsner, heute durch seine kühnen Erstbegehungen an den Wendenstöcken, in den Engelhörnern und eben auch am Klein Wellhorn allen Sportkletterern alpiner Prägung ein Begriff. 1981 legte er zusammen mit Peter Lechner mit dem minimalen Einsatz von nur sechs Normalhaken in gewagter Freikletterei eine erste direkte Route auf den Südgipfel. Der Anstieg hatte den Charakter einer Erkundungstour, entsprach mit den wenigen zurückgelassenen Haken aber nicht dem Zeitgeist und wurde nie wiederholt. Es war aber auch äußerst schwierig, in den geschlossenen Plattenzonen der mächtigen Wand einen kletterbaren Weg zu finden, und zu einer einzigen, genussvollen Kletterlinie zu verbinden. Das gelang erst sechs Jahre später. Ochsners Vorstellungen und Ansprüche hatten sich inzwischen geändert. Neue Routen sollten für künftige Begeher vollständig mit Bohrhaken ausgerüstet sein. Dank „Chäppi“ Ochsner haben heute Routennamen wie Adlerauge (1987) und Gletschersinfonie (1988) für Liebhaber langer, alpiner Sportklettereien einen geradezu magi-
Spass muss sein, auch in einer Nordwand. Jasmin Biller in Röck u Zöpf (7c) am Gross Wellhorn. 2 Monika Romang im perfekten Fels der 10. Seillänge (6b+) von Kundalini. 3 Vor grandioser Kulisse: Amber in Eremit (7a+), der jüngsten Route am Klein Wellhorn 4 Ralph Jörg in den steilen Platten von Aura (13. Seillänge, 6b+). 1
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Es verging fast ein Jahrzehnt, bis Raphael Schmid 2013 weitere Linien am Klein Well horn entdeckte
schen Klang. Und im Lauf der Jahre si nd vom gleichen, unermüdlichen Erschließer weitere Routen wie Chaos Paradies (2001), Aura (2002), Miracolo (2002) und Kundalini (2004) hinzugekommen – allesamt Wunschträume heutiger Felsathleten und -athletinnen. Nach dem viel zu frühen Tod Kaspar Ochsners im Jahr 2007 schienen andere Erschließer seiner Generation wie gelähmt. Niemand mochte in „Chäppis“ Reich nach weiteren Möglichkeiten suchen. Wohl wurden die beiden Klassiker Adlerauge (2011) und Gletschersinfonie (2012) inzwischen saniert, eine sehr aufwendige Arbeit, wenn man sich die Länge der Routen vergegenwärtigt. Neuland hat aber bis vor zwei Jahren an Klein Wellhorn und seinen Nachbarn niemand mehr betreten.
FRISCHER WIND AM WELLHORN
So verging beinahe ein Jahrzehnt, bis 2013 mit Raphael Schmid ein unbelasteter und unermüdlicher Erstbegeher einer jungen Generation weitere Linien entdeckte. Seine Kreation Eremit zieht rechts von Kundalini in 13 Seillängen durch die Plattenfluchten nach oben. Und Raphael hat am Klein Wellhorn noch weitere Pfeile im Köcher. Wir sind gespannt, was er noch alles durch die Wand aus traumhaftem Kalk zaubert. Durch die Nordwand des Gross Wellhorns legte Silvan Schüpbach seine neue Route Röck u Zöpf (7c, Topo und Infos liefern wir in der nächsten Ausgabe nach, Anm. der Red.). Es ist also wieder Schwung in die Entwicklung der Kletterei am Wellhorn gekommen, dem kleinen Gipfel in großer Umgebung. klettern 31
INFO
ALPINES SPORTKLETTERN PUR Alle Infos und Topos zu den Routen durch die Südostwand des Klein Wellhorns.
Übersicht Klein Wellhorn
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Rosenlaui 1328m Schwarzwaldalp 3 6
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m k 3 1 n e g n i r i e M
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Das Klein Wellhorn gehört zur Wetterhorngruppe und liegt im Nordosten der Berner Alpen. Ausgangspunkt für die Klettereien in der Südostwand ist das Hotel Rosenlaui (1328 m) ganz hinten im Reichenbachtal. Anfahrt: Von Bern auf der N6 bis Interlaken und weiter auf der N8 nach Meiringen. Hierher auch von Zürich auf der N14 nach Luzern und auf der N8 über den Brünigpass. Von Meiringen ins Reichenbachtal bis zum Hotel Rosenlaui. Parkplatz beim Eingang zur Gletscherschlucht. Postautoverbindung ab Meiringen.
Übernachtung: Hotel Rosenlaui (Tel.: +41 33 971 29 12; www. rosenlaui.ch). In Meiringen gibt es zudem zahlreiche Hotels, Pensionen und auch zwei Campingplätze: Camping Balmweid (Tel.: +41 33 971 51 15, www.camping-meiringen.ch) und Alpencamping (Tel.: +41 33 971 36 76, www.alpencamping.ch). Zustieg: Vom Hotel Rosenlaui 1328 m) Richtung Engelhorn- / Dossenhütte bis zur Brücke über die Rosenlauischlucht (1485 m). Westlich der Schlucht bleibend erreicht man nach einer Felsstufe einen guten Pfad, der nördlich
Aura, Miracolo, Gletschersinfonie
32 klettern
2
MoränenRücken Biwakmöglichkeiten
Rosenlaui Gletscher
1h 30'
t h c u l h c s i u a l n e s o R
Engelhornhütte
an der Schwarzeflue vorbei zur orographisch linken Seitenmoräne des Rosenlauigletschers hinaufführt. Auf der Moräne aufwärts, bis sie sich unter der Südostwand des Klein Wellhorns verliert. Noch einige hundert Meter über schuttbedeckte Felsen zu den Einstiegen auf rund 2020 m (1,5 Std. ab Rosenlaui).
Chaos Paradies
Abstieg: Alle Sportkletterrouten sind zum Abseilen eingerichtet. Wer den langen Fußabstieg über die Nordwestflanke zur Scheenenbielalp und zurück ins Rosenlaui wählt, muss gut drei Stunden einplanen. Bei Nebel und schlechter Sicht ist der Abstieg trotz einzelner Bohrhaken am Anfang, Trittspuren, einzelnen
Farbflecken und Steinmännern schwierig zu finden. Begeher der Reiss/Reist können vom Gipfel auch über den Grat bis zum Ausstieg von Adlerauge abklettern und dann über diese Route zum Wandfuß abseilen. Material: 50-Meter-Doppelseil, 13 Expressen; für die Gletscher- sinfonie und die klassische Südostwand zusätzlich ein Sortiment Klemmkeile und mi ttlere Friends; für Miracolo ein 60-Meter-Doppelseil und ein kleines Sortiment Keile und Friends. Eine Stirnlampe für alle Fälle. Beste Jahreszeit: Hochsommer und früher Herbst eignen sich für die nach Südosten ausgerichtete Wand am besten. Es kann sehr heiß werden. Deswegen immer genügend zum Trinken mitführen und die Wetterentwicklung im Auge behalten (Gewitter!). Führer/Karten: Schweiz extrem West, Filidor 2010; S portklettern Berner Oberland, Filidor 2010 (www.filidor.ch). Clubführer Berner Alpen 5, SAC Verlag 1996. Landeskarten der Schweiz,
Adlerauge
schließenden Erstbegehung hat sich Kaspar Ochsner selbst gefilmt und der Nachwelt ein einmaliges Dokument hinterlassen. Die anfangs steile und athletische Route über kleine Dächer und Wülste hinweg weist im oberen Teil einige leicht brüchige Passagen auf. Deshalb gehört ein kleines Sortiment Keile und Friends an den Gurt.
Filidorpräsentiert
Schweiz
1:25000, Blatt 1229 Grindelwald, evtl. 1209 Brienz, 1210 Innertkirchen und 1230 Guttannen. AURA
die Route ist problemlos, dauert aber ein bis zwei Stunden. CHAOS PARADIES
(6c+, 6b obl., 750 m, 23 SL) K. Ochsner im Alleingang, Mai bis 2. Juli 2001 in acht anstrengenden Tagen. Raue Plattenkletterei wechselt mit großgriffiger Lochkletterei und diffizilen Einzelstellen ab. Die Route folgt immer dem besten Fels. Die Absicherung ist sehr gut, Klemmkeile und Friends werden nicht benötigt. Für die mit 750 Metern längste der Sportkletterrouten sind acht bis zehn Stunden einzuplanen, fürs Abseilen über die Route nochmals zwei Stunden.
GLETSCHERSINFONIE
(6c+, 6b obl., 700 m, 23 SL) K. Ochsner im Alleingang 2001/2002 Ein echtes Juwel mit einem fantastischen Finale von fünf Seillängen in steiler Wandkletterei nach 16 bereits absolvierten Längen. Die Route ist komplett eingerichtet. Der Einstieg ist wegen Schmelzwasser oft nass, deshalb am besten über Getschersinfonie oder Miracolo einsteigen.
(6c, 6b obl., 700 m, 22 SL) K. Ochsner, R. Baldinger, M. Pitelka, 1988 Die wohl schönste und am meisten begangene Sportkletterroute am Klein Wellhorn. Das erste Drittel ist steil und teilweise ausgesetzt. Es folgt ein plattiges Drittel mit stellenweise bemerkenswerten Felsstrukturen (schwarze, in den Kalk eingelagerte Knobs). Im obersten Drittel mit zum Teil recht großen Hakenabständen wird‘s nochmals steil. Ein Sortiment Klemmkeile kann hier die Psyche beruhigen (saniert 2012). Abseilen über
MIRACOLO
(7a, 6c obl., 700 m, 23 SL) K. Ochsner im Alleingang 14. und 15. Februar 2002 nach mehrtägigen Vorbereitungen. Bei der ab-
Reiss/Reist
zen stecken Bohrhaken und auch dazwischen wurde vereinzelt gebohrt. Die Route muss zusätzlich mit Keilen und Friends abgesichert werden. Der Abstieg erfolgt in der Regel über den Läsisattel und die Nordseite (lang und bei Nebel schwierig zu finden; 3 bis 4 Std.). Ein gutes Fototopo des Abstiegs gibt es unter www.filidor.ch. Es kann auch über Adlerauge und/oder Chaos Paradies abgeseilt werden. ADLERAUGE
(6b+, 6a obl., 600 m, 20 SL) K. Ochsner, R. Baldinger, K. Glarner, 1987 Die erste und leichteste der eigentlichen Sportkletterrouten ist inzwischen ein Klassiker. Der Fels ist fast immer diagonal von rechts unten nach links oben geschichtet, nicht immer homogen, aber insgesamt kletterfreundlich mit zahlreichen Löchern und originellen Knobs. Die Schlüsselstellen sind durchweg gut abgesichert (saniert 2011). Die 20 Seillängen dürfen aber nicht un-
SÜDOSTWAND REISS/REIST (4c, 960 m, 24 SL) E. Reiss, D. Reist, 15. Juli 1950 Langer und anstrengender Klassiker, einer der besten Anstiege dieser Art im Berner Oberland (5 bis 7 Std.). Die Route wurde vom Bergführerverband Oberhasli sanft saniert. An den Standplät-
Kundalini
terschätzt werden. Abstieg durch Abseilen über die Route. KUNDALINI
(6b+, 6a+/A0 obl., 450 m, 15 SL) K. Ochsner 2004, seine letzte Erstbegehung am Klein Wellhorn. Sehr schöne homogene Route in gutem Fels. Sehr gut und komplett eingerichtet. Den Quergang in Wandmitte muss man beim Abstieg nicht mehr wie früher zurück klettern, man kann direkt über die neue Abseilpiste von Eremit abseilen.
EREMIT (7a+, 6b+ obl., 460 m, 13 SL) Raphael Schmid (überwiegend im Alleingang von unten), begleitet in drei Seillängen von Yannik Glatthard, 2012/2013. Die neueste, sehr lohnende Route ist homogener und schwieriger als Kundalini, aber auch sportlicher abgesichert als diese. Gefährliche Stürze sind zwar selten möglich, Wiederholer sollten 6c solide klettern können. Abseilen über die Route ist pro blemlos.
Eremit Grat 13
e t n a K
24
32m
7a+
SU
3 12
6a+
23
e t n a K
22
50m
21
50m
3
6b+
11
Kette
2-3
Läsisattel
19 18
) t i m e r E ( d i m h c S l e a h p a R , ) t s i e R / s s i e R ( r y a m h t a R d n r e B , ) 5 ( h c . r o d i l i f . w w w : s o p o T
40m
4
Höhle, WB
3
16
40m
3-4
15
25m G
3-4
5
35m
4
50m
3
40m
9
25m
C1
6b
4a 6b
Stand vom letzten BH nicht sichtbar! Nicht in die Kundalini flüchten!
42m
5c
5c
33m
7
5c
4 44m 2-3
. . . s o a h C
8 15m
2-3 50m
i n i l a d n u K
6b
2-3
20m
33m
6c
3-4
l e t s 45m c h e r s i n f o n i e
7
10
5c
Quergang beim Abseilen zurückklettern
8
50m
6
5b
4a
e g u a . r . . e l s d o A a h C
4+
17
14
Einschlüsse
3
40m
40m
30m
5c 5b
20
33m
5b
2-3
20m 3
4+
4 e i n o f n i s r
e h c s t e l G
40m
13
40m
12
40m
11
20m
10
45m
9
6b
6b
4+ 3
e g u a r e l d A
SU
Abseilstand
45m
25m 40m
6b+
2
50m
1
3
6b
6a+
45m
4
6c
SU
BH links umgehen
4+
Einschlüsse BH wieder aushängen Seilzug!
5c
3
5
6c
4
K a n t e
47m
SU
3
. . . s o a h C
6
5c
6a
2
6c+?
Nische
15m
1
5b+ 2a
30m 5
6
Einstieg
klettern 33
ABENTEUER
ICE LAND DREAMS Die Bilder, die ein Team aus Island mitgebracht hat, zeigen Eisklettern, wie man es bisher noch nicht gesehen hat. For- men und Farben wie aus einer anderen Welt: Lasst euch verzaubern. Text: RAHEL SCHELB Fotos : TIM KEMPLE
34 klettern
Es war der letzte Tag, als wir nochmals hierher zurück kamen, um das von der Vulkanasche geschwärzte Eis zu klettern. Die Icecoffee Cave, wie wir sie nannten. Klemen Premrl hangelt sich durch das Dach.
klettern 35
SCHATZKAMMER AUS GLETSCHEREIS Heute war der letzte Tag einer der wohl verrücktesten Wochen meines Lebens. Ein letztes Mal suchten wir uns den Weg durch die Eisgrotten des riesigen Vatnajökull Gletschers. Und noch einmal musste ich stehen bleiben, mich umdrehen, und durch die unwirkliche Eislandschaft zurückschauen. Das Licht brach sich im Eis über uns und ließ dessen Strukturen in hunderten Blautönen schimmern. Ich fühlte mich wie in der Schatzkammer des Eiskönigs. Jeden Tag waren wir von Neuem überzeugt, dass dies nun der Höhepunkt unseres Trips sein musste. Bis wir wieder einen O rt entdeckten, den wir uns nicht hätten träumen lassen. Letzte Nacht kletterten wir an einem Eisberg. Über uns Millionen von Sternen, um uns flimmernde Nordlichter. Du stehst oben auf dem Eisberg, schaust dich u m, und
36 klettern
n o t g n i r r a H n i v e K : o t o F
Manchmal wussten wir nicht, wohin wir blicken sollten: Das Eis in der Crystal Cave im Vatnajökull Gletscher leuchtete in allen Farben.
denkst, das kann nicht sein, dass es so etwas gibt. Und dass du hier bist, genau jetzt. Oder vor zwei Tagen, da kletterten wir eine Route mitten durch die Eisgrotte der Crystal Cave. Wenn wir da eine Eisschraube ins Jahrtausende alte Eis drehten, blieb die Schraube sichtbar bis zur Spitze, so klar war das Eis. Das stahlharte Eis ließ uns hier aber nicht klettern, wie wir es sonst von Eisfällen gewohnt waren. Wir mussten uns quasi eine Route „bauen“ und die Hooks vorschlagen, damit das Klettern an der Decke aus Eis überhaupt möglich war. Und dennoch war es Klettern in seiner ursprünglichsten Form. Schwierigkeiten spielten überhaupt keine Rolle, dafür gab es leuchtende Augen mit kindlicher Freude an den Formationen, Klängen und Farben und das Gefühl, im Paradies gelandet zu sein.
Wenn die Nacht zum Tag wird. Schlaf war bei unserem Trip Mangelware – dazu war schlicht keine Zeit. Denn wenn nach Mitternacht die Nordlichter erschienen, zog es uns magisch wieder nach draußen.
klettern 37
EISMÄRCHEN AUF ISLAND Eisfälle zum Klettern hätten wir jetzt im März keine gefunden auf Island, dazu war es zu warm. Aber das war auch nicht das Ziel. Der amerikanische Fotograf Tim Kemple wollte das Eisklettern in einer Weise dokumentieren, wie es noch kaum gesehen wurde. Durch seine Idee und die Zusammenarbeit mit Black Diamond erhielten der Slowene Klemen Premrl und i ch die Gelegenheit, mit dabei zu sein. Beide waren wir vorher noch nie in Island gewesen. Auch wenn uns nicht ganz klar war, was uns hier erwarten würde, klang Tim‘s Idee so spannend, dass wir uns das auf keinen Fall entgehen lassen wollten. Anton Lorimer und Kevin Harrington von Smugmug fingen das Ganze mit ihren Filmkameras und Drohnen ein und schufen den Kurzfilm „Iceland Trifecta“. Bei unserem Islandtrip konzentrierten wir uns ganz auf außergewöhnliche Spots am Vatnajökull Gletscher, dem größten Gletscher Europas. Mit dabei war Local Björgvin Hilmarsson, ohne den wir wohl kaum einen der Plätze gefunden hätten. So machten wir uns zu sechst auf Entdeckungsreise im Gletscherlabyrinth. Wir kletterten grau melierte Gletscherwände, die das Wasser in das Eis geschliffen hatte. Wir seilten in Gletschermühlen ab und kletterten im Schein unserer Stirnlampen durch dunkelblaues Eis wieder hinaus. Wir sahen hell schimmerndes Eis in der Crystal Cave und fanden schwarz glänzendes Eis in einer anderen Eisgrotte. Und schlussendlich entdeckten wir den Eisberg in einer Lagune, der es an die Spitze meiner persönlicher Höhepunkte in Island schaffte. Ich habe nur einen Bruchteil des Gletschers gesehen. Aber es war wie das Tor zu 1001er eisigen N acht. Und noch jetzt bin ich mir manchmal nicht ganz sicher, ob mir die Elfen nicht nur ein Märchen vorgespielt haben. 38 klettern
Der Weg zum Eisberg machte uns beiden wohl am meisten Eindruck. Ausgerüstet mit einem Drysuit suchten wir uns den Weg über das knapp gefrorene Eis, um herauszufinden, ob wir es ohne Einbrechen schaffen (li. oben). Das Wasser hatte Tunnel in den Eisberg gewaschen und ließ uns – je weiter die Nacht fortgeschritten war – immer neue Perspektiven finden für ein Bild (unten).
Das Iceland Trifecta Team: Kevin Harrington, Klemen Premrl, Tim Kemple, Anton Lorimer, Rahel Schelb.
n o s s r a m l i H n i v g r ö j B : o t o F
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REPORTAGE
40 klettern
Kleine Menschen in großer Wand: Robert Jasper, Simon Gietl und Roger Schäli während der Erstbegehung von Odyssee (8a+, 33 SL).
DIE EIGER CONNECTION Der Mythos lebt! Vor allem eine Handvoll Kletterer hat die Geschichte der Nordwand im 21. Jahrhundert schon um viele Kapitel bereichert. Eine Chronik alpinistischer Großtaten, aber auch fragwürdiger Begehungen.
S
) d l i B . l k ( h c . t c a p m i l a u s i v / k n i r B o c l e E , n n a m h c s t e r K k n a r F : s o t o F
Text: STEFFEN KERN
orry, ich muss los, Sasha und die Jungs in die Wand bringen!“ Roger Schäli springt ins Auto, während wir gerade unweit seines fix installierten Wohnwagens auf dem Campingplatz Gletscherdorf das Frühstück auftischen. Der Profialpinist lebt hier seit zwei Jahren am Fuße des Eigers. Und er ist einer von wenigen, die vom Stollenloch 3.09 der Jungfraubahn eigenständig in die 1700 Meter hohe Nordwand aussteigen dürfen. In der Hochsaison aber nur mit dem morgendlichen Personalzug, denn volle Züge können an dieser steilen Passage nicht a nfahren. Es ist Anfang August 2015. Sasha DiGiulian und Carlo Traversi versuchen sich an einer Begehung von Paciencia (8a, 27 SL), der bis dahin härtesten Freikletterei am Eiger. Nebenan arbeiten Roger, Robert Jasper und Simon Gietl an der Vollendung einer noch härteren Linie. Drei Tage später treffe ich Matteo della Bordella beim Bouldern. Er berichtet, dass er gerade vom Eiger zurückgekehrt ist, wo er mit Sylvan Schüpbach La vida es silbar (7c) und Deep blue sea (7b+) geklettert hat. Offensichtlich ist mächtig was los in der Nordwand!
REGER ANDRANG IM WINTE R
Die Grindelwalder dürfte es freuen, helfen die Nordwand-Kletterer doch, den tourismusfördernden Mythos „Mordwand“ lebendig zu halten. Mehr als eine Million Übernachtungsgäste pro Jahr zählte die 4000-Einwohner-Gemeinde im Berner Oberland zuletzt, Tendenz
Die Schweizer Eiger-Protagonisten der letzten Jahre vereint beim 75. Jubiläum der Nordwand-Erstdurchsteigung: Ueli Steck, Stephan Siegrist, Roger Schäli, Daniel Arnold (v.l.n.r.)
steigend. Ebenso wie die Zahl der Fahrgäste der Jungfraubahn – jedes Jahr treten rund 800.000 Menschen die Fahrt zum „Top of Europe“ an. Gepflegtes Gruseln inklusive: An der Station Eigerwand wartet hinter Panoramafenstern ein Tiefblick auf den Vorbau. Im Vergleich zur Frequentierung der Heckmair-Route ist der Andrang in allen anderen Nordwandlinien aber gering. Gute Chancen, Bergsteiger in der klassischen Route von 1938 zu erspähen, hat man in Zeiten schmelzenden Permafrosts vor allem zwischen November und April. „Früher galt eine Winterbegehung als schwieriger, heute muss man sagen: Winter ist einfacher“, kommentiert Ueli Steck den Wandel. Marco Bomio vom Bergführerverein Grindelwald schätzt, dass „durchschnittlich pro Winterhalbjahr 100 bis 200 Bergsteiger
klettern 41
1
die Heckmair-Route klettern“. Stephan Siegrist, ein weiterer Eiger-Spezialist, ist immer wieder erstaunt, wie schnell sich einfache Verhältnisse über Social Media herumsprechen: „Nach wenigen Stunden hast du dann internationale Seilschaften in der Wand, manchmal zehn oder mehr gleichzeitig in der Klassischen. Damit geht natürlich etwas vom Charakter der Heckmair verloren.“ Eine ernste Angelegenheit bleibt die Nordwand trotzdem, auch wenn die Chancen auf eine Rettung aus der Wand seit Einführung der Helikopter-Longline-Rettungstechnik (am Eiger 1994 erstmals durchgeführt) deutlich gestiegen sind. Doch immer wieder kommt auch im 21. Jahrhundert jede Hilfe zu spät – oder das Wetter lässt keinen Rettungseinsatz zu. 2005 stürzen zwei Italiener in der Heckmair ab, 2007 ein Franzose beim Abstieg in der Westflanke. 2009 erfrieren zwei junge Schweizer nach erfolgreichem Wanddurchstieg, eine Rettung aus der Westflanke ist in dem infernalischen Schneesturm unmöglich. 2011 dann der erste Tote in einer der „Sportkletterrouten“ im rechten Wandteil: Dem Tessiner Spitzenkletterer Giovanni Quirici wird in Le chant du cygne (7a) eine ausbrechende Felsschuppe zum Verhängnis. Er 42 klettern
»IN ODYSSEE HAT‘S OBEN AM PFEILER EINEN FELS WIE AN DEN WENDENSTÖCKEN, AUS EINEM GUSS« Roger Schäli stirbt nach einem weiten Sturz noch in der Wand an inneren Verletzungen. EIGER FREI UND IM FERN SEHEN
Brüchigen Fels gibt es in der Nordwand reichlich. Aber eben nicht nur, sondern auch allerfeinsten, kompakten und wasserzerfressenen Kalk. Die ersten, die den Gipfel links liegen lassen und stattdessen guten Fels suchen, sind 1979 Michel Piola und Gérard Hopfgartner. Ihre Linie Les portes du chaos begründet die Ära der modernen Routen am Eiger, auch wenn die Genfer neben Freikletterei bis 7- noch einige kurze Passagen technisch bewältigen.
In den 80er- und 90er-Jahren folgen weitere moderne Wege am „Genferpfeiler“ und weiter rechts, aber auch kühne, klassische Begehungen im zentralen Wandbereich. 1983 eröffnet Pavel Pochyly im Alleingang in 14 Tagen die Ideal-Direttissima . Im Winter 1991 kämpft sich Jeff Lowe weitgehend in Gipfelfalllinie allein und ohne Bohrhaken durch die Wand. Der exakte Verlauf seiner Metanoia ist aber bis heute nicht ganz klar. Am 10. März 1992 folgt die erste reine Frauenbegehung der Heckmair-Route – durch Catherine Destivelle, solo und in nur 17 Stunden. 1998 beginnen Stephan Siegrist und Dani el Anker mit der Eröffnung einer modernen Route durch den steilsten Wandteil. „Bis dahin galt die Rote Fluh als nicht frei kletterbar. Zu steil, der Fels zu schlecht und wenig strukturiert. Unser – und anderer – Erstaunen war groß, als wir tollen Fels vorfanden“, erzählt Stephan. Der Aufwand ist allerdings enorm, die Vollendung von La vida es silbar gelingt erst im Sommer 2000. Derweil haben Daniela und Robert Jasper den Grad 8a am Eiger etabliert. 1999 verbinden sie den unteren Teil von Le chant du cygne mit Spit verdonesque édenté (8, A2) – 1983 die erste Route am Eiger, deren Einstieg man per Abseilen erreicht. Ihre Kreation taufen sie Symphonie de liberté , der Rotpunktdurchstieg gelingt am 28. und 29. August. Kurze Zeit später wird der Berg auch zum Fernsehstar. Am 9. und 10. September 1999 klettern zwei Seilschaften mit und vor laufenden Kameras durch die Heckmair-Route , die 30-stündige Sendung „Eiger-Nordwand Live“ wird ein großer Erfolg. Für Reinhold Messner hat sie der Wand aber das Fla ir genommen. „Wenn man Leute in die Wand rein- und zum Abendessen wieder rausfliegt, dann gibt man den Menschen das Gefühl, alles sei nur Kindergarten“, äußerte sich der Südtiroler jüngst in einem Interview. ERNSTE ANGELEGEN HEITEN
Alles andere als Kindergarten ist die Erst begehung von The young spider durch Ueli Steck und Stephan Siegrist im Jahr 2001. Die Route führt von der Station Eigerwand in
flanke befördert am 13. Juli 500.000 Tonnen Fels gen Tal. Robert Jasper lässt sich davon nicht erschüttern. Er holt sich zusammen mit Stefan Eder drei Tage später die erste Rotpunktbegehung von Yeti, einer 1998 eröffneten 1000-Meter-Route zwischen Tschechen- und Genferpfeiler, deren schwierigste Passagen (bis 7c+) ganz oben warten. 2
) 3 ( n n a m h c s t e r K k n a r F , ) 5 , 4 , 2 , 1 ( h c s ö B t r e b o R : s o t o F
schwieriger Eis-, Mixed- und Felskletterei zum linken Eisbein der „Spinne“ und von dort gerade hoch zum Gipfel. Während der Erstbegehung müssen die Schweizer haarsträubende Situationen überstehen. Bei Vorarbeiten geht Stephan einmal das Seil komplett aus, kann aber keinen Standplatz bauen. Da keine Verständigung möglich ist, denkt Ueli, sein Partner habe Stand und jümart mit einem 25-Kilo-Rucksack an dem Seil hinterher, das nur an Stephans Gurt hängt. Der kämpft derweil auf den Frontzacken stehend und mit nur einem Eisgerät verzweifelt gegen den gemeinschaftlichen Absturz. „Nach dem Vorfall waren wir etwas gedämpft und seilten ab, um auf der Kleinen
5
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EIN REKORD JAGT DEN ANDEREN
4
Am 21. Feburar 2007 zündet Ueli Steck den Turbo und eröffnet eine Serie von Speed-Rekorden, die zuvor als undenkbar gegolten hätten. Bei perfekten Bedingungen klettert er die klassische Route in 3:54 Stunden, 36 Minuten schneller als der bestehende Rekord von Christoph Hainz aus dem Jahr 2003. „Das hatte nichts mehr mit Bergsteigen zu tun: Ich ging die Eiger-Nordwand an wie eine Joggingstrecke“, schreibt er später. 2008 ist er zurück. Das Wissen, dass beim ersten Rekord nicht alles perfekt lief, und die Kritik an drei, bei Selbstsicherungsmanövern in der Wand verbliebenen Karabinern haben ihn angespornt, noch einen drauf zu setzen. Am 13. Februar 2008 sprintet er erneut durch die Wand – diesmal ohne Spuren in der Rou te vorzufinden, ohne sich zu sichern und ohne Haken oder Fixseile zu benutzen. Die unfassbare Zeit: 2:47 Stunden. Doch auch diese Marke bleibt keine drei Jahre gültig. Im April 2011 unterbietet der junge Urner Bergführer Daniel Arnold die Zeit um weitere 19 Minuten, nach 2:28 Stunden steht er auf dem Gipfel. Anders als Ueli bei seinem 2008er-Rekord greift Dani allerdings im Hinterstoißer-Quergang und in den Ausstiegsrissen zweimal in die Fixseile, auch ist bei ihm die Heckmair „gespurt“. Das vorläufig letzte Wort in Sachen „Eiger auf Speed“ hat dann wieder Ueli. Am 16. November 2015 holt er sich den Rekord zurück: Exakt 2:22,50 Stunden benötigt der Berner Oberländer, diesmal auch mit gespurter Route und Haken plus Fixseile zur Fortbewegung nutzend. Anschließend gibt er sich bescheiden: „Das ist kein großer Schritt, sechs Minuten schneller zu sein als Dani. Ich denke, bald wird jemand die Wand in unter zwei Stunden klettern – wenn die Bedingungen gut sind und der Athlet bereit ist, ein ziemlich hohes Risiko einzugehen.“ Auf unsere Nachfrage, ob er nochmal versuchen würde, sich seinen Rekord zurückzuholen, sollte ihn jemand erneut verbessern, will er sich nicht festlegen. „Keine Ahnung. Es muss einfach passen! Für mich ist der Eiger eine Spielwiese.“ Zwei Wochen hat Ueli vor seinem jüngsten Rekord am Eiger verbracht. Erst klettert er mit Nicolas Hojac eine Kombination aus
2003 eröffnet, 2008 gepunktet: Ueli Steck in Paciencia (8a). 2 Gleiche Erstbegeher, andere Route: Stephan Siegrist greift in The young spider (WI6, M7, 7a, A2) in die Trickkiste. 3 Seltener Sonnenschein für Robert Jasper bei der ersten Rotpunktbegehung der Harlin Direttissima (M8-, 7a) 2010. 4 Rettungseinatz am Eiger-Gipfel (3970 m). 5 1999 die erste 8a der Nordwand: Robert Jasper in Symphonie de liberté. 1
Scheidegg ein Bier zu trinken“ erinnert er sich. Nach der Fertigstellung am 15. Oktober 2001 bietet die Route Schwierigkeiten bis WI6, M7 und 7a, A2. 2006 holt sich Ueli Steck auch die zweite Begehung der „jungen Spinne“, an fünf Tagen im Januar und solo, wegen schlechter Bedingungen steigt er aber über die Heckmair aus. Einen Monat später erkämpfen sich vier russische Alpinisten vom 4. bis 17. Februar eine noch direktere Linie zwischen Harlin- und Ideal-Direttissima . Für die 52 Seillängen ihrer Russen-Direttissima geben sie Schwierigkeiten von 6+, A5 und 90° an. Dass diese Bewertung nicht übertrieben ist, bekommt im März 2013 der britische Alpinhaudegen Andy Kirkpatrick zu spüren. Nach vier Tagen und 20 Seillängen brechen er, Ross Kain und Neil Chelton unterhalb der A5-Schlüssellänge ab – auch wegen Steinschlag, vor allem aber angesichts der Schwierigkeiten dieser Länge. Kirkpatrick berichtet danach von „superernster“ Kletterei „mit erstaunlich wenig Bohrhaken für den strukturarmen Fels“. Das Trio benötigt bis zu zehn Sicherungspunkte, um einigermaßen solide Standplätze zu bauen. Im Sommer 2006 sorgt der Eiger selbst für Schlagzeilen. Ein riesiger Felssturz in der Ost-
klettern 43
Metanoia und Japaner-Direttissima, dann
macht er mit Kilian Journet eine „Car-to-carBegehung“ der Heckmair an einem Tag. Am 12. November steigt er erneut mit Nicolas Hojac in die Route der Erstbegeher ein und holt sich den Seilschafts-Rekord: 3:46 Stun den. „Einfach weil‘s gut war, weil‘s gute Bedingungen und Nicolas Zeit hatte.“ „Ueli ist momentan in Hochform, und die Zeit ist echt nicht langsam. Ich denke, da kann man sich unterwegs nicht viele Witze erzählen“, flapst Simon Gietl, der 2011 mit Roger Schäli den bis dato gültigen Seilschafts-Rekord von 4:25 Stunden aufgestellt hatte. Ob sie sich den Rekord zurückholen wollen? „Momentan haben andere Projekte Priorität, aber wenn die Motivation wieder kommt, würde es sicher spannend werden!“
MIT GEDULD UND MUCKIS
Bei einem anderen Eiger-Projekt hat Simon im Sommer 2015 tatkräftig mitgeholfen. Bereits 2009 haben Robert Jasper und Roger Schäli mit einer Erstbegehung begonnen, die am Stollenloch 3.09 von der Heckmair abzweigt, geradlinig durch den steilsten Teil der Roten Fluh zum Tschechenpfeiler hinaufzieht und dabei die 2003 von Ueli Steck und Stephan Siegrist erstbegangene und 2008 gepunktete Paciencia zweimal kreuzt. Doch immer wieder kommen Roger und Robert schlechte Bedingungen respektive andere Eiger-Projekte dazwischen, die es ebenfalls in sich haben: die ersten freien Begehungen der drei klassischen Direktlinien: der Harlin-Direttissima von 1966, der Japaner-Direttissima von 1969 und der Ghilini- Piola von 1983.
Der Reihe nach. Bereits 2003 klettert Roger mit Simon Anthamatten die Japaner-Direttissima fast frei. Die sieben Seillängen durch die Rote Fluh gelingen ihnen ohne Hakenhilfe, in den restlichen 30 Seillängen und einem Biwak sind sie permanentem Steinschlag ausgesetzt. „Das Pfeifkonzert dauert die ganze Nacht. Am nächsten Morgen liegt uns mehr am Leben als an der ersten freien Begehung“, berichtet Simon. Sie greifen an drei Stellen in die Haken. Vom 28. bis 31. August 2009 schafft Roger dann mit Robert den ersten Rotpunktdurchstieg der Route im Grad 8a, wobei auch sie ab dem Zweiten Eisfeld von st ändigem Steinschlag bedroht sind. „Ein absoluter Höhepunkt in unser beider Bergsteigerleben“, schreibt Robert danach. Ein Jahr später meis-
INTERVIEW MIT ROBERT JASPER
STEILE HEIMAT
Anderl Heckmair liebte Zigarillos, Robert Jasper kaut lieber an einer Landjäger.
Robert Jasper hat die neuere Entwicklung am Eiger entscheidend mitgeprägt. Der 47-Jährige über Mythos, Faszination und die Zukunft der Eiger-Nordwand. Wieviele Tage deines Lebens hast du in der Eiger-Nordwand verbracht?
Keine Ahnung, aber schon deutlich über 100. Jedenfalls viele, sehr viele! Wie oft hast du die Wand durchstiegen?
Ich habe 18 verschiedene Routen geklettert, die Heckmair-Route habe ich ein paar mal geführt. Also vielleicht 25 mal. Für mich sind aber die 18 verschiedenen Routen das Wichtige.
schöne, heile Welt der Schweiz – fast wie bei einer Spielzeugeisenbahn. Und es ist vielleicht die berühmteste Wand der Welt, der Mythos ist enorm. Das ist für mich auch sehr wichtig – die Geschichte der Wand. Ich habe Anderl Heckmair kennenlernen dürfen, habe John Harlin junior durch die Wand geführt. Ich habe sehr enge emotionale Verbindungen zu diesen berühmten Begehungen.
Was macht die Faszination der EigerNordwand für dich aus?
Lassen sich Neutouren oder erste freie Begehungen in der Eigerwand besser vermarkten als in anderen Wänden?
Sie thront frei über dem Tal, selbst von meiner Heimat, dem Südschwarzwald, sieht man sie an klaren Tagen. Ganz speziell ist, dass du dort bei schönem Wetter das Gefühl hast, du seist in der Zivilisation. Du hörst die Kuhglocken, siehst das Bähnchen, im Biwak siehst du abends die Lichter in Grindelwald angehen, weißt, die machen jetzt eine Käsefondue. Wenn aber das Wetter schlecht wird, kannst du trotz moderner Rettung verloren sein. Und diese Gegensätze sind bei keiner anderen Alpenwand so krass. Einerseits das Extreme, auf der anderen Seite die
Ich denke schon. Was der Mount Everest in Sachen Höhe ist, ist der Eiger als Wand. Von daher springen die Medien schneller darauf an. Man sollte aber nicht vergessen, dass es viele tolle Wände in den Alpen gibt. Und man sollte eben auch erst in anderen Wänden Erfahrung sammeln, bevor man zum Eiger geht. Dann ist man auch der Nordwand würdig … (lacht) Zum Teil gibt es aber wie am Everest die Tendenz, dass die Leute gleich nach der Krone greifen wollen, ohne diese Annäherung. Das finde ich schade, und das ist natürlich auch gefährlich!
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»M12 BRINGT DIR NICHTS IN DER HECKMAIR . DU MUSST SAUBER AUF DEN STEIGEISEN STEHEN« Stichwort „gefährlich“: Wie gehst du als Familienvater mit dem Risiko um?
Ich versuche, ein gutes Risikomanagement zu machen. Wenn du die entsprechende Erfahrung hast, kannst du das Risiko ziemlich gut kalkulieren. Das ist das Gute am Älter werden – dass die Erfahrung zunimmt. Mit 20 bin ich irgendwo reingeklettert und habe dann gemerkt: Oh, die Verhältnisse sind nicht gut! Heute weiß ich nach etwas Recherche schon zuhause, wie die Verhältnisse sind. Ich brauche oft erst gar nicht in die gefähr-
liche Zone reinzugehen. Klar, es bleibt ein Restrisiko, trotz umsichtiger Planung, bestem Training und Partner. Aber das hast du immer im Leben, du wirst immer und überall sterben können. Das vergessen die meisten Menschen nur. Am Ende musst du sagen: Was ist mir was wert? Und wenn dir etwas viel wert ist, dann musst du auch etwas dafür riskieren. Was war deine wildeste Begehung der Eiger-Norwand?
Ich glaube, das Wildeste war die SoloBegehung von Spit verdonesque. Die Japaner-Direttissima habe ich auch mal im Alpinstil probiert, da mussten wir im Wettersturz vom Zweiten Eisfeld wieder runter – das war auch sehr wild. Die Harlin-Direttissima hab ich zwei mal solo versucht, das war auch nicht unwild. Es ist schwer zu sagen: Das war das Wildeste! Odyssee war ebenfalls wild, da haben wir 15 Meter über der letzten Sicherung an Cliffs gehangen. Kritische Situationen gibt es immer wieder. Wichtig ist, dass du hinterher reflektierst und dich fragst: Was kann ich daraus lernen? Vermutlich existieren zu keiner Wand weltweit mehr Bücher als zur Eiger-Nordwand. 2015 hast du eins hinzugefügt. Was war deine Motivation?
Meine Frau Daniela und ich haben das zusammen geschrieben. Wir haben uns
2009 holte sich Roger Schäli mit Robert Jasper die erste Rotpunktbegehung der Japaner-Direttissima (8a) 2 Frischer Wind auf der Odyssee: 2015 verstärkte Simon Gietl das Duo Jasper-Schäli. 1
tern sie Schwierigkeiten bis M8-, 7a und holen sich auch die erste Rotpunkt-Begehung der Harlin-Direttissima, bei deren Eröffnung der legendäre Amerikaner John Harlin durch einen Fixseilriss in den Tod stürzte. Ab der Spinne folgen sie jedoch nicht der Originallinie, sondern steigen über die Heckmair aus. Ihren Abschluss findet die DirettissimaTrilogie des deutsch-schweizer Duos im Jahr 2013: Am 2. August punkten Robert und Roger in nur 14 Stunden die Ghilini-Piola-Direttissima im Grad 7c. 1
gedacht, es wäre schade, wenn all diese Geschichten und die Geschichte, die wir selbst am Eiger erlebt haben, irgendwann verloren gingen. Das moderne Eiger-Klettern ist in Buchform eigentlich nirgendwo mehr dokumentiert. Zudem ist die Eiger-Nordwand der Drehpunkt unseres alpinen Kletterns, von daher passte das auch gut. Wir haben zeitweise im Berner Oberland gelebt, vom Südschwarzwald ist es auch nicht weit. Die Eiger-Nordwand ist ein Stück Heimat für mich geworden, ein Teil von uns. Wie definierst du „die Eiger-Nordwand“? Vom Mittellegigrat bis zum Westgrat?
In Sachen Schwierigkeit der vorläufige Endpunkt: Robert Jasper in der Schlüssellänge von Odyssee (8a+).
n n a m h c s t e r K k n a r F : s o t o F
Alte Bergsteiger sagen oft, der rechte Teil, das sei nicht „die Eiger-Nordwand“. Und sie haben ja recht. Wenn du sagst, du hast die Eiger-Nordwand gemacht, dann musst du schon die Heckmair oder eine andere Route gemacht haben, die ganz oben rauskommt. Der Eiger hat einfach zwei Gesichter: den zentralen, kombinierten Teil und den Bigwall-Felsteil weiter rechts. Wobei die Felsrouten dort auch alle anspruchsvoll sind. Dort brauchst du ein extrem hohes Felskönnen. Die Routen am Genferpfeiler, vor allem Deep blue sea, werden öfters wiederholt, Magic mushroom hat jetzt vielleicht zehn Begehungen. Es gibt dort aber auch
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ältere Routen, die Nordverschneidung zum Beispiel. Die habe ich 1990 oder 1991 geklettert – seither hat die wohl keine Wiederholung mehr bekommen. Die ist sehr brüchig und richtig wild! Auch im rechten Teil gibt es wilde Routen. Der Genferpfeiler hat ja immer noch 900 Meter Höhe, das ist El-Cap-Niveau.
bringt dir gar nichts, du musst sauber auf den Steigeisen stehen, weil man an dem abschüssigen Fels oft keine Griffe hat. Sicheres Steigeisen-Gehen, gute Bedingungen, ein guter Partner und viel alpine Erfahrung sind das Entscheidende.
Hast Du Tipps für Kletter-Normalos, die von der Eiger-Nordwand träumen?
Dass die Leute auch in Zukunft die Routen in einem fairen Stil versuchen und dass sie in der Wand ihre Abenteuer finden. Die gibt‘s dort massenweise! Eine Groundup-Begehung von modernen Routen wie Odyssee in drei, vier Tagen – das muss nicht rotpunkt sein –, da würde ich sagen: Hut ab, Riesenleistung! Heute geht‘s immer nur um Rotpunkt-, Onsight- oder Eintagesbegehungen. Und wenn du das nicht schaffst, denkst du fast, deine Begehung sei nichts wert. Ich wünsche mir, dass sich die jungen, superguten Kletterer die alpine Erfahrung erarbeiten und dann für solche Sachen losziehen und von unten einsteigen. Wenn der Onsight oder Rotpunkt gelingt, umso besser! Hast du eine Route einmal durchgeklettert, ist es für mich auch okay, von oben reinzugehen, die schwierigen Stellen auszubouldern und anschließend für die Rotpunktbegehung wieder von unten einzusteigen. Aber es gehört trotzdem kommuniziert. Ein Clipstick sollte in alpinen Wänden aber tabu sein! Da sollten dann auch Leute sagen: Stop, diese Begehung zählt nicht! Denn wenn so etwas Standard wird, gehen der Alpinismus und das Alpinklettern komplett den Bach runter.
Viel im alpinen Gelände klettern! Am Eiger ist es wichtig, dass du sicher im Schnee und auf verschneitem oder vereistem Fels bist. Die Heckmair ist inzwischen ja eine Winterroute. M11, M12
Was ist dein Traum für die Zukunft der Eiger-Nordwand?
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Und wie für den Eiger und das Trio selbstverständlich, ist Odyssee komplett von unten erstbegangen, ohne Erkunden von oben. MIT CLIPSTICK UND TAXI
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»DER EIGER IST IMMER EIN GUTES TRAINING. DER NEUE REKORD HAT SICH, EHRLICH GESAGT, EINFACH ERGEBEN« Ueli Steck 2014 kommt ihnen einmal mehr schlechtes Wetter bei ihrem Tschechenpfeiler-Pro jekt dazwischen, die Motivation sinkt. Deshalb holen sie sich 2015 die Südtiroler Frohnatur Simon Gietl ins Boot. Und der bringt viel Sonnenschein mit zum Eiger. Mitte August gelingt schließlich die Fertigstellung der Route, wenige Tage später die Team-Rotpunktbegehung – und so findet eine jahrelange Odyssee (8a+, 33 SL) doch noch ein gutes Ende. Ein stilvolles dazu: Die Route ist recht kühn abgesichert, inklusive der Crux. O-Ton des Fotografen Frank Kretschmann: „So einen Runout habe ich noch nie gefilmt!“ 46 klettern
Leider halten sich nicht alle Kletterer an die Spielregeln. 2013 wird der Schotte Dave McLeod mit einem Clipstick in Paciencia gesichtet. Zu seiner Verteidigung lässt sich einwenden, dass es seine erste alpine Route ist, und der britische Headpoint-Stil Auschecken im Toprope erlaubt. Trotzdem, Clipsticks haben in alpinen Routen nichts verloren, nicht im Silbergeier und schon gar nicht am Eiger! Von unten kommend von Haken weg ins Un gewisse zu klettern, ist nunmal Teil der Schwierigkeiten einer alpinen Route. Und ein so – nennen wir es – unübliches Vorgehen nicht zu kommunizieren, macht das Ganze noch zweifelhafter. Viel kommuniziert wird 2015 von Sasha DiGiulian: bevor sie zum Eiger aufbricht auf Facebook und nach ihrer Rückkehr in Interviews und Talkshows. Dort berichtet sie, dass einzig „fürchterliches Wetter“ und eine nasse Crux ihren Erfolg in Paciencia verhindert hätten. Und dass sie, als Carlo Traversi krank wurde, allein in der Wand geklettert sei. Unsere Informationen sind andere. Das USDuo steigt nur eine Handvoll Seillängen vor, ansonsten nutzen sie die Fixseile der Odyssee-Jünger, um Passagen im Toprope auszuchecken. Und beim vermeintlichen „Alleingang“ versucht sich Sasha – von Robert Ja sper gesichert – an der Schlüssellänge, kommt aber nicht zum zweiten Bolt. „Fast geschafft“ ist da wohl etwas übertrieben. Dass die Bedingungen im zweitbesten Alpensommer seit Menschengedenken nicht so übel waren, beweisen zudem die Paciencia-Rotpunktbegehungen durch Robbie Phillips und Willis Morris sowie Roger Schäli und Mich Kemeter, kurz bevor und kurz nachdem Sasha und Carlo in der Route sind. Die Amerikaner weichen auf Magic mushroom (7c+, 20 SL) aus, eine 2007 von Roger Schäli und Christoph Hainz eröffnete und 2009 von Stephan Siegrist rotpunkt geklet-
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Die Heckmair-Route ist reich an berühmten Passagen: Dani Arnold im Hinterstoißer-Quergang. 2 Roger Schäli und Robert Jasper 2013 bei der ersten Rotpunktbegehung der Ghilini-Piola-Direttissima (7c). 3 Unglaubliche 2:23 Stunden: Ueli Steck nach seinem jüngsten Rekord. 1
terte Linie, die auf einem bei BASE-Jumpern als Absprungstelle beliebten Felspilz am Westgrat endet. Von dort seilen Sasha und Carlo ab, installieren Fixseile in der Headwall und punkten die Route dann in drei Tagen. Angeblich ist für andere Wiederholungs-Aspiranten in dieser Zeit angesichts von Fixseilen und herumschwirrenden Drohnen an normales Klettern nicht zu denken. Am Ausstieg angekommen gibt‘s ein Selfie mit USFlagge, am nächsten Tag wird nach einem Abstiegs-Verhauer ein Helikopter bestellt. In den euphorischen US-Medien nennt man das „kurzer Prozess mit dem Eiger“, vor dem „Abstieg“ gab es ein „Gipfel-Biwak“. Für Robert Jasper hat die Geschichte einen „faden Beigeschmack“. Sein Appell an den Alpin-Nachwuchs: „Denkt daran, das Abenteuer macht ihr euch selbst! Wenn ihr alle möglichen Mittel einsetzt, reduziert ihr die I ntensität eurer Erfahrung. Was ich am Schlimmsten an solchen Aktionen finde, ist, dass anderen Kletterern die Ziele geraubt werden.“ Bleibt zu hoffen, dass in Grindelwald künftig nicht statt des Skiverleihs im Winter der Clipstick-Verleih im Sommer boomt und das Abenteuer Eiger-Nordwand nicht dadurch angereichert wird, dass neben Steinen und BASE-Jumpern auch noch ständig Fixseile, Drohnen und Taxis angeflogen kommen!
) s t h c e r ( h c s ö B t r e b o R , ) 3 ( k c e t S i l e U , ) 2 ( n n a m h c s t e r K k n a r F , ) 1 ( h c . t c a p m i l a u s i v / f n e S s a m o h T : s o t o F
DIE WAND DER WÄNDE Alle Routen der Eiger-Nordwand Eiger-Nordwand und die wichtigsten Begehungen des 21. Jahrhunderts Jahrhu nderts im Überblick. 1 Lauper-Route (5, bis
60°; 1932)
2 Nordpfeiler: Österreicher - oder
Messnerroute (5, 60°; 1968) Peter Keller, Urs Odermatt, 2002) 4 Direkter Nordpfeiler: Schottenroute (6+, A3, 55°; 1970); 1. Rotpunkt (6c+; mit Variante Solitaire): Tom Ballard, 2009 5 Seven pillars of wisdom (7b; Tom To m Ballard, 2009); Linie zeigt vermutlichen Verlauf 6 Nordpfeiler: Polen-Route (5, A1; 1968) 7 Slowenen-Route alias Fortuna (6b+; 1985) 8 John-Harlin-Direttissim John-Harlin-Direttissimaa (5+, A3, 85°; 1966); 1. Rotpunkt (M8-, 7a; mit Heckmair -Ausstieg -Ausstieg ab der „Spinne“): Robert Jasper, Roger Schäli, 2010 9 Tschechenroute (A3, 5+, 80°; 1978) 3 Griff ins Licht (7c, (7c, M5;
(WI6, M7, 10 The young spider (WI6,
18 Odyssee (8a+; Robert Jasper,
24 Magic Mushroom (7c+; Roger
7a, A2; Ueli Steck, Stephan Siegrist, 2001) 11 Russen-Direttissima (6+, A5, 90°; Ewgeni Dmitrienko, Wladimir Arkhipow, Pawel Malygin, Dmitri Tsyganow, 2006) 12 Pochyly-Route alias IdealDirettissima Direttis sima (1983) 13 Metanoia (6+, M6, A4; 1991); Linie zeigt vermutlichen Verlauf 14 Japaner-Diret Japaner-Direttissima tissima (A2, 6; 1969); 1. Rotpunkt (8a): Robert Jasper, Roger Schäli, 2009 15 Heckmair-Route (5, 80°; 1938) 16 Toni-Hiebeler-Gedächtnis-Route (5+, A3, 80°; 1985) 17 Paciencia (8a; Ueli Steck, Stephan Siegrist, 2003; 1. Rotpunkt durch die Erstbegeher 2008
Roger Schäli, Simon Gietl, 2015 inklusive TeamTeam-Rotpunkt Rotpunkt 19 La vida es silbar (7c; Stephan Siegrist, Daniel Anker, 19982000); 1. Rotpunkt: Stephan Siegrist, Ueli Steck, 2003 20 Tschechenpfeiler (6+, A4, 80°; 1976) 21 Ghilini-Piola-Direttissima (6a, A4; 1983); 1. Rotpunkt (7c): Robert Jasper, Roger Schäli, 2013 22 Les portes du chaos (7-, A3; 1979); 1. Rotpunkt (7a): Roger Schäli, Bernd Rathmayr, 2009 23 Gelber Engel (6c, (6c, 1988)
Schäli, Christoph Hainz, 2007); 1. Rotpunkt: Stephan Siegrist, Ralf Weber, Thomas Theurillat, 2009 25 Nordverschneidung (7-, A2 oder 6c; 1981) 26 Yeti (7+, A2; 1997/98); 1. Rotpunkt (7c+): Robert Jasper mit Stefan Eder, 2006 27 Eigersanction (7a; 1988); 1. Rotpunkt: Roger Schäli, Roger Christen, 2012 28 Le chant du cygne (7a; 1992) (8, 29 Spit Spit verdonesque édenté (8, A2; 1983; zum Einstieg durch Abseilen); 1. Rotpunkt (8a): Daniela und Robert Jasper, 1999 30 Symphonie de liberté (8a; (8a; Daniela und Robert Jasper, 1999;
Ungefährer unterirdischer Verlauf der Jungfraubahn Dynamitloch o oo Stollenloch 3.09 ooo Station Eigerwand oooo Station Eismeer
Tschechenpfeiler
10
Spinne
inklusive 1. Rotpunkt; Kombination von Nr. 28 und Nr. 29 mit 5 neuen SL) 31 Deep blue sea (7b+; Bernd Rathmayr, Reto Ruhstaller, 2001) 32 Freakonomics (7a+; Hannes Pfeifhofer, Daniel Rogger, 2009) 33 Knez-Route (5; 1982) 34 Ochsner-Brunner alias alias Schlupfloch (5c; 1982) 35 Löcherspiel (6b; (6b; 1988) (6c; 1980) 36 Direkter Westgrat (6c;
8
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Nordpfeiler
Genferpfeiler 25 26
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Rote Fluh
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ABENTEUER
Freiklet reiklettern tern am El Capitan Capi tan
FÜR EI EINE NE HANDVOLL HANDVOLL HAFERFLOCKEN Für die freie Begehung der Route El Corazón am El Capitan gaben Alexandra Schweikart und Christopher Igel alles. Am Ende wurde ihr Trip durch die Riesenwand gar zur Hungerkur. Hungerkur. Text:
W
ALEXANDRA SCHWEIKART
ir sitzen auf der eineinviertel Quadratmeter kleinen Plattform, die unser Portaledge 800 Meter über dem Talboden aufspannt, und bebe gutachten unser Müsli: eine Handvoll Haferflocken mit Smarties, die sich langsam darin auflösen und bunte Flecken zaubern. Wir schauen uns an, und Chris‘ Augen fragen: „Das soll reichen für den Tag?“ Es muss! Nur noch eine knifflige Seillänge trennt uns von einer freien Begehung der Route El Corazón. Durchhalten müssen wir, nur noch die schwere Dachtraverse klettern, dann haben wir es geschafft. Seit elf Tagen nun ist die Steilwand des El Capitan unser Zuhause, wir essen, klettern und 48 klettern
Foto s:
JOHANNES INGRISCH
schlafen hoch über dem Tal, wie zwei Vögel. Zwei verrückte Vögel, die nach Tagen anstrengender Kletterei mit Hitze, Gewitter, Regen und Hunger noch einmal alle Motivation Motiva tion aufbringen müssen. Denn nicht weniger als eine freie Begehung des El Capitan steht auf dem Spiel. EINE EIGENE WELT
Der El Capitan im Yo Yosemite semite Nationalpark ist der Traum jedes Risskletterers und wohl der berühmteste Felsmonolith der Welt. Spätestens seit Kevin Jorgeson und Tommy Caldwelll ihre Dawn Wall Caldwel Wall letzten Winter unter beeindruckender Medienteilnahme erstbegehen konnten, kennt kennt man den Na-
men des Kapitäns. Doch technisches Klettern steht noch immer hoch im Kurs bei den Amerikanern. Allein die rund 1000 Meter hohe Nose-Route erhält pro Jahr oft mehr als 100 technische Begehungen. Inzwischen gibt aber auch 20 frei kletterbare Linien unter den 200 Routen am El Capitan. In der Herbstsaison 2015 gelang es weniger als einer Handv Handvoll oll Seilschaften, eine dieser Routen frei zu klettern. „Nothing comes easy on El Cap“, würden die Amis sagen. Selbst der am wenigsten schwierige Freikletter-Bigwall Free Rider verlangt verlangt den Schwierigkeitsgrad Schwierigk eitsgrad 5.12d (9). Und das ist eine Riss-Bewertung! Jeder, der schon einmal eine Rissverschneidung oder einen Kamin
Sonnenuntergangsstimmung am El Capitan. Die windigen Schlaghaken und Schlingen der A5 Traverse (5.13a) erinnern an alte Zeiten. klettern 49
Kleingriffige Bouldercrux: Alexandra kämpft in der härtesten Passage der Beak Flake (5.13b) gegen die Hitze an.
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geklettert ist, weiß, wovon wir reden! Hinzu kommt, dass im Yosemite kompromisslos traditionell geklettert wird. Bohrhaken abseits der Standplätze sucht man meist vergebens, alle Zwischensicherungen müssen selbst gelegt werden. Nicht selten klettert man mit 25 Cams am Gurt. Die ganze Logistik eines Bigwalls, einer Mehrtagestour in der Wand, ist nicht jedermanns Sache und wird häufig unterschätzt. Die meisten Seilschaften brechen vorzeitig ab, weil sie mit der Handhabung von schweren Haulbags, Kletter- und Statikseilen, kurzum der gigantischen Materialschlacht nicht zurechtkommen.
unser Materialdepot und versteckten unsere kochenden Köpfe für ein Stündchen i m letzten Schatten einer winzigen Verschneidung. Noch vier Seillängen wollten wir schaffen vor der Dunkelheit, um dann oberhalb der Grey Ledges zu übernachten. Als es dunkel wurde, fehlten noch 50 Meter zum geplanten Biwak, die Chrissi dann ohne Stirnlampe kletterte (klar, was man am nötigsten braucht, befindet sich immer zuunterst im Haulbag). Mühsam zogen wir den Sack hoch, bauten das Portaledge an einem alten Rivet (das ist ein Stahlstift, der in ein kleines Bohrloch geschlagen wird) auf und schliefen danach tief und fest auf unserer kleinen roten Plattform in der Wand.
EIN FAST GELUNGENER START
Wir bereiteten uns vor, kletterten im Sommer in Chamonix, im Valle dell’Orco und am Petit Clocher du Portalet. Im Tessin übten wir das Nachziehen des schweren Haulbags, auch „Schweinchen“ genannt, schliefen in der Wand im Portaledge und probten erfolgreich das Eintüten der Morgentoilette ohne festen Boden unter den Füßen. Wir fühlten uns mustergültig vorbereitet und buchten Flüge für sechs Wochen USA. In der ersten Woche kletterten wir wunder schöne Klassiker wie den Nutcracker (5.9) und Rostrum (5.11). Wir entschieden uns, die Route El Corazón (das Herz) zu probieren. Sie ist eine 35-Seillängen-Kreation von Alexander Huber und Max Reichel. 2001 konnte Alexander als Erster alle Seillängen frei klettern und sicherte sich damit seine bereits fünfte Erstbegehung einer Freikletterroute am El Capitan. Eine beeindruckende Leistung für die damalige Zeit! Um unsere Chancen auf eine freie Begehung zu erhöhen, seilten wir vom Gipfel des El Capitan ab. Am Tower to the People, sieben Seillängen unterhalb des Gipfels, deponierten wir Wasser und Lebensmittel und kletterten wieder nach oben. Die Schlüsselseillängen mit den Namen Coffee Corner, Roof Traverse, Golden Desert und A5 Traverse fühlten sich schwer, aber kletterbar an. Unsere Stimmung war hervorragend, und als nächstes wollten wir einen Versuch von unten wagen. Wir deponierten 80 Kilo Gepäck im Haulbag auf den Mammoth Terraces und kletterten mit dem ersten Licht am Morgen des 12. Oktober los. Das Wetter war perfekt, beinahe zu perfekt, denn die Sonne heizte die nach Süden ausgerichtete Wand schnell auf. Die Füße brannten in den Kletterschuhen und die Finger bogen sich, als wir die Platten der Schlüsselseillänge des Free Blast (so heißt der erste Teil der Route im Grad 5.11) kletterten. Nach zehn Seillängen erreichten wir
HITZE UND NERVENKITZEL
Der nächste Morgen kam viel zu schnell. die Muskeln schmerzten noch vom Vortag und die nächste Seillänge namens Beak Flake (5.13b/10-) war eine der schwersten der gesamten Route. Wir kämpften abwechselnd um jeden Meter, stürzten, versuchten erneut, rutschten aber immer wieder an der kleingriffigen Boulderpassage ab. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und machte die Kletterei unerträglich. Dazu kam, dass heute einfach keine Thermik aufkommen wollte. Pause! Schatten! Aber wo? Wir packten das Regenzelt des Portaledges aus und konstruierten ein Sonnensegel. Wir lungerten im Schatten, diskutierten, kalkulierten, probierten noch einmal bei Sonnenuntergang,
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»NACH ZEHN SEILLÄNGEN VERSTECKTEN WIR UNSERE KÖPFE IM LETZTEN SCHATTEN EINER WINZIGEN VERSCHNEIDUNG« 1 Bigwall klettern wird wohl kein Volkssport werden: Alexandra und Christopher bugsieren rund 80 Kilo Ausrüstung zur Wand. 2 Gute Fußtechnik kommt aus dem Bizeps: Christopher auf den letzten Metern der 30-Meter-Seillänge Golden Desert (5.13a). 3 All-inclusive-Urlaub am El Capitan: leider muss man alles selbst hochziehen!
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»KALTE HÄNDE, KALTE MUSKELN, DA PASSIERTE ES: ICH RENKTE MIR DAS SCHLÜSSELBEIN AUS« schafften es aber nicht über alle Schlüsselpassagen der 50 Meter langen Seillänge. Der Entschluss war gefasst: Wenn die Seil länge am nächsten Morgen nicht gleich klappen würde, würden wir abseilen und einige Tage später wieder kommen. Im Tal glitzerte verlockend der eiskalte Merced River. In der Frische des nächsten Morgens gelang uns die Beak Flake dann doch. Wir waren wieder im Spiel! Nach der nächsten Länge entlang einer Piazschuppe zeigte die Route plötzlich ein anderes Gesicht. Bruch, soweit das Auge reichte, kaum Sicherungsmöglichkeiten und schwierige Routenfindung. Wir kno52 klettern
belten um den Vorstieg, Chrissi zog den Kürzeren. Er querte 50 Meter mal über, mal unter wandschrankgroßen, lockeren Platten. Dabei baute er allerlei fragwürdige Zwischensicherungen. Insgesamt zwei Stunden mit Selbstgesprächen und gutem Zureden dauerte dieser Nervenkrieg, und leider kann die Route wegen dieser Länge nicht guten Gewissens empfohlen werden. KEIN ZURÜCK MEHR
Der nächste Tag begann mit Nieselregen und Rauch. Die Nationalparkverwaltung brennt das Unterholz zwischen den Mammutbäumen im Yosemite regelmäßig ab, und das Tal versinkt im Brandnebel. Wir schafften lediglich drei Seillängen an die sem Tag, darunter die gefürchtete Bobby‘s Bunny Slope, eine Platte im neunten Schwierigkeitsgrad (5.12c) mit einem spektakulären Sprung aus der Platte i n eine Verschneidung, die ich im zweiten Anlauf schaffte. Ab jetzt bestimmten OffwidthKletterei, Schulterkamine, Klemmkamine und perfekte Handrisse das Geschehen. Die Kamine tragen Namen großer Philosophen: Kierkegaard Chimney und Nietzsche Chimney – vielleicht, weil die Kletterei so langsam vorangeht, dass dem Sicherer Zeit
bleibt, sich mit philosophischen P roblemen zu beschäftigen? Søren Kierkegaard und Nietzsche waren jedenfalls Existenzphilosophen, und vom Wert der eigenen Existenz ist man spätestens dann überzeugt, wenn man mit blutenden Schultern, Knien und Ellenbogen den Kaminen gerade noch entkommen konnte. Die Absicherung war dürftig, und mehr als einmal wussten wir in der Enge der Kamine nicht mehr weiter. Zum Glück hatten wir vorab nicht allzu viele Informationen über diese Seillängen, sonst wäre u nsere Routenwahl vielleicht anders ausgefallen. Aber wir hatten den Point of no Return mit dem Anfang der Querungen ohnehin schon hinter uns. Abseilen wäre längst nicht mehr möglich gewesen. In dieser Nacht schliefen wir am Tower to the people, der als 50 Zentimeter breites Band die Bezeichnung „Tower“ kaum verdient. Regen kündigte sich an, und wir beschlossen, am nächsten Tag einen Ruhetag einzulegen. Bis jetzt war alles glatt gelaufen – okay, wir hatten schon einem Chalkbag, einer Schlinge und einem Karabiner hinterher gewunken, als sie ins Tal fielen –, aber wir hatten unser Proviantlager wie geplant erreicht. Jetzt fehlten nur noch vier
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Die verflixte 28. Seillänge: Christopher klettert die gefürchtete Roof Traverse (5.13b), 800 Meter über dem Boden. 2 Abklatschen am Gipfel nach El Cap Tradition: das wohl am härtesten verdiente High Five in der Kletterkarriere von Alexandra und Christopher.
Seillängen im unteren zehnten Schwierigkeitsgrad zum komplett freien Durchstieg. Was konnte da noch schiefgehen? ERFOLG MIT DEM LETZTEN RIEGEL
Unsere Stimmung war prächtig. Wir schliefen ausgiebig, der Regen trommelte auf unser Portaledge-Dach und wir faulenzten. Derweil schwoll der Lärm des Regens immer weiter an, bis wir die Musik unserer Boxen nicht mehr hören konnten. Wie lange wir wohl noch im Trockenen sitzen würden? Und ab welcher Wassermenge kippt so ein Portaledge eigentlich? In der Nacht wechselten sich Sturm, Regen und Gewitter ab, manchmal staunten wir aber auch über alles gleichzeitig. Auch für den nächsten Tag war Regen bis 11 Uhr angekündigt. Wir kletterten mittags los, allerdings schepperte uns das nächste Gewitter be reits um 14 Uhr um die Ohren. Zum Glück hingen wir da gerade unter dem Großen Dach und konnten so die darunterliegende Coffee Corner Seillänge trockenen Fußes klettern. Danach machten wir Feierabend. Immerhin eine der 5.13er Längen geklettert! Über Nacht fegte ein Blizzard durchs Tal, und es kühlte merklich ab. Morgens war es bitterkalt, und wir freuten uns auf die Sonne. Leider blieb die Schlüsselseillänge, die Roof Traverse, die unterhalb unseres Lagers lag, komplett im Schatten. Wir froren wie die Schneider, vor allem beim Sichern. Kalte Hände, kalte Muskeln, da passierte es: Ich renkte mir bei einem schwierigen Zug das Schlüsselbein aus. Die Schulter schmerzte höllisch, funktionierte aber noch. Zurück im Portaledge war die Stimmung am Tiefpunkt angelangt, das Essen auf ein paar Päckchen Kartoffelflocken, Dosenbohnen und Müsliriegel zusammengeschrumpft. Wir teilten die Reste ein, in drei Tagen MUSSTEN wir aus der Wand sein. Wir schliefen schlecht, vielleicht auch weil unsere Mägen knurrten, aber wir dachten nicht daran aufzugeben. Die Chance auf eine freie Begehung des El Capitan war zu verlockend. Am nächsten Morgen schafften wir zwei weitere 5.13er-Längen über unserem Lager: die Golden Desert und die A5 Traverse. Jetzt fehlte nur noch das Dach, nur noch eine verflixte Länge, und wir hätten die Route im Sack. Die erste deutsche Frau-
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enbegehung einer freien Linie am El Capitan lag für mich in greifbarer Nähe! Am nächsten Tag waren wir extrem nervös, als wir die Roof Traverse nochmals ausboulderten, um uns aufzuwärmen und um Sicherheit zu gewinnen. Die Kletterei in dieser Länge ist abartig schwer und unge wöhnlich: Man klettert mit einem Fuß über Kopf hinten im Riss, während die Hände weiter vorne an Slopern entlang dagegen pressen. Man kann kaum atmen, da das Gesicht oben gegen das Dach gedrückt wird. Der Puls rast und die Unterarme brennen. Ich schaffte es zu einem ersten, eher dürftigen Ruhepunkt. Meine Füße waren taub, doch die Tritte spielen hier keine große Rolle. Also weiter mit großen Griffen am Dach entlang, bis die letzte, gemeine Schlüsselstelle nach 20 Metern kommt. Ich zog um die Dachkante, die Füße blind gegen die blanke Wand gepresst. Noch ein Zug, nur noch einmal die Arschbacken zusammenkneifen! Geschafft! Vom Tower to the People, der das Ende dieser Seillänge markiert, erklangen Freudenschreie. Jetzt noch Christopher. Von meiner Leistung angespornt kletterte auch er die Seillänge im Vorstieg
frei: Die Freudenschreie wurden noch lauter. Was für ein Tag! Wir konnten es kaum fassen, wie wir unsere Körper zu so einer Höchstleistung bewegen konnten, am elften Tag in der Wand! Die ganze Anspannung fiel von uns ab und wir feierten; vor allem freuten wir uns, am nächsten Tag endlich aus der Wand zu sein. Am folgenden Morgen hatten wir ruckzuck gepackt, doch die letzten sechs Seillängen zum Gipfel dauerten länger als gedacht. Nur ein Müsliriegel und ein paar Päckchen Zucker blieben uns zum Frühstück. Zum Glück erwarteten uns unsere Freunde Johannes und Martina am Gipfel mit Kuchen und Bier. Selten hat diese Kombination so himmlisch geschmeckt! Wir begriffen in dem Moment nicht so recht, was uns gelungen war. Später wurde uns klar, dass dies der absolute Höhepunkt unserer bisherigen Kletterkarriere war: eine freie Route am El Capitan! Vor allem, dass wir diese Route gemeinsam als Team und als Pärchen klettern konnten, ist unbeschreiblich schön. Und wir sind immer noch schwer beeindruckt, was man alleine durch die Kraft des Willens leisten kann.
DIE FACTS ZUR TOUR A5 Traverse Roof Traverse
Beak Flake The Heart Mammoth Terraces
El Corazón durchzieht die knapp 1000 Meter hohe Südwestwand des El Capitan in 35 Seillängen, darunter fünf 5.13er (UIAA 10-) und fünf 5.12er (UIAA 8+ bis 9) Längen. Die Erstbegehung gelang im September 2001 Alexander Huber und Max Reichel, die erste Rotpunktbegehung Alexander Huber im Oktober 2001. Die Route startet wie die Salathé Wall , dann folgt sie den Routen Flight oft the Albatros, Son of Heart , Heart Route. Einige neue Varianten verbinden diese Routen. Vom 12. bis 23. Oktober 2015 kletterten Alexandra Schweikart und Christopher Igel frei durch die Wand, wobei jeweils beide die harten Seillängen rotpunkt kletterten, allerdings nicht immer in der Reihenfolge, wie sie nacheinander kommen. Die „leichteren“ Längen kletterten sie Wechselführung. Alexandra Schweikart ist damit die erste Deutsche, die eine Route am El Capitan freiklettern konnte. klettern 53
SERVICE BOULDERTECHNIK
B
ouldern an Slopern straft eine Grundregel des Kletterns Lügen: je größer die Griffe, desto leichter kann man sich festhalten. Denn an den abschüssigen Dingern entscheidet weniger die Fingerkraft als Beweglichkeit, Körperspannung und die richtige Positionierung des Körperschwerpunktes über Erfolg oder Abflug. Anders ausgedrückt: Bouldern an Slopern ist praktizierte Physik.
Stützen, schieben, pressen: An SloperProblemen wird oft Beweglichkeit abgefragt.
WUNDERBARE WELT DER VOLUMES
K n o w H o w Text: STEFFEN KERN
DICKE
DINGER
In modernen Boulderhallen sind abschüssige Strukturen in zweierlei Form anzutreffen: als mehr oder weniger große Slopergriffe mit einem zentralen Schraubloch oder als mit vielen Spaxschrauben fixierte, bis zu Kleinwagen-große Kunststoffoder Holzboliden, sogenannte Volumes. Oft können auf diesen noch Griffe aufgeschraubt werden. Dank dieser Volumes ist Indoorbouldern so dreidimensional und vielfältig geworden, wie wir es heute kennen. Sie sorgen dafür, dass fröhlich gestützt, geschoben und gepresst werden darf. Und unsere Tipps hoffentlich dafür, dass öfter ge jubelt wird. Viel Spaß damit und: Atmen nicht vergessen!
Beim Bouldern an Slopern und Volumes ist voller Körpereinsatz gefragt. Unsere Techniktipps helfen, dass dieser euch bis ganz nach oben bringt. Bürsten ist Pflicht: Nur ein sauberer Sloper ist ein guter Sloper. 54 klettern
Unten bleiben Um abschüssige Griffe optimal belasten zu können, sollte der Körperschwerpunkt möglichst tief und unter den Griffen sein, und diese Position möglichst lang genutzt werden. Absitzen auf einem Tritt im Lot des Griffes: Dadurch bleibt der Haltearm gestreckt, der Körperschwerpunkt nah an der Wand. Nach dem Dazugreifen („Matchen“) erfolgt ein kontrolliertes Anziehen/Aufstehen und Weitergreifen zum Top. Um die schlechte Sloperzange matchen zu können,
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wird der Körperschwerpunkt in deren Lot schräg oberhalb des Tritts austariert. Dazugreifen ist auch dann noch schwierig genug. Noch eine Kletterregel: „Untergriffe werden besser, je höher man kommt.“ Bei diesem Kreuzzug (die rechte Hand kommt von der rechten Kante) muss man aber tief bleiben, um genug „Anpressdruck“ auf den abschüssigen Zielgriff bringen zu können. Dazu wird auf dem linken Heelhook „abgesessen“, der Körperschwerpunkt nah zur Ferse gebracht.
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Viel hilft viel
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Erfolg mit Stützen
t r a g t t u t S t f a r K é f a C : n o i t a c o L r h ö t S h p l a R : s o t o F
In Verschneidungen oder ähnlichen Wandstrukturen ist oft Stützen statt Ziehen angesagt. Zu Beginn darf gezogen werden, wobei der Körper nach links oben bewegt wird, um möglichst viel Gewicht auf den Tritt zu bringen. Bald geht die Zugbewegung in Stützen über. Beide Hände stützen, bis der rechte Arm gestreckt und der Körperschwerpunkt ungefähr mittig zwischen Griff und Tritt ist. Nun kann man die linke Hand lösen und weitergreifen. Bei der Lösungsvariante im Bild wird der Zielgriff als Zange genommen. Damit der Körper beim Matchen nicht nach links schwingt, ist ein Trittwechsel von links auf rechts nötig, der Körperschwerpunkt muss möglichst nah ans Lot des Griffes gebracht werden. Eine alternative Methode, für die weniger Zangenpower, aber mehr Flexibilität benötigt wird: Oberen Griff mit links auf Schulter nehmen (also nach links belasten), rechten Fuß zur rechten Hand und aufrichten. Nun wird der Sloper gematcht (Foto), dann der linke Fuß zum rechten gesetzt, dieser gelöst und auf dem Startgriff platziert. In dieser stabilen Position kann man die rechte Hand drehen, die gute Kante des Griffes nach links belasten und mit der linken Hand nach links oben weitergreifen (außerhalb des Fotos).
Beim Greifen von Volumes und Slopern gilt es, möglichst viel Reibung zu erzeugen. Sprich, viel Hautfläche auf den Untergrund anzupressen. Auf dem Foto werden die an sich schlechten Einzelgriffe durch die gegenläufige Position der Hände deutlich aufgewertet, weil so einem seitlichen Abrutschen oder Wegschwingen entgegengewirkt wird. Manchmal braucht es sogar noch mehr Hautkontakt: Dann müssen auch die Unterarme im Wrestling-Stil für maximale Reibungsfläche sorgen.
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Get up, stand up! Mantle sind das Salz in der Bouldersuppe, dementsprechend dürfen sie auch indoor nicht fehlen – ob in Form einer Hook-Stütz-Kombination oder als wackeliger Aufrichter wie hier. Der rechte Fuß steht auf einem Tritt im Überhang, der linke hängt frei. Dadurch ist einiges an Körperspannung nötig, um sich über den Griff hochzustützen und dabei nicht nach hinten wegzukippen. Die Positionie-
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rung der linken Hand wie im Bild hilft, den Körperschwerpunkt näher an die Wand zu bringen. Erst wenn eine Position erreicht ist, in der das gesamte Körpergewicht auf gestrecktem linken Arm und rechtem Bein ruht, kann mit rechts weitergegriffen werden. Nun muss der rechte Fuß zur linken Hand. Für diese Bewegung muss ein Großteil des Körpergewichts von der linken Stützhand
getragen werden, die rechte Hand sorgt vorrangig dafür, dass der Körperschwerpunkt möglichst über der Stützhand bleibt und man nicht nach hinten kippt. Eine stabile Position zum Weitergreifen hat man dann aber immer noch nicht. Dazu muss nun auch der linke Fuß nach oben zum rechten gesetzt werden. Erst jetzt ist es möglich, sich aufzurichten und mit links weiterzugreifen.
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Demut zeigen Um ihren Kunden auch ungewöhnliche Kost zu servieren, lassen sich Routenbauer allerlei einfallen. Und manchmal zwingen sie einen in demutsvolle Haltungen. Meist werden solche „Bücklinge“ zu Beginn eines Boulders abgefragt. Vorwiegend aus Sicherheitsgründen – wer will schon in waagrechter Position auf darunter befindliche Volumes stürzen. In diesem Fall müssen beide Hände an das linke Volume, ohne „Bückling“ geht das nicht. Aufrichten in dieser Position aber auch nicht. Des Rätsels Lösung: Beweglichkeit. Ein Fuß muss zu den Händen auf‘s Volume. In dieser Spreizposition erlaubt der Gegendruck zwischen den Beinen ein Aufrichten. Praktischerweise greift man hier mit links hoch. Dann noch die Füße auf das jeweils an56 klettern
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Wenn Zehen greifen 3 dere Volume – und man steht am Beginn eines „normalen“ Stützboulders. Wer mit rechts hochgreift, findet sich mit dem Rücken zur Wand wieder. Das ließe sich zwar auch auflösen, ist aber eine vermeidbare zusätzliche Denksportaufgabe.
Vor allem in Dächern werden die Zehen manchmal zur dritten und vierten Hand – vorausgesetzt man besitzt genügend Rumpfkraft. Um aus der freihängenden Position mit Sloper (linke Hand) und einigermaßen guter Leiste mit rechts (verdeckt) wegzukommen, wird erst ein Toehook mit rechts gesetzt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass hookbare Fläche für den anderen Fuß freigelassen wird. Nun wird der zweite Toehook dazugesetzt, die Hooks werden gegen die rechte Hand verspannt und der Körperschwerpunkt dazwischen austariert. Fertig ist die Zirkusnummer: Die linke Hand kann nun gelöst werden und zur rechten dazugreifen.
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Ein Fallbeispiel:
MIT DEN GESETZEN DER PHYSIK KLETTERN. NICHT GEGEN SIE!
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Oft machen bei Sloperbouldern drei eng zusammenhängende Fragen den Unterschied zwischen „nicht so schwierig“ und „unmöglich“ aus: 1. Was benutze ich für die Hände, was für die Füße? 2. Wie kann ich meinen Körperschwerpunkt jederzeit austarieren und Schwungbewegungen vermeiden? 3. Mit welcher Hand greife ich weiter? Der eingechalkte rechte Sloper zeigt, dass bei diesem Boulder nicht alle gleich die richtigen Antworten finden. Beim Startzug vom Untergriff an den Sloper ist der Körperschwerpunkt weit hinten (unter dem Dach). Linke Hand und rechter Fuß ziehen/schieben den Körper unter den Sloper. Dadurch ist dieser erst einmal relativ einfach zu halten. Der linke Fuß wird höher gesetzt, der Hook platziert. Die linke Hand am Untergriff ist aber weiterhin nötig, um den Körperschwerpunkt im Lot der Achse zwischen rechter Hand und Hook zu stabilisieren. Löste man sie in dieser Position, würde der Rumpf nach vorn schwingen, rechte Hand und Hook würden abrutschen. Deshalb muss der Körperschwerpunkt so austariert werden, dass der Untergriff überflüssig wird. Dazu wird die Körperachse etwas gedreht: linkes Bein nach vorn, Oberkörper nach hinten. Der linke Fuß (auf Reibung gegen die Wand gedrückt) stabilisiert diese Position. Die linke Hand kann gelöst werden, kein Schwung entsteht. Die linke Hand kommt als Untergriff zur rechten, das linke Bein sorgt für die Feinauspendelung des Schwerpunktes. Diese Position erklärt, warum der Heelhook nicht ganz oben auf dem Sloper gesetzt wurde. Er soll in zwei Richtungen arbeiten: nach unten, aber auch horizontal vom Körper weg, um den Sloper mit der linken Hand auf Gegendruck halten zu können. Beim Anziehen tariert das linke Bein den Körperschwerpunkt erneut aus. Bleibt die Frage: Mit welcher Hand weitergreifen? Linke Hand auf Untergriff in Kombination mit dem schiebenden Hook ergeben eine ausreichend stabile Position, um mit rechts hochzugreifen. Wollte man dies mit links tun, müsste der Oberkörper deutlich nach vorn gedreht werden. Dadurch wäre der Körperschwerpunkt aber nicht mehr im Lot, man würde vom Sloper rutschen und/oder mit dem Ellbogen gegen den roten Griff neben dem Sloper donnern. Das war‘s, Problem gelöst!
A R U J N E K F R A N
R E T T E K L S T I V A L F E
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TRICKKISTE TIPPS & TECHNIK
K n o w H o w
NACHSTEIGER SICHER ABLASSEN Bei Sicherungsgeräten mit Plate- Funktion muss man beim Ablassen eines Nachsteigers vorsichtig sein.
lpinkletterer wissen die Vorzüge der sogenannten Plate-Funktion einschlägiger Sicherungsgeräte zu schätzen: Nachsteiger können so bequem und sicher nachgesichert werden, in einer Dreier-Seilschaft auch zwei gleichzeitig. Im
Sturzfall blockiert das Gerät quasi automatisch. Wenn ein im Seil hängender Nachsteiger dann abgelassen werden soll, wird es allerdings kompliziert. Die Blockierung lässt sich nur mit Tricks und einem gewissen Kraftaufwand lösen. Und es ist kein schön do-
Nutzt man die sogenannte PlateFunktion zum Nachsichern, blockiert das Gerät beim Sturz.
siertes Lösen der Blockierung, sondern eher digital: „Ganz offen oder gar nicht“. EIN FALL AUS DER PRA XIS
Das amerikanische Magazin Rock and Ice berichtete unlängst über einen Unfall, bei dem ein Nachsteiger in der ersten Seillänge der berühmten Route Naked Edge (5.11 oder UIAA 8-/8) im Eldorado Canyon bei Boulder, Colorado, erkannte, dass er der Route nicht gewachsen war. Er bat darum, abgelassen zu werden. Der Vorsteiger, der ein ATC von Black Diamond in Plate-Funktion nutzte, löste die Blockierung mit einer Schlinge (siehe unten). In dem Moment begann der Nachsteiger zu fallen, das Sicherungsgerät bremst nicht mehr. Der Nachsteiger schlug auf einem Band am Beginn der Route auf.
Nachsteiger
Bremshand
Zum Glück kam er ohne schwere Verletzungen davon. Um solche Unfälle zu vermeiden, muss das Sicherungsseil beim Ablassen immer hintersichert werden. Dazu eignet sich der Halbmastwurf, zumal das Sicherungsgerät ja ohnehin schon in Verwendung ist.
SO GEHT DAS ABLASSEN MIT DER PLATE-FUNKTION
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Ist das Sicherungsgerät durch einen gestürzten Nachsteiger blockiert, lässt es sich nicht so ohne weiteres wieder lösen. Der Trick ist der Einsatz einer Schlinge , die durch die kleine untere Öse gefädelt wird, die alle Alpintuber mit Plate-Funktion haben. Die Schlinge wird in einem Karabiner am Stand umgelenkt (Foto links) und am besten an der Siche58 klettern
rungsschlaufe des Gurtes fixiert. Vorher (!!) müsst ihr das Bremsseil mit einem Halbmastwurf ebenfalls am Gurt hintersichern . Ist alles aufgebaut, könnt ihr die Schlinge mit dem Körpergewicht langsam nach unten ziehen. Das Sicherungsgerät wird so langsam gedreht, die Blockierung gelöst. Jetzt den Nachsteiger langsam und dosiert ablassen .
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Herausgeber: Olaf Beck Chefredakteur: Volker Leuchsner Redaktion: Steffen Kern, Ralph Stöhr (Textchef), Sarah Burmester (Online) Artdirecto r, Layout: Frank Majer Kartografie, Topos: Johanna Widmaier Verlag: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG,
Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart; Postfach, 70162 Stuttgart, Telefon 0711/182-01 Leitungdes Geschäftsbereiches: Henry Allgaier Stellvertretende Verlagsleiterin: Carola Epple Brand Management: Caroline Brehm
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klettern erscheint 8 mal im Jahr. Einzelheft: 5,80 €; Jahresabonnement
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[email protected] Herstellung: Michael Wander (verantwortlich) Lithos: Puls Mediengestaltung, 70839 Gerlingen Druck: NEEF + STUMME GmbH & Co. KG, 29378 Wittingen Syndication: Motor-Presse International, Telefon 0711/182-1531
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SICHER IM SCHNEE Skibergsteigen und Freeriding hat der Alpin-Lehrplan 4 des Deutschen Alpenvereins zum Thema. Neben der Ausrüstungskunde und der Behandlung der verschiedenen Aufstiegs- und Abfahrtstechniken mit und ohne Ski
widmen die Autoren große Kapitel der Sicherheit. Die Lawinekunde ist sehr anschaulich dargestellt und auf dem aktuellen Stand. Breiten Raum nimmt auch das Kapitel zum Risikomanagement ein (www.blv.de, 29,99 Euro).
ISSN 1437-7462
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Kleine Fluchten Magdalenenstr. 3 www.kleinefluchten outdoor.de
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26382 Wilhelmshaven Unterwegs Wilhelmshaven Bahnhofsplatz 1/Nordseepassage www.unterwegs-wilhelms haven.de
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72070 Tübingen Biwakschachtel Ammergasse 1/1 www.biwakschachteltuebingen.de
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KLE 2/16
REPORT aum ist das Seil im Karabiner, entspannt sich der Körper und lässt die Nähmaschine nach. Es ist immer wieder erstaunlich, wie vertrauenerweckend ein bisschen Metall und Nylon sein können. Zumal beides über die Jahre immer weniger wurde und der leichteste Karabiner am Markt inzwischen unter 20 Gramm wiegt.
K
FARBEN UND FORMEN
SCHNAPP DIR EINEN!
Die meisten Karabiner kommen als Express-Schlinge zum Einsatz, aber nicht alle. Beim Trad- und Alpinklettern hängen auch Keile und Cams oder Schlingen und Reepschnüre am Karabiner. Für den Einsatz mit Cams bieten die Cam-Hersteller zum Teil zu den Cam-Farben passend gefärbte Karabiner an, was die Suche nach der passenden Größe erleichtert. Auch bei Expressen machen unterschiedliche Farben Sinn, weil dann klar ist, welcher Karabiner in den Bohrhaken und in welchen das Seil kommt. Die D-Form ist bei Karabinern immer noch Standard, Oval-Karabiner kommen nur in speziellen Bereichen wie dem Bigwall-Klettern zum Einsatz. D-förmige Karabiner sind mehr oder weniger asymmetrisch: auf der Schlingenseite schmaler, zur Schnapperöffnung breiter. Das spart Material und Gewicht, und im Bereich der Karabiner-Öffnung hat es trotzdem ausreichend Platz. Stark s-förmig gebogene Längsschenkel verhindern, dass der Karabiner in Q uerlage in einer Schlinge hängen bleibt. Diese rutscht durch die Form bei Belastung immer zu einem der Karabiner-Enden. Ansonsten ist eine breitere Auflage in dem Bereich, wo das Seil umgelenkt wird, schonend fürs Seil. Manche Karabiner haben hier sogar eine Vertiefung als Seilführung, was im Sturzfall für eine günstige Belastung nahe der stabilsten Achse (am Längssschenkel) sorgt. HANDLING CONTRA GEWICHT
Karabiner gehören zum grundlegenden Hand- werkszeug beim Klettern. Ob an der Express- Schlinge, einem Keil oder in einer Sanduhr- schlinge: Wenn sich der Schnapper hinter dem Seil schließt, macht uns das glücklich. Text:
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RALPH STÖHR
Das Gewicht lässt am einfachsten reduzieren, indem man den Karabiner kleiner macht und so Material spart. Die Namen einiger extraleichter Karabiner – Micro oder Nano zum Beispiel – bezeugen diese Strategie. Fürs alpine Klettern, wo jedes Gramm zählt, mag das Sinn machen. Fürs normale Sportklettern ist wichtiger, dass der Karabiner gut in der Hand liegt und sich bequem klippen lässt. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe normal-großer Karabiner in der 35bis 40 Gramm-Klasse, die den Gurt nicht zu
sehr belasten und im Handling deutlich angenehmer sind als die Winzlinge. Ein großer Teil der Karabiner wird heute heißgeschmiedet. Das erlaubt schlanke Querprofile bei dennoch hoher Festigkeit. Generell genügt zwar ein der Norm gerade entsprechender Karabiner vollauf, wenn aber bessere Modelle erhältlich sind – und sehr viele Karabiner übertreffen die Normanforderungen –,
sollte man das Mehr an Sicherheit mit nehmen. Eine hohe Offen-Festigkeit bietet mehr Reserven, falls es beim Sturz doch mal den Schnapper aufdrückt. Auf den folgenden Seiten geben wir euch einen Überblick über den Karabinermarkt, stellen die Entwicklungen bei Schnappern vor und geben Tipps zu Express-Schlingen. Damit sich der Körper immer wieder freudig entspannen kann.
Auf einen Blick:
DIE VERSCHIEDENEN SCHNAPPERTYPEN An ihrer Nase sollt ihr sie erkennen: Die unterschiedlichen Schnapper haben Einfluss auf die Funktion des Karabiners.
Fast alle Schnapper aus ALUMINIUM weisen inzwischen einen Keylock-Verschluss auf, bei dem eine Aussparung im Schnapper eine Verdickung an der Karabinernase umgreift. Vorteil der Konstruktion: Sie hat an der Nase keine scharfen Ecken, an denen sich das Seil oder ein Keil oder der Karabiner am Bohrhaken verhängen kann.
WIREGATES haben einen Drahtschnapper. Der hat eine geringere Masse, was den sogenannten Whiplash-Effekt (Schnapper kann beim Anschlagen des Karabiners am Fels kurz zurückwippen und dadurch geöffnet sein) verhindert. Zudem brauchen Wiregates keine Rückstellfeder, die bei Aluschnappern manchmal ausleiert. Fast alle Wiregates kommen oben mit einer Nase.
Doch die Hersteller tüfteln eifrig an der Vermeidung der Nase auch bei Wiregates: Bei DMM hat man den sogenannten WIRELOCK entwickelt, bei dem der Draht oben gedreht ist und mit einer Verdickung in eine Aussparung des Karabinerkörpers greift. Das ist eine Art umgedrehter Keylock-Verschluss und ebenso clean wie dieser.
Auch Black Diamond versucht, die Nachteile der Karabinernase trotz Wiregate zu vermeiden. Beim HOODWIRE wird deshalb die Nase seitlich von einem zusätzlichen Metallbügel geschützt. So gelingt das Ein- und Aushängen von Haken und Seil ebenfalls flüssiger als mit klassischer Nase.
Die Ange-Karabiner von Petzl treiben das Wire-Prinzip noch weiter: Statt eines Drahtbügels gibt es beim MONOFIL-Verschluss nur noch einen Stahlstift, dessen obere Verdickung in eine Aussparung an der Karabinernase greift. Sehr clean, einfach und leicht und von Petzl patentiert.
Irgendwo zwischen richtigem Verschluss- und Normalkarabiner rangieren die Pure Slide Karabiner von Edelrid. Deren SLIDEGATE verhindert das ungewollte Öffnen des Karabiners. Es gibt den Pure Slide auch als ExpressSet, das sich speziell für neuralgische Sicherungspunkte eignet.
NORMANFORDERUNGEN
GEMÄSS EN 12275 Ohne ein CE-Zeichen und die Ein- haltung der Norm darf in der EU kein Karabiner verkauft werden. Karabiner sind im rechtlichen Sinn Persönliche Schutzausrüstung, an die der Gesetzgeber besonders hohe Anforderungen stellt. Die Karabinernorm EN 12275 definiert Anforderungen und Prüfmethoden für alle Karabiner, die in der EU zum Klettern oder im Industriebereich eingesetzt werden. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Karabinertypen. Die hier vorgestellten sind sogeMINDESTFESTIGKEITEN nannte Basiskarabiner LAUT NORM („Typ B“) und OvalLÄNGS karabiner („Typ X“) . Die wichtigste AnforTyp B: 22 kN Typ X: 18 kN derung ist die an die Mindestfestigkeiten (siehe rechts). Daneben fordert QUER die Norm auch, dass die Schnapperöffnung mindestens 15 mm betragen Typ B: 7 kN Typ X: 5 kN muss und dass genug Platz im Karabiner ist, um ihn OFFEN mit einem geklippten Seil oder Doppelseil darin noch Typ B: 7 kN Typ X 7 kN öffnen zu können.
WAS AUF DEM KARABINER STEHEN MUSS Laut EN 12275 sind normale Karabiner ( Basiskarabiner, Typ B) immer mit folgenden vier Kennzeichnungen zu versehen: 1 Hersteller; 2 Mindestfestigkeiten (längs, offen, quer, Angaben in kN), die vom Hersteller garantiert werden; 3 CE-Kennzeichnung mit 4-stelliger Kennnummer (diese gibt das die Produktion überwachende Institut an, zum Beispiel steht 0123 für den TÜV Süd); 4 Verweis auf die Gebrauchsanleitung. Daneben bringen viele Hersteller noch freiwillig zusätzliche Angaben an, in diesem Fall zum Beispiel: 5 Identifikations- oder Batchnummer, oft mit Herstellungsmonat und Jahr; 6 Verweis auf die UIAA-Norm (die keine Rechtsverbindlichkeit hat); 7 Verweis auf die EN 12275, die Norm für Karabiner.
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REPORT ALIENS
BEAL
ALIENS BERGSPORT vertreibt in Deutschland unter anderem die von der tschechischen Firma Singing Rock produzierten Karabiner unter eigenem Namen. Allen gemein ist eine hohe Längs- und Offenfestigkeit. Die leichtesten unter den Aliens-Karabinern wie der D-Classic Wire oder der Vision wiegen knapp über 30 Gramm, weisen aber dennoch eine Längsfestigkeit von 26 respektive 25 kN auf.
BEAL beschränkt sich bei Karabinern auf nur zwei Modelle, die vor allem als komplette Exe Sinn machen. Der Be Top ist ein kleiner, leichter Karabiner zum Einhängen im Haken. Er kann auch in sehr dicke Bohrhaken (ø 14 mm) geklippt werden, ist aber nur mit der Be Free-Exe erhältlich. Der Be One ist größer und schont das Seil durch seinen größeren Querschnitt. Farbe und Größe der Karabiner zeigen bei der Exe an, wo oben und unten ist.
Modell
Festigkeit 26 / 8 / 10 D-Classic 25 / 8 / 10 Extasy 25 / 8 / 10 Extasy Wire 25 / 8 / 10 Vision 25 / 7 / 8 D-Classic Wire
Gewicht
35 26 47 43 33
Preis 5,40 € 6,50 € 9,90 € 8,80 € 8,70 €
Vision
Schnappertyp Wire mit Nase Alu mit Keylock Wire mit Nase Wire mit Nase Wire mit Nase
Be Top
Be One
Modell Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp Be One 22 / 7 / 7 52 11,95 € Alu mit Keylock Be Top 22 / 7 / 7 34 nur mit Exe Alu mit Keylock D-Classic
Eleven
Micro Wire
Rockit Light
AUSTRIALPIN Modell Eleven Micro Micro Wire ovAlo Rockit Rockit Light
Festigkeit Gewicht Preis 25 / 8 / 11 50 7,95 € 22 / 8 / 7 39 7,45 € 22 / 8 / 7 35 6,95 € 25 / 10 / 8 56 7,95 € 26 / 10 / 10 49 5,95 € 26 / 10 / 10 44 5,95 €
Schnappertyp Alu mit Keylock Alu mit Keylock Wire mit Nase Alu mit Keylock Alu mit Keylock Wire mit Nase
BLACK DIAMOND BLACK DIAMOND war der erste Hersteller, der Mitte der 90er-Jahre Wiregates auf den Markt brachte. Mit den Hoodwire-Schnappern hat die Firma nun Wiregate-Karabiner entwickelt, bei denen sich die Nase nicht mehr verhängen kann. Als leichtesten Karabiner haben die Amerikaner den Oz im Programm, der nur 28 Gramm auf die Waage bringt. Der Positron ist ein großer, griffiger Sportkletterkarabiner, und natürlich bedient eine Firma aus d en USA mit einem solch großen Karabiner-Sortiment auch die Bigwall-Spezialisten. Den Oval gibt es mit Alu und mit Wiregate-Schnapper. Modell Hoodwire Hotwire Light D Live Wire Neutrino Nitron Oval Oval Wire Oz Positron
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 24 / 8 / 8 37 12,00 € Wire mit Hoodwire 24 / 8 / 8 43 9,00 € Wire mit Nase 24 / 7 / 7 50 9,00 € Alu mit Nase 24 / 8 / 8 46 12,50 € Wire mit Hoodwire 24 / 7 / 7 36 10,00 € Wire mit Nase 24 / 8 / 8 45 12,00 € Alu, Keylock 18 / 7 / 6 62 7,00 € Alu, Keylock 23 / 7 / 7 45 8,00 € Wire mit Nase 20 / 7 / 7 28 11,50 € Wire mit Hoodwire 25 / 8 / 8 49 10,00 € Alu mit Keylock
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Im österreichischen Stubaital sind Fels und Eis nicht weit. Die dort ansässige Firma AUSTRIALPIN hat eine ganze Reihe unterschiedlicher Karabiner im Programm, darunter mit dem Rockit einen preisgünstigen StandardKarabiner mit sehr guten Festigkeiten. Besonders griffig zeigt sich der Ele ven, der zudem eine der höchsten Schnapper-Offen-Festigkeiten im Feld aufweist. Mit 35 Gramm sehr leicht, aber auch klein ist der Micro Wire.
Nano
CAMP Von klein bis Standard reicht die Karabiner-Palette bei CAMP. Der Nano macht seinem Namen alle Ehre, ist wirklich sehr klein und wiegt nur lächerliche 22 Gramm. Der Orbit Wire hat eine sehr große Schnapperöffnung, der Photon ist für einen normalgroßen Karabiner sehr leicht, was sich aber auch an den geringeren Festigkeiten bemerkbar macht.
Photon
Modell Nano Orbit Orbit Wire Photon
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 21 / 8 / 9 22 9,95 € Alu mit Keylock 22 / 8 / 8 42 7,25 € Wire mit Nase 22 / 8 / 8 38 6,25 € Alu mit Keylock 21 / 7 / 8 36 14,00 € Wire mit Nase 29 12,95 € Alu mit Keylock Photon Wire 21 / 7 / 9
Orbit
EDELRID
Nineteen G
Hoodwire
Positron
Oz
Oval Wire
Die Karabinerauswahl bei EDELRID ist überschauber, deckt aber den normalen Bedarf ab. Als leichtesten Karabiner überhaupt haben die Allgäuer den Nineteen G im Programm, der knapp unter der 20-Gramm-Grenze bleibt. Er ist aber ziemlich klein und eher etwas für Experten. Mit dem Mission bietet Edelrid einen leichten Allroundkarabiner mit Wiregate, der Pure eignet sich gut fürs Sportklettern. Ihn gibt es auch als Pure Slider mit einem kleinen Schiebeverschluss (siehe Seite 65).
Modell Mission Nineteen G Pure Pure Wire Pure Slider
Mission
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 23 / 8 / 7 25 9,00 € Wire mit Nase 20 / 7 / 7 19,5 10,00 € Wire mit Nase 23 / 8 / 8 39 7,00 € Alu mit Keylock 23 / 8 / 8 34 7,00 € Wire mit Nase 23 / 8 / 8 42 18,00 € Alu mit Slide-Gate
Pure
CLIMBING TECHNOLOGY
Fly Weight
Pillar Evo
Modell Festigkeit Gewicht Aerial Pro 23 / 9 / 8 36 Fly Weight 23 / 7 / 8 24 Lime 23 / 8 / 8 41 Lime Wire 24 / 8 / 8 35 Nimble Evo 25 / 10 / 10 43 Pillar Pro 25 / 12 / 7 64
Lime Wire
Preis 7,70 € 8,90 € 8,80 € 7,30 € 9,90 € 12,40 €
Schnappertyp Alu mit Keylock Wire mit Nase Alu mit Keylock Wire mit Nase Alu mit Keylock Alu mit Keylock
Ein kleines, feines Set an Karabinern haben die Erfinder des Click Up im Programm. Der heißgeschmiedete und nur 24 Gramm schwere Fly Weight ist dabei das leichteste Stück von CLIMBING TECHNOLOGY. Von der Größe und den Werten her klassisch kommt der Lime daher, während der Nimble sehr gute Quer- und Offenfestigkeit zeigt. Für Freunde des ovalen Karabiners gibt es den Pillar Pro .
MAMMUT Der auffälligste Karabiner im Sortiment von MAMMUT ist sicher der Bionic, der sowohl mit Alu als auch mit Drahtschnapper erhältlich ist. Dank ausgefeilter Formgebung ist er sowohl sehr leicht und seilschonend als auch mit guter Längs- und Offenfestigkeit versehen. Der Wall ist ein etwas kleinerer Leichtkarabiner, der Crag bietet bei normaler Größe vor allem ein prima Preis-/Leistungsverhältnis. Bionic
Crag
Wall Wire
DMM Shield
Spectre
Revolver
Alpha Trad
Bei DMM in Wales wird nicht nur mit Freuden heißgeschmiedet, sondern auch immer weiter an Optimierungen getüftelt. Beim Shield, der mit 35 Gramm sehr leicht ist, kommt zum Beispiel das auf Seite 65 beschriebene Wirelock zum Einsatz. Ergebnis: sehr gut zu clippen. Die Alpha Karabiner haben eine etwas abgewandelte, aber ebenfalls gut zu clippende Nase. Der Revolver mit der Rolle zur Reduzierung der Seilreibung ist nur etwas für Spezialisten, doch mit Spectre und Thor haben die Waliser noch einige sehr schöne Allround-Karabiner im Programm. Wobei der Thor in Sachen Längsfestigkeit – geschlossen und offen – sehr gut abschneidet.
Modell Aero Alpha Light Alpha Sport Alpha Trad Oval Phantom Revolver Shield Spectre 2 Thor
OCUN
Festigkeit Gewicht Preis 24 / 8 / 9 47 7,45 € 23 / 7 / 9 32 11,95 € 24 / 8 / 8 46 11,95 € 24 / 7 / 9 35 12,95 € 25 / 12 / 7 65 9,45 € 23 / 7 / 9 28 9,45 24 / 7 / 9 51 27,95 € 24 / 7 / 10 35 13,95 € 24 / 8 / 9 33 7,45 € 28 / 7 / 11 36 9,45 €
Falcon
Normal, mittel, klein: OCUNs KarabinerAngebot umfasst nur drei Grundformen. In Standardgröße (und Gewicht) kommt der Falcon daher, der Hawk ist eine etwas abgespecktere und kleinere Version mit stärker asymmetrischer Form. Sehr klein ist der Kestrel, der mit 25 Gramm zu den absoluten Leichtgewichten im Feld zählt.
Modell Falcon Hawk Hawk Wire Kestrel
Schnappertyp Alu mit Keylock Wire mit Nase Alu mit Keylock Wire mit Nase Alu mit Keylock Wire mit Nase Wire mit Nase Wire mit Wirelock Wire mit Nase Wire mit Nase
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 25 / 9 / 9 45 8,95 € Alu mit Keylock 25 / 8 / 8 39 6,95 € Alu mit Keylock 24 / 8 / 8 32 6,95 € Wire mit Nase 23 / 8 / 7 25 5,45 € Wire mit Nase
Kestrel
Hawk Wire
Modell Bionic Evo
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 25 / 7 / 10 33 10,00 € Wire mit Nase Bionic Evo Keylock 25 / 9 / 10 40 10,00 € Alu mit Keylock Crag 24 / 10 / 8 43 6,00 € Wire mit Nase Crag Keylock 24 / 8 / 8 47 7,00 € Alu mit Keylock Wall 23 / 8 / 8 27 10,00 € Wire mit Nase
Spirit
Djinn
Ange L Ange S
PETZL Von PETZL in Frankreich kommt mit den Ange-Karabinern und ihrem Monofil-Schnapper, der nur aus einem Stift besteht, die bisher radikalste Form eines Drahtschnappers. Vom Gewicht her können sich die beiden unterschiedlich großen Ange-Karabiner auf jeden Fall sehen lassen. Als klassischer Sportkletterkarabiner hat sich der Spirit – genauer die Spirit-Exe – einen festen Platz an den Materialschlaufen und in den Bolts der Projektkletterer erobert: gut zu clippen, gut zu halten. Der Djinn ist ein stark asymmetrischer Karabiner mit gekrümmtem Rücken.
Modell Ange S Ange L Djinn OWall Spirit
Festigkeit Gewicht Preis 20 / 7 / 9 28 10,95 € 22 / 7 / 10 34 11,95 € 23 / 8 / 9 45 7,95 € 24 / 10 / 7 68 10,95 € 23 / 8 / 9 39 8,95 €
Schnappertyp Monofil Monofil Alu mit Keylock Alu mit Keylock Alu mit Keylock
REPORT Fly
SALEWA
Auf einen Blick:
EXPRESS-SCHLINGEN UND FIXIERUNGEN
SALEWA begnügt sich bei Karabinern auf zwei einfache Grundmodelle, den Standard-Karabiner Hot G3 und den kleineren und leichten Fly. Der weist für sein Gewicht aber gute Festigkeiten auf. Beide sind jeweils mit Alu-Schnapper oder Wiregate erhältlich.
Die meisten Karabiner fristen ihr Dasein in Express- Schlingen. Mit diesen Tipps fühlen sie sich richtig wohl. Viele Karabiner gibt es mit geradem oder gebogenem Schnapper, wobei sich in letzterem das Seil etwas leichter clippen lässt, weshalb gebogene Schnapper an Exen unten (seilseitig) hingehören. Unterschiedliche Farben für den seilseitigen Karabiner und für den Karabiner, der in den Bohrhaken kommt, erleichtern das Handling. Grundsätzlich gehört in Express-Schlingen der untere Karabiner fixiert, damit hier keine Querbelastung auftreten kann.
Hot G3
Modell Hot G 3
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 24 / 8 / 8 46 7,00 € Alu mit Keylock Hot G3 Wire 23 / 8 / 8 40 7,00 € Wire mit Nase Fly 24 / 8 / 8 35 8,00 € Alu mit Keylock Fly Wire 24 / 8 / 8 30 8,00 € Wire mit Nase
SKYLOTEC
x-Clip
Auch SKYLOTEC beschränkt sich bei Karabinern auf nur zwei Modelle. Der ClipZ liegt als normalgroßer Karabiner sehr gut in der Hand und ist dank seines griffigen Längsschenkels gut zu bedienen. Der x-Clip ist die kleinere Leichtvariante von Skylotec und kommt auf nur 28 Gramm. Er kommt in sechs verschiedenen Farben.
Modell ClipZ Clip Z Wire x-Clip
ClipZ
Festigkeit Gewicht Preis Schnappertyp 25 / 9 / 9 46 9,95 € Alu mit Keylock 25 / 9 / 9 40 8,95 € Wire mit Nase 22 / 7 / 7 28 9,95 € Wire mit Nase Astro
Wild Wire
Helium
WILD COUNTRY Den britischen Hersteller WILD COUNTRY kennen Kletterer vor allem als Erfinder der Friends. Doch auch bei Karabinern ist die Firma aus dem Peak District innovativ. Ihr Helium weist einen Drahtschnapper mit einer kantenlosen Nase auf. Leicht und mit sehr guter Offen-Festigkeit ist er sowohl beim Sportals auch beim Tradklettern beliebt. Noch leichter ist der kleine Astro, besonders günstig und zugleich hochfest der Wild Wire.
Modell Astro Wild Wire Helium Electron Proton
Festigkeit Gewicht Preis 23 / 7 / 7 29 7,45 € 29 / 8 / 10 38 5,95 € 24 / 7 / 10 33 10,95 € 24 / 7 / 9 46 8,95 € 24 / 7 / 9 48 12,95 €
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Schnappertyp Wire mit Nase Wire mit Nase Clean-Wire-Nase Alu mit Keylock Alu mit Keylock
Express-Schlingen gibt es als Polyamid- oder Dyneema-Schlingen und in Längen zwischen rund 10 und 25 Zentimeter sowie in Breiten von 8 Millimeter (bei Dyneema) bis rund 23 Millimeter. Die vernähten Schlingen müssen laut Norm mindestens 22 kN halten. Bei Dyneema-Schlingen war zuletzt das große Thema, dass sie durch Alterung schneller an Festigkeit verlieren als PA-Schlingen. Wird eine alte Schlinge dann zum Beispiel beim Standplatzbau verknotet, sinkt die Festigkeit durch die Knoten noch einmal. Das kann irgendwann kritisch werden. Bei ExpressSchlingen aus Dyneema ist das aber kaum ein Problem, weil die nie verknotet werden. Den mechanischen Verschleiß muss man aber immer im Auge haben. Und natürlich die Angaben in der Gebrauchsanleitung beachten, wie lange die Schlingen bei welcher Nutzung halten. Beim harten Sportklettern, wo beim Ausbouldern der Routen häufig in die Schlinge gegriffen wird, machen kurze, breitere ExpressSchlingen Sinn. Die schmalen Dyneema-Schlingen sind schlecht zu greifen und zu halten. Dafür sind sie extrem leicht und belasten die Karabiner etwas günstiger, da im Sturzfall die Kraft näher am Längsschenkel der Karabiner auftritt.
LiveWire
Spirit
Typische Sportkletterexen – kurz und griffig – sind zum Beispiel die LiveWireQuickdraw von BLACK DIAMOND oder die Spirit-Exe von PETZL. Von EDELRID gibt es eine extrem leichte Alpin-Exe, deren schmale Dyneema-Schlinge sich sehr einfach auf die dreifache Länge verlängern lässt. Profis kennen den Trick schon eine Weile. Zur Fixierung des unteren Karabiners einer Express-Schlinge kommen Gummi-Fixierungen zum Zuge. Von PETZL stammt der String, CLIMBING TECHNOLOGY hat mit dem Fixit eine Variante entwickelt. Bei DMMs DyneemaExen ist die Gummifixierung in der Öse der Schlinge eingenäht und kaum sichtbar – und im Schadensfall auch nicht ersetzbar. String
Alpin-Exe
DMM Dyneema
Fixit
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GmbH, Düsternstraße ���, ����� Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer DE��ZZZ�����������, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von
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Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per eMail an
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Gründen formlos widerrufen. Die Frist beg innt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das WiderrufsMuster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: klettern, Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-9900, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: klet
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TESTIVAL GEPRÜFT & GEWOGEN AUF EINEN BLICK TENAYA IATI
Sensibel und sehr präzise, vorne gut pointiert; bequem durch gute Passform und Neoprenzunge oben; leicht zu schließen; gute Spannung; sehr vielseitig Beim einem Testschuh löste sich der runde Velcro-Patch von den Verschlussriemen (die gibt es aber als Ersatz vom deutschen Vertrieb)
H L U N G Obermaterial: Leder und Synthetik E M P F E 6 Sohle: Vibram XS Grip (3,5 mm) 2 / 2 0 1
FLOTTER TRETER Frisch aus Spanien kommt der IATI in die Läden.Wir haben ihn direkt in seine Heimat zurückgebracht und dort ausgiebig getestet. Die offensichtliche Frage lautet: Wenn Alex Megos mit dem IATI 8c+ erstbegehen und 9b punkten kann (siehe Seite 78), kann ich es dann auch? Die offensichtliche Anwort: Nein, leider nicht. Aber es liegt nicht am Schuh! Der kann es. Nur halt nicht mit mir.
Der IATI ist Tenayas jüngster Sprössling, und er ist wohlgeraten: Mit einer Mischung aus Leder und Kunstleder, der Neoprensocke und und der sauber sitzenden Ferse ist er bequem, ohne an Performance einzubüßen. Dank seiner asymmetrischen Form und star-
AUSPROBIERT
ICEBREAKER ATOM LS ZIP HOOD Ob zum Bouldern, für Skitouren oder nur für kuschelige Momente: Das Atom LS Zip Hood ist warm und wunderbar weich. Dafür sorgt das RealFleece 200 Lightweight, bei dem ein Nylonkern von angerauten Merinofasern ummantelt wird. Vier Prozent Lycra lassen die schlanke Jacke jede Bewegung klaglos mitmachen, wenn nötig, finden die Hände in zwei RVTaschen Asyl und Wärme. Eine Brusttasche und Daumenlöcher runden das Portfolio ab. Preis: 189,95 €
70 klettern
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Konstruktion: Velcroslipper, stark asymmetrisch, starker Downturn; RB Range X Technology für dauerhafte Spannung im Schuh Verschluss: ein Velcropatch an zwei schmalen, verstellbaren Riemen Gewicht: 540 Gramm (Paar Gr. 41,5) Größen: UK 1 bis 13 (halbe Größen) Preis: 139,95 Euro Internet: tenaya.net
kem Downturn fühlt er sich in steilem Gelände sehr wohl. Der IATI ist eher weich und sensibel, schafft es aber dennoch, auch auf kleinen, schmierigen Leisten sauber und mit Druck zu stehen. Selbst auf Platten und Slopern fühlt er sich pudelwohl. Sein Verschluss ist, einmal eingestellt, schnell zu öffnen und zu schließen und hält den Schuh sauber am Fuß. Fazit: Prima Schuh, der sich in jedem Gelände wohlfühlt, auch beim Bouldern. Vorausgesetzt, man bringt etwas Zehenkraft mit. rs
ADIDAS TERREX BOOST GTX Leicht, robust und bequem – wünscht man sich gemeinhin als Eigenschaften für einen Zustiegsschuh. Adidas vereint alle drei imTerrex Boost und setzt noch eins drauf. Die Sohle von Continental sorgt für einen sehr guten Grip auf Fels, feuchtem Untergrund und auch auf Schnee. Die Konstruktion des Schuhs stützt den Fuß sehr gut, eine Gore-Membran macht ihn wasserdicht. Auch als Laufschuh gibt der Terrex Boost dank der ausgezeichneten Dämpfung eine gute Figur ab. Nur eine Schlaufe an der Ferse fehlt. Preis: 179,95 €.
THE YOUNG SAVAGES Opulenter Bildband über die junge Kletterelite von Claudia Ziegler H L U N G E M P F E 6 2 / 2 0 1 Seile von Skylotec
EINFACH DREIFACH Zwei Seile aus dem 2016erProgramm von Skylotec haben wir in den letzten Wochen eifrig beklettert. Beiden gemein: Ein sehr gutes Handling und eine hohe Abriebfestigkeit auch im scharfkantigen Kalk von Griechenland oder Spanien. Das Ground-up 9.1 erfüllt die Normen für Einfach-, Halb und Zwillingsseile und eignet sich dadurch sowohl als leichtes Seil zum
Sportklettern als auch für den alpinen Einsatz im Doppelstrang. Sein Kollege Solid Bico 9.8, ein typisches, modernes Einfachseil zum Sportklettern, bietet einen guten Kompromiss zwischen Gewicht und Haltbarkeit und als Sicherheitsplus einen Designwechsel in der Seilmitte. Die Complete Shield Imprägnierung schützt bei beiden Seilen Mantel und Kern vor Wasser und Schmutz. Fazit: Bestes Handling für Sportklettern und mehr: zwei äußerst robuste Topseile. vl
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Zertifizierung: Dreifach Seildurchmesser: 9,1 mm Normstürze: 5/17/42 Fangstoß: 9/6,9/11,1 kN Mantelverschiebung: 0,3 mm Dyn. Dehnung: 29/27/24% Meter-Gewicht: 56 Gramm Preis: 249,95 Euro (70 m) SKYLOTEC SOLID BICO 9.8
Zertifizierung: Einfachseil Seildurchmesser: 9,8 mm Normstürze: 9 Fangstoß: 7,1 kN Mantelverschiebung: 0 mm Dynamische Dehnung: 35% Meter-Gewicht: 64 Gramm Preis: 229,95 Euro (70 m) Internet: skylotec-sports.com
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Dann schlägt die Stunde des Cold Forge Hoody. Gefüllt mit einer Mischung aus 30 Prozent Kunstfaser und 70 Prozent imprägnierter Gänsedaune bietet die Jacke ein sehr gutes WärmeGewichtsverhältnis. Vor allem Dank der voluminösen, sehr gut anpassbaren Kapuze, die auch über Kletterhelme passt. Der Kragen und die beiden Außentaschen sind mit einem Microfleece gefüttert. Praktisch: In den beiden oben offenen Einwurftaschen auf der Innenseite lassen sich Handschuhe oder Skitouren-Felle blitzschnell verstauen. Der Schnitt des Cold Forge Hoody ist sehr körpernah. Die Bewegungsfreiheit wird dadurch zwar nicht behindert, wer allerdings vorhat, die Jacke mal am Stand über mehrere andere Bekleidungsschichten zu ziehen, sollte sie eine Nummer größer als üblich wählen. vl
Skitouren vom Allgäu zu den Ötztaler Alpen
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Alpinv er lag
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MINIGUIDE
KLEIN UND SEHR FEIN Der Mont Ventoux in der Provence ist Fans der Tour de France natürlich ein Begriff. Doch man kann hier mehr, als nur in die Pedale zu treten. Text und Fotos:
RALPH STÖHR
Über viele kleine Löcher zum ganz großen: Luke Ward in der Drei-SterneRoute Un nouveau Monde right (7b+) in Malaucène. 72 klettern
Nichts gegen die Wände von Saint Léger, aber der eine oder andere Griff wackelt da ja doch einmal. Unlängst ist gar ein halber Pfeiler aus einer Wand gebrochen. Die B löcke mit den Bolts drin liegen jetzt am Wandfuß. Derlei ist in Malaucène und der Combe Obscure praktisch ausgeschlossen, denn in beiden ist der Kalk unglaublich kompakt. FÜR GENIESSER UND SPORTLER
Im Herbst zeigt sich die Provence von ihrer schönsten Seite. Vor dem Mont Ventoux sind ganz schwach die Felsen von Malaucène auszumachen.
on der Stirne heiß rinnt der Schweiß direkt in die zusammengekniffenen Augen. Die Adern an den Schläfen sind zum Platzen gespannt, die völlig übersäuerten Muskeln schmerzen zwar, doch der Körper hat längst auf Autopilot geschaltet und macht einfach weiter. Die letzten Meter sind immer die härtesten. Ich betrachte den abgekämpften Radler, der gerade dem Gipfel des Mont Ventoux zustrebt, mit einem Anflug von Mitleid und hoffe, dass es ihm nicht geht wie dem Engländer Tom Simpson. Der fiel hier 1 967 am Ende einer besonders anstrengenden Etappe – 211 Kilometer von Marseille über Carpentras bis auf den Mont Ventoux – erschöpft vom Sportgerät. Seine letzten Worte waren: „Setzt mich wieder auf mein Rad!“ Wenig später starb er im Hubschrauber auf dem Weg ins Krankenhaus. Der berühmte belgische Rennradler Eddy Merckx musste drei Jahre später am Gipfel des Mont Ventoux mit Sauerstoff betankt werden, um nicht auf Tom Simpsons Spuren zu wandeln. Immerhin: Er war als erster oben. Zum Glück, denke ich mir, ist das Klettern an diesem Berg doch wesentlich entspannter als das Hochradeln. Aber der eine bervorzugt halt dicke Oberschenkel, der andere dicke Unterarme. Jeder, wie er will. Der 1912 Meter hohe Mont Ventoux ist als westlichster Vorposten der Alpen in Südfrankreich nicht nur ein markanter und weithin sichtbarer Berg – rundum findet sich weit und breit keine ähnlich dominante Erhebung –, sondern als regelmäßiges Etappenziel bei der Tour de France ein bei
Die Combe Obscure ist dabei das freundlichere der beiden Gebiete. Der Fels ist geneigt bis senkrecht, plattig mit großen Löchern als Griffen und bekommt viel Sonne ab. Zudem gibt es viele Routen in den Graden 5 und 6a, und Wege wie Et Moi alors (5), ein griffig-rauer Plattenspaß, oder Le Chandelier (6a+) mit seinem kurzen, kraftigen
Ich hoffe, dass es dem Radler nicht geht wie Tom Simpson 1967. Dessen letzte Worte waren: „Setzt mich wieder auf mein Rad!“ Radfahrern extrem begehrter Gipfel. Die Strecke von der Ortschaft Malaucène, westlich am Fuß des Mont Ventoux gelegen, beträgt nur knapp 20 Kilometer, bietet auf dieser Strecke aber fast 1600 Höhenmeter Anstieg mit bis zu 12 Prozent Steigung. Kurzum: eine echte Herausforderung. Wer sie meistert, darf in einem der vielen Bikeshops in Malaucène dann das T-Shirt kaufen und tragen, das ihn als Mont-VentouxBezwinger ausweist. DIE ALTERNATIVEN ZU SAINT LÉGER
Die Radler sind nicht die einzigen Sportler, die am Mont Ventoux bis zur Erschöpfung glücklich werden. Auch Kletterer frequentieren die Hänge des Mont Ventoux seit etlichen Jahren mit großer Begeisterung. Am bekanntesten wurde das Klettergebiet bei Saint Léger. Im Tal des Toulourenc auf der Nordseite des Mont Ventoux gelegen, bietet ein langgezogenes Felsband vor allem den Hardmovern ein reiches Betätigungsfeld. Wer sich in den Graden ab 6c aufwärts sicher bewegt, findet hier gut 300 Routen. Kleiner und weniger bekannt sind die Felsen direkt bei Malaucène und die Wände der Combe Obscure auf der Südseite des Mont Ventoux. Wobei beide Gebiete die fehlende Größe – es finden sich hier pro Gebiet jeweils nur 50 bis 60 Routen – mit überragender Felsqualität wettmachen.
Überhang am Ende, bekommen ihre Sterne im Kletterführer nicht umsonst. Für Hardmover gibt es dann noch eine Handvoll Routen zwischen 7a und 7c. Allerdings sind auch die bestenfalls senkrecht und sehr kleingriffig, bieten also nichts das ideale Gelände für Kraftmeiereien.
Großartige Lochkletterei bietet Mon Elle du Désir (6b+) in Malaucène.
klettern 73
Der Trip auf den Mont Ventoux lohnt sich. Bei klarem Wetter ist die Aussicht in alle Richtungen überwältigend.
Elke Walz genießt in Papillon (6b, Malaucène) einen Klettertraum in grau und gelb.
Was den Gebieten im Süden und Westen des Mont Ventoux an Größe fehlt, machen sie mit überragender Fels qualität wieder wett An den beiden Felsrriegeln von Malaucène ist ein bisschen rohe Power dagegen ganz nützlich. Die sind zwar auch nicht brachial steil, aber es gibt doch einige überhängende und zum Teil auch sehr griffige Routen. Bestes Beispiel ist Cayenne, eine henkelige, aber sehr anstrengende 6c+. Meist herrschen aber kleine Löcher und Leisten vor wie in der Parade-Linie von Un nouveau Monde (7b+). Abgesehen von einer guten Handvoll Aufwärmtouren zwischen 4 und 6a spielt sich in Malaucène praktisch alles zwischen 6b und 8b ab. Die kompakten Wände, die sehr ruhig in einem lichten Wald liegen und einen herrlichen Ausblick bis zu den Dentelles de Montmirail im Südwesten bieten, bekommen vom frühen Nachmittag bis zum späten Abend Sonne. An kurzen, kalten Wintertagen reicht das allerdings kaum, um den Fels aufzuwärmen. Von Frühjahr bis Herbst passt aber alles, und wenn man dann im Licht der untergehenden Sonne vom Fels zurück zur Straße kommt, kann man den letzten Radlern bei der Abfahrt zuschauen – das wäre der Teil der Mont-Ventoux-Herausforderung, der mich auch mal reizen würde. DIE ALTERNATIVEN ZU SAINT LÉGER
Statt Radeln und Klettern lässt sich an einem Ruhetag hier Provence pur genießen. Malaucène ist eine mittelalterliche Ortschaft mit engen, verwinkelten Gassen, die sich um einen Sandsteinhügel winden, auf dem einst ein Fort stand. Der Hügel ist heute ein wunderbarer Aussichtspunkt mit großartigem Blick über die Dächer Malaucènes zum Mont Ventoux. Der bietet natürlich noch einmal ein anderes Kaliber von Aussicht: im Norden und Osten die Alpen, im Westen die Cevennen, im Süden das Mittelmeer, im Südwesten die Pyrenäen – spektakulärer geht es kaum. Wer sich den Gipfel erlaufen möchte, kann auf halber Höhe beim Skiressort starten und in rund eineinhalb Stunden einem schönen Wanderweg zum höchsten Punkt folgen. Wer einfach nur ruhen und bummeln will, kann die römischen Ruinen in Vaison-la-Romaine oder das Château du Barroux besichtigen. Kurzum: Einem erfüllten Kletterurlaub steht nichts im Weg. 74 klettern
INFO
Die Felsriegel von Malaucène leuchten im Abendlicht.
Purer Genuss: Jörg Pross in Et Moi Alors (5).
AM FUSSE DES MONT VENTOUX Alle wichtigen Details zu den Klettergebieten von Malaucène und Combe Obscure. Anfahrt: Malaucène liegt in der
Provence und auf der Westseite des Mont Ventoux. 20 Kilometer südlich davon liegt Carpentras, 20 Kilometer nördlich Buis-lesBaronnies. Die nächste größere Ortschaft, Vaison-la-Romaine, ist rund 10 Kilometer entfernt. Die Anfahrt erfolgt über die Autobahn A7 (Lyon-Marseille) bis Bollène, dann folgen noch rund 40 Kilometer Landstraße.
Malaucène kostete im Winter 2015/16 ab 154 Euro pro Woche. Dafür gibt‘s ein Dach überm Kopf, ein Schlafzimmer, eigenes Bad und ein Wohnzimmer mit Küche (buchbar über casamundo.de oder fewo-direkt.de). Klettern: Die Felsen von
Malaucène – genau genommen heißen sie Rochers du Groseau –
ABSEITS DER PISTE In einem ruhigen, kleinen Tal versteckt sich die Combe Obscure. Die Combe Obscure – die „versteckte Nische“ – liegt auf der Südseite des Mont Ventoux oberhalb der Straße D19, die von Malaucène nach Bédoin führt. Die idyllisch gelegenen Felsen sind von der Straße in rund 15 Minuten zu erreichen. An zwei bis zu 35 Meter hohen Wänden sind hier über 50 Routen eingerichtet, die französischen Klettergenuss par excellence mit vielen Routen im fünften und sechsten Franzosengrad bieten. Der Fels ist plattig kompakt, weist aber dennoch viele gute Griffe auf.
Führer: Die Gebiete von Saint
Léger, Malaucène und die Combe Obscure sind im englisch-sprachigen Rockfax-Führer „France – Haute Provence“ beschrieben. Der ist unter klettern-shop.de für 29,90 € erhältlich.
Die obere Wand von Combe Obscure.
Die Felsen im Überblick
Unterkunft: Bei Malaucène bie-
tet der Camping le Bosquet von April bis Oktober 80 Stellplätze für Zelt und Wohnmobil (Tél. : 33 (0)4 90 65 29 09, E-Mail:
[email protected]). Vom Zeltplatz gelangt man in wenigen Minuten zu den Felsen. Jenseits der Hauptsaison sind aber auch Ferienwohnungen in den französischen Feriensiedlungen sehr günstig zu haben. Die kleinste Wohnung in der Anlage „Les Mazets du Ventoux“ in
bieten klassisches S portklettergelände, gut eingebohrt, mit festem Fels und abseits der Straße. Der Wandfuß ist mehr oder weniger eben und kindertauglich. Der kurze, aber steile Zustieg von der Straße dauert rund 10 Minuten. Es gibt insgesamt rund 65 Routen an zwei breiten, rund 25 Meter hohen Felsriegeln. Neben den erwähnten Felsen von Saint Léger, Malaucène und der Combe Obscure gibt es noch einen steilen Felsriegel bei Mollans-sur-Ouvèce mit rund 100 Routen, an dem Adam Ondra unlängst die Erstbegehung der 9b-Route C.R.S. gelang.
Nyons
4
Orange
D5
Pierrelongue Mollans-sur-Ouvèze
Vaison-la-Romaine D977
Eygaliers
D40
Saint-Léger-du-Ventoux
Entrechaux 3
Brantes
D13
Beaumont-du-Ventoux Malaucène
1
Mont Ventoux D974
D938
1
2
2
Le Barroux Bédoin Carpentras
Malaucène Combe Obscure 3 Saint Léger 4 Mollans
Die untere Wand von Combe Obscure.
D13
klettern 75
UPDATE FELS & EIS
FRISCHER FELS auf Teneriffa Die Erschließer auf der größten Kana- reninsel waren fleißig. Planeta Zarza ist die jüngste Frucht ihrer Arbeit.
A
ls ich zum ersten Mal in dieses neue Klettergebiet kam, war ich überwältigt von den zahlreichen Möglichkeiten, die der Fels dort bietet. Vor meinem inneren Auge sah ich schon spannende Bewegungen und knifflige, technische Klettereien auf mich zukommen. Unglaublich schön ist die Vielfalt an Routen, die den Sektor auszeichnen: Platten, Risse, Leisten, Sloper, Überhänge und kleine Dächer. Und das Wunderbare daran ist, dass man diese große Abwechslung auch innerhalb der einzel76 klettern
nen Touren findet. Circa 30 Routen sind bereits eingerichtet. Viele schöne Linien warten noch darauf, eingebohrt und begangen zu werden. An einem sonnigen Tag kämpfte ich mich durch die Pflanzen zum Einstieg einer phantastischen, noch nicht eingerichteten Platte, die mich durch ihre Höhe und ihre tiefrote Farbe anzog. Dabei bekam ich zu spüren, warum der Sektor Planeta Zarza, „Planet der Dornen“ heißt: Meine Füße waren völlig aufgekratzt. Erik, der den Großteil der Routen dort
bisher eingebohrt hatte, erzählte mir, dass er sich mit ein paar Freunden durch Zufall gerade an diesen Felsen in den Canyon hinunter abgeseilt und dabei das große Potenzial der Wände entdeckt hatte. Am Wandfuß wurden sie allerdings von der Realität erwartet. Unmengen an Dornen rankten vom Boden aus am Fels hoch. Nun begann die Verhandlung mit den Dornen, die die Felsen so lange vor den Kletterern verschlossen hielten. Letztlich waren sie damit einverstanden, sich zurückschneiden zu lassen, wenn sie im Namen des Sektors verewigt werden würden.
FREIWILLIG E VOR
Planeta Zarza ist nur eines der neuen Sportklettergebiete auf Teneriffa. Im Südosten der Insel entstehen eine Menge Routen in komplett neuen Gebieten wie etwa La Fuente und Tamadaya oder in bereits bestehenden Gebieten wie Arico Arri ba. Wer einmal auf Teneriffa war
Planeta Zarza ist ein weiterer kleiner Canyon auf Teneriffa: Ian Marcelo in Guajolote (7a). Ganz frisch: Rafa Parrao muss in Canarian Creek (7a+) noch den Bohrstaub wegblasen.
Übersicht und Zugang: Planeta Zarza
Planeta Zarza
El Contador Ortiz Arico Viejo
P
TF-28
Los Naranjos
Villa de Arico
El Contador
TF-629 P
Klettern auf Teneriffa heißt Sonne und eisenfester Basalt: Ian Marcelo in Chuanegele (6c+).
und sich mit Kletterer-Augen umgesehen hat, hat sicher noch Unmengen an wunderschönen Felsen entdeckt. Die Gebiete müssen nur mit Geduld und Gefühl so eingerichtet werden wie Planeta Zarza. Jedenfalls gibt es noch Fels genug für Erschließer und alle, die es werden wollen. Sarah Schröder
El Río
Rund um Arico im Süden von Teneriffa schlägt das Herz des Kletterns auf der Insel des ewigen Frühlings. Da wundert es nicht, dass hier neue Sektoren wie Pilze aus dem Boden schießen. Seit unserem Artikel in klettern 1/2015 ist mit Planeta Zarza ein weiterer lohnender Sektor dazu gekommen Anfahrt und Zustieg: Von der Autobahn TF-1, nimmt man die Ausfahrt Nr. 42 „Villa d’Arico-Abades“ und fährt auf der TF-629 in Richtung Arico bis zum Kreisverkehr. Dort die zweite Ausfahrt raus und auf einer leicht ansteigenden Straße am Tenerife Climbing
TF-1 42
Abades
TF-28
House (www.tenerifeclimbinghouse.com) und dem Roxtore Klettergeschäft sowie an einem großen Parkplatz auf der linken Seite vorbei. Man folgt dem Straßenverlauf in Richtung Arico-Ortiz. Zwei Minuten, nachdem man die Or tschaft verlassen hat, geht es einen stärkeren Anstieg in einer S-Kurve hinauf. Direkt hinter der Kurve links parken. Gegenüber beginnt ein Pfad (Steinmann). Man folgt dem Pfad rund fünf Minuten hinab in den Canyon. Unten angekommen links haltend sind nach weiteren 100 Metern die Einstiege erreicht.
1. Comando Conejo (6a, Trad); 2. Big Fantasy (6c+); 3. One way (V+, Trad); 4. Vía de Marta (7a); 5. Babylon (7b+); 6. Menage a trois (6c); 7. La guillotina (6b+); 8. Cactus rythm (6a); 9. Planeta Zarza (6a); 10. Chuanegele (6c+); 11. El tesoro (6a+); 12. A simple vista (7a); 13. Fantasy (6b+, Trad); 14. Bavaresing (V, Trad); 15. Red hot (6b); 16. Sudor parrao (7a); 17. Canarian creek (7a+); 18. Puro marketing (7b); 19. Plaquintosh (6b); 20. Y ahora qué (6c); 21. Guajolote (7a); 22. El Grandote (6a+); 23. Simbiosis (6b+); 24. Gofio Canario (7b)
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KALYMNOS Kein Ende in Sicht: Die Klettertrauminsel bietet aktuell 2700 Routen, auf 65 Sektoren verteilt. Damit hat sich die Anzahl der Routen im Vergleich zur vorherigen Auflage des sehr gut gemachten Führers um 1000 erhöht. Der Kauf lohnt sich also, und eine App gibt es noch dazu. (40,00 €).
SIZILIEN Dass Klettern auf Sizilien nicht nur San Vito heißt, beweist die vierte Auflage des Führers eindrucksvoll. Das wichtigste Gebiet der Insel nimmt gerade mal 140 der über 500 Seiten ein. Überall werden neue Felsen erschlossen, die sich aktuell auf knapp 100 Gebiete summieren (35,00 €).
BRIANÇON CLIMBS Das Val Durance mit dem Städtchen Briançon hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Sommerkletterziel entwickelt. Kein Wunder, liegen hier doch Granit, Kalk und Konglomerat, Bouldern, Sportklettern und alpine Routen in 78 Gebieten eng beieinander (34,00 €).
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ÖTZTALER ALPEN Mit 224 Seiten hat die drit- Die Ötztaler Alpen bieten te Auflage des Boulderfüh- in den Ostalpen die meisrers kräftig zugelegt. Entten Gipfeln jenseits der halten sind alle bekannten 3000-Meter-Marke. WildGebiete auf dem neuesten spitze, Similaun und WeißStand sowie eine ganze Rei- kugel stehen ganz oben auf he neuer Spots. Absolutes der Wunschliste vieler SkiHighlight ist dabei Hinter- bergsteiger. Der neue Fühstein, mit rund 700 Proble- rer von Panico liefert dazu men das größte Boulderge- nun alle notwendigen Inforbiet Bayerns (25,00 €) . mationen (34,80 €).
klettern 77
UPDATE FELS & EIS
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KURZ VOR DEM GONG Alexander Megos beendet in Spanien das Jahr 2015 mit seiner ersten 9b. Nachdem unsere letzte Ausgabe ausnahmsweise MegosMeldungs-frei war, lässt uns der 22-jährige Franke diesmal keine Wahl. In Margalef punktete er seine bislang schwierigste Route: First Round, First Minute (9b), 2011 von Chris Sharma erstmals bezwungen. Danach boxte sich nur noch Adam Ondra durch, alle anderen Anwärter hingen vorzeitig in den Seilen. Alex setzte seinen entscheidenden Angriff in der 12. Runde des Jahres kurz vor dem finalen Gong – der Durchstieg glückte ihm an Silvester im letzten Versuch des Tages. 2016 startete er dann mit einem frühen Sieg nach Punkten über First Ley (9a+), dazu knockte er zwei Projekte (9a und 8c+) aus.
s o r t a M d n u m i a R , ) d l i B . r g ( r e l b E a l e i n a D : s o t o F
Boulder 2011 nach der ersten Wiederholung auf 8C ein. Altmeister Steve McClure (45) verbrachte den Jahreswechsel im spanischen Chulilla und kletterte ein Dutzend Routen ab 8a aufwärts onsight – darunter Taka Okame (8b+). Und gab sich bescheiden: „Angesichts der aktuellen Leistungen im Klettern sind meine nicht erwähnenswert.“ Wir finden: Sind sie doch!
MOVES & MORE • Auch Jimmy Webb startete stark ins neue Jahr. Im Boulder Canyon, Colorado, holte er sich eine der seltenen Wiederholungen von The Game (8C). Daniel Woods hatte sein Problem 2010 mit 8C+ bewertet. Carlo Traversi fand 2011 eine bessere Lösung und schätzte den
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Alex Megos bei der Erstbegehung von Hostia, no PUC (8c+) in Margalef. 78 klettern
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Nr. 1719
Nr. 1289
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VAL CALANCA BOULDERING Der Führer lüftet die Bouldergeheimnisse des Calanca Tals bei Bellinzona. Die abwechslungsreichen Blöcke liegen auf einer Meereshöhe von 600 bis 2300 Meter und bieten Probleme für jeden Geschmack und jede Jahreszeit. Nr. 1496
34,90 Euro
SWISS BLOC 1 In den Schweizer Alpen schlummert ein riesiges Blockpotenzial und wartet darauf, entdeckt zu werden. Der Führer beschreibt 12 Topspots vom Magic Wood über den Grimselpass bis hin zu Kandersteg und Goppenstein. Nr. 1417
32,00 Euro
40,00 Euro
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WINTERSPORT BOULDERN Bouldern wird immer beliebter und ist
die optimale Trainingsform für die kalte Jahreszeit (siehe Artikel auf Se ite 54). Im klettern-shop führen wir nicht nur jede Menge Gebietsführer, sondern auch Lehrbücher zum Thema. Hier eine kleine Auswahl der besten Lehrbücher fürs Bouldern, mehr auf unserer Onlineseite. 1612 Gimme Kraft € 29,90 1410 Lizenz zum Bouldern € 23,95 1245 Besser Bouldern € 19,90 1546 Klettern und Bouldern € 14,95
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KEILE CONTRA LANGEWEILE SCHARFES ENDE JACOPO LARCHER WAR ZULETZT IM TRAD-FIEBER: MIT CAMS UND KEILEN KLETTERTE ER EINE HARTE TRAD-ERSTBEGEHUNG IN ITALIEN, IN BÜRS WIEDERHOLTE ER PSYCHOGRAMM (8b+). WIESO, WESHALB, WARUM? STEHT HIER. enn Klettern nur einen Aspekt hätte, würde es mir wahrscheinlich langweilig werden oder mir würde die Motivation irgendwann ausgehen. Ich habe 10 Jahre meines Lebens damit verbracht, in Hallen zu trainieren, Sportklettern zu gehen oder an Wettkämpfen teilzunehmen. Bis ich ei nes Tages feststellte, dass ich etwas ändern musste, um weiter richtig motiviert zu bleiben. Es war nicht so, dass mich Klettern insgesamt langweilte, ich fühlte nur den Drang, etwas Neues auszuprobieren. Zum Glück gibt es viele unterschiedliche Spielarten des Kletterns, die dich auf ganz unter-
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schiedliche Weise fordern. So bin ich beim Trad-Klettern gelandet. Ich suchte nach etwas Neuem, und beim Trad-Klettern fand ich genau, was ich gesucht hatte: ein komplexeres Spiel als das Sportklettern, eines, bei dem der mentale Aspekt wichtiger ist und bei dem du dich mit deinen Ängsten und den möglichen Folgen deines Tuns intensiver auseinandersetzen musst. An mir selbst zu arbeiten und mit den Adrenalin-Schüben umgehen zu lernen, war genau, was ich gebraucht hatte, um die Motivation hoch zu halten. Irgendwie war es, als ob ich mit dem Klettern neu begonnen hätte. Ich fühlte mich wie ein Anfän-
LAPOTERAPIA ist eine knapp 25 Meter hohe Route im Grad 8c in Osso in Italien. Eingebohrt wurde sie vor Jahren von Maurizio Pellizzon, erstbegangen dann 2012 von Alessandro Manini. Der italienische Top-Kletterer Gabriele Moroni wiederholte sie 2013 und bestätigte die Bewertung. Ende November 2015 war ich zufällig in Osso, und dieser Riss interessierte mich. Mir war gleich klar, dass das im Trad-Stil gehen würde, aber ich hatte die Keile nicht dabei. Also kletterte ich die Route mit den Bohrhaken zur Absicherung und machte die dritte Begehung. Ein paar Tage später kam ich mit meiner ganzen Ausrüstung zurück und seilte mich erst mal über die Route ab, um zu sehen, wo welche Keile oder Cams passen würden. Bis zum vierten Bohrhaken geht gar nichts, deshalb „sicherte“ ich den unteren Teil mit zwei Crashpads. Vor der ersten Crux liegt dann ein kleiner, aber guter Cam, im Rest einige Micro-Cams. Das Härteste war schließlich, von schlechten Griffen aus die Sicherungen vor der Schlüsselstelle zu legen. Dann musst du lange wegklettern, ehe du wieder was legen kannst. Ich stürzte zwei mal am Ende der harten Passage, ehe ich die Route beim dritten Versuch schaffte. 80 klettern
ger. Daneben gefällt es mir einfach, dass du beim Klettern an „natural gear“, also mit selbst gelegten Sicherungen wie Keilen oder Cams, nichts am Fels zurück lässt. Außer dem Chalk bleiben keine Spuren von dir zurück. Du musst dich an den Fels, an die Gegebenheiten der Natur anpassen, ohne sie zu verändern. Was die Angst wegen der Absicherung angeht: Das Schwierigste war (und ist immer noch), sich an Keile und Co. zu gewöhnen, zu verstehen, wieviel sie halten, und ihnen zu vertrauen. Wobei das am Ende immer davon abhängt, wie ich mich im Moment der Begehung gerade fühle. In den letzten Wochen war ich mir sehr sicher bei allem und hatte großes Selbstvertrauen beim Klettern. Und das war wohl der Schlüssel zu meinen letzten Erfolgen. Während solcher Phasen arbeite ich sehr viel an meiner Selbstsicherheit und meiner Einstellung. Ich visualisiere die Routen immer wieder und arbeite an meiner Atmung. Das hilft mir dabei, das richtige Level an Sicherheit und Vorbereitung zu bekommen, bevor ich mich auf eine harte Begehung einlasse. Ich kann das nicht das ganze Jahr über machen, aber manchmal (und immer öfter) verspüre ich den Drang nach solchen Phasen. Es ist nicht etwas, was ich plane, sondern etwas, worauf ich einfach große Lust verspüre. Es ist schwer, das zu beschreiben. Es gibt Phasen, wo ich Angst i n ganz blöden Situationen habe, und das ärgert mich. Und es gibt Phasen, in denen ich bereit bin, etwas zu riskieren, und mich immer sicher dabei fühle. Das ist das Schöne am Klettern: Es gibt immer etwas anderes zu tun, wenn du eine Abwechslung brauchst. Wenn ich mich nicht bereit fühle und keine Lust zum TradKlettern habe, kann ich Bouldern oder Sportklettern. Und natürlich anders herum. Für mich ist das der Schlüssel dazu, immer motiviert zu sein für das, was ich tue. Jacopo Larcher, Jahrgang 1989, stammt aus Meran
in Südtirol. Als Elfjähriger kletterte er zum ersten Mal, seither hat er sich zum Kletterprofi mit einer kleinen Vorliebe für Risse und Tradrouten entwickelt. Seine Freundin Barbara Zangerl und er kletterten im Herbst 2015 die Route El Niño (5.13c) am El Capitan gemeinsam frei.
r e r e d l e F y k i R : s o t o F
PETER MACHT
SCHLUSS PETER BRUNNERT, 1957 in Hildesheim
geboren, beschloss 1972, Bergsteiger zu werden, was ihm nur in Ansätzen gelang. Immerhin lernte er in seiner Anfangsphase noch dei Kunst der Kommunikation am Fels.
Klimawandel Zwischen Barbies und Schlappseilschlaufen: Modernes Klettern ist manchmal anders.
PSYCHOGRAMM (8b+) sah ich zum ersten Mal, als ich Beat Kammerlanders Prinzip Hoff- nung (8b/8b+, eine Trad-Route an der Bürser Platte in Vorarlberg) versuchte. Ich sicherte Alex Luger einige Male bei seinen Erstbegehungsversuchen in Psy- chogramm. Die Route reizte mich, aber ich fürchtete mich erst ein bisschen, weil sie noch gefährlicher als Prinzip Hoffnung sein soll. Ein Jahr später versuchte ich sie erstmals im Vorstieg, stürzte aber zwei Mal und gab dann auf – die Klettersaison war zu Ende. Nach meiner Begehung von Lapoterapia beschloss ich, Psychogramm noch mal anzuschauen. Normalerweise brauchst du in der Route zwei Sicherer – für jedes Seil einen –, weil das die Chance verringert, auf den Boden zu fallen, sollte der kleine Keil an der Schlüsselstelle rauskommen. Aber ein zweiter Sicherer war schwer zu finden und ich war mir wirklich sicher, nicht an der falschen Stelle zu stürzen, also kletterte ich mit nur einem Sicherer. Ich fühlte mich gut, aber am Ende der Crux rutschte mir der Fuß weg und ich stürzte, jedoch ohne böse Folgen. Am nächsten Tag startete ich wieder und schaffte die Route gleich beim ersten Versuch. Neben der Begehung macht mich vor allem glücklich, dass ich mich im Vergleich zu früheren Jahren mental stark verbessert habe. Das hat mir wirklich Spaß gemacht.
Sicher erwartet ihr im Februar-Heft einer Kletterzeitschrift von einem der Satire zugetanen Kolumnisten ein chilischarfes Kletterhallen-Bashing. Aber ihr erlebt ja diesen Indoor-Irrsinn selber täglich – und satirischer als die Wirklichkeit zu sein, ist ein mühsames Geschäft, glaubt mir. Ich möchte stattdessen lieber draußen bleiben und ein paar kritische Gedanken zum Klimawandel loswerden, genauer gesagt zur lokalen Erkaltung in unseren Klettergebieten. Noch nicht bemerkt? Nun gut, vielleicht seid ihr noch jung und haltet das, was da an unseren tapferen kleinen Mittelgebirgsfelsen abgeht, für normal. Mich hingegen fröstelt’s. Beispiel gefällig? An einem schönen Spätsommer-Sonntag waren meine Liebste und ich kürzlich in den südlichen Ith zum Klettern gefahren. „Selber schuld!“, höre ich einige Eingeweihte zu Recht feixen. An einem beliebten Felsen mit vielen schönen Klassikern hingen in den 6 Routen der Talseite – kein Witz – 8 Topropes, der Tippgeberchor am Wandfuß quakte unablässig. Klar, dass wir dort nicht bleiben wollten. Aber selbst das Nichtdort-bleiben war eine echte Herausforderung. Es galt, Kinderkrabbeldecken zu überqueren, ohne auf Legosteine oder halbnackte Barbies zu treten, unter einer Hängematte mit Drillingen hindurch zu schlüpfen und sich furchtlos an unangeleinten, grimmig knurrenden Rucksackbewachern vorbei zu mogeln. Mein trotzig-freundliches „Guten Tag!“ blieb unerwidert, nur einer der offenkundig freudlosen Halbautomaten drehte kurz den Kopf zu mir und ließ eine knappe, nicht zu entschlüsselnde Lautfolge aus seinem Mund entweichen, die er offenbar als Reaktion auf meinen Gruß verstanden wissen wollte. Dann wandte er sich wieder seiner unfroh vor sich hin scharrenden Partnerin zu. Wir erreichten den Nachbarfels: Ein Pärchen, sie stieg vor, das Schlappseil kringelte sich auf den Einstiegsblöcken, er stand mit Prismenbrille mitten auf dem Weg und quasselte die Wand vor si ch an: „Nimm mal den Fuß höher … jetzt eindrehen … rechts, nicht
links … stell dich mal richtig hin … nein, du bist zu weit rechts, das ist schon die nächste Strecke …“. Seine tapfere Gefährtin war gerade dabei, den zweiten Haken zu klin… oh, sorry ... ich meinte natürlich: den zweiten Bolt zu clippen, als ich ihn ansprach: „Äh, guten, Tag, ‚tschuldigung, dürften wir mal vorbei?“ Er zog, unbeirrt starr geradeaus blickend, zwei weitere, potenziell todbringende Meter Seil aus seinem Grigri und bat uns wortlos, aber mit einer durchwinkenden Geste, über die Schlappseilschlaufe zu treten. Wir zögerten keine Sekunde.
Was dann passierte…
Als Comiczeichner verfügt Erbse Köpf über jede Menge Phantasie. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, was in der Sekunde nach Peters Geschichtenende geschah. Mehr von Erbse gibt‘s unter www.klettercomics.de
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VORSCHAU NR. 3/2016
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DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 9. MÄRZ 2016
e Gr ü nd
a usf t e si ch h n äc d ie z u e Au sg aub n e f re
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BEST OF FRANKEN Quer durch alle Epochen und Schwierigkeitsgra- de: Diese Routen müsst ihr geklettert haben
2 FRISCHE OSTERZIELE In Griechenland und der Türkei wurde eifrig gebohrt. Wir stellen die schönsten neuen Gebiete vor
3 ANGST UND MUT Die Psychospiele des Kletterns: Wie ihr mit Mentaltraining eure Leistung steigern könnt
4 ARCO ETWAS LÄNGER Die Auswahl im Sarcatal ist gewaltig: Die besten Mehrseillängenrouten zum Einklettern
5 KLETTERHOSEN Ob Sportklettern oder Alpin: Das jeweilige Beinkleid muss Funktion bieten – und darf gut aussehen
6 BLÖCKE DOWN UNDER
k c a h l e d i e Z g r ö J : o t o F
Auch auf der anderen Seite zerrt die Schwerkraft Richtung Crashpad: ein Bouldertrip durch Australien und Tasmanien
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Falls Sie nach dem Test keine weiteren Hefte wünschen, sagen Sie spätestens 14 Tage nach Erhalt der 2. Ausgabe ab. Ansonsten erhalten Sie klettern weiterhin monatlich zu den im Impressum angegebenen Preisen mit jederzeitigem Kündigungsrecht. 82
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